Hallo Stummis,
nachdem ich hier etwa ein halbes Jahr still mitgelesen und viele Anregungen bekommen habe, möchte ich euch auch an meinen bescheidenen Bastelversuchen teilhaben lassen. Da ich als Student nur ein kleines Budget und so gut wie keinen Platz für eine richtige Anlage habe, komme ich momentan nicht über die Teppichbahn hinaus und werde mich so lange mit kleinen Bastelprojekten begnügen müssen.
Hier möchte ich euch an meinem Versuch einen günstigen Kamerawagen zu bauen teilhaben lassen.
Die Anforderungen
Nachdem ich hier einige Kamerafahrten über die eigene Modellbahn gesehen habe, wuchs in mir der Wunsch auch einen solchen Kamerawagen zu besitzen, um dann später auch über die eigenen Anlage zu fahren und diese aus der Sicht des Lokführers zu bewundern. Als ich dann aber die Preise für gebrauchte Kamerawagen sah, entschied ich mich schnell daraus ein Selbstbauprojekt zu machen. Natürlich musste ich um Geld zu sparen und im für mich möglichen Rahmen der Machbarkeit zu bleiben einige Abstriche von den auf dem Markt erhältlichen Modellen machen und bin so zu folgender Anforderungsliste gekommen:
- Videoaufzeichnung auf einer SD-Karte
- Leichtes übertragen der Videos auf den PC
- Stromversorgung über das Gleis
- Modularer Aufbau der Komponenten
Auf eine Live-Übertragung per Funk habe ich bewusst verzichtet. Zum einen hätte diese Übertragungsart meine Finanzen gesprengt und zum anderen möchte ich beim Modellbahnfahren nicht auf einen Bildschirm gucken. Zum modularen Aufbau sei erwähnt, dass ich mir die Möglichkeit offen halten möchte die Kamera später tauschen zu können, falls ich irgendwann mehr Ansprüche bezüglich Auflösung oder ähnliches habe.
Die Kamera
Auf die verwendete Kamera machte mich ein Freund aufmerksam, der sich gerade eine Überwachungskamera für sein Büro selbst zusammen bastelt. Es handelt sich um die FlyCamOne V2 von eco, die ich im Angebot bei Conrad für 17 Euro erstehen konnte. Sie hat eine Auflösung von 720*480pix und speichert die Videos auf einer SD-Karte (max. 8 GB) und sieht nach dem Auspacken so aus (Die 1-Cent-Münze war nicht im Lieferumfang enthalten ):
Um die erzeugten Daten auf einen PC zu übertragen, kann entweder die SD-Karte entnommen werden, oder ein Mini USB-Kabel angeschlossen werden. Auch für die Energieversorgung stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder kann ein Lithiumakku mit einer Spannung von 3,7 V - 4,2 V angeschlossen werden, oder die Versorgung erfolgt über einen sogenannten RC-Receiver mit einer Spannung von 4,5 V - 6,0 V. Da ich der Lebensdauer von Akkus eher kritisch gegenüberstehe und ich ein nerviges Aufladen vor der eigentlichen Benutzung vermeiden wollte, habe ich mich für eine Energieversorgung über das Gleis entschieden und nutze somit den RC-Receiver.
Die Schaltung
Die elektronische Schaltung zur Energieversorgung besteht aus einem Gleichrichter und einem 5V-Linearregler, dessen Ausgangsspannung dann direkt in den Spannungseingang der Kamera geführt wird. Da Bilder ja bekanntlich mehr sagen als 1000 Worte, hier der Schaltplan:
VSS und VDD sind die Kontakte am Gleis, also die Schleifer am Mittelpunktkontakt und an der Achse. Der Stecker X1 führt zum RC-Receiver der Kamera. Kleine Anmerkung: Ich wäre über einen kleinen Tipp, wie ich die Bezeichnungen von den Dioden D2 und D4 im Programm Eagle drehen kann sehr dankbar. ops:
Das folgende Bild zeigt die Schaltung beim ersten Zusammenbau auf einem Steckbrett mit angeschlossener FlyCam.
Nachdem ich erst ganz optimistisch keinen Kühlkörper am Linearregler verbaut hatte und mir dann gleich bei der ersten Inbetriebnahme meine Pfoten an dem Gerät verbrannt habe, wurden ein paar Temperaturmessungen durchgeführt. Mein Ergebnis:
- Tmax ohne Kühlkörper: 130°C
- Tmax mit Kühlkörper: 93°C
- Tmax zulässig aus Datenblatt: 150°C
Zu diesem Thema habe ich auch gleich noch eine Frage an euch: Kann mir jemand aus Erfahrungen sagen, in wie fern die Kühlung durch den Einsatz von Wärmeleitpaste verbessert wird? Natürlich ist mir klar, dass eine Verbesserung vor allem von dem Aufeinanderliegen des Kühlers und des Kühlfähnchens am Linearregler abhängt, aber vielleicht kann ein Praktiker da ja eine grobe Abschätzung geben, wie weit die Temperatur mit Wärmeleitpaste noch abgesenkt werden könnte.
Der Wagen
Als Wagen war ein klassischer Güterwagen mit Schlusslaterne (Märklin 4411) angedacht, da ich mir einen Umbau eines noch vorhandenen "normalen" Güterwagen auf Stromschleifer nicht zugetraut habe. Kaum hatte ich einen solchen Wagen in der Bucht erstanden stieß ich hier im Forum auf folgendes Thema (Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich das Thema hier verlinke, mir gefiel die Anleitung aber so gut, dass ich sie unbedingt erwähnen wollte): http://ntqbxpu.stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&t=98267
Im nachhinein ärgert es mich wirklich ziemlich, dass ich erst nach dem Kauf auf dieses Thema gestoßen bin, da ich inzwischen den Entschluss gefasst habe, auf Grund der oben erwähnten thermischen Problematik den geschlossenen Aufbau des 4411ers gegen den Aufbau eines offenen Güterwagens zu tauschen, um so einen Wärmestau im Inneren des Wagens zu vermeiden. Tja hinterher ist man immer schlauer...
Das nächste Bild zeigt den gekauften 4411er in seine Einzelteile zerlegt. Das ganze war wie ein Überraschungsei, denn auf den Preis achtend habe ich mich mal an einen Artikel für Bastler gewagt und siehe da: Ein Soundmodul kam zum Vorschein:
Inzwischen sieht das ganze schon etwas besser aus:
Rechts ist der vom 4411er übernommene untere Wagenteil mit den Schleifern, mittig der Wagenaufbau und ganz links die FlyCam zu erkennen. Für die Höhe der Kamera habe ich an meiner BR 120 die Höhe von Schienenoberkante zum Führerhausfenster gemessen und versucht die Kamera auf dem selben Niveau im Güterwagen einzuabauen. Dafür wurde eine kleine Holzplatte als Podest zugesägt, die später in den Wagen geklebt und die Kamera auf dieser verschraubt werden soll. Außerdem wurde die Außenwand des Aufbaus an der Front des Wagens etwas gekürzt, damit im späteren Video kein brauner Balken am unteren Bildrand zu sehen ist.
Hinter der Kamera sollen dann die Steuerplatine der FlyCam und die oben vorgestellte Energieversorgung Platz finden.
Wie geht's weiter?
Als nächstes werde ich die Energieversorgung auf Lochrasterplatine aufbauen und schauen, wie ich das ganze im Wagenaufbau unterbringen und fixieren kann. Außerdem muss ich mir noch eine Verpolungssichere Steckverbindung zwischen Energieversorungsplatine und Steuerplatine der Kamera ausdenken.
Zum Schluss noch eine kleine Bitte: Ich bin blutiger Anfänger und freue mich deshalb über jede Art von Anregung, Kritik oder Lob, also haltet euch nicht zurück.
LG, Sebastian