Zitat von Knuffel
Was ich noch fragen wollte ist, welche Weichen denn geblockt werden müssen.
Was verstehst Du unter geblockt, meinst Du die geriegelten, die drei Hebel brauchen?
Zu den geriegelten Weichen gibt es hier eine Auflistung nach dem Vorschriftsstand von 1928:
http://www.blocksignal.de/gs/gs.php?w=zu
Zitat
Mit Zungenriegeln (Ziffer Ia) sind zu versehen:
- nachgenannte ferngestellte Weichen:
[list] - die von durchfahrenden Personenzügen gegen die Spitze befahrenen Weichen,
- die von Personenzügen gegen die Spitze befahrenen Federweichen,
- die von ein- oder ausfahrenden – nicht aber von durchfahrenden – Personenzügen gegen die Spitze befahrenen Weichen, deren Entfernung vom Beginn oder Ende des Bahnsteigs mehr als 200 m beträgt,
- die von ein- oder ausfahrenden – nicht aber von durchfahrenden – Personenzügen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 45 km/h gegen die Spitze befahrenen Weichen, deren Entfernung vom Beginn oder Ende des Bahnsteigs nicht mehr als 200 m beträgt,
- die von Zügen gegen die Spitze befahrenen oder als Schutzweichen für Personenzugfahrten dienenden Weichen, deren Leitungslänge bei Drahtzugantrieb mehr als 350 m, bei Gestängeantrieb mehr als 300 m beträgt,
- die unter Ziffer III 2a bis c genannten Weichen, sofern sie Gestängeantrieb besitzen.
[*]alle bei Zugfahrten zu sichernden Handweichen, deren Sicherung nicht durch Handverschluß erfolgt.gt.[/list]
Genen wir es mal durch:
Durchfahrende Personenzüge sind Züge, die ohne Halt durchfahren. In mechanischen Stellwerken ist das häufig nur auf einem Gleis möglich. Es ist also möglich, Gleise zu haben, wo das Ausfahrsignal erst gestellt werden kann, wenn der Zug eingefahren ist. Das gleichzeitige Einstellen einer Einfahrt und einer Ausfahrt im selben Gleis ist dann technisch verhindert.
Federweichen hast Du nicht.
Kriterium 3 kannst Du ja mal ausmessen und nachrechnen
Kriterium 4 sollte klar sein?
Kriterium 5 ist glaub ich auch klar, bei Dir gilt Drahtzugantrieb
Kriterium 6 entfällt entsprechend
Zu sichernde Handweichen sehe ich in Deinem Fall jetzt keine.
Später wurden die Regeln für die Riegelung übrigens wohl gelockert, laut meinem Lehrbuch aus den 50ern ist die Riegelung der Weichen ab 65km/h vorgesehen. Welche Regeln angewendet wurden, hängt damit wesentlich vom Baujahr des Stellwerks, aber auch späteren Umbauten ab.
So, ich wollte ja jetzt mal anfangen mit den Grundlagen der Stellwerkstechnik, vermutlich ist in dem Fall gerade die Funktionsweise der Drahtzugleitungen sinnvoll
Für die Fernstellung von Weichen und Signalen wurden ursprünglich Gestängeleitungen verwendet - diese sind aber insbesondere bei Temperaturschwankungen nicht unproblematisch (Metall dehnt sich bei steigenden Temperaturen ja aus). Aber auch sonst haben Gestängeleitungen diverse Nachteile.
Hier setzen die Drahtzugleitungen an:
Bei den Drahtzugleitungen hat man pro zu stellendem Element eine Doppeldrahtzugleitung. Ein Hebel im Stellwerk sieht von der Seite so aus:
http://www.stellwerksbilder.de/eb_sonst/aufbau3.gif
Auf jeder Seite der Seilscheibe kommt ein Draht an, wenn der Hebel umgelegt wird, dann wird der eine Draht gezogen, der andere wird nachgelassen. Auf der anderen Seite, also an der Weiche oder am Signal, gibt es ebenfalls eine Rolle, über die der Draht geführt ist, so dass der Draht sozusagen einen Ring ergibt. Entweder direkt am Draht oder an der Umlenkrolle sind die Einrichtungen angeschlossen, die gestellt werden sollen.
Kommen wir zu den Spannwerken:
Die Spannwerke (Fotos sollten inzwischen bekannt sein?) drücken die beiden Drähte einer Doppeldrahtzugleitung über ein Gewicht nach oben. Das hat zwei Effekte:
Zum einen wird die Längenänderung abhängig von der Temperatur abgefangen, zum anderen sorgen die Spannwerke dafür, dass bei Bruch eines Drahtes keine Gefahr eintritt.
Das mit der Längenänderung ist ganz einfach: Es werden beide Drähte in Form einer Schlaufe gleich weit nach oben bewegt, die Längenänderung findet also ausschließlich bei der entstehenden "Schlaufe" beim Spannwerk statt.
Bei Drahtbruch gibt es folgenden Effekt:
Der intakte Draht wird durch das Spannwerk nach oben gerissen, der gebrochene Draht verliert seine Spannung. Signale werden dabei mit Wucht in eine Sonderstellung gerissen, die für das Signalbild Hp0 sorgt, bei Weichen dagegen wird über den Verlust des Zuges der gerissenen Leitung eine Drahtbruchsperre aktiviert, die verhindert, dass die Weiche umgestellt wird. Im Normalfall wird die Drahtbruchsperre in der deaktivierten Lage durch den Zug an beiden Drahtzügen über das Spanngewicht weggeklappt, sobald dieser Zug weg ist, klappt die rein.
Außerdem sorgt die Kraft des Spanngewichtes dafür, dass sich der Hebel mit einem lauten Knall verdreht, außerdem erscheint ein roten Warnzeichen am Hebel, und die Mechanik verhindert, dass über die Weiche noch eine Zugfahrstraße gestellt wird.
Spanngewichte haben alle Weichen, die entweder über 100m vom Stellwerk entfernt sind, oder die nicht in beiden Stellungen über einen Riegel verfügen. Wenn also bei Dir eine Weiche unter 100m ist, UND in beiden Stellungen Riegel hat (also über insgesamt drei Hebel verfügt), dann bekommt die Drahtzugleitung kein Spanngewicht.
Die Spanngewichte sind dabei bei Turmstellwerken (Bedienraum im ersten Stock) in der Regel im Erdgeschoß des Hauses verbaut, und nur selten im Freien. Es soll aber Bahnhöfe geben, wo trotz Turmstellwerk vereinzelte Spanngewichte im Freien stehen, wie häufig das ist kann ich nicht sagen.
Die Spanngewichte, die in Deinem Bausatz liegen, scheinen mir Spanngewichte für den Innenraum zu sein, soweit ich das erkennen kann. Wie Spanngewichte im Freien Aussehen, kannst Du ja den weiter oben verlinkten Bildern entnehmen - ich hoffe, da ist jetzt auch wirklich ein Link, wenn nicht such ich einen raus
Kommen wir jetzt zu den Riegeln:
Wozu braucht man die Riegel jetzt - generell gibt es mit der Drahtzugtechnik diverse Probleme:
Zum einen die Festhaltekraft: Eine Weiche kann normalerweise aufgefahren werden, d.h. wenn die Weiche bei falscher Stellung stumpf befahren wird (d.h. vom Herzstück kommend), werden die Zungen so bewegt, dass der Zug nicht entgleist. Auch hier wird die Seilscheibe am Weichenhebel bewegt, was die selben Auswirkungen hat wie beim Drahtbruch. Das Verhalten ist gewünscht, insbesondere früher vor Einführung der großen Relaisstellwerke mit gesicherten Rangierfahrstraßen war das Auffahren von Weichen (aber auch Entgleisungen) recht häufig. Leider werden bei mechanischen Stellwerken die Zungen aber nicht so gut festgehalten, dass bei dem Befahren mit höheren Geschwindigkeiten die Zungen wirklich sicher in der Endlage festgehalten werden, genauso ist der lange Drahtzug immer mit gewissen Unwägbarkeiten verbunden. Deswegen hat man unter bestimmten Bedingungen (siehe oben) als zusätzliche Sicherung der Weichenzungen noch den Weichenriegel.
Der Weichenriegel ist eine mechanische Einrichtung, die in Stangen eingreift, die an den beiden Weichenzungen befestigt sind. Der Riegel kann dabei nur dann bewegt werden, wenn beide Weichenzungen die richtige Stellung haben, umgekehrt lassen sich auch die Weichenzungen nicht mehr bewegen, wenn der Riegel in sie eingreift. Die Weiche ist damit auch nicht mehr auffahrbar - wird sie aufgefahren, führt das mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Entgleisen des Fahrzeugen, aber auch zu größeren Schäden an der Weiche.
Drahtzugleitungen von Riegeln verfügen ebenfalls über ein Spannwerk, grundsätzlich ist es auch möglich, mehr als eine Weiche mit einem Riegelhebel zu riegeln, z.B. wenn man eine Verbindung zwischen zwei Gleisen hat, wo zwei Weichen entweder paarweise gerade oder paarweise abzweigend gebraucht werden, aber nicht in anderen Kombinationen. Bei Deinem Gleisplan ist das nicht der Fall.
Bei den Riegeln, aber auch bei Hauptsignalen hat man häufig zwei Hebel, die nur auf eine Doppeldrahtzugleitung gehen. Der eine Hebel zieht dabei die Drahtzugleitung in die eine Richtung, der andere in die andere Richtung, in dem Fall geht die Leitung von außen kommend zum Hebel 1, dann von Hebel 1 über eine Umlenkrolle zu Hebel 2, und von Hebel 2 wieder nach draußen.
Bei Riegeln wird so je nach Zugrichtung in der Regel die Weiche in der einen Stellung geriegelt, bei der anderen Zugrichtung in der anderen. Bei Signale wäre die eine Richtung Hp1, die andere Richtung Hp2.
Bei der Gelegenheit kann ich noch mal den Drahtbruch bei Signalen aufgreifen: Die Seilscheibe der Signale hat 5 Stellungen:
Hp0 - Hp1 - Hp0 - Hp2 - Hp0
Grundstellung ist die mittlere Stellung, die beiden äußeren Hp0-Stellungen werden nur bei Drahtbruch, nicht aber im regulären Betrieb erreicht.
Auf Youtube gibts das ein interessantes Video:
https://www.youtube.com/watch?v=eV6um9YQmVQ
Hier wird das Signal zuerst in die eine Fahrtstellung gestellt per Hebel, in dem Moment gibt es einen Drahtbruch, und das Signal wird über die mittlere Hp0-Stellung und die zweite Fahrtstellung an den Endanschlag gerissen, der auch wieder für Hp0 sorgt.
Das waren jetzt natürlich viel mehr Informationen, als Du für Deine Modellbahn brauchst, aber vielleicht interessiert es Dich ja wofür das, was Du da baust, eigentlich da ist Ich fürchte ja fast, das war ein bisschen zu ausführlich - sollte Dich wider erwarten irgendwas näher interessieren, sag Bescheid