Liebe Kollegen,
in diesem Thread möchte ich meine Aktivitäten zur Erweiterung der in N verfügbaren ÖBB-Fahrzeugauswahl (vor allem Epoche III) zeigen.
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Aus Uerdinger wird Jenbacher: Umbau Mtx VT98 in ÖBB 5081
Aus Uerdinger wird Jenbacher: Umbau Mtx VT98 in ÖBB 5081
Für Gerhard.
Sozusagen als Debut in diesem Forum möchte ich von einem Umbau berichten, der dem Mangel an ÖBB-Modellen in N entgegenwirkt.
In den 60ger Jahren wurde die österreichische Variante des Uerdinger Schienenbusses VT 98 durch SGP und Jenbacher an die ÖBB geliefert [1]. 5081 001 steht heute bei der ÖGEG in Ampfelwang [2], wo ich ihn 2013 vor die Linse bekam. Nicht nur die Farbgebung, sondern auch eine Reihe technischer Details unterscheiden sich zwischen VT 98 und 5081. Es hat von Minitrix [3] und Arnold [4] offenbar bereits einmal entsprechende Lackierungsvarianten des VT98 gegeben. Ein guter Freund, der die Bedienung eines Airbrushes beherrscht, und ich haben uns aufgemacht, unsere vorhandenen VT98 so gut es geht in 5081 umzubauen.
Bei meinem „Spenderfahrzeug“ handelt es sich um einen Minitrix-VT98 in alter Ausführung. Man hätte natürlich auch das optisch und technisch bestechende aktuelle Modell verwenden können, aber die alten VT98 sind günstig zu haben… Die Unzulänglichkeiten der alten Form auszubügeln bedeutet aber einigen Aufwand.
Diese Schritte haben wir durchgeführt:
1. Motortausch
2. Pendelachse hergestellt
3. elektrisch leitende Kupplung eingebaut
4. neu lackiert
5. neue Fenstereinsätze im Frontbereich eingepasst
6. neue Puffer montiert
7. Bremsschläuche angebracht
Zunächst habe ich dem Triebwagen fahrtechnische Manieren durch einen Motorwechsel beigebracht. Es existiert ein Glockenanker-Umbausatz [5], aber von dessen Anschaffung hat mich der Preis abgehalten. Stattdessen habe ich es mit einem günstigen Minimotor für ca. 20 EUR versucht [6], und siehe da: es hat funktioniert. Die Fahreigenschaften sind sehr passabel, eine entsprechende Stromaufnahme vorausgesetzt.
Beim Motortausch gibt es zwei Hürden: erstens sind die Original-Schnecken nicht ohne spezielle Vorrichtungen von der Welle zu bekommen, zweitens hat der neue Motor einen zu geringen Wellendurchmesser. Punkt Eins habe ich umgangen, in dem ich zwei übrige Fleischmann-Schnecken von vorhergegangenen Umbauten verwendet habe (man könnte Sie auch als Ersatzteil bestellen [7]). Den zu geringen Wellendurchmesser von 1 mm habe ich ausgeglichen, in dem ich einen entsprechend dünnen Draht (0,2 mm) um die neue Welle eng gewickelt und mit etwas Lötzinn fixiert habe. Darauf lassen sich die Fleischmann-Wellen dann fest aufziehen. Die Konstruktion läuft ausreichend rund. Über bessere Vorschläge für eine Lösung ohne Drehmaschine wäre ich dankbar. Der Motor wird entsprechend unterfüttert in der Mitte des Fahrwerks eingeklebt. Ich habe die Zwischenräume noch mit etwas Tungsten-Paste aus dem Anglerbedarf verschmiert, das ist eine Art schweres Knetgummi, damit mein 5081 auch meine 4%-Steigung hochkommt.
Um eine gute Stromaufnahme zu erreichen, habe ich zunächst Trieb- und Beiwagen eine Pendelachse verpasst. So stehen immer alle Achsen fest am Gleis. Dazu muss man eine der beiden Achsen ausbauen und mit einem passenden Bohrer das Achslager ganz leicht vertikal an beiden Seiten aufweiten, damit die Achse etwas Spiel bekommt, in der Mitte des Lagers aber immer noch fest gehalten wird. Dieses Vorgehen wirkt bei zweiachsigen Fahrzeugen oft Wunder. Allerdings ruckeln die Fahrzeuge dann stärker bei schlecht verlegten Gleisen, weil eben alle Räder am Gleis sind und nicht über Lücken und Unebenheiten von den anderen „drübergehoben“ werden. Vorsicht auch bei Loks mit Gestänge, dieses neigt dann gerne zum Hakeln.
Die zweite Maßnahme ist natürlich eine elektrische Verbindung zwischen Trieb- und Beiwagen. Die habe ich durch eine schwarze Zweidrahtlitze mit Mikrostecker hergestellt, die ich für solche Zwecke einmal im 50er-Pack erstanden habe (siehe Bilder unten). Das Kabel ist gleichzeitig Kupplung. Es ist steif genug zum Schieben des Beiwagens, und mehr Last ist nicht geplant.
Die Beleuchtung habe ich nach anfänglichen Versuchen mit LEDs komplett ausgebaut, weil nach meinem Umbau die Frontfenster nicht mehr geschwärzt sein sollten. Man könnte sich noch mit Einzel-LEDs pro Lampe spielen.
Kommen wir zum wirklich aufwändigen Teil, den optischen Anpassungen. Dankenswerterweise bekam ich Trieb- und Beiwagen von meinem Modellbahnkollegen umlackiert frei Haus geliefert. Vorher haben wir noch die Pufferlöcher verspachtelt, da die alten Stummelpuffer, die als Schrauben dienen, durch filigranere ersetzt werden sollen.
Eine ziemliche Fieselarbeit ist dann die Verbesserung der Optik im Frontbereich. Der Vergleich von Modell und Vorbild zeigt, dass die Fenster zu klein bzw. die Stehe zu dick sind (bei H0 links im Bild sieht das schon besser aus). Durch Schwärzung der Fensterrahmen kann man das etwas ausgleichen. Wichtig ist, dabei ein Lineal anzusetzen und auf keinen Fall auszurutschen. Natürlich ist es mir doch ein paar Mal passiert, diese Stellen mussten nachgebessert werden und tragen zum „Selbstbau-Touch“ des Ergebnisses bei.
Der zweite Mangel des Spenderfahrzeugs ist, dass die Frontverglasung nicht bündig mit der Außenkante ist. Um dies zu verbessern, habe ich mir bei Minitrix die Frontscheiben (und Puffer) vom aktuellen VT98-Modell als Ersatzteil bestellt. Mit etwas Feilarbeit passen die Frontscheiben tatsächlich in die alte Form. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Kompliziert wird es bei den Eckfenstern. Die neuen Einsätze sind etwas zu klein. Dennoch ist das Ergebnis zufriedenstellend, jedenfalls besser als beim Original. Die Fixierung ist diffizil aber möglich. Auf eine Nachbildung der korrekten Übersetzfenster an den Seiten habe ich verzichtet. Hat jemand hier einen Vorschlag, wie man an passende Einsätze kommt?
Zuletzt habe ich dann noch Bremsschläuche aus Draht gebogen und montiert. Ein Kupplungshaken könnte man noch nachrüsten, ich hatte aber gerade keinen zur Hand. Die von mir gewählte Lackierungsvariant mit grauem Rahmen (siehe z.B. [8]) hat alle Anschriften auf dem Rahmen. Wie ich diese winzigen Schriftzüge (wenn überhaupt) nachbilde, weiß ich noch nicht. Zurzeit fehlt also noch eine Beschriftung. Einem Einsatz auf meiner in Bau befindlichen Modulanlage [9] steht aber nichts mehr im Wege.
Resümee: Mit dem Umbau bin ich persönlich sehr glücklich. Der neue 8051 macht sich sehr gut auf meiner Nebenstrecke. Mit günstigen Zutaten gelangt man mit gewissem Aufwand bei diesem Modell zu einem vernünftigen Ergebnis.
Zum Schluss eine kleine Fotostrecke zum N-Spur-5081:
Der Triebwagen überfährt die Schlossbachbrücke im Morgenlicht.
Dieselbe Garnitur nahe Pyrkerfeld.
Die Seitenansicht zeigt die einfache Kupplungskonstruktion. Vielleicht etwas plump, aber immer noch besser als der klobige Original-Balken.
Der Blick von Unten zeigt die elektrische Kupplung und die Haltedrähte.
Der 5081 passiert das Einfahrtsignal von Oberpyrkersdorf.
Zum Abschluss noch eine Kombination mit Fahrzeugen „von der Stange“.
Über Kritik und Kommentare freut sich
Kupzinger
Referenzen
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96BB_5081
[2] http://www.lokpark.at
[3] http://www.mobablog.info/blog.php?id=154
[4] http://www.modellbahn-spur-n.de/mgdetail.php?nr=17847
[5] http://www.sb-modellbau.com/product_info...Path=254_44_214
[6] Conrad 229023 http://www.conrad.at/ce/de/product/22902...t=detview1&rb=1
[7] http://www.fleischmann.de/de/service/spareparts/index.html
[8] http://bahnbilder.warumdenn.net/7803.htm
[9] http://www.mobablog.info/blog.php?id=1831