RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#1 von pepinster , 11.01.2013 00:44

Hallo zusammen,

Trix hat in den 50er und 60er Jahren viele Güterwagen sowohl mit als auch ohne Bremserhaus im Express-Sortiment gehabt (Modelle aus Guss).

Mich würde interessieren, wie gross bei der Bundesbahn der Anteil der Wagen mit Bremserhaus um 1960 noch gewesen ist. Vielleicht gibt es ja sogar eine Statistik über die Jahre 1950...1968, also etwa die Epoche III.

Könnte sein, dass ich eher zuviele Wagen mit und zuwenig ohne Bremserhaus in meinen Zügen habe, für weitere Beschaffungen wären deshalb wenigstens Durchschnittswerte interessant für mich.

Gruss von
Axel


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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#2 von Stefan Walter , 11.01.2013 08:21

Hallo Axel,

das ist eine interessante Frage, die du da ansprichst. Leider wird sie wahrscheinlich kaum zu beantworten sein, da es m.M. keine Statistik oder sonstige Datensammlungen zu diesem Thema gibt.
Selbst "SC" geht in seinen Standardwerken über die deutschen Güterwagen nicht auf den Anteil von Wagen mit Handbremse am Gesamtbestand näher ein. Was ich nie so ganz verstanden habe, war der Anachronismus, nach der allgemeinen Einführung der durchgehenden Druckluftbremse bei Güterzügen in den 20er Jahren, überhaupt noch Bremserhäuser zu benötigen, da spätestens ab ca. 1925 eigentlich keine mitfahrenden Bremser mehr gebraucht wurden, um Güterzüge anzuhalten.
Trotzdem hat die DB selbst bei einigen ihrer Nachkriegsneubauwagen noch dieses "Sardinenbüchsenbremserhaus" eingebaut, zu einen Zeitpunkt, seit dem Güterzüge seit gut 25 Jahren nicht mehr handgebremst wurden. Gebraucht wurde die Handbremse ab 1925 eigentlich nur noch, um Wagen auf dem Ablaufberg anzubremsen, damit sie nicht zu schnell wurden, oder als Feststellbremse, um abgestellte Wagen am Weglaufen zu hindern.

Als Erklärung für das lange Überleben der Bremserhäuser habe ich einen Hinweis auf eine ominöse Dienstvorschrift gefunden, wonach bis Ende der 50er Jahre einer der letzten drei (?) Wagen eines Güterzuges mit Handbremse ausgestattet sein mußte und darauf ein sog. Schlußwagenbremser mitzufahren hätte. Dazu habe ich aber nie zuverlässige Quelle gefunden.

In den 50er war es so, dass die DB einerseits ihre Neubauwagen teilweise noch mit Bremserhäuser ausgestattet hat (kenne ich vom Omm 52, Kmmks 51, BTs 50, Glmhs 50), anderserseits systematisch vorhandene Bremserhäuser bei Altbauwagen abgebaut hat (G 10, Ghs 31, SS 15, Om 12, 21, Gl 11) um Unterhaltungsaufwand einzusparen.

Grobe Schätzung meinerseits: ca. 30-40 % der in Frage kommenden Güterwagen bei der DB hatten eine Handbremse. Lass davon nochmal 30-40% in den 50er Jahren noch mit einem Bremserhaus (Tendenz fallend) ausgerüstet sein, dann kommt man auf einen Gesamtanteil von 10 bis 15 %. Bei der Modellbahn ist es halt anders, hier setzt das BH einen optischen Akzent, beim Vorbild war es Kostenfaktor.

mfG
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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#3 von Iceman , 11.01.2013 10:15

Hallo Axel,

belastbare Zahlen kenne ich nur vom Gms 39. Der wurde 1949 in 2330 Exemplaren beschafft. Davon besaßen 930 ein Bremserhaus.

Das Verhältnis würde ich allerdings nicht als exemplarisch ansehen. Am Gesamtbestand (inklusive aller Wagen, auch denen die sicherlich niemals welche hatten) dürften die Wagen die 10% Marke kaum überschritten haben.

Es gab übrigens auch Wagen die zu 100% Bremserhäuser trugen, wie der Omm 51, von dem es allerdings nur ein Versuchswagen gab und dem Ghs 31, die jedoch bis 1960 größtenteils schon wieder abgebaut gewesen sein dürften.


Grüße

Matthias

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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#4 von silz_essen , 11.01.2013 10:42

Hallo zusammen,

Kesselwagen müssen als sogenannte "Vorsichtswagen" eine bedienbare Handbremse haben, daher sind 100% der Kesselwagen auch damit ausgerüstet. Problematisch waren hier allerdings die vom USATC übernommen EKW49 (später umgebaut zu KKd49), da diese nur eine vom Boden bedienbare Feststellbremse hatten und die Wagen so nicht alleine über einen Ablaufberg gedrückt werden durften.

Gruß
Martin


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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#5 von Iceman , 11.01.2013 10:57

Zitat von silz_essen
Kesselwagen müssen als sogenannte "Vorsichtswagen" eine bedienbare Handbremse haben...


Eine Handbremse, aber nicht zwingend ein Bremserhaus, um das es hier geht (siehe Überschrift).


Grüße

Matthias

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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#6 von silz_essen , 11.01.2013 11:05

Hallo nochmal,

durchaus richtig. Heute sind die allermeisten Bremserhäuschen abgebaut und nur noch ein offener Handbremsstand vorhanden.
Allerdings wurden in den 1950er Jahren durchaus auch noch Kesselwagen mit Bremserhaus gebaut.

Gruß
Martin


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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#7 von pepinster , 11.01.2013 16:41

Hallo zusammen,

noch ein paar Anmerkungen von mir:

Leider reicht meine Erinnerung, was Güterwagen beim Vorbild angeht, nicht bis Mitte oder Anfang der 60er Jahre zurück, und deshalb meine Frage. Bei Märklin gab es damals in der 46er Serie anfänglich noch einige wenige Güterwagen mit Bremserhaus, in meinem Modellbestand hatten damals nur 2 von 14 Güterwagen Bremserhäuser.
Meine ersten Ausflüge per Fahrrad zur Ladestrasse meines "Heimatbahnhofs" kann ich aus der Erinnerung auf die Zeit festlegen, als die UIC-Beschriftungen bei Güterwagen nach und nach aufkamen. Die neuen Gattungszeichen waren damals mit einem Punkt markiert, um Verwechslungen auszuschliessen. Damals waren Güterwagen mit echtem Bremserhaus (nicht Bremserstand auf Bühne) schon eine auffallende Ausnahme.

Dass so lange noch Güterwagen mit Bremserhaus gebaut wurden, könnte z.B. an Überlegungen gelegen haben, dass Eisenbahn auch unter erschwerten Betriebsumständen zuverlässig funktionieren sollte. Schliesslich gab es auch Nebenstrecken, die aus strategischen Gründen erhalten blieben und Einsatzreserven von Dampfloks für mögliche Kriegsereignisse.

Gruss von
Axel


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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#8 von notbremse , 23.05.2013 23:12

Ich glaubte immer, dass es bald nach dem zweiten Weltkrieg keine Bremser oder "Stockschaffner", wie sie in Österreich hießen (vermutlich, weil sie ihren Job sozusagen im ersten Stock ausübten?) mehr gab und Bremserhäuser daher völlig überflüssig waren.

Anfang 2013 kam ich mit einem sehr alten, aber rüstigen ehemaligen österreichischen Zugführer ins Gespräch, an dessen Erinnerungsvermögen zu zweifeln ich keinen Anlass fand.

Er sei 1955 zur Bahn gekommen. Bis etwa 1960 sei er immer wieder als Stockschaffner eingesetzt gewesen. Der Grund sei gewesen, dass speziell über den Semmering italienische Güterwagen mit mäßigen Bremsanlagen in größerer Zahl eingereiht waren, sodass die Bremswirkung der übrigen Wagen nicht ausgereicht habe. Daher habe man einige Wagen mit Stockschaffnern besetzt.

Wenn seine Geschichte nicht wahr ist, ist sie immerhin gut erfunden.

Jedenfalls hat man auch in Österreich der durchgehenden Druckluftbremse nach dem Krieg nicht immer bzw. noch nicht voll vertraut, wie der Umstand bezeugt, dass noch bis ca. 1960 Bremserhäuschen gebaut wurden (z.B. bei den ab 1949 von SGP gebauten Gms 170 oder den ab 1956 ebenfalls von SGP gelieferten zweiachsigen Erzwagen der Serie Zmm 864). Der Bau dieser Bremserhäuer erzeugte sicherlich ganz ordentliche zusätzliche Kosten, also wird man sie zum Zeitpunkt der Bestellung noch aus gutem Grund für notwendig gehalten haben.

Der prozentuelle Anteil der Wagen mit Bremserhaus dürfte aber bald danach wohl nur noch Zufall gewesen sein - wahrscheinlich abhängig vom Alter der jeweils eingereihten Wagen?

Bin gespannt, ob da noch jemand etwas mehr Licht ins Halbdunkel bringen kann.

Schöne Grüße

Karl


Wer schnell fertig werden will, sollte nicht Modellbau betreiben, sondern sich mit losen Damen vergnügen...

Mein Projekt im Stummiforum: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn


 
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RE: ? Anteil Güterwagen mit Bremserhaus

#9 von K.Wagner , 24.05.2013 09:06

Hi,

Bremserhäuser wurden spätestens in den 60-ern bei Ausbesserungen "aktiv" entfernt. Für einen Witterungsschutz der Bremser benötigte man sie ja nicht mehr.
Handbremsen benötigten die Wagen aber weiterhin. Und nicht nur, wenn sie über den Ablaufberg gefahren sind. Oft wurden die Handbremsen in den Ortsgüteranlagen genutzt, wenn Wagen abgedrückt wurden. Es war einfach "einfacher" als mit dem Hemmschuh zu bremsen.
Das Thema Feststellbremse wurde ja schon oben erörtert.


Gruß Klaus


 
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