Hallo allerseits,
wo ich schon einmal bei dem Thema Motor bin, möchte ich noch ein paar Erläuterungen zum Motor und zur Motorsteuerung abgeben.
Der Motor der ELOISE ist ein Reihenschlussmotor, der anstelle eines Permanentmagneten im Stator eine Feldwicklung hat, die dem Anker in Reihe geschaltet ist und vom Motorstrom durchflossen wird. Das Magnetfeld des Stators ist damit nicht konstant, sondern stromabhängig. Für die Steuerung der Drehzahl bzw. der Fahrtgeschwindigkeitinsbesondere beim Anfahren mit kleiner Geschwindigkeit zeigt ein solcher Motor leider ein "suboptimales" Verhalten. Dadurch, dass die Statorwicklung die Induktivität des Motors erheblich vergrößert, ist bei höheren Motortaktfrequenzen und Pulsweitensteuerung das Anlaufverhalten schlecht.
Ich habe mit dem Motor Versuche gemacht, wobei ich in Abhängigkeit von der Taktfrequenz ermittelt habe, bei welchem Tastgrad (Verhältnis Einschaltpuls zur Taktperiode) der Motor in der Lok gerade anläuft und wie breit der Steuerbereich zwischen Anlauf und maximaler Geschwindigkeit ist.
Dazu habe ich den Motor aus einem Labornetzteil mit einem Schalttransistor in Reihe betrieben, wobei der Transistor über einen Pulsgenneratur mit variabler Pulsfrequenz und Pulsbreite angesteuert wurde. Die Ansteuerpulse (negative Pulspolarität, gelbe Kurve im Oszillogramm) sowie den Motorstrom (blaue Kurve im Oszillogramm)habe ich mittels eines Oszilloskops aufgezeichnet.
Bild 87: Taktfrequenz 100Hz entsprechend 10ms Periodendauer
Der Motor läuft erst bei einer Einschaltpulsdauer (negativer Puls, gelbe Kurve) t ein = 8,2ms an, was einem Tastgrad von 82% entspricht. Der Steuerbereich zwischen Anlauf und "Vollgas" ist hier auf nur 18% zusammengedrängt.
Das bedeutet, dass man den Einstellknopf (oder auch den Steuerknüppel) am Fernsteuersender von der Neutralstellung (Stop) erst ein sehr großes Stück bewegen muss, bis die Lok überhaupt anfährt, und man dann nur noch einen kleinen Restbereich von 18% bis zur maximalen Geschwindigkeit hat. So lässt sich nicht feinfühlig steuern.
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Man sieht, dass der Motorstrom (blaue Kurve) wegen der großen Motorinduktivität nur langsam mit einem flachen "Sägezahn" ansteigt und damit rund 8,2ms braucht, um das Anfahrmoment zu erzeugen.
Bild 88: Taktfrequenz 50Hz entsprechend 20ms Periodendauer
Der Motor läuft hier bei einer Einschaltpulsdauer t ein = 10,3ms an, was schon einem Tastgrad von rund 52% entspricht. Der Steuerbereich erweitert sich damit schon auf 48%.
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Bild 89: Taktfrequenz 16 2/3 Hz entsprechend 60ms Periodendauer
Der Motor läuft jetzt schon bei einer Einschaltpulsdauer von ca. 17ms an, was einem Tastgrad von 28% entspricht. Der Steuerbereich ist jetzt auf 72% gewachsen, womit eine recht feinfühlige Geschwindigkeitseinstellung möglich ist.
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Fazit: So ein Reihenschlussmotor sollte mit niedriger Taktfrequenz betrieben werden, eine hochfrequente Taktung ist für das Steuerverhalten ungünstig bzw. nicht brauchbar.
Aufgrund der Versuchsergebnisse habe ich die Taktfrequenz meiner Motorsteuerung auf 16 2/3 Hz (wie die Bahnfrequenz bei den Großen) eingestellt. Die Lok entwickelt damit nur ein leises "Knurren", weil der Anstieg des Motorstroms (und damit des Motormoments) aufgrund der großen Motorinduktivität durchaus moderat ist.
Wegen der "Schwungradwirkung" des großen Motorankers werden die Drehmomentspitzen sehr gut "weggemittelt", die Lok fährt auch im Kriechgang ziemlich gleichmäßig und geschmeidig an.
Viele Grüße
Klaus-Dieter