RE: Digitalisieren Fleischmann 03.10 (4872)

#1 von Heiko Landmann , 26.08.2016 01:56

Hallo, liebe Forumer,
hier ein kurzer Bericht zur Digitalisierung der Lok, bevor es an den Umbau des Gehäuses geht.
Eine gute englischsprachige Anleitung findet sich übrigens bei http://www.mainlyfleischmann.blogspot.com, die ich auch zurate gezogen habe.
Ich habe mich für den ESU Loksound 4.0 entschieden. Mein Händler hat freundlicherweise etwas gesucht und eine Sounddatei aus einem Soundprojekt speziell für eine 03.10 KOHLE aufgetrieben. Es lebe der Einzelhandel, auch wenn er manchmal etwas teurer sein mag (war er aber gar nicht!).
Um mir Platzprobleme zu ersparen, habe ich mich entschieden, den Decoder und die Soundkapsel in der Lok unterzubringen.

Nachtrag am 28.09.16: Naja, der Tender bietet so viel Platz, dass der Decoder nun doch im Schlepptender gelandet ist. Erspart einem eine Menge Fräsarbeiten.

Allerdings ist auch im Tender genug Platz, um den Decoder dort einzubauen, was vor allem dann interessant ist, wenn es keine Musik geben soll.
Der Umbau wird dadurch erleichtert, dass es sich bei diesem Modell um eines mit einem Motor mit Modellpflege handelt: Er hat also schon ein isoliertes Motorschild, was die Arbeit erleichtert.

Schritt 1: Abbau des Lok- und des Tendergehäuses
Zunächst die Vor- und Nachlaufdrehgestelle abnehmen, dann das Lokgehäuse durch Aufspreitzen des Gehäuses nach rechts und links vorsichtig abnehmen, um den Lichtleiter nicht zu ramponieren.
Das Tendergehäuse ist nur aufgeklipst, also Gehäuse leicht nach rechts und links aufsspreizen und nach oben abnehmen.
Das Ergebnis müsste nun von oben so aussehen:





Schritt 2: Ausbau des Analogteils des Tenders
So sieht er von der Seite aus:



Das wichtigte Stück zuerst: Die Trennung der Strombrücke auf dem Motorschild. Auf dem ersten Bild zeigt die Fräse auf die Brücke, die unbedingt entfernt werden muss. Die offenen Bereiche des Schildes vorher mit Tesa abkleben, damit keine Späne in den Motor hineinrieseln, die hinterher unschöne Nebenwirkungen haben können. Auf dem zweiten Bild sieht man den gleichen Bereich dann nach der Trennung.





Nun kommt die analoge Stromversorgung des Motors dort ab, wo die Schraubendreher hinzeigen. Ich stelle die Lötstation auf etwa 400 Grad und arbeite mit einer feinen Lötnadel, um das Schild nicht zur zerstören. Das zweite Bild zeigt die abgelöteten Stellen.
Außerdem beginnt nun der Ausbau von Drosseln und Kondensatoren, die i.a.R. nicht gebraucht werden und mitunter auch Strombrücken herstellen, die ungewünscht sind. der Schraubendreher zeigt auf den ersten der Genossen, der dann ausgelötet oder mit einem Seitenschneider abgeklipst wird.





Nun sollte das Schild so aussehen:



Weiter geht es mit Drosseln und Kondensatoren. Hier gibt es verschiedene Vorstellungen des Ausbaus - zerbrechen (Ergebnis: scharfkantige Verletzungsquellen und Krümmelkram überall) - herauslöten (Fummelkram für den zehnarmigen Lötgott) - mit dem Seitenschneider abtrennen oder der Trennscheibe entfernen (mein Weg)
Wer mit der Trennscheibe arbeit oder dem Seitenschneider: die Fassung lässt sich vorsichtig nach obern rollen. Dann lässt sich einfacher arbeiten.
Wichtig aber auf jeden Fall beim Zerbrechen oder Fräsen: Loch im Motorchild vor der Arbeit abkleben.



So sieht es hinterher dort aus:



Jetzt ist die Glühbirne fällig:
Zunächst die Litze am Motorschild dort ablöten, wo der Schraubendreher auf dem ersten Bild hinzeigt. Nun das Birnchen freilöten und rausdrehen.



Das Motorschild und die Birnchenfassung müssten ohne die Litzen jetzt so aussehen (ich bitte, die herumbaumelnde Litze zu entschuldigen, die hängt frei in der Luft und ist nirgends angelötet):



In der Fassung befindet sich ein Loch, durch das später die Litze geführt werden wird (gemeinsamer Leiter und Decoder-gelb).



Wer das Birnchen nicht durch eine warmweiße Diode ersetzen will, kann die Birne auch wieder einsetzen, sollte dann aber daran denken, dass die Fassung nicht in den Lokrahmen eingeschraubt werden darf (Ableitung über den Rahmen => vorprogrammierter Decoderschaden!), sondern z.B. geklebt werden müsste, und auch einen Widerstand sollte man einlöten, um das 12-V-Birnchen nicht durch die digitalen 14 V dauernd zu überlasten.

Ich habe eine warmweiße Leuchtdiode eingebaut, die ebenfalls einen Widerstand (1kOhm) benötigt, soll sie nicht rauchen. Hier das Bild vom Einbau des Widerstandes (Schraubendreherende) und der Leuchtdiode (an die Stromrichtung denken: von mir rot markiertes kurzes Diodenbein = Minuspol = gelb bzw. an der Lokstirn weiß vom Decoder, langes Bein = blau = Rückleiter). Die Lötpunkte mit Schrumpfschlauch überziehen. Der schwarze 2mm-Schrumpfschlauch soll v.a. ein Rumgeschlabbere der Dioden in der Fassunng verhindern, ist aber auch als doppelter Schutz vor einem Kurzschluss gedacht.





Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an, gleich einmal die Kohlen und die Federn in ihren Töpchen heimzusuchen. Dafür mit einer Flachzange ganz ganz vorsichtig den Deckel anheben, damit der kleine Kohlen-Jack-in-the-box nicht durchs Zimmer hüpft. Die Kohle, die hier herauskam, war in bestem Zustand - kaum abgeschliffen und rechtwinkelig. Ein Zeichen dafür, dass die Lok wohl nicht viel gelaufen sein dürfte. Wenn die Kohlen "runter" sind oder schief abgenutzt, Ersatz bestellen. Sonst hat man keine Freude an seinem hübschen Modell, weil es niemals richtig laufen will. Da hilft kein Decoder. Bei der Gelegenheit kann auch gleich das Schild ganz abgenommen werden, um den Kollektor zu reinigen (Vielen Dank für den Hinweis an Derrick23!)



Schritt 3: Umbau des Lokrahmens auf Digital

Glücklicherweise ist das Vorlaufdrehgestell nicht zur Versorgung mit Strom genutzt.

Zunächst wende ich mich dem Glühbirnchen zu, das Fleischmann ganz extrem in alle Richtungen abgekapselt hat. Verkapselung leicht nach oben heben und nach vorne abziehen, Fassungshalter abschrauben, Stromversorgung erst einmal mit dem Seitenschneider hinter dem Modellschlot abknipsen.







Jetzt die Fassung mit dem Birnchen aus der Schlotkonstruktion nach vorne herausziehen, Birnchen herausdrehen (u.U. Klebstoff mit Lötkolben wegbrennen, sonst dreht sich nichts), Fassung von allem Angelöteten befreien. Auch hier wird durch das Loch in der Fassung später die Litze für die LED gezogen (blau = gem. Leiter, weiß = Lichtschaltung). Auf dem zweiten Bild habe ich nur zu Demozwecken einmal die rote Litze durchgezogen. Ggfls. kann auch der Kontakt für einen Rauchkondensator abgeklemmt werden.






Nun kommt viel Arbeit, die viel Vorsicht verlangt, will man sich die Steuerung nicht versauen, denn dann geht es ab in die Werkstatt.
Ich verzichte i.a.R. darauf, die Stangen abzuziehen, weil es nicht wirklich nötig ist, was aber generell zumindest bei diesem Modell nicht schwierig ist, weil die Kunststoffstifte leicht aus den Fassungen in den Treibrädern zu ziehen sind.
Egal: Hier also ohne.
Zunächst die Schraube, auf die der Schraubendreher zeigt, lösen und die Halterung des Gestänges nach rechts und links abnehmen. Ganz liebevoll bitte.





Jetzt die Schrauben der Rahmeninnenverkleidung herausdrehen und die Verkleidung ganz, ganz, ganz, ganz vorsichtig abziehen, um weder den Radschleifern noch dem Gestänge weh zu tun.



Alles wird gut!

Nun kommt die Litze für das Stirnlicht. Die beiden Litzen am Schlotende der Innenverkleidung durch die beiden Löchlein ziehen. Die Litze sollte lang genug sein, um hinterher aus der Fassung für die LED herauszuschauen. Diode anlöten und dann die Litze durch die Innenverkleidung des Rahmens legen. Späteres einbauen ist Fummelarbeit mit knapper Litze. Ich habe die Litze an ein paar Stellen mit Kleber befestigt, damit ich sie hinterher nicht versehentlich mit einer Schraube durchdrehe und der Decoder kaputt geht.


Auch hier kann man natürlich das Original in der Lok belassen => siehe Glühbirne Tender!



Litze durch das Loch für die Halterung der Fassung und durch das kleine Loch in der Fassung selbst schieben.

Als nächstes wird die alte Litze, die von der Sammelschiene der Lokschleifer zum Motor geht, ca 5 cm nach dem Austritt aus der Innenverkleidung mit einem Seitenschneider abgeknipst. Die Versorgung wird später mit der sehr viel dünneren Decoderlitze wieder hergestellt. Sieht einfach besser aus.

Jetzt wird die Innenverkleidung wieder aufgesetzt. GANZ sachte - die Radschleifer müssen alle wieder auf den Spurkränzen sitzen, sonst verhaben sie sich und blockieren schlimmstenfalls die ganze Lok. Und immer zart mit Steuerung und Gestänge sein. Hmm, ja. So mag sie das. Alles ganz liebevoll und sanft. Nun die Steuerung ansehen. Steht die Stange zwischen Schwinge und Gegenkurbel etwa so oder steht sie aufrecht nach oben? Sie steht so? Auf beiden Seiten? Gut. Wenn nicht, vorsichtig die Steuerung bewegen, bis sie in etwa so steht. Sonst geht nachher nichts.



Wenn alles gut gegangen ist, dann müsste der Tender jetzt in etwa so aussehen (es fehlen Widerstand und Leuchtdide):



Und die Lok sieht jetzt etwa so aus (es fehlen ebenfalls Widerstand und Leuchtdiode):



Die Kabel vom Tender zur Lok werden durch die entsprechenden Führungen der Analoglok geführt. Wenn möglich, auch durch die Klammer auf der Unterseite des Lokführerstandes, damit die Kabel hinterher nicht im Nachlaufdrehgestell herumbaumeln. Die Klammer lässt sich mit einem kleinen Schraubenzieher öffnen und mit einer Flachzange wieder zusammendrücken - dabei aber bitte nicht die Kabel durchdrücken und vorher die richtige Litzenlänge für den Abstand Lok-Tender festlegen. Dazu kann man einfach die Lok-Tender-Kupplung einlegen, um die Litzen nicht zu straff zu spannen (wie auf dem Bild zu sehen). Ich habe etwas Spiel in der Litze im Tender gelassen und dann nachgegeben.







Schritt 4: Einbau des Decoders und der Soundkapsel

Auf dem Bild ist die Zuordnung der verschiedenen Lötpunkte zu sehen. Blau kann als gemeinsamer Lötpunkt für alles genutzt werden, das einen gemeinsamen Rückleiter braucht. Die Nutzung der Lötfläche blau macht aber wohl eher Sinn, wenn man den Decoder im Tender unterbringt.



Nach dem Anlöten der Litzen an den Motor erst das Gewicht montieren, dann die Leitungen durch die Öffnung im Tenderrahmen ziehen. Die Leitung für das Tenderlicht habe ich durch entsprechende Aussparungen in der Gewichtunterseite gezogen. Beim Anziehen der Schraube am Tenderende darauf achten, dass die Litzen nicht durchgeschraubt werden.

Als nächstes habe ich den Decoder eingelötet und die Lötstellen mit Schrumpfschläuchen überzogen. An weiß ggfls. noch den 1kOhm-Widerstand einlöten!
Aufs Programmiergleis, anmelden - geht. Die etwas brachiale Anfahrbeschleunigung werde ich noch über die CV einstellen, schließlich musste das Endprodukt, das mir vor Augen ist, im abgewirtschafteten Zustand von ca. 1947 lange D-Züge ziehen.

Den Decoder will ich dann durch die Öffnung zwischen Lokgehäuse und Lokgewicht ziehen und letztlich auf das Gewicht mit doppelseitigem Klebeband aufkleben. Die Schallkapsel zieht an das Führerstandsdach.


Man muss nicht alles können, man kann es aber lernen.


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RE: Digitalisieren Fleischmann 03.10 (4872)

#2 von Derrick23 , 28.08.2016 19:43

Schöner bebilderte Bericht.

Nur warum hast du der Einfachheit halber nicht einfach das Motorschild abgenommen? Dann hättest du evtl. auch die Kollektorspalten reinigen können!


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RE: Digitalisieren Fleischmann 03.10 (4872)

#3 von Heiko Landmann , 30.08.2016 00:56

Hallo Derrick23,
ja, hast du recht.
ielen Dank für die Erinnerung und freundliche Grüße
Heiko


Man muss nicht alles können, man kann es aber lernen.


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RE: Digitalisieren Fleischmann 03.10 (4872)

#4 von Guardian71 , 30.08.2016 14:14

Moin Heiko

schöner "kurzer" Bericht von der Digitalisierung der Ausführung der 03.10 ohne DSS. Ich nehme an, dass ein zweiter Teil (Decoder- und Lautsprechereinbau) noch folgt?

VG
Mark


Beste Grüße,
Mark


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RE: Digitalisieren Fleischmann 03.10 (4872)

#5 von Heiko Landmann , 30.08.2016 19:17

Hallo Mark!
Ja, bin gerade dabei. Dauert aber ein paar Tage, weil ich wieder arbeite und ich z.Zt. stark eingespannt bin. Aber grundsätzlich denke ich, dass der Anbau des Decoders ja nicht mehr so schwer sein dürfte, da ja am Decoder die Farben vorgegeben sind.

Ergänzung am 28.09.
Hm, vielleicht meintest du etwas anderes: Ja, mittlereile ist der Decoder doch im Schlepptender gelandet, weil ich keine Lust hatte, am Gewicht herumzufräsen und im Schlepptender ist ja reichlich Platz.
Den Lautsprecher habe ich mit doppelseitigem Klebeband ins Führerstandsdach eingeklebt (Loksound-Lautsprecher). Der ist zwar leicht größer, aber mit etwas schwarzer Farbe bekommt man den ganz gut kaschiert.

Viele Grüße
Heiko


Man muss nicht alles können, man kann es aber lernen.


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