RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1751 von SpaceRambler , 27.03.2017 20:55

Hallo Ralf,
sieh es doch einfach als Anregung für analoge Ladungen in der Epoche 5/6. So ein 4-achsiger Res macht sich sicherlich gut mit ein paar fetten Traktoren drauf - oder Mähdreschern. Heute habe ich während der Heimfahrt auf der Autobahn zwei Tieflader hintereinander gesehen, die mit John-Deere-Mähdreschern beladen waren. Die Reifen waren abmontiert und lagen gut verzurrt auf dem hinteren Ende des Tieflade-Auflegers. Das dürfte in abgewandelter Form einem solchen Res auch gut stehen.
Also: nur heran an den Speck
Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1752 von notbremse , 31.03.2017 14:51

.

Der Fluch der Akribik, Teil 173

AUSSEN HUI, INNEN SIEHT EH KEINER WAS



Die Farbgebung von Innenseiten älterer offener Güterwagen ist ein Thema, dem in der Modellbahn-Literatur gaaanz wenig Raum geschenkt wird.

Der Grund liegt wohl auf der Hand: Güterwagen wurden in der frühen Epoche 3 kaum gezielt in Farbe abgelichtet, denn Farbfilme waren teuer und wurden daher lieber für Loks verwendet. Wenige Ausnahmen wie Fritz Willke bestätigen, was die Germanen in der Regel für Bärte trugen. Besonders rar sind Aufnahmen von oben, welche Einsicht in die offenen Wagen gewähren. Güterzüge wurden viel seltener fotografiert als Personenzüge. Ich bin daher überwiegend auf Rückschlüsse aus Innenaufnahmen moderner Wagen angewiesen.

Anders ausgedrückt: alles, was ich heute hier zur Farbgebung der Innenseiten offener Güterwagen am Beispiel meines Omm 52 von Brawa zum Besten gebe, ist Kaffeesudlesen aus Acrylfarbenrückständen und kann ruhig kritisch hinterfragt werden.

Hier zur Erinnerung der fertig zugerüstete, aber noch nicht bemalte Wagen:




Das Modell ist mit Bedacht anzufassen, denn die originalen Griffe, Verschlüsse und Signalhalter brechen leicht ab. Wer wenigstens Signalhalter und Griffe gegen solche aus Messing ausgetauscht hat, kann schon etwas beherzter zugreifen.

Da der Pinsel saugstark sein muss, darf er nicht zu klein sein. Ich nehme einen Pinsel der Größe 3.

Zuerst trage ich auf dem Bretterboden drei Schichten Beige (Revell Aqua #36189) 1:1 mit Wasser verdünnt hauchdünn mit dem Pinsel auf. Wie schon beschrieben, streiche ich immer in Brettrichtung. Die Fugen lasse ich nicht zulaufen, überschüssige Farbe entferne ich immer sofort mit dem auf einem Blatt Küchenrolle trocken gewischten Pinsel. Die letzte Schicht ist ausreichend deckend. – Ich lasse den Wagen über Nacht gut trocknen.

Im nächsten Schritt trage ich eine dünne Schicht Wasser auf. Wichtig ist mir, dass der Wagenboden nicht „schwimmt“. Er soll bloß gleichmäßig dünn eingenässt sein. Mit ganz wenig mattem Schwarz bemale ich die Bretter unterschiedlich stark Nass-in-Nass, wiederum ausschließlich in Brettrichtung. Im Zweifel gilt: weniger ist mehr. Bilden sich wolkige schwarze Flecken über mehrere Bretter hinweg, ist zu viel Wasser vorhanden. Wasser mit dem trockenen Pinsel absaugen, Vorgang wiederholen. - Gut trocknen lassen.

Hier der Omm 52 mit drei Anstrichen Beige und einer Schicht Schwarz. Eine weitere Schicht Schwarz wurde rundum an den Brettern aufgetragen, um geringfügig dunklere Brett-Enden zu erhalten, und wieder wurde gewartet, bis die Farbe gut trocken war:





Die Blechränder des Bodens dürfen ein wenig angekleckert werden, sie werden sowieso noch nachbehandelt.

Neuerlich benetze ich den Bretterboden mit Wasser und trage anschließend ein mit Weiß und mit Spuren von Schwarz gemischtes ganz helles Grau auf:




Die Grundierung hölzerner Böden und Innenseiten von Bordwänden in Beige-Beige-Beige-Schwarz-Hellgrau ist bei mir jetzt immer gleich. Egal ob ich letztlich dunkles oder helles Holz daraus mache - diese gleichartige Grundierung sorgt dafür, dass alle meine offenen Wagen farblich miteinander harmonieren.

Der Wasserauftrag vor dem Bemalen hat zwei Funktionen: erstens dringt wenig Farbe in die Rillen ein, der Raum ist ja mit Wasser besetzt. Die Farbbrühe verteilt sich nicht unkontrolliert gleichmäßig in allen Rillen, sondern nur dort, wo man die Rillen bewusst betonen will. Zweitens kann man mit der Nass-in-Nass-Malerei holzähnliche Strukturen erzeugen, wie man das aus der Aquarellmalerei kennt.

Das Holz ist nun unregelmäßig grau geworden und sieht ein wenig stärker benutzt aus, was bei einem bloß zwei, drei Jahre alten Fahrzeug durchaus schon zutreffen dürfte. Aber fertig ist das noch nicht.

Als der Boden trocken ist, male ich die Innenseite des Omm 52 nach und beginne mit dem verblechten Bereich des Bodens. Die Bretter decke ich nicht ab, ich ziehe den Rand freihändig. Gerate ich durch Ungeschick auf die Bretter, wird die Farbe einfach mit viel Wasser verdünnt und schnell wieder abgewischt. Geht nur, weil die Farben des Bodens gut durchgetrocknet sind. Trocknen lassen, Vorgang wiederholen.

Mein Gemisch aus zwei Teilen Ziegelrot und einem Teil Lederbraun, 1:1 mit Wasser verdünnt, ist ein wenig heller als der Originallack des Wagens. Das kommt meiner Absicht entgegen, den Wagen außen recht neu aussehen zu lassen, innen aber doch schon deutliche Gebrauchsspuren zu zeigen.

Mit schwarzen, beigen und grauen Schichten – immer stark verdünnt Nass-in-Nass - altert die Bordwand innen mehr und mehr. Abschließend kommen am Boden kleine Rostflecken aus verschiedenen Brauntönen, Schwarz und Orange hinzu, und schließlich staube ich noch echten fein gestampften Roststaub auf (Pulverfarbe tut’s natürlich auch).

So sieht der Wagen in fertigem Zustand aus:




Außen habe ich die Bordwand kaum behandelt, denn der Wagen ist ab Werk sehr schön matt und gibt einen an Jahren noch nicht alten Wagen glaubhaft wieder. Das Fahrgestell habe ich vollständig neu gestrichen und dezent gealtert:




Ähnlich ging ich mit dem alten O Halle von Sachsenmodelle vor. Hier war lediglich darauf zu achten, dass die Farbe der Innenseiten der Bordwände nicht auf den Boden fließen durfte. Um dies zu verhindern, wurden die Innenseiten ausschließlich bei liegendem Fahrzeug bemalt:




Das Bild oben zeigt die Situation nach dem Aufbringen der dritten beigen Schicht auf die Seitenwände. Der früher einmal mit untauglichen Methoden gealterte Boden der Ladefläche und der Bremserbühne sowie die Trittbretterwurden wurden danach gründlich überarbeitet, der Wagen wurde außen komplett neu gestrichen. Während auch dieser Wagen innen deutliche Spuren aller erdenklichen Ladegüter trägt, habe ich ihn außen nur dezent gealtert. Hier nun der fertige O Halle:




Wieder kann ich zwei Wagen in meinen endgültigen Wagenpark einreihen.

-----------------

@ Ermel, Jochen, Loki 01, Christof, Randolf und Steffen: Vielen Dank für euren Beifall - das spornt mächtig an!

@ Ralf: Man kann natürlich auch moderne Wagen farblich überarbeiten und mit Ladungen versehen. Das Wichtigste dabei ist aber, man muss es gern tun. Selbstverständlich ist hier auch ein jeder gerne willkommen, der das aus gutem Grund nicht macht. Außerdem habe ich deine seinerzeitigen super Beiträge zu Themen, bei denen DU der Experte bist, noch sehr gut in Erinnerung. Nochmals vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1753 von Andy_1970 , 31.03.2017 16:11

Hallo Karl,
nun lernen wir auch die "schmutzige Seite der Akribik" kennen .
Meiner Meinung nach ist es unwahrscheinlich schwierig, durch Lackierung / Patinierung Holz darzustellen.
Aber genau dies ist Dir absolut überzeugend gelungen!
Wieder ganz großes Moba-Kino mit vielen nützlichen Tipps!
Vielen Dank für´s Einstellen / Teilen.


Viele Grüße
Andy

H0-Projekt Ottbergen: viewtopic.php?f=64&t=126993&p=1417767#p1417767
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1754 von Mausebär , 31.03.2017 16:47

Hallo Karl,

wie die Zeit dahin rast. Schon wieder Freitag .... und ein toller neuer Beitrag von Dir

Da hat Andy es ja schon treffend beschrieben ...

Auch von meiner Seite vielen herzlichen Dank für die ausführliche Anleitung allgemein Holz und speziell Güterwagen glaubhaft zu patinieren. In diesem Forum gibt es nur Dich und einige wenige Mitglieder, bei denen man das so gelungen bestaunen kann

Schönes Wochenende + viele Grüße

Holger


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1755 von h0purist ( gelöscht ) , 31.03.2017 17:07

Der Karl als Künstler - nicht aus Stroh macht er Gold (viel zu schnöde!), sondern aus Kunststoff zaubert er Echtholz!
Fein, fein!!


h0purist

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1756 von volvospeed ( gelöscht ) , 31.03.2017 17:51

Hallo Karl,

Ich bewundere Deine Akribie. Was du dir da immer ein Fuß ins Ohr schaffst. Ist schon erstaunenswert.


volvospeed

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1757 von catlighter , 01.04.2017 08:53

Hallo Karl, größter Wagenmeister der Donau-Republik(wahrscheinlich der ganzen eurasischen Platte)

großartig, welche Kunstwerke Du uns da jede Woche vorstellst. Da hofft man fast, Deine Züge mögen nicht so schnell ans Rollen kommen, damit man genug Zeit hat, jedes Detail zu erfassen.

Eine kleine Kritik, oder nennen wir es besser Frage, habe ich jedoch: So schön die Traktoren auch anzusehen sind, und jeder wird damals wie heute ein kleines Vermögen gekostet haben... Bist Du sicher das die damaligen Hersteller Ihre Zeitgenossen der Mittfünfziger mit einem solchen Lack (laubfrosch-grün) gefoltert hätten? Die Herren Geheimräte hätten doch sicher eine Vielzahl von Netzhautreizungen bis hin zur völligen Erblindung mit anschließender Einweisung in die Geschlossene behandeln müssen?

Nicht falsch verstehen, mir gefällt diese Farbe, aber so ganz epochenecht scheint sie nicht zu sein, oder?

Viele Grüße
Kai


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PS: Geburtstagsglückwünsche gerne per PN, aber bitte nicht in (m)einem Thread


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1758 von notbremse , 01.04.2017 09:19

@ Andy, Holger, Ingo, Manuel und Kai: vielen Dank für eure positive Kritik. Obwohl: Fast wäre ich auf dem Heimweg Nächtens mit meiner stolzgeschwellten Brust nicht mehr durch die Haustür gekommen! (Dabei hatte ich fast nichts getrunken, schwöre!)

@ Kai: Du hast Recht, um diese Farbe zu ertragen, ohne zu erblinden, setzt man sich am besten eine Schweißbrille auf. Das ändert aber nichts daran, dass sie korrekt ist. Dieser kleine Traktor wurde ja nicht nur in für die kleine Alpenrepublik sensationell großen Stückzahlen gebaut, er war auch unglaublich robust. Entsprechend viele gibt es heute noch. Auch die originale Lackmischung ist noch zu haben. Du brauchst nur mit "steyr 80a" Bilder googeln, dann findest du eine Menge Fotos, z.B. dieses hier. Das Foto wurde bei trübem Wetter aufgenommen, bei entsprechendem Licht erscheint die Farbe wesentlich heller.

Vielleicht hat man diese Farbe gewählt, damit selbst ein Landwirt, der ein wenig zu viel Most (Apfelwein) getrunken hat, ihn jederzeit in seiner Wiese wiederfindet? Und hat man später die Standardfarbe der Steyr-Traktoren frustriert auf Rot geändert, weil dieses leuchtende Grün seinen Zweck nicht erfüllte?



Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1759 von volvospeed ( gelöscht ) , 01.04.2017 15:25

Hallo zusammen,

also ich finde die Farbkombi sehr gelungen, wenns vielleicht im Original ein wenig aufdrignlich gewesen sein mag, im Modell dürften sie doch aber willkommene Farbtupfer sein, oder ?


volvospeed

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1760 von catlighter , 01.04.2017 16:11

Hallo Karl,

jetzt bin ich dem Fluch der Akribik zum Opfer gefallen .
Ich hätte mir ja denken können, dass Du auch dieses Detail bestens recherchiert hast
Da bin ich immer wieder baff, sogar gleich mit Foto-Beleg

Ja, die Alpenländler sind einfach ein fröhliches und farbenfröhliches Völkchen. Und natürlich sind diese Farbtupfer in der Symphonie der Brauntöne eine wirklich willkommene Abwechslung. Auch wenn mancher Zeitgenosse sich mit einer Schweißerbrille wappnen muss

Viele Grüße
Kai


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1761 von notbremse , 07.04.2017 14:16

.

Der Fluch der Akribik, Teil 174

UNGLEICHE ZWILLINGE



Mag. Klein hat seinerzeit den Carri scoperti der Serie Ltm (ab 1942 Serie L) der FS in der hölzernen Ausführung der Baujahre 1910 bis 1918 ein gelungenes Andenken gesetzt.

Die Hauptabmessungen sind stimmig, die Bordwände sind angenehm dünn gelungen. Dass die Wagen, dem damaligen Stand der Technik entsprechend, innen nicht plastisch durchgestaltet sind, empfinde ich nicht als Manko, vielmehr bleibt noch ein wenig Bastelspaß übrig. Ich habe innen an den Stirnwänden zusätzliche Bohlen angebracht. Die Türen hebe ich innen farblich ab. Die paar innen fehlenden Nieten, Fugen und Eisen werden aus normaler Betrachter-Entfernung nicht auffallen. Eventuell zu breite Bretterfugen außen? Wie schon mehrfach gezeigt, kein Thema, wenn man den Umgang mit Farbe und Pinsel ein wenig übt.

Ich besitze zwei dieser Wagen. Ähäm. >> ops: ops: ops: << Beide haben ein-und-dieselbe Nummer...

WIE GRAUENHAFT!!!!! ZWEIMAL DIE SELBE NUMMER!!!!

Traut man den selbsternannten Experten, müsste ich ohne jeden Verzug einen der beiden Wagen zu Plastiksplittern zertreten, Mag. Klein rasend vor Wut auflauern, ihn erschießen, weil er frevelhaft mehr als einen Wagen mit ein-und derselben Nummer erzeugt hat, und mich anschließend die Toilette hinunterspülen, damit mich die Polizei nicht kriegt….




Allein, mit Verlaub, Nummern-Fetischismus gehört verlässlich nicht zum Repertoir meines Sexuallebens. Klein bleibt am Leben, und meine Toilette wird nicht mutwillig verstopft.

Vielmehr reizte es mich, die Wagen so unterschiedlich zu behandeln, dass die Nummern, wenn überhaupt, eine völlig unbedeutende Nebenrolle spielen. Zwar erhielten beide Wagen den gleichen Grundanstrich im Bereich der Außenwände und des Fahrwerkes, und innen meine „Standard-Grundierung“ (drei Schichten beige, Bretter mit Spuren von Schwarz hervorgehoben, etwas Grau), aber das war’s dann schon mit den Ähnlichkeiten.

Ein Fahrzeug wurde zum Leitungswagen, das andere ist gebremst. Die Räder wurden unterschiedlich bemalt. Und dann ließ ich innen auf sehr unterschiedliche Weise nach Herzenslust „die Sau raus“.

Hier Wagen Nummer eins:




Äußerlich mäßig verschmutzt, trägt er innen deutliche Spuren von Kohle, von Sanden und von Rost. Mehrere Schichten lasierend aufgetragenes Schwarz und verschiedene Brauntöne, abschließend ein wenig Roststaub. Fertig.

Wagen Nummer zwei dagegen…




… wurde mit hellgrauem Zeug verdreckt. Farben? Kalk? Gips? Zementstaub? Leute, ihr habt Fragen! Woher, bitteschön, soll ICH das wissen? Ich habe ein hieb- und stichfestes Alibi! Ich war damals noch nicht auf der Welt! Es muss genügen, dass ich mich an einem Foto orientiert habe, das um 1960 aufgenommen wurde. Wenn ihr wollt, könnt ihr mir allenfalls Feigheit vorwerfen. Das Vorbild sah nämlich noch etwas übler aus als mein Modell!

Auch hier wurde nicht bloß eine einzige Farbe aufgetragen, auch hier handelt es sich um mehrere unterschiedliche Mischungen und Schichten, diesmal aus Weiß, Beige und hellem Grau.

Hier die beiden höchst unterschiedlichen Zwillinge gemeinsam:




Für diejenigen, die meine Wagen-Aktivitäten nicht fortlaufend verfolgt haben: so sahen die Wagen vorher aus bzw. hier mit Bremsanlage.

Also: ich bin ja der einen oder anderen netten Nummer nicht abgeneigt – aber an diesen beiden Wagen sind mir die Nummern völlig wurscht. Sie bleiben so, wie sie sind.

Und was die in Wahrheit völlige Unwichtigkeit des Nummern-Themas endgültig belegt: Wetten, dass ich damit ganz sicher keinen verheerenden Modellbahner-Massensuizid auslösen werde?




Ich jedenfalls freue mich darauf, euch trotz dieser grauenhaften Nummern-Duplizität am kommenden Freitag quietschlebendig und vollzählig hier wiederzutreffen.

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1762 von Ermel , 07.04.2017 16:30

Danke, daß Du uns nicht mit dem offensichtlichen Ohrwurm zum Thema malträtierst

Zur kalkigen Alterung: Meine Theorie ist, daß so verdreckte Wagen mit stark kalkhaltigem Wasser "benäßt" worden sind. Das hat man damals so gemacht, um Staubentwicklung und Ladungsverlust zu vermeiden; bei offenen Lastwagen und landwirtschaftlichen Hängern ist es bei Sand- oder Kalkladungen auch heute noch üblich.

Und zu doppelten Nummern: oft kann man da auch einfach eine Ziffer "umkratzen". Aus 8 wird 6 oder 3, aus 4 wird 1. Die Umnummerungsaktion des kleinen Akribisten

Ansonsten wie immer toll gemacht, Deine Wagen. Ich staune, genieße und lerne.

Liebe Grüße, Ermel.


Öfter mal was Neues:
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1763 von br42 9001 , 07.04.2017 17:45

Hallo Karl,

wieder sehr schön geworden. Ich hätte noch eine weitere Idee zu Deinem Nummernsalat.
Einfach einen auf die Reise ins Ahrtal schicken, da käme der Italiener mal so richtig rum !!

Viele Grüße und weiter so
Steffen


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1764 von jzipp , 07.04.2017 20:08

Zitat

ich bin ja der einen oder anderen netten Nummer nicht abgeneigt




das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht.
Aber die beiden Wagen sind dir TOP gelungen. Wenn du so willst: eine gute Nummer. Ich denke also, du hast schon das richtige Hobby...
Obwohl, aus der Betriebspraxis kann ich dir sagen, gleiche Wagennummern zu kaschieren geht noch einfacher: die Wagen in zwei verschiedene Züge einreihen...



Du hast es sicher schon einmal geschrieben, aber ich frage trotzdem: welche Farben verwendest du? Auch wenns keine Eierfarben sind, schon einmal im Vorgriff: schöne Ostern!

Grüße nach Kärnten
Jürgen


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1765 von gysev , 11.04.2017 21:28

Lieber Karl, auf der Messe in Liesing hab ich dir von meinem Sammelspleen betreffend der Aktibik berichtet. Und nun muss ich tief betrübt feststellen, dass dir ein fürchterlicher Fehler passiert ist......

du hast die Akribik mit der Nummer 148 ZWEIMAL verwendet. Wie konnte das nur geschehen? Was ist da passiert im Oktober 2016, was kann schuld daran gewesen sein, dass ich nun eine komplett total fürchterlich falsche Doppelnummer in meinem Ordner habe. Übernimmst du diese große Verantwortung? Wirst du das verantworten können? Ich befürchte ja....

dein todtrauriger Lucky - Gysev!

Der jetzt nicht mehr so todtraurig ist, weil er gerade überrissen hat, dass es sich nur um eine Vertippsung deinerseits handelt, es fehlt nämlich die Nummer 149 in der Akribik


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1766 von notbremse , 12.04.2017 07:38

@ Ermel: Danke für deinen Hinweis. Wenn man sich eine Nummernkombination ansieht, fallen Anfang und Ende besonders ins Auge. Ich denke mir, man sollte also nicht nur Zahlen im mittleren Bereich ändern, wie hier z.B. die "8". Auch die "1" am Ende sollte bei einem der beiden Wagen variiert werden. Mit der Kratzmethode kann man diese auffällige "1" leider nicht bändigen, vielleicht spendiere ich einem der beiden Wagen zusätzlich noch ein kleines Decal.

@ Steffen: ein piccolo Italiano ganz alleine im Ahrtal - ohne Mama? Das geht gaaar nicht!

@ Jürgen: hier kam Revell Aqua zum Einsatz. Grundsätzlich ist natürlich auch jede andere gut haftende, wasserlösliche, Airbrush-taugliche und mit entsprechend feinen Farbpigmenten ausgestattete Farbe geeignet. Bei anderen Modellen habe ich Valejo- oder Schmincke-Farben genommen.
Entscheidend ist aber nicht nur die Herkunft der Farbe. Farben innerhalb eines bestimmten Hersteller-Programmes können sich hinsichtlich Deckkraft und Haftung stark unterscheiden. Diese Unterschiede kann man nur durch Probieren ermitteln.

@ Lucky: Ich dachte immer, der Nietenzähler sei das Non plus ultra an Akribie. Ich stelle fest, das ist ein Irrtum. Er wird bei weitem vom Nieten-Nummerierer übertroffen!


Spaß beiseite: weder sind meine Modelle fehlerfrei noch meine Berichte - du wirst sicherlich weitere Errata finden.

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1767 von SpaceRambler , 12.04.2017 23:37

Servus Karl,

"Nieten-Nummerierer"!!!! DEN fetten Lach-Smiley gibt's noch nicht, den ich jetzt hier festpinnen müsste! Mal abgesehen von Deinem unnachahmlichen Sprachwitz sind all die Malaktionen, die Du hier Woche für Woche dokumentierst, eine tolle Inspiration für zukünftige Wagen-Verdrecker Geistig stehe ich da längst in den Startlöchern - aber erst mal schaue ich Dir noch eine Weile zu.

Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1768 von Erich Müller , 13.04.2017 17:31

Hallo Karl,

nachdenklich gefragt: führt nicht schon der Unterschied der Bremsanlagen zu unterschiedlichen Bezeichnungen - und Nummernkreisen? Oder wird das erst mit der UIC-Numerierung zum Thema?


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1769 von notbremse , 14.04.2017 18:56

.

Der Fluch der Akribik, Teil 175

SPIEL MIR DAS LIED VOM TOTEN OSTERHASEN


Uuuuups. Karfreitag. Was tun? Pausieren, Buße tun, fasten, beten?

Alternativvorschlag zur Güte: Wir sehen uns Güterwagen eines Staates an, der vorgibt, mit Religion sowieso nichts am Hut zu haben. Unser Blick richtet sich also nach Frankreich.

Dieser Tow (Roco) hatte 1955 gerade erst ein Dienstjahr hinter sich:




Manche Quellen meinen, er sei überhaupt erst ab 1955 gebaut worden, aber es ist fotografisch belegt, dass es ihn schon 1954 gab. Meinen Wagen habe ich innen farblich nicht geschont, er wurde bereits recht hart beansprucht.

Dieser Tw aus der Zwischenkriegszeit hier (Modell von REE) hatte 1955 mindestens 20 Dienstjahren hinter sich und sieht deshalb deutlich stärker mitgenommen aus:




Der Wagen wurde außen und innen komplett neu gestrichen – wieder mit dem Pinsel. Eine Airbrush war hier nicht beteiligt.

Bei der farblichen Gestaltung dieser beiden Wagen war übrigens ein von Winfried Schmitz-Esser verfasster Artikel im Eisenbahn-Kurier 8/2014 sehr hilfreich. Schmitz-Esser hat einen ähnlichen Wagen seinerzeit selbst vermessen und aus Karton minutiös nachgebaut. Es ist wahrscheinlich, dass sein Modell auch farblich recht nahe an das Original herankam.

Wieder kommen zwei Wagen zu meinem endgültigen Güterwagenpark. –


Zurück zum Osterfest.

Auch heuer wieder stellt sich zu Ostern die bange Frage: Gibt es den Osterhasen wirklich? Wer hat ihn zuletzt gesehen und wo? Die Antworten auf diese Fragen sind ausnahmslos unergiebig.

Und nun ist mir auch noch dieses Bild vom Zugsunglück vom 22. Oktober 1895 im Kopfbahnhof Montparnasse in Paris untergekommen, das viele von euch sicherlich auch kennen:



(Quelle: Wikimedia)

Nein, nicht die Jahreszeit stellt den Bezug her. Das Foto wurde nicht zu Ostern aufgenommen, denn Ostern war in diesem Jahr definitiv nicht im Oktober. Aber habt ihr euch dieses Bild denn wirklich gaaanz genau angesehen? Hand aufs Herz: wer von euch hat bemerkt, dass hier ein abgetrenntes Hasenohr herausschaut?




Eindeutig ein Ohr des Osterhasen. Keine andere Hasenart hat so große Ohren.

>>> SCHOCK !!!!! <<<


Demnach wurde der Osterhase 1895 bei einem Zugsunglück in Paris getötet!!!

Denn dass einem eine Lokomotive auf den Kopf fällt, das überlebt niemand. Dazu scheint zu passen, dass der Osterhase seitdem nur noch als Plüschtier oder als Schokoladehase gesichtet wurde.

Oder war es doch nicht der Osterhase, sondern eine Gespielin des Urgroßvaters von Hugh Hefner, die hier ihr Bunny-Leben aushauchte? Und der Osterhase legt weiterhin unentdeckt bunte Eier?

Man darf gespannt sein, ob man dieses Oster-Rätsel jemals lösen wird...

Wie auch immer:

Ich wünsche euch allen ein schönes Osterfest!


Bis zum nächsten Karl-Freitag

Euer Karl


@ Randolf: Mir geht es ähnlich - ist derzeit nicht mein Thema, aber irgendwann werden deine Berichte auch mir ganz ordentlich weiterhelfen. Vielen Dank fürs Zeigen!

@ Erich: Interessanter Hinweis, ich werde mich schlau machen.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1770 von St. Goar , 14.04.2017 20:40

Hallo Karl,

wenn ich deine schönen Güterwagen sehe, werde ich ganz neidisch. ops:
Immer wieder toll, was Du aus den Modellen machst.

Und jetzt stellst Du am Karfreitag auch noch einen Vergnügungsbeitrag ein.

Mit dem abgetrennten Osterhasenohr übertreibst Du jetzt aber gewaltig. Echte Osterhasenohren sehen so aus:


Gruß aus Bielefeld

Gerhard




 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1771 von SpaceRambler , 15.04.2017 18:44

Servus Karl,
uiuiui - der Tw sieht ja aus, als sei er den biblischen Karlfreitags-Folterknechten in die Finger gefallen



Für das inzwischen bedrohlich nahe gerückte Osterfest wünsche ich Dir, dass so das ein oder andere "Easter Eck" ins Nest findet:



Bei uns daheim werden sich welche im Nest finden - und ich konnte nicht widerstehen, es dilettierend auf's Papier zu kritzeln Das ist natürlich meilenweit von Deinen Zeichenkünsten weg, aber ich freue mich schon auf die Kommentare, wenn das "Easter Eck" im Nest liegt ...

Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1772 von notbremse , 19.04.2017 21:33

@ Gerhard: Vergnügungsbeitrag? Naja ich weiß nicht - Osterhase bei Zugsunglück getötet - vergnüglich?

Dein Hinweis, dass Osterhasenohren ganz anders aussehen, ist natürlich ausgesprochen tröstlich! Das bedeutet, der Osterhase hat dieses Zugsunglück überlebt...



@ Randolf: Vielen Dank für deine netten Ostergrüße.

Eigenartig ist dabei nur, warum mir bei diesem Easter-Eck unentwegt Käse in den Sinn kommt...

Weiss schon. Weil es nahe Lindau am Bodensee, im äußersten Westen Österreichs, einen bekannten Käse-Erzeuger gibt, der seit jeher damit wirbt, "S´beschte Eck vom Käs" herzustellen. Die sprechen das allerdings als "Eckch" aus...



Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1773 von notbremse , 21.04.2017 15:58

.

Der Fluch der Akribik, Teil 176

SELBST DER LETZTE SCHROTT WILL EIN MODELL SEIN


„Nix wia Schrott, wos da Koal do mocht“, meinte der Toni abschätzig. „Gonz mei Red“, pflichtete ihm die Mitzi gnadenlos bei. Widerspruch zwecklos, diesmal geht es wirklich um Schrott...

Beim Vorbild sind im Raum Kärnten um 1955 Schrottladungen im Italien-Verkehr nachgewiesen.

Industriell gefertigte Schrottladungen in Modellbahn-Güterwagen wollen nicht immer so recht überzeugen. Wenn man mit „Schrott“ googelt und sich die auf diese Weise gefundenen Bilder genauer ansieht, dürfte das folgende Gründe haben:

- Schrott ist selten durchwegs rostfarben.
- Schrott ist häufig sehr filigran.
- Schrott hat selten die Form von Kunststoffspritzlingen, zentimetergroßen Zahnrädern oder Lokomotivrädern.

Das einheitliche Übersprühen mit Rostfarbe entspricht nicht stets dem Vorbild, denn Altmetall besteht ja nicht immer nur aus rostigem Eisen, sondern kann z.B. verchromt, verzinkt, lackiert oder schwarz von Öl sein. Schrott kann sehr bunt sein.

Ein weiterer Grund, warum Schrottladungen in Güterwagenmodellen nicht immer wie Schrott aussehen, ist, dass Schrott meistens recht filigran ist. Die Europäische Stahlschrottsortenliste begrenzt heute die Maße von Schrotteilen überwiegend mit 1,5 x 0,5 x 0,5 Meter. In H0 sind das rund 17 x 6 mm. Das wird auch früher nicht viel anders gewesen sein. Es ist daher wahrscheinlich blühender Unsinn, eine Schrottladung mit ganzen Panzertürmen und ganzen Laufwerken gepanzerter Fahrzeuge zu durchmengen, nur weil das Zeug in der Bastelkiste vorrätig ist und interessant aussieht.

Auch die Form muss stimmen. Rostfarbene Plastikspritzlinge sehen in den wenigsten Fällen aus wie Altmetall, sondern eben wie rostig gefärbte Plastikspritzlinge.

Auf der Messe in Liesing hat mich dieses hier auf dem Stand von Austromodell besonders fasziniert:




Modern Car Junk, made in USA.

Was hier als modern angepriesen wird, sind allerdings überwiegend eher zeitlos aussehende Kfz-Teile, die durchaus auch in meine Epoche passen, und sich prima für die Darstellung von Schrott eignen. Also schreiten wir zur Tat. (Ich bin nachträglich übrigens draufgekommen, dass es bei Austromodell noch einen weiteren Autoteile-Satz auf Basis älterer Fahrzeuge gibt.)

Zuerst einmal benötige ich ein kleines Stück Balsaholz, das ich schwarz grundiere und anschließend mit verschiedenen Brauntönen malträtiere. Das Balsaholz lässt sich genauer zuschneiden als das von mir bisher verwendete Porozell und ich kann es mittels mehrerer unterschiedlich dicker Schichten leichter auf die richtige Höhe bringen.





Das Violett ist in der Kamera entstanden, mit freiem Auge sieht die Platte jetzt prima rostig aus - obwohl es als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass Balsaholz nur in ganz seltenen Fällen rostet…





Déjà-vu macht interessant, das gilt auch für altes Zeug. Für die oberen Schichten suchte ich also filigrane Teile zusammen, welche man eventuell wiedererkennen kann – Tanks, Auspuffanlagen, Motorenteile, einen abgerissenen französischen Puffer, Kühlergrille, eine Lkw-Tür.

Diese Teile schlichte ich probeweise aufs Balsaholz, um zu sehen, ob das Material schon ausreicht, um den Wagen zu füllen:




Zwischen die größeren Teile sollten lauter winzige Elemente kommen, teils aus dem oben gezeigten Lasercut-Material, teils aus winzigen 0,3mm-Blechstreifen – Abfälle aus Geländern meiner großen Brücke (links unten), die ich zu hakenförmigen oder geraden Stücken (rechts unten) verkleinerte:




Die meisten Teile wurden nun einzeln lackiert – stark verdünnter Lack, Teilchen mit einem Zahnstocher auf einem Stück Küchenrolle festhalten, ein paar schnelle Striche mit dem Pinsel, fertig. Jedes Teilchen bekam eine etwas andere Farbe. Verwendet wurden Grau, Schwarz, Ziegelrot, Braun und Lederbraun. Einzelne Teilchen wurden eisenfarben gestrichen, eine Hecktüre eines Lkw-Aufbaues in Rot.

Anschließend wurden alle Teile und Teilchen einzeln mit je einem Punkt Loctite aufgeklebt. Klingt schrecklich aufwändig und nicht endenwollend, war aber an einem einzigen – zugegebenermaßen seeehr langen – Abend erledigt:




Soweit die Draufsicht. Von der Seite entpuppt sich der Wagen als alter Bekannter – ein Carro Tipo L der FS mit blechernen Seitenwänden, hergestellt in der seinerzeitigen hochlöblichen Wagenschmiede des Mag. Klein. Der Wagen wurde zuvor innen und außen farblich behandelt.




Und wieder kommt ein nicht alltägliches Fahrzeug mit nicht alltäglicher Ladung zu meinem endgültigen Güterwagenpark.


Liebe Grüße aus dem momentan recht frostigen Kärnten

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1774 von Ermel , 21.04.2017 16:08

Wun-der-schön! Und der beste Beweis meiner alten These:

Modellschrott macht man aus Modellen und nicht aus Schrottmodellen, denn sonst bekommt man nur Schrottmodellschrott.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüße, Ermel.


Öfter mal was Neues:
http://blog.modellbahnfrokler.de/


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1775 von E 03 ( gelöscht ) , 21.04.2017 16:13

Hallo Karl,

keiner würde wagen Deinen spitzenmäßigen Modellbau als Schrott zu bezeichen. Hingegen kann man guten Gewissens sagen, dass Dein Schrott spitzenmäßiger Modellbau ist.

Auf der Documenta in Kassel und Athen wird zur Zeit auch Schrott zu Kunst gemacht. Du hättest dort mit Deinem feingliedrigen Schrott gute Chancen alles dagewesene zu toppen.

Viele Grüße
Friedl


E 03

   

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