Hallo,
ich bin immer noch dabei, die Weichen zu bauen. Bei der Hosenträgerkonstruktion geht das leider nur sehr langsam voran. Bisher konnte ich die Schienen einfach in die Kleineisen der Tillig-Weichen einziehen oder, wie bei der Bogenweiche von Weller, einlegen. Bei der Hosenträgerkonstruktion ist nun ein großer und von der Anordnung her komplizierter Teil der Schienen frei zu positionieren, nur die darunterliegendende Zeichnung gibt Hinweis auf die genaue Lage. Die exakte Positionierung ist nun aber nicht nur ein Problem in der Ebene. Legt man eine Schiene direkt auf die Pertinax-Schwellen, so ist ihre Schienenoberkante ca. 0,3 mm unter der einer Schiene in den Kleineisen der Tillig-Weiche. Es gibt also auch ein Positionierungs-Problem in der Vertikalen. Um eine Schiene auf den Pertinax-Schwellen in der Höhe zu positionieren, gleiche ich den Höhenunterschied zunächst mit einer entsprechend dünnen Unterlage aus. In den meisten Fällen benutze ich dafür ein kurzes Winkelstück aus Messing, dessen einen Schenkel ich auf die benötigte Stärke zurückgeschliffen habe. Teilweise nehme ich aber auch Papierstreifen.
Zur Vorbereitung der Lötverbindung setze ich einen flachen Lötpunkt auf die Pertinaxschwelle. Wenn die Schiene richtig darüber positioniert ist, tupfe ich Lötwasser in den schmalen Spalt zwischen Schienenunterseite und Pertinaxschwelle. Anschließend erhitze ich direkt neben dem Spalt neues Lot auf der Pertinax-Schwelle. Sobald dies flüssig wird, zieht es sich in den Spalt zwischen Schienenunterseite und Pertinaxschwelle. Lötkoben weg und fertig ist die Lötverbindung. Leider hört sich das einfacher an, als es ist. Besonders bei kurzen Schienstücken, die sich kaum in ihrer Position fixieren lassen, genügt schon ein kleiner Seufzer, und der Lötkolben verschiebt unwillkürlich die Schiene. Also sehr lange Luft anhalten — bei den entstehenden Lötdämpfen sowieso eine gute Verhaltensweise.
Oben: Schnappschuss meines Arbeitsplatzes. Ich verwende eine Marmorplatte, sie garantiert eine plane Unterlage. Mit den Stecknadeln und dem Gummiband habe ich hier eine gebogene Schiene der Weiche oben rechts fixiert bis der Sekundenkleber ausgehärtet war — was mehr als ein paar Sekunden gedauert hat. Die braunen Klötzchen neben der Schere sind mein Maß für den Schienenabstand von 16,5 mm. Ich habe sie aus Reststücken eines schmalen Buchenholzes gesägt. Die nächsten Fotos zeigen Detailaufnahmen der Hosenträger-Konstruktion.
Rechts im Bild angeschnitten mein Testwagen, den ich aus Schienenprofilen gelötet habe. Die Achsen liegen in ausgefrästen Kuhlen. Zum Testen von NEM- und NMRA-Rädern können sie einfach ausgetauscht werden. Der Achsabstand enstpricht dem meiner Köf II.
Während die Herzstücke der Weichen mir mittlerweile schnell von der Hand gehen, habe ich mich mit dem hier gezeigten Winkel schwer getan. Nach dem Schleifen der Spitzen hatte ich den Winkel auf einer Konstruktionszeichnung zusammengelötet. Beim Einpassen stellte ich fest, dass der Winkel etwas kleiner sein musste als auf der Zeichnung. Also habe ich einen neuen Winkel gebaut. Beim erneuten Einpasssen und der Kontrolle mit den Maßhölzchen war dann der Innenabstand zur Parallelschiene zu klein. Also habe ich die beiden Schenkel erhitzt, voneinander gelöst und mit Hilfe der Maßklötzchen einzeln auf die Pertinaxschwellen gelötet und anschließend die Spitze neu gefeilt (stellt euch die einzige Sprach-Szene im Film »Lost« mit Robert Reford vor: F..k!).
Fazit: Trotz genauer Vorzeichnung passt manches praktisch dann doch nicht, weil ich irgendwo um 1/10 bis 2/10 mm ungenau gearbeitet habe. Leider haben bei den Korrekturlötungen einige Kunststoff-Schwellen etwas gelitten. Die werde ich noch mit Füllspachtel (aus dem KFZ-Regal im Baumarkt) ausbessern — was wiederum einige Geduld erfordern wird. Lohn der Mühe: Meine Testfahrzeuge, z.B. Köf II mit RP 25/110-Rädern mit einem angehängtem Brawa-Tankwagen mit RP 25/88-Rädern, gleiten (fast) ohne Stolpern über das bisherige Lötwerk. (Man sollte auch noch andere Ziele im Leben haben ...).
Einen wichtigen Teil am Erfolg der Arbeit haben Hilfswerkzeuge. Zum Schleifen der Spitzen habe ich aus Buchenholz (Leiste aus dem Baumarkt) Halter mit verschiedenen Winkeln gebaut. Buchenholz ist dafür gut geeignet, da es einerseits hart und maßhaltig ist, und man andererseits mit einfachen Werkzeugen eine Nut hineinfräsen oder sägen kann. Das folgende Bild zeigt den Anschlag für die Herzstückspitzen mit 10°.
Zum Halten der Schienenstücke beim Schleifen der Weichenzungen habe ich in das Stirnstück eines Holzklotzes eine feine Nut mit einer Bastelsäge von Fohrmann gesägt. In diese kann ich den Schienenfuß von der Seite einklemmen. Damit lässt sich gut die Schiene an die Schleifscheibe führen und der notwendige Druck zum Schleifen ausüben ohne die Fingernägel mit abzuschleifen. Weiterer Vorteil: Die Zugen werden ziemlich genau im 90°-Winkel angeschliffen. Zuvor hatte ich auch freihändiges Schleifen an einer Bandschleifmaschine ausprobiert. Das geht auch — aber längst nicht so gut. Eine rotierende Schleifscheibe mit einem guten Anschlag, selbst gebaut oder gekauft, halte ich für optimal.
Unten noch ein Bild einer eingebauten Zunge. Die Aussparungen an der Backenschiene säge ich mit der Bastelsäge und feile sie mit der Hand. Mit der Maschine ist schnell zu viel Material abgetragen, und mit der Hand dauert es mit ein wenig Übung und einer guten Feile auch nicht länger.
Wer nun Weichen selbst bauen möchte, der sollte zuvor auch bei youtube nachschauen: Bau einer Weller-Weiche. Die Folge 7 hat für mich Kult-Qualität: Männlicher geht Modelleisenbahn nicht.
Fortsetzung folgt.
Viele Grüße aus München
Wolf