Die Geschichte der ML3000CC ist noch nicht zu Ende erzählt. Wir erinnern uns: Die drei ML2200CC für die JZ waren am 27.Mai 1957, Titos 65. Geburtstag, pünktlich an die JZ übergeben worden. Von den dort als D66 bezeichneten Maschinen war man so angetan, dass man gedachte eine Serie von 50 weiteren Maschinen zu bestellen. Allerdings konnte Jugoslawien ein derart hohes Importvolumen nicht finanzieren, sodass die Bundesrepublik Deutschland um eine Finanzierung gebeten wurde. Die war dazu aber nicht bereit, da Jugoslawien 1957 die DDR völkerrechtlich anerkannt hatte. Dies wiederum war für die USA keinerlei Hindernis Jugoslawien Kredithilfe zu gewähren, natürlich mit der Auflage, dass für diesen Fall Lokomotiven amerikanischer Produktion zum Zuge kommen mussten. So orderte die JZ schließlich bei GM-EMD insgesamt 93 Lokomotiven, deutlich schwerer und leistungsschwächer als die ML's. Überlegene Technik ist eben doch nicht alles.
Geradezu grotesk wird es aber, wenn Geschichte sich wiederholt. Anfang 1960 interessierte sich Ungarn im Zuge der Traktionsumstellung für eine größere Lieferung Diesellokomotiven in der Leistungsklasse der V200. Krauss-Maffei bewarb sich mit der ML3000CC um diesen Auftrag und überführte die V300 001 mit eigener Kraft im Sommer 1960 nach Ungarn, wo die Maschine ein umfangreiches, 30.000km langes Programm im Probebetrieb mit größtem Erfolg absolvierte. Trotz überzeugender technischer Vorteile ging der Vertrag nicht an Krauss-Maffei. Abermals machte das Rennen aufgrund der staatlichen gestützten Finanzierung der amerikanische Mitbewerber und dessen dieselelektrische Lokomotiven - die NOHAB. Dass dadurch Maschinen amerikanischer Konstruktion über Jahrzehnte hinweg in einem kommunistischen RGW-Land das Rückgrat der Diesellokflotte bilden sollten, stellt fast schon einen weiteren Treppenwitz der Geschichte dar. Und doch: Wie die ML2200CC im Kleid der JZ ausgesehen hätte - bzw. hat - , das wissen wir, das hat uns die Wirklichkeit gezeigt. Wäre aber im Sommer 1960 die bessere (und nicht: besser finanzierte) Lokkonstruktion zum Zuge gekommen, hätte die Klasse M61 der MAV nicht so ausgesehen, wie wir sie alle kennen - sondern vielleicht so:
Originalaufnahme mit freundlicher Genehmigung von Herrn Ottmar Lippert vom Lokladen Bingen; Fotograf Jan Lippert
Grüße!
Christian
Literatur: Maier, Matthias: Die Baureihe V200. EK-Verlag, Freiburg 2005.