Zitat von rale1966
Hallo Christian,
Und wie hätte die 103er wohl ausgesehen, wenn sich damals
die Testlackierungen der 111 068 und 111 069 durch gesetzt hätten?
So:
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Allerdings wirft die Übertragung dieses Farbkonzeptes auf die Formensprache der 103 einige Fragen auf, weswegen es mich einfach einmal gereizt hat die mit 111 068 und 069 gemachten Farbversuche - von denen ja einer in der Tat in ein neues Farbkleid der Deutschen Bundesbahn hätte münden können - zu realisieren.
Bereits beim obigen Bild lässt sich unschwer erkennen, dass sich insbesondere der einfallslos wirkende, Dynamik heuchelnde und Längsstreckung zerstörende (man vergleiche nur einmal mit den französischen Farbkleidern!) "Knick" in der weißen Bauchbinde auf Höhe der Führerstandstüren praktisch nicht mit den Lüfterbändern der 103 optisch in Einklang bringen lässt. Die erste Möglichkeit bestünde nun darin, den weißen Kontraststreifen über die untere Lüfterreihe zu legen und auch die oberen Lüfter in RAL 9002 auszuführen. Dies lässt die obere Lüfterreihe optisch unmotiviert auf der unteren zu liegen kommen, zudem noch im Unterschied zur unteren durch senkrechte rote Streifen unterbrochen, was das Auge zusätzlich stört.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Abhilfe könnte schaffen, im Unterschied zu den Vorgaben des angedachten Lackierschemas die oberen Lüfter ebenfalls in RAL 3002 zu lackieren. So beeinträchtigt kein kontrastierendes Element die beabsichtigte optische Wirkung des weißen Längsstreifens, wodurch unsere 103 optisch gewinnt. Diese Umsetzung kommt der 111 068 wohl am nähesten.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Eine andere Variante wäre: Ab in den Keller - was heißen soll, den weißen Streifen nicht nach oben sondern nach unten abzuwinkeln und unter dem Lüfterfeld hindurchzuführen. So ersparte man sich die Lüftergitter in zweierlei Farbtönen lackieren zu müssen; zudem bildet der weiße Rahmenbereich unterhalb der abnehmbaren Lokhauben eine optische Reminiszenz zur Ursprungsfarbgebung der 103.
Wiederum ganz anders sieht es aus, versucht man die "69er Farben" - sprich: das experimentelle Farbkleid der 111 069 - auf die legendäre Schnellfahrlok zu übertragen. Bilden doch bei der 111 Führerhausseitenfenster und Lüfter oben und unten in etwa eine gemeinsame Linie - bei der 103 nicht. Also sind hier wiederum mehrere Varianten denkbar:
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Eine Möglichkeit besteht darin, analog zur 111 069 nur Führerhausseitenfenster und obere Lüfterreihe mit einem blauen Band einzufassen. Führt man nun wiederum das gesamte Lüfterfeld in RAL 9002 aus entsteht der Eindruck, als würden die unteren irgendwie "freischwebend" am blauen Band hängen.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Dieser Eindruck lässt sich dadurch mildern, dass man auch hier eine Lüfterreihe im Rot des Lokkastens streicht - was aber wiederum den Nachteil von in unterschiedlich Farben lackierten Gittern mit sich bringt.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
So könnte man umgekehrt den blauen Streifen auf Lüfterfeldbreite "aufblasen" und bis nach vorne zu den Führerstandsfenstern durchziehen, wo er dieselben einfasst und unterhalb dieser in einer gefälligen Abrundung, Konturen des Lokkastens zitierend, abschließt. Diese Lackierung (nein, das ist nicht SBB Cargo!) träfe noch am ehesten meinen persönlichen Geschmack.
Was mich zum Fazit bringt das da für mich lautet: So kann man Loks lackieren, muss man aber nicht. Nach all' der Arbeit muss ich mir eingestehen dass sich mein Bedauern hinsichtlich des Umstandes, dass keines der beiden Konzepte "in Serie" ging in Grenzen hält. Beim Blick zu unseren Nachbarn - oder auch schlicht nur beim Durchblättern dieses Threads (exklusiv meiner Entwürfe) - komme ich nicht umhin, beiden Entwürfen eine gewisse Einfallslosigkeit zu attestieren; von der Verschmutzungsintensität lichtgrauer Flächen (und dann auch noch Lüfter und Drehgestelle!) gar nicht zu reden. Dass das was dann kam auch nicht der Weisheit letzter Schluss war, steht auf einem anderen Blatt. Mein frankophiles Faible bleibt - und dem gebe ich mich jetzt nach getaner Arbeit in Form einer guten Flasche französischen Rotweines hin...!
Grüße!
Christian