Hallo Stummis,
ich war im September wieder in den USA im Urlaub. Diesmal hatte ich gezielt 2 Tage zum "railfanning" einplanen dürfen (Dank an meine Holde). Zwischendurch sind auch noch einige Fotos entstanden, somit komme ich auf 1500 Eisenbahnbilder. Längst nicht alle sind vorzeigbar, ich hoffe die folgende kleine Auswahl gefällt euch.
Nach der Landung in Denver bezogen wir die ersten Tage unser Motel in Granby, einer Kleinstadt westlich der Rocky Mountains mit guter Anbindung zum gleichnamigen Nationalpark. Hier gibt es einen kleinen Amtrak-Bahnhof (Häuschen samt Bahnsteig) an der Moffat-Route.
Noch frühen Morgenlicht strebt diese kurze Übergabe (etwa 20 Wagen) aus dem Bahnhof weiter nach Westen.
Am selben Abend konnte ich dank Amtrak-Onlineinfo noch die Einfahrt des California Zephyr nach Chicago in Granby festhalten.
Dank 4 Stunden Verspätung im Gegenlicht der untergehenden Sonne. Am Vorabend noch ohne die Onlineinfo hatte ich den Gegenzug mit 8 Stunden Verspätung im besseren Licht um ca. 1 Minute verpasst.
Nach dem Besuch mehrerer Nationalparks hatte ich später einen ganzen Tag in der Gegend um Caliente, CA, und den Tehachapi Loop eingeplant. Die stark befahrene Strecke dort führt sehr kurvenreich bergauf, die Bilder können das kaum vermitteln. Mit dem Auto lassen sich Züge in beide Richtungen problemlos verfolgen, auf der Strasse ist der Weg viel kürzer.
Die Morgenbilder sind dank Sonnenstand schlecht vorzeigbar, vermitteln aber das der Ort von der Bahn quasi umzingelt ist.
Wir stehen hier unten gegenüber des Postamtes in Caliente an den Gleisen und blicken auf Autotransporter talwärts.
Wenige Augenblicke später ist der Zug nach einer engen Linkskurve neben uns.
Ein Intermodel schlängelt sich von Caliente bergauf Richtung Loop. Caliente liegt links vom Bild, gleich wird der Zug eine 180° Linkskehre durch einen kurzen Tunnel fahren, denn Tehachapi liegt bergauf da hinter den Hügeln.
Weiter bergwärts in Richtung Loop muss dieser BNSF-Intermodal nach kurzem Halt in der Steigung wieder anfahren.
Mittagshitze, Abgas, Abwärme und Sand an den hinteren beiden Maschinen lassen das Bild flimmern. An irgendwelche rumbaumelden Leitungen samt Masten, Schotterhaufen, Büsche und sonstiges Material in der Landschaft muss man sich in den USA gewöhnen, irgendwas ist meisst immer im Bild.
Der Tehachapi Loop ist nur bedingt einsehbar, der Grundstücksbesitzer mag keine Eisenbahnfans, "no tresspassing-" Schilder säumen die Gegend. Wirklich nah an die Strecke oder gar in den Loop kommt man nicht.
Vom offiziellen Aussichtspunkt mal an 3 UP-Damen auf Bergfahrt herangezoomt.
Bedingt einsehbar halt, die rechte Hälfte des Loops. Die 3 Damen vom vorherigen Bild verlassen gerade die Schleife, genau über
dem Führerstand der ersten Maschine kommen die 3 Loks in der Mitte des Zuges ins Sichtfeld. Zwischen dem blauen Boxcar und dem Tankwagen sind Pferde und Signale zu erkennen, in der Schneise dort führt die Strecke aus dem Tunnel.
Hier mal eine Gesamtansicht mit BNSF-Intermodal. Ein älterer US-Eisenbahnfreund meinte in dem zu mir: "a lot of pulling!",
sehr treffend formuliert...
Unten am Tunnel (Portal hinter der unteren Baumreihe zu erahnen) fährt der Zug über sich selbst, während die versiffte Lok an der Spitze versucht sich hinter dem Baum zu verstecken hat es die fünfte (auch arg schmutzig) Maschine nicht ganz ins Bild geschafft...
Um über den blöden Zaum knipsen zu können musste ich auf die Rückenlehne der Rückbank steigen (Cabrio).
In US-Foren wird empfohlen für die Stelle eine Leiter mitzubringen.
An der Ausweiche kurz unterhalb des Loops muss der Getreidezug auf Talfahrt erstmal einen Indermodal in Gegenrichtung passieren lassen.
Deutlich schneller als das Getreide war ich wieder am Tunnel kurz oberhalb von Caliente, Nachschuss auf 4 Maschinen an der Spitze...
... 3 in der Mitte..
...und 2 am Zugschluss.
Schon imposant, die Zugspitze dürfte beim letzten Bild schon in Caliente sein. Mein Schatten ist leider auch zu sehen. Bergauf wäre mir der Zug mit seinen fast 40000 Pferden natürlich lieber gewesen, aber die dynamic brake der 9 Maschinen wirds bergab schon gebraucht haben.
Am Abend fuhren wir weiter in Richtung Cajon Pass nordöstlich von Los Angeles, nach einer Nacht im Victorville gings zuerst an die Sullivans Curve, die Strasse dorthin führt beängstigend nah an den Gleisen des UP-Ausweichgleises vorbei, man fährt quasi schon auf dem Gleisschotter. Die letzten Meter auf den Felsvorsprung mitten im Scheitelpunkt der Kurve geht man zu Fuss. Der Überblick dort ist fantastisch.
Die Morgensonne liess nur diesen Nachschuss auf diesen BNSF-Intermodal zu, die vierte Lok ist noch CP Rail beschriftet.
Kurz darauf rollte auf den UP-Gleisen der nächste Zug bergab, verstärkt mit einer CSX-Lok. Das Bild zeigt auch den Weg zur Kurve, dort links des Zuges, zwischen dem linken (leeren) Gleis und der Felswand, da muss man mit dem Auto durch. Das eine legale, öffentliche Strasse!
Dann passierte erstmal für eine Stunde gar nichts, dank der weiter aufsteigenden Sonne konnte die einzige Pinie auf dem Felsvorsprung auch keinen Schatten mehr spenden. Daher fuhren wir weiter zum Hill 582, sind aber die kurze Strecke von der Strasse bis zum Hill gelaufen. Zuviel Offroad für nen Mustang. Hill 582 ist ein von Eisenbahnfreunden unterhaltener Aussichtspunkt am Cajon Pass, dort gibt es Bäume, Beete, Bänke, Deko...einfach eine fantastische Atmosphäre!
Vielen Dank an die Erschaffer! Ich stehe dort nun auch im Gästebuch. Anbei mal ein kleiner Eindruck:
Vor Klapperschlangen wird dort zwar ausdrücklich gewart, gesehen habe ich aber keine. Dafür eine Kesselwagenschlange mit BNSF bergab.
Auf dem UP-Gleis weiter oben braucht die Windkraft von morgen die UP-Kraft von heute.
Ein kleines Intermodal-Wettrennen bergab, UP oben, BNSF unten...
...BNSF gewinnt haushoch, wird aber dabei von der Konkurrenz unterstützt!
Es war die 3-4 Stunden dort richtig was los. Die beiden Wettrenner sind noch nicht um die Kurve, da kommt schon der nächste BNSF-Bergfahrer ins Bild.
Nur ein Versuch die Dimension ins Bild zu bekommen. Der Zugschluss ist gut zu erkennen, die Zugloks hingegen sind nur noch als schwarze Linie rechts in der Mitte des Bildes als dunkler Streifen zu erahnen.
Der nächste Bergfahrer kommt näher. Hatte ich doch hier im Forum mal geschrieben das US-Diesel relativ leise daherkommen, so muss ich meine Aussage revidieren. Wenn man so nah und einige Meter über der Auspufföffnung steht, geht Einem das schmetternde Geräusch der langsamlaufenden Motoren durch Mark und Bein. Es geht hier wirklich bergauf und die Diesel laufen hier Vollast. Trotz der hohen Aussentemperatur kann man die Hitze der Kühlanlagen spüren, herrlich...
Auf dem dritten BNSF-Gleis unterhalb des Hill haben diese 2 Damen mit dem leeren piggypack (für LKW-Auflieger) auf Talfahrt wohl weniger Mühe.
Betrieb! Die oberen BNSF-Gleise sind beide belegt, auf dem Dritten schlängelt sich ein Intermodal zu Tal.
Mehr Betrieb! Ein wirklich langer Intermodal hat in der Steigung angehalten. Entgegen meiner Erwartung kam der nächste gemischte Güterzug nicht an der Signalbrücke weiter links zum Stehen, sondern schloss bis zu den Schlussloks des Containerzuges auf. Auf dem ausgeklapptem, blauen Schild an der Führungslok des Gemischtem steht übrigens "STOP". Auf dem Gegengleis rollt derweil ein Intermodal bergab.
Hohe Kraftstoffpreise bringen auch die US-Bahngesellschaften zum Umdenken, wobei die Burlinton Northern schon in den 80gern Gasantrieb getestet hat.
Nun sind wieder Einheiten zum Betrieb mit verflüssigtem Erdgas umgerüstet worden, eine fuhr mir am Hill 582 vor die Linse.
Kann man den Tankwagen als "Tender" bezeichnen?
Das war nur ein Auszug des am Hill Fotografiertem. Es war wirklich richtig was los, für die laue Phase an der Sullivans Curve (liegt an der selben Strecke) war ich somit entschädigt. Weil es brütend heiss wurde und wir noch in Richtung Death Valley fahren wollten brachen wir nachmittags auf. Der Haussegen begann auch nach 2 Tagen purem Eisenbahnprogramm langsam schiefzuhängen. Bahnmässig war nun erstmal Pause.
Ich kann jedem USA-Urlauber der im Raum Los Angeles etwas Zeit hat nur nahelegen den Hill 582 zu besuchen, es lohnt sich.
Erst Tage später kamen wir wieder in die Rocky Mountains und legten eine Pause in Winter Park ein. Direkt im Ski Resort dort liegt das Westportal des 10 km langen Moffat Tunnel. Der Tunnel ist das Nadelöhr der Strecke, der Scheitelpunkt der Strecke liegt im Tunnel, nach jeder Zugdurchfahrt sorgen Gebläse am Ostportal für den Luftaustausch. Das dauert ca. eine Stunde, erst danach darf der nächste Zug durch den Tunnel. Zudem ist der Moffat Tunnel zu niedrig für Intermodal-Verkehr mit den zwei übereinandergestapelten Cointainern. Trotzdem ist ein Segen gegenüber der vorherigen Route der Strecke über den steilen, kurvigen und schneegefährdeten Rollins Pass. Das Westportal ist grundsätzlich leicht zu erreichen, leider sind in den letzten Jahren die Sicherheitsmassnahmen arg verstärkt worden. Der alte Bahnhofsbereich von Winter Park (direkt am Tunnel) ist nach der Einstellung des Ski Train abgesperrt worden, direkt vor dem Portal ist eine Kameraanlage installiert die Einem etwas die Sicht versperrt. Ein paar Schritte weiter wäre das Problem gegessen, aber "no tresspassing"-Schilder und eben die Kamera verhindern diese paar Schritte...
Dank Amtrak-Online wusste ich das der Zephyr in Richtung Westen in etwa einer Stunde hier sein sollte (natürlich mit Verspätung), also auf Warten plädiert.
Zum Glück für mich vernahm ich 30 Minuten später ein Geräusch, aber es sollte noch Minuten dauern bis sich die UP mit Kohle satt die Steigung hinaufquälte.
Noch ein Nachschuss auf die letzte Schublok in den Tunnel hinein, rechts im Bild der blöde Mast der Kamera.
Das bedeutete Pech für den Zephyr, er musste auf der Ostseite erstmal auf frische Luft im Tunnel warten. Also wartete ich auch...
Dann gings ganz schnell, ein lauter werdendes Gerumpel aus dem Tunnel, ein Licht, Kamera mehrfach abgedrückt und schon war er vorbei. Das der blöde Kameramast nun auch noch einen Schatten auf die Lokfront wirft ärgert mich noch heute.
Aber die Wartezeit vorher liess ja auch Planung zu. So war schnell klar das es kein Problem sein sollte den Zug bis Granby wieder einzuholen, dort kannte ich mich mittlerweile ja etwas aus. Also ab ins Auto und ab zur Ausfahrt von Granby, CO. Auch hier stehen natürlich irgendwelche Pfosten und Schilder in der Landschaft, aber die Lokmannschaft legt mit den beiden Genesis ne flotte Ausfahrt hin.
Da wir wieder ein Motel in Granby bezogen hatte ich abends noch Gelegenheit für Langzeitbelichtungen, der Zug aus den 4 Lok und nur 9 Wagen stand für Stunden im Ausweichgleis des Bahnhofes. Was ich von diesen Bildern halten soll weiss ich selbst nicht so richtig.
Von unsere Zimmertür konnte ich den Bahnhof in der Ferne ausmachen, als am nächsten Morgen ein Güterzug dort stehenblieb, meine Freundin sich eh noch fertigmachte und ich fix losgefahren bin. Raus aus Granby nach Westen, ohne Plan ob es dort eine vernünftige Stelle gibt.
Aber ich hatte nach ein paar Meilen Eine gefunden und kurz danach kam Leben in die herbstliche Szene.
Nur die Sonne war noch etwas schwach diese 6 etwas schmutzigen UP-Damen mit leeren Kohlewagen gen Westen bergab fuhren.
Am Royal Gorge waren wir letztes Jahr schon, da war die Brücke nach einem Waldbrand noch gesperrt und wir sind mit dem Zug durch die Schlucht gefahren. Dieses Jahr gings auf die Brücke, die empfehlenwerte Zugfahrt haben wir nicht wiederholt.
Obwohl schon länger abgestellt sind die F7 immer noch das Werbemotiv der Tourismuslinie. Letztes Jahr habe ich sie nicht gefunden, dieses Jahr fand ich sie etwas abseits des Betriebsgeländes.
Auch die merkwürdigen Schalldämpfer und das Blinklicht können eine F7 nicht entstellen, schön bleibt schön.
Von der Brücke dann der Blick auf die aktuelle Garnitur mit GP40 voran 300 Meter weiter unten.
Am Parkplatz der Brücke träumt Engine 499 der D&RGW von besseren Zeiten. Die Gesellschafft besass auch ein ausgedehntes Schmalspurnetz.
Am Nachmittag erreichten wir unser Hotel in Downtown Denver, nach einem Bummel durch die Fussgängerzone (sowas gibts da wirklich) erreichten wir die Union Station. Das Bahnhofsgebäude ist nach umfangreicher Restaurierung dieses Jahr wiedereröffnet worden. Der grosse Wartesaal sieht aus wie früher, beherbergt aber Restaurants, eine Bar und Hotellobby. In einer kleinen Ecke fand ich aber auch den Amtrak-Schalter. Hinter dem Gebäude gehts die Treppen runter zum unterirdischen Busbahnhof, darüber liegt der Kopfbahnhof Denver mit seinen 7 Bahnsteigen!
Hier halten aber nur zwei Züge am Tag, morgens der California Zephyr nach Westen, nachmittags der Gegenzug nach Chicago. Überschaubares Angebot.
Die Bahnsteige sind ebenfalls modernisiert, allerdings im aktuellen Stil mit Beton und Stahl. Noch weiter stadtauswärts in Richtung Millenium Bridge liegen die Bahnsteige der Stadtbahn.
Die Millenium Bridge überquert auch die durchgehenden Bahngleise, hier kamen im Augenblick des Besuches zwei Kohlezüge ins Bild.
Zurück am Stationsgebäude kam fast in dem Augenblick der Zephyr nach Chicago an, er wurde aber sehr unfotogen rückwärts an den Bahnsteig geschoben, ein Bild gibt es von mir deshalb nicht.
Der letzte Tag des Urlaubs, Abflug aber erst am nachmittag. In Denver reizte uns nichts mehr, eingekauft hatten wir bis ans Geld- und Gewichtslimit. Was also in den letzten paar Stunden noch machen? Vorschlag meiner Freundin (die zwischendurch ja keine Züge mehr sehen konnte): "Hast nicht noch irgendeine Stelle für Eisenbahnfotos parat?" Ich war verblüfft!
Also gings nochmal aus der Stadt raus, an die Moffat Route östlich des Tunnels. Mit Glück und ohne wirklichen Plan fand ich ne nette Stelle, nach 30 Minuten warten kam sogar ein Zug. UP-Leerkohle mit graffitibeschmierter Führungslok.
Die Strecke schlängelt sich in einem Rechtsbogen den Berg hoch, so das beim Nachschuss auf die Schubloks die Zugmitte
weiter hinten nochmal nach rechts durchs Bild fährt.
Mitten in diesem Rechtsbogen wird die Strasse überquert, wir sehen nicht nur die Schlusslok nochmals, sondern auch eine menschliche Baustellenampel. Diese Art der Arbeitsbeschaffung finde ich immer noch kurios, mir taten die Jungs und Mädels immer leid die mit Schild, Helm und Schutzbrille den halben Tag an der Strasse stehen mussten.
Das wars, ihr habts geschafft! Danach folgte bloss noch der öde Rückflug.
Bei Fragen einfach fragen, danke!
Kai