Hallo zusammen,
Nach fast 30 Jahren Abstinenz bin ich erneut durch das MOBA-Virus infiziert worden, und das ops: ! So einen Rückfall hat selbst die UNO und Ärzte ohne Grenzen (bei mir stossen sie an welche
) noch nicht gesehen.
Kurz und gut. Ich bin jetzt (wieder) EINER VON EUCH!!!
Wollte Euch kurz die Idee für meine neue Anlage vorstellen, der Nebenraum im Keller muß noch renoviert werden, damit umgeräumt und Platz geschaffen wird für NEUES!!!
Auslöser für die Planung einer neuen Anlage war die Wiederentdeckung meiner alten Märklinanlage aus den frühen 80-iger Jahren, mit der ich als Teenager „gespielt“ habe. Spielen ist nach wie vor mein Hauptanliegen. Es geht mir nicht vorrangig um Modellbau, oder ums Basteln oder gar um Vorbildtreue. Ich möchte Züge fahren lassen. Möglichst lange Züge, und rangieren, am besten mit großen Dampfloks. Diese Philosophie habe ich schon vor 35 Jahren verfolgt, als ich mir meinen Fuhrpark durch Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke zulegte. Es sind dies BR 212, BR 03 (3085), BR 41 (3082), BR 86 und BR 53 (3102). Damals war es die übliche Märklin-Standart-Tischanlage, wie sie immer noch mit den jetzigen Start- und Ergänzungspackungen nachgebaut werden kann. Der Anlagenbau hat sich damals auf einen handelsüblichen vorgefertigten „Grasteppich“ für die Standartanlage und auf das Zusammenkleben der Plastikhäuschen beschränkt (Die Häuschen – v.a. Vollmer-Fachwerkhäuser- wurden bei meinen Eltern im Keller tatsächlich wiederentdeckt).
Da ich keinen Faible für E-Loks habe, Oberleitungen mir zu fummelig sind, und E-Lokbetrieb ohne Oberleitung aber nach gar nichts aussieht (ein bisschen Vorbild muss dann doch sein!) habe ich mich für die späte Epoche III mit Übergang in die Epoche IV entschieden und will mich auf Dampf- und Diesel-Loks beschränken. Was ich von meiner Anlage erwarte, sind große Dampfer mit langen Zügen, die über eine Paradestrecke flanieren und ggfs. ein wenig Rangier-Arbeit, am besten mit eigenem BW (Drehscheibe mit Lokschuppen wäre perfekt).
Meine Frau hat mir in einem Kellerraum eine Ecke der Fläche von 2,3 x 2 m Kantenlänge zur Verfügung gestellt (Es ist Fakt: zu Hause ist sie der Chef!). Das ist für mein Vorhaben nicht viel, muss jedoch für den Anfang reichen. Wie gesagt, ich bin Eisenbahn-Fahrer, nicht Bastler oder Sammler, mein Märklin-Motto könnte lauten: Freude am Fahren!
Um es gleich zu sagen, ich bin wenig technikaffin, von Elektronik oder Programmieren verstehe ich nichts. Deshalb soll es auf meiner Anlage auch (vorerst?) keine „Automation“, wie Fahrstraßensteuerung, Blockstellen, oder Signalsteuerung geben, ich möchte alles per Hand machen. Das Einzige, was ich auf meinem manuellen Steuerpult erkennen will, sind die Stellungen der Signale und Weichen (Rückmeldung) und Gleisbesetztmeldungen des stehenden Verkehrs, v.a. im Schatten-bahnhof.
Es mag Leute geben, die Ihre Anlagenplanung dem Raumangebot unterordnen, bei begrenzter Grundfläche nur einen kleinen Nebenbahnanschluss verwirklichen und dann tatsächlich nur Nebenbahnzüge fahren lassen. Das ist nicht meine Intention. Meine Anlage ist dafür da, Züge, die mir gefallen, den nötigen Auslauf zu geben, in möglichst schönem Ambiente. Ich beneide diejenigen, die hierbei keine Kompromisse eingehen müssen, weil sie entweder den Platz für lange Züge und großzügige Radien haben, oder sich nur für kleine Loks und kurze Züge interessieren. Ich muss beides unter einen Hut bringen, da bleibt logischerweise etwas auf der Strecke, nämlich die Trassenführung und die Relation Gleis/ Landschaft.
Die Planung sieht einen Schattenbahnhof mit sechs Gleisen vor, der als Kehrschleife ausgelegt ist. Die Ein- und Ausfahrt geschieht durch eine zweigleisige Rampe auf die Bahnhofsebene. Der Bahnhof ist fünfgleisig und – wie der Schattenbahnhof auch- im 30°-Winkel angelegt, so dass auch bis 160 cm lange Züge Platz finden (für eine Schenkellänge von „nur“ 230 cm ist das schon ambitioniert!). Von dort windet sich die Panoramastrecke auf das 14 cm höher liegende „Hochplateau“, das dann auch das BW beherbergt (Drehscheibe konnte aus Platzmangel nicht realisiert werden), und kehrt in einer Schleife zum Bahnhof zurück. Eine zweigleisige Gleiswendel mit Innenradius R1 zwischen Schattenbahnhof und Bahnhofsebene wäre sehr eng und steil und die Überbauung in diesem Bereich problematisch geworden. Außerdem ist der Zugang erschwert. Durch die Anlagentiefe von teilweise 1,60 cm müssen Service-Zugänge von unten geplant werden; bei einer Gleiswendel wäre der Innendurchmesser 48-50 cm, was extrem eng wäre. Deshalb habe ich jetzt die Wendel als großes Rund einmal um die ganze Anlage geplant, was die Möglichkeit eröffnet, die Rampe am vorderen Anlagenrand als weitere Panoramastrecke freizulegen. Dafür wurde auf das fünfte Gleis im Bahnhof verzichtet (schon in den Plänen berücksichtigt). Platzmäßig reicht dies immer noch nicht für eine zweigleisige Strecke aus, deshalb bin ich auf den Gedanken gekommen, die Gleise etwas auseinander zuziehen, das aufsteigende außenliegende Gleis frei ohne Überbau zu lassen, das absteigende innere Gleis mit einer durch Arkaden geöffneten Stützmauer zu überbauen und so den Raum für die Bahnhofsgleise zu erhalten.
Ob sich das beim Landschaftsbau einigermaßen realistisch hinbekommen lässt, weiß ich noch nicht, jedenfalls sieht der Gleisplan relativ vielversprechend aus. Kleine Anlagen wirken ja immer etwas überladen, aber dies ist natürlich auch dem Spielbetrieb geschuldet.
Abbildung 1 Schattenbahnhof
Abbildung 2: sichtbarer Bereich (3 Ebenen)
Die Anlage wird hauptsächlich zum Fahren der zusammengestellten Züge (Lange Züge mit Zugbegegnungen auf der Panoramastrecke) und etwas Rangierbetrieb konzipiert, also als reine Spielanlage.
Jetzt da die Planungen immer konkreter werden, der Gleisplan in groben Zügen – wie oben skizziert- fest steht, geht es an die Detailplanung. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr dachte ich auch: wozu in die Ferne schweifen, wenn die schönsten und romantischsten Plätze in Deutschland nur einen Steinwurf von unserem Wohnhaus entfernt sind, und das sogar mit Eisenbahn: Das Mittelrheintal mit seinen Burgen, Weinbergen, steilen Abhängen und der Eisenbahn auf beiden Seiten und dazu noch landschaftsbaulich absolut notwendige Tunnel , mit betörend schönen Tunnelportalen. Ich meine mich zu erinnern, dass Faller ? in den 80-iger Jahren die Tunnelportale des Loreley- und des Roßstein-Tunnel s (linksrheinisch 1-gleisig, das zweite Gleis wurde erst später in einer Parallel-Röhre gebaut)oder des Bank-Tunnels zwischen St. Goar und Oberwesel (rechtsrheinisch 2-gleisig) als Modell im Katalog hatte. Das wäre am ehesten landschaftliches Vorbild für meine Anlage: Ein eingeschnittenes Mittelgebirgs-Flusstal mit zweigleisiger Hauptstrecke und Durchgangsbahnhof, auf beiden Seiten Tunnel, da der Fluss bis an die Felswand reicht, auf der Höhe verlaufende zweigleisige Panoramastrecke, die das im Hintergrund auf dem Hochplateau gelegene kleine Bahnbetriebswerk umfährt. Ich bin immer mehr geneigt, selbst die Geschichte mit dem BW der landschaftlichen Ausgestaltung zu opfern, da sich auf dieser kleinen Fläche kein wirklich schönes und auch funktionierendes ( Bekohlung, Besandung, Lokschuppen etc. – und das alles natürlich angepasst an die Größe der Lokomotiven – eine BR 45 an einer Mini-Bekohlungsanlage mit Handkran sieht halt doch etwas komisch aus) Bahnbetriebswerk realisieren lässt. Ich denke aktuell eher über zwei Industriegleise nach, z.B. für ein Sägewerk.
Als Unterkonstruktion plane ich eine kombinierte Rahmen/Plattenbauweise mit Modulen von 1,15x1m sowie Ausschnitten als Service-Zugang von unten. Die Anlagenfüße bekommen Rollen zum Abrücken der Anlage von der Wand, damit bei einer maximalen Anlagentiefe von 1,60 m die Erreichbarkeit gegeben ist. Die oberen Etagen werden in Trassenbauweise entstehen mit einem abnehmbarem Landschaftsteil. Die Ebenen liegen jeweils 15 cm auseinander, d.h. Schattenbahnhof in Höhe 0, Bahnhofsebene 30 cm darüber und Hochebene 45 cm über Schattenbahnhof. Die Trassen im hinteren Bereich der Anlage liegen ziemlich exakt übereinander, so dass sich hier der Trassenbau mit Gewindestangen anbietet. Die Steigungen liegen überall unter 4%. Zunächst wird der Schattenbahnhof gebaut, allerdings ohne Rampe, diese Enden als Spielanlage verbunden. Da in Zukunft nicht sichtbar, können hier möglicherweise die noch vorhandenen M-Gleise eingesetzt werden, ab der Rampe C-Gleise. Wie gesagt, Spielen und Zugbetrieb sind meine Hauptanliegen, deshalb muss die Anlage “vom ersten Rund“ an bespielbar sein und wird erst nach und nach erweitert, sprich: in die Höhe gebaut.
Ich rechne mit einer Gesamt-Bauzeit von ca. 2-3 Jahren, wobei eine Modellbahnanlage ja „nie“ wirklich fertig wird…
Eine Systemfrage wurde von mir übrigens nie wirklich gestellt. Erstens war ich ja bereits von frühester Jugend an mit dem Märklin-Virus infiziert, zweitens ist ja noch Material von damals vorhanden und drittens muss ich gestehen dass ich mich im Märklinsystem als (Wieder-) Einsteiger durchaus wohlfühle. Die Göppinger haben mit Ihrem Mittelleitersystem als Alleinhersteller ein in sich geschlossenes System entwickelt , dass dem Anspruch von „plug and play“ extrem nahe kommt. Auch wenn dieser Ausdruck aus dem Windows-Universum stammt, drängen sich Analogien zu Apple auf. Auch Apple hat in der Computerwelt mit dem Mac und dem i-Phone & Co. ein geschlossenes System erschaffen, das einfach zu bedienen und sehr sicher in der Handhabung ist. OK, Märklin wird aufgrund der vorausgesetzten Vorbildtreue keine echten Design-Ikonen erschaffen können (wenigstens keine neuen!), auch ein Manager von der Strahlkraft und dem Charisma eines Steve Jobs ist in Göppingen auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Trotz allem hat es Märklin immer wieder geschafft durch Innovationen die Marktführerschaft im schrumpfenden Modellbahnsektor zu behaupten. Es war eine Innovation in den 80-iger Jahren, eine Lokomotive auf den Markt zu bringen, die es so nie auf Schienen gegeben hat (der Borsig-Entwurf der BR 53), dann die Telex-Kupplung, das C-Gleis, Märklin Digital und zum Schluss die ingenieurtechnische Meisterleistung, den BigBoy auf den Radius 360 mm zu zwingen, was vorher noch keiner Modellbaufirma gelungen war. Dies rechne ich der Firma hoch an, zusammen mit dem Versprechen, dass alles rollende Material aus den letzten 50 Jahren auf jeder Schiene (M-, K-oder C-Gleis, ausgenommen K-Industrie-Radius) fahren kann und umgekehrt. Dieser Kompromiss aus Vorbildtreue und Spielbarkeit, der bei Märklin bisher immer zugunsten der Spielbarkeit ausfiel – sehr zum Ärger mancher „Nietenzähler“, die immer wieder an den nicht maßstäblichen Personenwagen¬längen herummäkeln, die jedoch verkennen, dass bei Längenmaßstab 1:87 die NEM-Lichtraumprofile für den 360mm-Radius nicht einzuhalten sind, macht Märklin so wertvoll. Märklin ist der einzige Hersteller, der sich tatsächlich an die verabredeten NEM-Normen hält, das mag man nun gut finden oder nicht, jemand wie ich, der aus Platzmangel nicht auf den R1-Radius verzichten kann, zumindest nicht bei den Bogenweichen, denn diese sind ja als einzige Weichen im C-Gleis-System an R1 ausgerichtet, aber auf Schnellzugwagen nicht verzichten will, bin darauf angewiesen, dass mein Rollmaterial den R1 packt. Abgesehen davon, dass maßstäbliche UICC-Wagen tatsächlich auf R1 bescheuert aussehen, versuche ich deshalb auf meiner Anlage möglichst kurze Schnellzugwagen einzusetzen, was bei meiner Epoche-Wahl durchaus möglich ist, da Vorkriegswagen noch erheblich kürzer waren. Es ist schon optisch ein Unterschied, ob ein Zug aus fünf 24,6 cm langen Schürzenwagen besteht oder nur aus vier 30 cm langen UICC-Wagen.
So das wars fürs Erste (und fürs Erste wars ziemlich ausführlich- nächstes Mal werde ich mich kürzer fassen - versprochen)
Euer
E-Lok-Muffel