Hallo zusammen,
welcher Decoder schlecht bzw. welche Decoder besser sind in Sachen kurzer Stromunterbrechungen (bessere Pufferung) darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich hoffe, daß Ihr mir es gestattet auch mal meine Erfahrung zu diesem Thema zu sagen. Ich lese hier und auch in anderen Foren in den meißten Fällen heraus, das der "60902" und der "Kühn" die einzig wahren Decoder sein sollen, speziell was die Überbrückung von kurzen "Kontaktschwierigkeiten" angeht.
Aus Eigeninteresse und auch wegen der immer wiederkehrenden Beiträge hier und dort warum der ESU der am störanfälligste Decoder bei kürzesten Stromunterbrechungen sei (ich habe es aufgrund der vielen Beiträge schon selbst geglaubt) habe ich ausgiebige Tests gemacht.
Andere Kriterien wie Ansteuerung, Formate, Belastbarkeit, Funktionen spielen bei diesem Test keine Rolle. Es geht mir hier lediglich um die Beriebstauglichkeit im Anlagenbetrieb. Die anderen Kriterien kann man eh nicht vergleichen, weil jedes Antriebskonzept und jeder Motor mit dem einen oder anderen Decoder besser oder schlechter zurechtkommt und jeder Mobahner andere Prioritäten an Funktionalität u.s.w. ... setzt.
Hierfür habe ich eine Mä-3104 (mit Motorteilen aus 901) mit einer Schnittstellenbuchse ausgestattet um die einzelnen Decoder schnell wechseln zu können. Decoder die noch keinen Schnittstellenstecker hatten wurden ebenfalls damit ausgerüstet.
Um zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen kann man nur ein und dieselbe Lok testen und das auch nur wenn man unzählige Runden absolviert. Mit 4-5 mal rundfahren kann man zu keinem aussagekräftigem Ergebnis kommen.
Die Testkandidaten waren: 60902, Kühn 125, ESU 52600, Lenz Gold, Uhlenbrock 76420, Zimo MX 64 und DHL 160 (SLX 870).
Damit der ein oder andere Decoder sich besonders durch seine angeblich "Bessere Pufferung" hervortun kann habe ich der Lok noch einen etwas abgenutzten Schleifer spendiert und die mittlere Federachse entfernt. Die Decoder habe ich so eingestellt, daß sie mit der IB bei FS 4 alle die gleiche Geschwindigkeit hatten (maßstäblich umgerechnet ca. 15 km / h). Decoder im ICE-Tempo zu testen erübrigt sich, da rutscht die Lok über jede Problemzone hinweg. Also Decoder rein 10 Runden, nächster Decoder wieder 10 Runden .... bis alle 7 durch waren. Und dann das ganze wieder von vorne und wieder und wieder und wieder..... über einige Wochen verteilt, wie ich Lust und Laune hatte.
Als Ergebnis zeigt sich für mich folgendes:
Keiner der Decoder konnte sich was die Überbrückung von kürzesten Stromunterbrechungen angeht hervortun. Auch nicht der angeblich beste "60902" oder der "Kühn". Da war nichts von besserer Pufferung gegenüber den "Konkurrenten" zu merken.
Alle Loks kamen pro 10 Runden einige Male zum stehen und mußten wieder angeschoben werden, meißt an den selben Stellen.Die Häufigkeit hat sich bei allen Decodern die Waage gehalten. Dies war jedoch von Umlauf zu Umlauf verschieden. Minimalste Unterschiede wird es immer geben, doch die sind so gering, daß sie nicht relevant für oder gegen den Kauf eines Decoders sprechen würden.
Es kommt wohl auch immer darauf an wie gerade die Lok, die wegen des Seitenverschiebens der Achsen diese oder jene Stelle überfuhr. Mal lief der "60902" 2-3 Runden einwandfrei durch, mal blieb er öfter stehen als der "ESU", der dann seinerseits die "Problemstellen" ohne fehl und Tadel meisterte. Wenn dem so wäre was viele schreiben dann hätte zumindest der "60902" und auch der "Kühn" bei den Tests kein einziges mal stehen bleiben dürfen, sondern ohne zu mucken diese Stellen dank besserer Pufferung kompensieren müssen, zumal der "schlechte ESU" auch dort gleichoft anstandslos drüberfuhr. Oder andersrum gesagt, wenn 60902 und Kühn einige male dort stoppten, hätte der ESU dort immer halten müssen. Aber dem war nicht so !!!
Ich hatte sowieso damit gerechnet das es insgesamt mehr Stops pro Umlauf gibt mit dieser "Tollen Lok"
Zuletzt habe ich allerdings nur noch 60902, ESU und Kühn verglichen, weil das "Meine Decoder" sind und bei den "Anderen" hatte ich schnell festgestellt das die für mich nicht in Frage kommen(wegen diverser anderer Faktoren). Diese hatte ich nur interessehalber gekauft weil jeder Decoder-Hersteller behauptet, daß seine Decoder die "Besten" sind und da wollte ich mal sehen was dahintersteckt. Wenn überhaupt werde ich bei künftigen Digital-Umbauten Zimo-Decoder einbauen, denn der hat mich positiv überrascht. Ansonsten bleibe ich bei meinen drei bewährten Decoder-Typen (60902, ESU und Kühn) mit denen ich sehr zufrieden bin.
Was ich allerdings absolut nachvollziehen kann ist die Meinung vieler hier und auch aus anderen Foren über den ESU 51600, der bedingt durch "Alzheimer" und dem damit verbundenen langsamen wiederhochfahren der A/B-Verzögerung wesentlich anfälliger war stehenzubleiben wenn auf eine kurze Stromunterbrechung gleich die nächste kam . Jeder soll natürlich den Decoder einsetzen der seinen Ansprüchen am besten gerecht wird. Mir gefällt nur nicht das immer wieder der Name ESU mit schlechterer Kompensierung von "Kontaktproblemen" in Zusammenhang gebracht wird. Das ist beim 52600 nicht mehr der Fall. Ich konnte es wirklich nicht feststellen, weiß aber noch vom verständlichen Verdruß vieler Berichte aus dem "EX-MIF", von komplett entgleisten Zügen und vielem mehr und daher wird dem "Neuen 52600" das wohl auch alles angelastet. Selbst fahre ich mit vielen 60902 und ESU sowie einigen Kühns. Ich denke, ich kann mir also ein Urteil über dieses Thema erlauben, auch wenn ich weiß, daß mir viele der Forumsteilnehmer das absprechen und ganz und gar nicht mit meinem Ergebnis einverstanden sind. Aber so habe ich es getestet. Wenn das Ergebnis in Richtung ESU augenscheinlich schlechter ausgefallen wäre hätte ich schon geschrieben das der "ESU" nichts taugt. Einen Vertrag mit ESU habe ich nicht !!! Und genau so wenig habe ich was gegen Kühn.
Noch was zu "Alzheimer" , jedoch muß ich da vorsichtig sein und stelle es hier nur mal gewagt in den Raum. Mir schien das der Lenz und auch der DHL "Alzheimer-Decoder" sind. Für diese Tests gibts aber Spezialisten, die das evtl. bestätigen oder auch verneinen können. Bei mir liefen die beiden wenn es zu kurzen Stromunterbrechunbgen kam, bei der die Lok aber von selbst die Fahrt fortsetzte, wieder die Rampe der A-B-Verzögerung hoch
Nach diesen Tests habe ich dann den Schleifer gegen einen neuen getauscht, die Achse wieder eingebaut und schon lief die Lok mit allen Decodern anstandslos über die Anlage wie es sich gehört.
Ich sage mal, das ganze Problem mit unplanmäßigen Stops liegt in erster Linie an einer in schlechtem Zustand befindlichen Lok, wo eine gescheite Masseabnahme nicht mehr gegeben ist. Deshalb nicht immer gleich den Decoder als Übeltäter heranziehen. Eine gut gewartete Lok ist der Schlüssel zum reibungslosen Bahnbetrieb. Ist die Lok technisch tip top, dann klappts auch mit dem Decoder
Dazu noch ein Bsp. von einem meiner letzten Digitalumbauten:
Ich habe mir auf einer Börse ein Mä 3456 - E 60 gekauft. Die Lok war unbespielt und stand beim Vorgänger nur in der Vitrine. Also sofort "Delta" raus, 60901 rein und Kühn. Testfahrt sehr mäßig, ständig Stromunterbrechungen (Motor hat gestottert, das Licht geflackert). Das heißt 9 Jahre Vitrine= Öl verharzt= keine ausreichende Masseabnahme. Daraufhin habe ich zunächst nur die Nachlaufachse gereinigt und schon lief die E 60 wie am Schnürchen. Die beiden vorderen Achsen werde ich auch noch reinigen. Sicher ist sicher.
Das zeigt, am Decoder lag es nicht, daß es am Anfang nicht so klappte. Denn der Kühn ist ein guter Decoder, aber wenn die Lok........ Dies wird häufig auch die Ursache von "Stotter-Loks" bei Umbauten sein, die aber dann dem falschen, nämlich dem Decoder in die Schuhe geschoben wird.
Bei mir läuft gar der "Olle Schienenbus" 3016 mit Motorteilen aus 60903 und ESU 51600 in sehr, sehr gemächlichem Tempo 1 Stunde ohne zu zucken über die Anlage. Das ist Tatsache. Und da ist nix mit zusätzlichem Elko oder zusätzlicher Masseabnahme.
Wer aber größten Wert auf eine optimale synchrone und sehr leise Motoransteuerung speziell in den unteren FS legt, der sollte trotz aller Bedenken mal einem Zimo oder einem ESU 52600 eine Chance geben, denn da sind die beiden in meinen Augen unübertroffen und der Unterschied zu diversen anderen Herstellern ist nicht zu verleugnen bzw. nicht zu überhören. Außerdem funktioniert beim Zimo die A/B-Verzögerung optimal. Genau so wie man es auch vom 60902 gewohnt ist.
Mögliche minimale Anfahrgeschwindigkeiten im Vergleich mit ein und derselben Lok:
Der Zimo ist in der Lage die niedrigst mögliche Anfahrgeschwindigkeit von allen Decodern zu realisieren. Die ist so langsam, daß selbst der an 2. Stelle liegende ESU alt aussieht. Der Kühn war in dieser Kategorie der "Schnellste" . Für Rangierloks nicht unbedingt der Hammer. Klar stand die CV 2 auf 1.
Welcher Decoder bei mir überhaupt nicht überzeugen konnte war der UB. Der hatte die schlechteste Ansteuerung. Aber wie gesagt, dies gilt nur für Mä-HL-Antriebe und kann bei anderen Motorkonzepten schon wieder ganz anders aussehen.
So, das war aber jetzt lang genug.
Und wer es nicht glauben mag, der testet selbst mal.
Freundliche Grüße
Markus Heinz