Nachdem ich als Neumitglied von einigen Mitforisten und meinem Sohn gebeten wurde, hier unsere Anlage vorzustellen, will ich dem gerne nachkommen.
Dazu gibt es allerdings zunächst einiges zur Vorgeschichte zu lesen, bevor es Bilder zu sehen gibt. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.
Viel Spaß!
Jürgen
Hesperbrück. Was ist das? Hesperbrück war der Endhaltepunkt der Anschlussbahn der Zeche Ver. Pörtingssiepen im Hespertal im Essener Süden. Diese Anschlussbahn begann in Kupferdreh (heute: Essen-Kupferdreh), bediente die Phönixhütte, die Zeche selbst und - neben dem Endhaltepunkt Hesperbrück - auch den Haltepunkt Margrefstraße.
Bis ca. 1918 war Hesperbrück zugleich Endhaltepunkt einer Schmalspurbahn, die Kalk und Erze aus dem Hefel bei Velbert zu den Kalktrichteröfen in Hesperbrück und zur Phönixhütte transportierte. Der Lokschuppen dieser Schmalspurbahn steht noch heute und wird als Wohnhaus genutzt. Ab 1920 Standort der Ziegelei Gewerkschaft Stolberg. Ab 1943 Standort der sogen. Bergebrechanlage: der Abraum (die Berge) wurde mit Güterwagen und Selbstentladern hierher transportiert, zerkleinert, und als Füllmaterial unter Tage zum nahe gelegenen Schacht III befördert.
Zugleich wurde Hesperbrück von zecheneigenen Personenzügen angefahren, die zum Schichtwechsel die Bergleute von und zur Arbeit brachten. Außerdem befand sich hier eine kleine Laderampe, die Zechenbahn überführte manchmal auch Güterwagen der staatlichen Eisenbahn von und nach Hesperbrück. Diese Möglichkeit des Gütertransports wurde im agrarisch geprägten Essener Süden von den Landwirten auch genutzt. Die fotografische Quellenlage ist dürftig, die wenigen Fotos, die ich habe, möchte ich hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht einstellen.
Zur Enstehung der Anlage. Als der Pütt 1973 stillgelegt wurde und wenige Jahre später die Gleisanlagen endgültig zurück gebaut wurden, bin ich mit meinem Cousin Wolfgang die Strecken entlang gegangen, wir haben einige Fotos gemacht von den noch bestehenden Gleisanlagen und Gebäuden, und damals reifte der Wunsch: das bauen wir irgendwann einmal nach! Den Virus Zechenbahn trugen und tragen wir in uns, weil uns das Umfeld aus Kindertagen, den sonntäglichen Spaziergängen und Ausflügen zum Baldeneysee und durch die Erzählungen der Väter und Großväter, die dort selber unter und über Tage gearbeitet haben, mehr als vertraut war. Mit den Essener Seezechen sind wir aufgewachsen und wir haben ihren Niedergang erlebt.
Vor ca. vier Jahren entdeckte dann mein Sohn Lukas meine alten Märklin-Lokomotiven und re-infizierte mich mit dem Virus. Ich beschloss, nun endlich zu bauen, was seit ca. 30 Jahren in meinem Kopf herum geistert. Es lässt einen eben nie mehr los...
Epoche III. Konkret sehen wir Hesperbrück im September 1961. Es ist Wahlkampf, Willy Brandt tritt erstmals gegen Konrad Adenauer an, und auch die Gewerkschaften sind präsent: "Samstags gehört Vati mir!"...