Hallo zusammen,
nachdem es in der letzten Zeit bei uns im Südwestfälischen Eisenbahnmuseum (SEM) etwas ruhig war, gibt es nun Neues zu berichten:
In den 60er/70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts experimentierte die DB mit verschiedenen Farbgebungen für die unterschiedlichen Zuggattungen, z.B.orange-grau für die Citybahn, zartgrün für den Nahverkehr und blau für den Fernverkehr.
Dabei war auch die sogenannte Karlsruher Versuchslackierung.
http://www.bahnen-wuppertal.de/html/bahnhof-hagenhbf.html (zweites Bild)
Ein Zug, bei dem sowohl Wagen als auch die Lokomotive in blau-beiger Farbgebung gehalten waren. Das Konzept setzte sich jedoch nicht durch und verschwand wie so viele andere im Laufe der Zeit von der Bildfläche.
Die Lok wurde überlackiert und ging damit in der Masse des roten Einheitsfuhrparks unter.
Am Ende ihrer Einsatzzeit ging sie in das Eigentum des DB-Museums in Nürnberg über und wurde Anfang dieses Jahrhunderts den Eisenbahnfreunden Betzdorf (EfB) als Dauerleihgabe überlassen.
Hier fristete die Lok viele Jahre ein trauriges, kaum beachtetes Dasein, niemand kümmerte sich um sie, nur als Ersatzteilspender musste sie schon mal herhalten.
Als sich 2014 / 2015 der Niedergang und das Ende der aktiven Tätigkeit der EfB abzeichnete wurden alle Leihloks der EfB an andere Eisenbahnvereine abgegeben.
U. a. verblieb die 141 248 jedoch in Siegen und wurde vom DB-Museum dem Südwestfälischen Eisenbahnmuseum (SEM) langfristig überlassen.
Schon gleich zu Anfang bestand im SEM der Plan, diese Lok wieder in einen ansehnlichen, respektablen Zustand zu versetzen. Und was lag da näher als die ehemalige / einmalige Karlsruher Versuchslackierung zu wählen.
Nach einer eingehenden Untersuchung der Maschine stand jedoch schnell fest: im damals vorherrschenden Zustand war an eine fachgemäße, präsentable Instandsetzung nicht zu denken.
Als die Lok ihre rote Lackierung bekam, hatte man beim Unterbau und beim Fahrgestell einfach den vorhandenen Dreck überlackiert und somit eine feste Kruste aus Lack und Schmutz fabriziert. Diese Schicht wuchs im weiteren Betrieb durch Bremsstaub, Öl und Nässe immer weiter an und wurde hart wie Beton.
Es stellte sich heraus, dass man mit dem Hochdruckreiniger hier nichts ausrichten konnte. Selbst Winkelschleifer mit harten, groben Drahtbürsten gelangten rasch an ihre Grenzen bzw. waren nicht in der Lage, diesen extrem harten Überzug zu entfernen.
Nur mit Hammer und Meißel wäre diesem Belag beizukommen gewesen.
Die im BW ansässige Firma RailDesign stellte daraufhin u.a. ihre pneumatischen Nadler *) zur Verfügung.
Bei diesen Geräten schlagen 12 Stahlnadeln von einem durch Druckluft angetriebenen Hammer auf die Oberfläche und lösen nahezu jeden Belag ab. Die Arbeit mit einem Nadler ist zwangsläufig sehr laut, erzeugt jede Menge Staub und Dreck und die Begeisterung mit einem solchen Gerät zu arbeiten hält sich demzufolge in engen Grenzen.
Mehrere Mitglieder waren über 300 (!) Stunden damit beschäftigt, Unterbau und Fahrgestell -soweit erreichbar-‚ bis auf’s Blech‘ von allem Schmutz zu reinigen.
Anschließend wurden alle Oberflächen von Hand geschliffen um auch kleinste Restpartikel zu entfernen.
Nach etwa einem Jahr nun sind die Reinigungsarbeiten abgeschlossen und die farbliche Erneuerung hat begonnen.
Bevor ich in einem weiteren Beitrag über die Fertigstellung berichte (und natürlich Bilder einstelle) hier einige Aufnahmen, wie es einmal aussah:
eine dicke Kruste bedeckt die Unterseite des Lokrahmens
ah, da ist noch 'was drunter
tatsächlich. die Leitungen der Spurkranzschmierung
die Sandkästen, vorher...
nachher
die Zuführung der Ölleitungen...
grob freigelegt
bei einem Aufstieg hatte man den Dreck in der Wabe einfach überlackiert
der Lokkasten wurde abgeschliffen, dadurch kommt die alte Farbgebung teilweise wieder zum Vorschein
sehr arbeitsintensiv auch die Lüftungsgitter, ca. 3 Std. waren pro Gitter fällig
Ich denke, noch 2 - 3 Wochen, dann kann ich mit weiteren Aufnahmen den 'Fortschritt' dokumentieren.
viele Grüsse
Henning
*)
wen's interessiert: so sieht ein Nadler aus