Moinmoin Ihr Stummis in aller Welt,
nachdem ich beim letzten Mal gezeigt habe, wie ich die Schienen gealtert habe, will ich mich heute dem Schottern der Gleise widmen.
Ach ja, das Schottern… Die Reichsbahn verwendete meines Wissens hauptsächlich Grauwacke. Nun gibt es im Internet verschiedene Fotos, auf denen man die ungefähre Farbe von Grauwacke erkennen kann. Ich habe auch eigene Fotos von der CA-Linie. Also, so direkt hilfreich ist das alles nicht. Die Farben der Steine sehen irgendwie immer anders aus, je nachdem, zu welcher Tageszeit und welchem Wetter die Fotos entstanden. Und keiner der üblichen Anbieter für Moba-Schotter hat Grauwacke im Angebot.
Also habe ich versucht, mir selbst etwas ähnlich Aussehendes zu mischen. Im Lager der für "Brunndöbra" zuständige Bahnmeisterei Oberbau fanden sich eine ganze Reihe von Steinen: dunkel- und hellgrau, dunkel- und hellbraun usw. usf.. Das Material kam von verschiedenen Lieferanten: Busch, Faller, Heki, Noch... Dazu bin ich auch noch in der glücklichen Lage, dass die Bahnmeisterei ein eigenes Schotterwerk besitzt:
Mit dieser uralten Campingkaffeemühle pflegten meine Eltern in meiner Kindheit – und das ist seeehr lange her – die köstlichen Kaffeebohnen zu zerkleinern, um sie anschließend mit heißem Wasser zu übergießen und nach reichlicher Wartezeit das so entstandene dunkle und bittere Gebräu zu trinken –igitt!!! Wie ich das damals als Kind gehasst habe! Nicht das Getränk, nee, die Vorbereitung dafür. Ich musst nämlich immer die Kaffeebohnen in dieser kleinen ollen Campingkaffemühle zermahlen. Und das Teil war so schwergängig! Und niemand, aber auch wirklich niemand hat sich jemals Gedanken darüber gemacht, was diese körperlich schwere Arbeit in meinem kindlichen Gemüt angerichtet hat. Wahrscheinlich dachten meine Eltern, dass der Kerl sich bei der Hausarbeit stählen soll, damit er sonst keinen Unsinn anrichtet. Na, gebracht hat´s nicht viel…
Dank der fragwürdigen Mentalität meiner Familie, alles aufzuheben, was noch irgendwie brauchbar erschien, wurde auch dieser kleinen Campingkaffemühle das Überleben bis ins 21. Jahrhundert gesichert! Und so bekam sie ein zweites Leben als Modellbahnschottermahl- und Mischwerk geschenkt. Die Bahnmeisterei ist übergücklich über diese Errungenschaft. Das Schotterwerk wirkt schon imposant, wie es da so im Tal steht. Besonders wenn der Antriebshebel ausgefahren ist!
Also: Steinchen rein, Mahlwerk auf mittlere Stufe gestellt und losgekurbelt! Und glaubt mir: Es war noch schlimmer als in der Erinnerung an die Campingkaffeebohnenmahlzeit…
Jedenfalls landeten unten im Auffangbehälter mehr oder weniger fein zerkleinerte Steinchen. Und wenn sie mir nicht klein genug erschienen, wurde einfach noch eine zweite Mahlrunde auf niedrigerer Stufe drangehängt. Das war noch unschöner, weil es verdammt viel Kraft braucht, um in einer umfunktionierten Campingkaffeemühle feinen Modellbahnschotter zu mahlen! Ein nettes Ergebnis dieser Schinderei allerdings war, dass neben dem zerkleinerten Schotter auch jede Menge ganz feines Gesteinsmehl anfiel. Das kann man sehr gut gebrauchen, um den Bereich zwischen den Gleisen und z.B. Fußwege darzustellen.
Das Ergebnis meiner Mahlarbeiten habe ich nach Lust und Laune gemischt, bis ein Farbton herauskam, der mit gefiel. Also irgendwas zwischen anthrazit, grau und braun.
Den Schotter habe ich dann einfach mit einem Kaffeelöffel (!) vorsichtig zwischen die Schwellen gefüllt. Damit sich das Ganze ordentlich verteilt, habe ich zuerst mit einen Schraubendreher neben die Schienen geklopft. Als das nichts brachte, kam schwere Eisenbahnbautechnik zum Einsatz: Den alten Schwingschleifer angeschaltet und von unten an den Rahmen der Moba gehalten. Ihr glaubt gar nicht, wie die Schottersteinchen plötzlich anfangen zu tanzen. Das Ergebnis war dann doch eine gewisse Unordnung zwischen und neben den Gleisen. Die habe ich dann mit Hilfe eines kleinen flachen Pinsels wieder beseitigt.
Als Schotterkleber verwendete ich die altbewährte Methode mit wasserverdünntem Weißleim unter Zusatz einiger Tropfen Spüli. Diese Mischung habe ich dann mit Hilfe einer alten Artzspritze inklusive einer etwas dickeren Kanüle aufgebracht. Und diese Methode hat sich nun bei mir überhaupt nicht bewährt!!!
Was ist passiert? Das Leim-Wasser-Spüli-Gemisch hatte ganz offensichtlich den mühselig eingebrachten Schotter regelrecht aufgeschwemmt. Nachdem der Leim getrocknet war, waren die Steinchen, die vorher schön zwischen den Schwellen lagen, wieder hochgekommen und hatten sich mit Vorliebe an den ungünstigsten Stellen abgesetzt, vorrangig an der Innenflanke der Schienen und oben auf den Schwellen, wo sie nun absolut nicht hingehörten. Und dort saßen sie nun richtig schön fest! Scheibenkleister!!!
Also musste ich mit einem kleinen Schraubendreher vorsichtig die inneren Schienenflanken abfahren, um die verirrten Steinchen wieder abzukratzen. Leider ging dabei hier und da die vorher so mühselig aufgebrachte Farbe gleich mit ab. Aber was solls...
Leider ist der Schotter durch den Kleber auch erheblich nachgedunkelt. Mist!!!
Sollte es je wieder soweit kommen, dass ich wieder einmal Gleise Schottern muss, dann werde ich die Technologie verändern:
1. Es kommt dann die Schotterhilfe von der Digitalzentrale Yves Lange zum Einsatz (wurde inszwischen bei der Bahnmeisterei angeliefert und harrt ihrer Montage) http://www.digitalzentrale.de
2. Ich werde mir fertigen Schotter besorgen.
3. Der Schotter wird nur noch mit geeignetem Kleber verklebt, z.B. von IMT http://www.imt-lenzen.de/ oder ähnlichen Anbietern
Ich hoffe, Euch haben mein Baubericht und die Fotos gefallen! Demnächst geht es hier mit dem Straßenbau weiter.