Hallo zusammen,
nachdem Piko inzwischen auch die BR 220 ausgeliefert hat, konnte ich nach den diversen Berichten (auch über die Version als V200.0) nicht widerstehen und habe sie mir besorgt - in Gleichstrom wohlgemerkt, denn zum einen wollte ich eh eine Soundnachrüstung machen, und zum anderen kommen mir die Wechselstromversionen aufgrund des verwendeten Decoderfabrikats nicht mehr ins Haus.
Anbei eine Beschreibung, wie der Umbau auf Märklin und Sound vonstatten ging:
Schleifer anbringen
Diese Lok ist aufgrund des im Vergleich zu anderen Modellen großen Achsabstandes ein Sonderfall, denn sie bräuchte ohne Änderung an den Drehgestellen einen langen Schleifer mit kurzer Befestigungsplatte. Die handelsüblichen Schleifer sind aber entweder kurze mit kurzer oder lange mit langer Befestigungsplatte, und den Piko 56111 von der AC-Version wollte ich nicht, da es kein Flüsterschleifer ist.
Ich bin daher einen Sonderweg gegangen: Drehgestellblende unter dem Führerstand 2 ausgeklipst (an den Enden in der Mitte der Bodenplatte) und einen Schleifer Brawa Silencio 2225 angepasst. Dafür wird dessen minimal zu große Befestigungsplatte zuerst an den Seiten etwas schmaler gefeilt und an den Ecken der Platte etwas Material abgefeilt, sodass die Platte in die Vertiefung der Drehgestellblende geklemmt werden kann und allein dadurch gehalten wird (immer wieder probieren, um nicht zuviel wegzufeilen!).
Beim testweisen Festklemmen zeigt sich, dass zum vollständigen Einfedern des Schleifers noch Platz für dessen Endhörner zu schaffen ist. Also den Schleifer wieder abnehmen und mittels einer Laubsäge den Mittelsteg (= Getriebeboden) an beiden Enden etwas aussägen, bis es passt.
Am Ende sieht das Ganze so aus:
http://abload.de/image.php?img=pikobr220...ferbraw0ssp.jpg
Verkabelungsänderung wegen Stromzuführung
Nach der Gehäuseabnahme (dazu 2 Schrauben von unten lösen) die roten Radschleiferkabel von der Hauptplatine ablöten und bei den schwarzen Radschleiferkabeln anlöten. Ein neues Kabel an den Schleifer anlöten und mit einem der Lötpads der Hauptplatine verbinden, wo bisher die roten Radschleiferkabel angelötet waren (für die Kabelführung ist ein Loch im Getriebeboden und ein Schlitz im Getriebekasten vorhanden).
Radsätze
Hier sind keine Änderungen erforderlich gewesen; die Lok läuft mit den Originalradsätzen auch über alle meine M-Gleis-Weichen. Allerdings wurden zur Zugkrafterhöhung die Haftringradsätze von innen nach außen verlegt. Dafür sind nur die Drehgestellblenden an den Enden auszuklipsen und abzuziehen. Achsen tauschen und beim Wiedereinsetzen auf die Radschleifer achten. Drehgestellblenden anschließend wieder einklipsen.
Decodereinbau
Hierzu den vorhandenen Brückenstecker entfernen. In die Schnittstelle kommt der Decoder ESU 56498 (muss selbst oder durch den Verkäufer mit der passenden Soundkulisse bespielt werden; LokProgrammer erforderlich). Dessen werksseitiger 23mm Rundlautsprecher wird gegen einen Zimo LS 10x15 ausgetauscht, der in der länglichen Wanne neben der Decoderschnittstelle seinen Platz findet (eingeklebt mit doppelseitigem Teppichklebeband).
Anmerkung: wer keinen Sound möchte, dem sei der Lokpilot ESU 54617.als Decoder-Alternative genannt.
Bei der Einstellung der CV-Werte ist insbesondere die Senkung der Regelungsreferenz (CV53) auf etwa 6 Volt (Wert 60) wichtig, damit die vmax auf ein vorbildgetreues Maß gesenkt wird (sonst über 280 km/h!). Ich bin noch weiter heruntergegangen (50), wegen der Streckenführung auf meiner Anlage.
Umverdrahtung der Beleuchtung - optional
Ab Werk sind die weißen und roten LEDs der Beleuchtung kreuzweise gekoppelt, sodass sie beidseitig leuchtet. Da es aber bescheiden aussieht, wenn ein angehängter Zug angestrahlt wird, sollte die Beleuchtung seitenweise schaltbar werden. Dafür habe ich - die Lok stand dabei mit der SUSI-Schnittstelle nach links zeigend vor mir - am linken Ende das weiße Kabel und am rechten Ende das gelbe Kabel (die gehören jeweils zu den roten LEDs) von der Hauptplatine abgelötet.
Nun braucht es zwei SMD-Widerstände mit je 2,2 Kiloohm. Einer kommt am linken Platinenrand an das 3. Lötpad von oben und der andere am rechten Platinenrand an das 2. Lötpad von oben. Daran dann die zuvor abgelöteten LED-Kabel anlöten.
Nun hängen die roten LEDs an den AUX1 und AUX2 des Decoders und sind damit separat schaltbar. Auch das weiße Rangierlicht (Doppel-A) ist möglich.
Hier die Bilder:
http://abload.de/image.php?img=pikobr220...kabel27qszl.jpg
http://abload.de/image.php?img=pikobr220...abel3.2ws83.jpg
Führerstandsbeleuchtung - optional
Der Decoder hat 6 vollwertige Funktionsausgänge ab Werk, und für die Frontbeleuchtung wie zuvor beschrieben braucht es nur 4. Ich bin daher hergegangen und habe der Lok noch eine seitenweise schaltbare Führerstandsbeleuchtung verpasst. Dafür wird zuerst die Front-Lampeneinheit ausgeklipst ("Schwänze" zum Führerstand hin) und nach innen abgezogen. Dann mit 2 kleinen Schraubenziehern o.ä. das Gehäuse im Bereich des Führerstandes VORSICHTIG seitlich spreizen und den Führerstand herausziehen. Je Führerstand eine warmweiße SMD-LED nebst Vorwiderstand auf Platinenmaterial löten und mit Kupferlackdraht verkabeln. Plus kommt an die Hauptplatinen-Lötpads der blauen Kabel der Frontbeleuchtung (gemeinsamer Rückleiter), Minus an AUX3 bzw. AUX4 des Decoders (dieser hat dafür ebenfalls Lötpads). Die Miniplatine mit der LED wird jeweils mit Klebeband an der Führerstandsdecke befestigt. Dann alles wieder zusammenbauen.
Die kleinen Platinen sind zwar bei einem Blick durch die Führerstandsfenster sichtbar, fallen aber nicht groß auf.
Zusatzgewichte - optional
Bei der ersten Probefahrt hat sich gezeigt, dass die Lok auf meiner Anlage insbesondere am Steigungsanfang durch einen unvermeidbaren kleinen Knick im Gleis, verbunden mit dem nicht allzu hohen Fahrzeuggewicht, Zugkraftprobleme hat (4 Umbauwagen-Vierachser, davon einer mit Schleifer). Diese konnte ich zum einen durch den oben genannten Radsatztausch (Haftringräder nach außen) und zum anderen durch kleine, zusätzliche, selbstklebende Bleiplatten (2x7 Stück übereinander) lösen, die unter die Lok montiert wurden. Hier das Bild (es sind die kleinen hellgrauen Teile):
http://abload.de/image.php?img=pikobr220...gewichc5suf.jpg
Zurüstteile
Zum Schluss kommt noch die Zurüstorgie nach Fahrzeuganleitung. Achtung, die silbernen Griffe gehen zwar etwas schwer in die Löcher, aber es geht gerade noch; die Löcher für die roten Griffe neben den Frontklappen müssen dagegen mit einer Nadel etwas aufgeweitet werden.
Viel Spaß beim Nachbau wünscht
Robert