Hallo zusammen,
zur Vorgeschichte - seit einiger Zeit gehe ich schwanger mit dem Wunsch nach einer schönen V90, besser gesagt 294 so wie sie heutzutage unterwegs sind. Angestachelt wurde dieser durch die recht häufigen Sichtungen, die ich hier in Köln an den diversen Rangierbahnhöfen machen konnte - der Sound der Loks ist einfach klasse, und obwohl die Loks nicht besonders gut aussehen, haben sie doch eine charakteristische Form, und irgendwie habe ich mich ein wenig verguckt.
Also ging die Suche nach einem Modell los. Es drängte sich die Trix 22294 auf, als Vertreterin der Epoche VI mit Geländern, Funktantenne etc. Optisch gesehen ist sie sicherlich das beste erhältliche Modell, aber zumindest damals war sie mir einfach zu teuer.
Einzige mir bekannte Alternative? Die Lok von Roco, die sicherlich schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, was man nicht zuletzt bei den doch recht grotesk unmaßstäblichen Lampen, der miesen Lichtleiter und auch dem recht spärlichen Raum im Inneren der Lok merkt. Es ist fast schon faszinierend, wie viel mehr Technik in die Trix-Lok reingeht!
Aber, die Lok von Roco (41346) konnte ich bei ebay für 60€ bekommen - da blieb finanziell dann ein wenig Spielraum für einen Umbau. Als jemand, der sowieso jeder Lok erstmal das Gehäuse raubt, wenn sie neu in die Sammlung kommt, wurde hier (noch) kein neues Terrain beschritten.
Die erste Ernüchterung kam natürlich, als der Platz in der Lok sich als so klein herausstellte, dass nach Einbau eines normalen Dekoders mit 8-poliger Schnittstelle das Gehäuse nicht mehr draufging im Führerhaus wollte ich den Dekoder auf keinen Fall unterbringen - auch wenn es keine Inneneinrichtung gibt, sollte doch zumindest der Durchblick gewährt bleiben. Also, was macht der Kerl? Platinen raus (diesen Namen verdienen die Hartpapier-Gestalten so gerade), und selber eine mtc-21-Schnittstelle geschnitzt. Damit konnte ich einen handelsüblichen Dekoder so einigermaßen im kürzeren Vorbau unterbringen. Das letzte Wort ist hier allerdings noch nicht gesprochen...
Dann störte mich das Fehlen der roten Rücklichter doch enorm. Wie schon oft in diversen Foren beschrieben, ist die Qualität des Lichts bei der V90 eh' schon miserabel - der Lichtleiter ist extrem ineffizient, direkt hinter dem oberen Spitzenlicht sitzt die Glühbirne, sodass oben ein Scheinwerfer sitzt, während die beiden unteren Lampen mehr an Friedhofkerzen erinnern. Natürlich muss man dazu sagen, dass eine filigrane Umsetzung wie bei der Trix-Lok - mit Flexprints und SMD-LED direkt hinter den Lampen - zur Zeit der Konstruktion der Roco-Lok wohl noch nicht möglich war. Umbauten mit mehreren LEDs haben einige Leute schon vorgenommen (Mario? ), also sollte das auch bei mir passieren. Allerdings wollte ich auch rote Rücklichter, also musste der Lichtleiter weichen.
Ich habe dann probiert, die oberen Lampen auszubohren, verdrahtete SMDs hinter die Öffnungen zu legen und mit Heißkleber einen Lichtleiter zu formen. Eine elende Fummelei - aber es hat tatsächlich funktioniert, und hätte ich sauberer gearbeitet (u.a. den Rand um die Lampen nicht mit dem Dremel zu weit ausgebohrt), dann hätte es wohl echt gut ausgesehen. Mein Ergebnis war schließlich okay, und auf die berühmten 30cm Abstand auch erträglich anzusehen:
Die Fotos zeigen allerdings schon Version 1.1, da bei 1.0 nicht wirklich eine Trennung zwischen oberem und unterem Licht gegeben war und die LEDs durch beide Öffnungen strahlten. Dieser Effekt ist beim zweiten Versuch so gut wie nicht mehr vorhanden, und so stark wie auf den Fotos sieht man es auch nicht mehr. Verkabelt wurde das alles mit reichlich Kupferlackdraht zwar auch nicht zum ersten Mal gemacht, aber all zu oft brauche ich das nicht!
(Version 1.0)
Nun denn, grundsätzlich erst mal in Ordnung. Aber irgendwie... fiel der Blick dann doch immer rüber zum Trix-Modell mit der wesentlich moderneren und vor allem vorbildgerechteren Ausführung der Lampen. Zunächst hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Rangierbühnen der Trix-Lok als Ersatzteil zu kaufen (wurden hier mal angeboten), das hat sich aber nicht ergeben.
Zwischenzeitlich wurden von Krüger Modellbau Ätzteile zum Aufrüsten der Lok bestellt. Die für die 294 heutzutage so typischen Geländer waren ein guter Kauf, allerdings schmolz hiermit finanziell der Abstand zur Trix-Lok beachtlich Aber jetzt hatte ich Blut geleckt.
Also den Computer angeschmissen, und gezeichnet. Einige Zeit und eine Bestellung bei Shapeways später, kamen schließlich die Tage u.a. diese Teile mit der Post:
Wie man vielleicht erkennen kann, habe ich neue Teile für die charakteristischen Lampengehäuse, neue Einsätze und Lichtkörper für die oberen Spitzenlichter sowie Einsätze für den Lüfter samt Lüfterrad konstruiert. Der Lüftereinsatz passt (hoffentlich) genau in die bisherige Nachbildung sowie über das Kardangetriebe an dieser Stelle - bisher liegt dort ja die Platine.
Übrigens, finde den Fehler *facepalm* !
- ich habe eine Art "Spritzling" aus den Teilen für die Lampengehäuse gebaut - zuerst genau passend, also vier Stück für alle vier Enden, dann aber, weil es fast nichts kostet, auf 6 Teile aufgestockt - dabei aber vergessen, die Hälfte davon zu Spiegeln also muss ich mindestens noch ein Mal bestellen, weil ich so nur vorne links und hinten rechts mit den neuen Lampengehäusen ausstatten kann. Dies gibt mir aber wiederum noch die Möglichkeit für eine kleine Fehlerkorrektur, wenn sie denn nötig ist.
Warum eigentlich die oberen Spitzenlichter neu machen? Nun ja, wenn man die Roco-Lok mal mit ihrem Vorbild vergleicht, dann fällt auf, dass alle Lampen ziemlich viel zu groß ausfallen. Woran das liegt? Keine Ahnung, aber auch beim reinen Vergleich mit der Trix-Lok springt es schon stark ins Auge. "Glücklicherweise" hat der Lichtleiter den gleichen Außendurchmesser wie die Lampenringe an den von mir konstruierten Lampengehäusen der unteren Lampen. Also wurde die Nachbildung des Lampengehäuses am Lok-Vorbau plan abgeschnitten und dann eine Art Hülse eingesteckt, die die neue Lampe darstellt. Das hat erstaunlich gut funktioniert!
Hier mal die direkte Gegenüberstellung von neu vs. alt (hinterer bzw. vorderer Vorbau, stand jetzt):
Ich habe zum Probieren erst mal eine der Hülsen in rote Enamel-Farbe getunkt (leider nicht die beste Wahl für diese Anwendung, RAL-mäßig natürlich auch nur eine Annäherung), den Lichtleiter eingesetzt und einen Lampenring mit dem Silbermarker aufgezogen. Ich denke mal, dass der optische Eindruck noch besser wird, wenn das ganze mal richtig eingeklebt und lackiert ist.
Apropos Lack - die Lok soll später mal in einem relativ gebraucht wirkenden Zustand sein. Die 294 sind ja schon relativ lange unterwegs, einige kriegen noch mal eine HU, aber im Endeffekt steht die Gravita vor der Tür (so auch hier in Köln) und löst die alte Frau 90 so langsam aber sicher ab. Farblich drückt sich das wie folgt aus: Die Lok hat keine Logos mehr (nur noch Loknummern), die Oberseiten sind relativ grau/braun und ausgeblichen, viel Ruß auf dem Dach vom Abgasrohr... Der Extremfall sieht so aus, ganz so schlimm möchte ich es nicht haben.
Langer Rede kurzer Sinn; das Aufgabenpaket für die Lok sieht wie folgt aus:
- Verkabelung neu, wenn Beleuchtung drin ist - evtl. auch mit den [s]Leuchten seitlich am Führerhaus, die die Fernsteuerung der Lok anzeigen (wie heißen die noch gleich?)[/s] Sichtmeldern (ich hatt's auf der Zunge liegen, danke Moritz)
- Aufbohren der Lüfterimitation, einsetzen von Einsatz (duh) und Lüfterrad sowie Gitter
- Einsetzen der Lampenhülsen für die oberen Spitzenlichter
- Einbau der neuen Lampengehäuse unten an die vorhandene Pufferbohle (wohl unter Weiterverwendung der bestehenden Trittstufen)
- Austattung der Lok mit einer RK900 (Märklin? Weinert?)
- Evtl. Rangierkupplung für Funktion (Krois? Roco? Habe überwiegend Roco-KK im Einsatz, Alternativ Märklin-KK bzw. Roco-UK)
- Lackierung (fleckig, kein Anspruch auf 100% RAL-Übereinstimmung - ist ne alte Frau)
- Neue Nummern (Hallo, Herr Nothaft)
- Alterung wie oben beschrieben.
So, dieser Beitrag soll eine Art "Appetithappen" sein - ich werde von Zeit zu Zeit meinen Fortschritt beschreiben. Bislang habe ich eben die Shapeways-Teile mal grob ausprobiert, alles weitere ergibt sich dann wohl in den nächsten Wochen und Monaten. Da ich momentan zwei Wohnsitze habe, kann ich nicht immer überall nach Lust und Laune basteln... Aber ich möchte das Projekt, welches jetzt schon eine Weile vor sich hin gart, endlich weiter führen! Habe jetzt nach Erhalt der Teile wieder richtig Lust, nachdem es mit der ganzen Fummelei mit den unmaßstäblichen Originalteilen zuletzt ein wenig Frust gab.
Und ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass ich hier mit Kanonen auf Spatzen schieße! Die Brawa-V90 war übrigens zum Zeitpunkt des Geldausgebens für die ganzen Teile noch nicht angekündigt...