Hallo Axel,
das ist eine interessante Frage, die du da ansprichst. Leider wird sie wahrscheinlich kaum zu beantworten sein, da es m.M. keine Statistik oder sonstige Datensammlungen zu diesem Thema gibt.
Selbst "SC" geht in seinen Standardwerken über die deutschen Güterwagen nicht auf den Anteil von Wagen mit Handbremse am Gesamtbestand näher ein. Was ich nie so ganz verstanden habe, war der Anachronismus, nach der allgemeinen Einführung der durchgehenden Druckluftbremse bei Güterzügen in den 20er Jahren, überhaupt noch Bremserhäuser zu benötigen, da spätestens ab ca. 1925 eigentlich keine mitfahrenden Bremser mehr gebraucht wurden, um Güterzüge anzuhalten.
Trotzdem hat die DB selbst bei einigen ihrer Nachkriegsneubauwagen noch dieses "Sardinenbüchsenbremserhaus" eingebaut, zu einen Zeitpunkt, seit dem Güterzüge seit gut 25 Jahren nicht mehr handgebremst wurden. Gebraucht wurde die Handbremse ab 1925 eigentlich nur noch, um Wagen auf dem Ablaufberg anzubremsen, damit sie nicht zu schnell wurden, oder als Feststellbremse, um abgestellte Wagen am Weglaufen zu hindern.
Als Erklärung für das lange Überleben der Bremserhäuser habe ich einen Hinweis auf eine ominöse Dienstvorschrift gefunden, wonach bis Ende der 50er Jahre einer der letzten drei (?) Wagen eines Güterzuges mit Handbremse ausgestattet sein mußte und darauf ein sog. Schlußwagenbremser mitzufahren hätte. Dazu habe ich aber nie zuverlässige Quelle gefunden.
In den 50er war es so, dass die DB einerseits ihre Neubauwagen teilweise noch mit Bremserhäuser ausgestattet hat (kenne ich vom Omm 52, Kmmks 51, BTs 50, Glmhs 50), anderserseits systematisch vorhandene Bremserhäuser bei Altbauwagen abgebaut hat (G 10, Ghs 31, SS 15, Om 12, 21, Gl 11) um Unterhaltungsaufwand einzusparen.
Grobe Schätzung meinerseits: ca. 30-40 % der in Frage kommenden Güterwagen bei der DB hatten eine Handbremse. Lass davon nochmal 30-40% in den 50er Jahren noch mit einem Bremserhaus (Tendenz fallend) ausgerüstet sein, dann kommt man auf einen Gesamtanteil von 10 bis 15 %. Bei der Modellbahn ist es halt anders, hier setzt das BH einen optischen Akzent, beim Vorbild war es Kostenfaktor.
mfG
Stefan Walter