RE: Vorstellung / Umbau von Piko ET 440 Agilis in AC

#1 von Agilis Eisenbahnfan , 16.10.2015 16:53

Hallo, ich bin neu in dieser Community. Mein Name ist Edmund, ich bin 13 Jahre alt und habe selber eine kleine (aber feine) Moba. Ich habe einen YT-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UC6derHXzwAohBP2iKQTwDTg
Ich bin AC-Eisenbahner, und möchte einen ET 440 von Agilis, allerdings gibt es diesen von Piko nur in DC
http://www.modellbahnshop-lippe.com/prod...in_produkt.html
Wisst ihr wie ich diesen Tz in AC umbauen kann?

lG
Edi


 
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RE: Vorstellung / Umbau von Piko ET 440 Agilis in AC

#2 von etr , 16.10.2015 18:02

Lieber Edi

Es freut mich immer, wenn sich ganz junge Leute mit der Modellbahn beschäftigen. Herzlich willkommen hier.

Ich bin kein Elektronik-Profi, habe aber sehr grosse Erfahrung im Umbau von DC auf AC. Da ich einen Triebzug der BR 440 als AC-Modell gekauft habe, kann ich bei diesem Fahrzeug keine Eigenerfahrungen vorweisen. Ich weiss aber deshalb genau, wie das Modell aussieht, und kann dir hoffentlich weiter helfen.

Grundsätzlich sind die neuen Piko-Triebzüge (dazu gehören auch der Stadler GTW und der Talent 2) sehr klug und wartungsfreundlich konstruiert, was dir bestimmt bei deinem Umbauvorhaben zu Gute kommt. Stadler-GTW sind sehr einfach umzubauen, was ich aus eigener Erfahrung sagen kann.

Wenn ich mich auf dem Ersatzteilblatt umschaue, stelle ich fest, dass in den mittleren Drehgestellen (wo der AC-Schleifer hinkommt) nur eine Art von Getriebeboden verbaut ist. Diese muss also auch für die Montage des AC-Schleifers passen. Damit ist ein manchmal grosses Problem, nämlich der Platz für den Schleifer, elegant gelöst. Mechanisch ist der Umbau demnach sicher kein Problem.

Dem Ersatzteilblatt entnehme ich weiter, dass diverse Platinen im Fahrzeuginnern eigene Ausführungen für AC und DC haben. Nach meiner Erfahrung würde ich sagen, dass du durch Umlöten gewisser Kabelanschlüsse die Teile für AC kompatibel machen kannst. Im schlimmsten Fall müsstest du spezielle AC-Platinen beim Piko Ersastzteilservice (der sehr zuverlässig ist) bestellen. Das würde dann halt Kosten verursachen, die für einen Jungen deines Alters möglicherweise ein Problem sind. Ich könnte die notfalls die Ersatzteil-Nummern durchgeben, und du könntest bei Piko den Preis anfragen. Man kann dir dort sicher auch sagen, ob die Platinen durch einfaches Löten für AC brauchbar gemacht werden können (was ich wie gesagt annehme).

Für die elektrischen Leitungen musst du bei einem solchen Umbau beachten, dass alle Radkontakte von den Schienen bei AC verbunden werden müssen (bei DC sind die beiden Schienen die beiden Pole). Diese musst du an den Anschluss TRKL (oder TRK2) des Dekoders anschliessen. Der andere Pol - TRKR (oder TRK1) ist mit dem AC-Schleifer zu verbinden. Und nichts Anderes, sonst gibt's einen Kurzschluss!

Diese elektrische Anordnung kann in einem längeren Triebwagenzug recht aufwändig werden, aber ich vertraue auf die Piko-Konstruktion, dass das einfach geht. An- und Umlöten von Kabewln müsstest du aber können. Kann man leicht lernen, aber in dem Fall wendest du dich besser an einen Profi als an mich. Fachkundige, welche dir das Löten beibringen, findest du bestimmt in diesem Forum.

Damit der Zug in AC läuft, musst du noch den Brückenstecker in der normierten Schnittstelle entfernen und durch einen Multiprotokoll-Dekoder (also einen, der mit AC umgehen kann) ersetzen. Das kostet natürlich nochmals, aber Billigdekoder (die nicht das volle Programm bieten!) gibt es ja auch.

Ich hoffe, du konntest meinen Ausführungen folgen. Sonst darfst du ungeniert nachfragen - ich helfe dir immer gerne weiter.

Fazit:

1. Du wirst diesen Zug wahrscheinlich nicht von heute auf morgen in AC haben. Du brauchst unbedingt Geduld. Die macht dann aber die Freude am Fahrzeug umso grösser. Wenn du den ultimativen Anspruch hast, dass du den Zug in kurzer Zeit AC-tauglich machen kannst, ist Frust vorprogrammiert. Den möchte ich dir auf jeden Fall ersparen.

2. Elementare Grundkenntnisse im Löten müsstest du haben (oder dir aneignen). Wenn du sie schon hast, sind die Voraussetzungen natürlich besonders gut.

3. Zusätzliche Kosten für einen Dekoder fallen so oder so an, wenn du Pech hast auch noch solche für andere Platinen (was ich aber wie gesagt nicht glaube). Ein AC-Schleifer (Best.-Nr. Piko 56110) muss natürlich auch noch her, aber der kostet nicht viel.

4. Da es bei Piko einen tollen Ersatzteilservice gibt und die neuen Triebwagen-Modelle von Piko sehr klug und wartungsfreundlich konstruiert sind, kannst du bei einem solchen Umbau eine Menge lernen.

Nun wünsche ich dir von ganzem Herzen gutes Gelingen dieses Projektes, möglichst wenig Frust und viele lehrreiche Bastelstunden.

Wie gesagt, helfe ich dir bei Problemen gerne via Ferndiagnose weiter.

Würde ich in Deutschland wohnen, würde ich dir anbieten, dass du mir den Triebwagen bei Problemen zusenden kannst. Der Paketversand zwischen Deutschland und der Schweiz ist aber (inkl. der Zollgebühren) leider unverhältnismässig teuer, sodass das wohl keine Option ist. Ich bin jedoch sicher, dass sich nötigenfalls auch hier im Forum ein Deutscher finden lässt, der einem 13-jährigen Modellbahnkollegen gerne am Modell weiterhilft.

Beste Grüsse

ETR


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RE: Vorstellung / Umbau von Piko ET 440 Agilis in AC

#3 von Robert Bestmann , 16.10.2015 18:59

Hallo Edi,

ich habe zwei solche Züge von DC auf AC umgebaut (Agilis und NWB). Vorab allerdings der Hinweis, dass es den Agilis unter der Nummer 59893 sehr wohl auch in AC gegeben hat. Wenn Du also großen Respekt vor so einem Umbau hast, ist vielleicht die Suche nach dieser Version sinnvoll.

Was habe ich an meinen Zügen gemacht?

- Schleifer Brawa Silencio Nr. 2225 an das Übergangsdrehgestell des Motorwagens geschraubt und verdrahtet
- Verkabelung wie von ETR beschrieben geändert (Achtung, die roten Kabel ALLER Radschleifer (rechte Seiten) ablöten und bei den schwarzen (linke Seiten) anlöten; Jakobsdrehgestelle nicht vergessen)
- Decoder im Motorwagen eingesteckt (bei mir: ESU Lokpilot V4.0 M4; mit passendem Stecker hat er die Nr. 64610)
- Radsatzinnenmaß der Laufachsen auf 14,00mm reduziert
- die beiden Antriebsachsen gegen solche für AC ausgetauscht (hier hilft ein Zusammendrücken alleine nicht, sie sind dennoch auf M-Gleis-DKW entgleist. Ob das auch für andere Gleissysteme gilt, kann ich nicht sagen, aber mit dem Tausch war der Spuk schlagartig vorbei).
- es braucht KEINEN Platinentausch, alles geht mit den vorhandenen

Zusätzlich habe ich noch folgendes gemacht (ist aber kein Muß!):

- Innenraum farblich nachbehandelt und Figuren eingeklebt
- Innenbeleuchtung in alle Wagen eingebaut (grüne und blaue Anschlusskabel sind bereits vorhanden)
- Fernlicht in den Motorwagen nachgerüstet und verkabelt (Lötpads für SMD-LEDs und Widerstände in Größe 0603 sind auf den Platinen vorhanden)
- Führerraumbeleuchtungen eingebaut und verkabelt (Eigenbau-Platinen)


An den elektrischen Kupplungen sind werksseitig einige freie Kontakte unbelegt, weswegen auch die beiden letztgenannten "Kinkerlitzchen" über den Decoder im Motorwagen steuerbar sind.

Viele Grüße
Robert


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RE: Vorstellung / Umbau von Piko ET 440 Agilis in AC

#4 von etr , 16.10.2015 19:23

Danke Robert für diese Ergänzungen, die dank deiner Eigenerfahrung natürlich sehr wertvoll sind. Jetzt hat Edi gute Infos beisammen. Insbesondere auch, dass kein (kostspieliger und aufwändiger) Platinentausch erforderlich ist.

Beste Grüsse

ETR


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RE: Vorstellung / Umbau von Piko ET 440 Agilis in AC

#5 von Agilis Eisenbahnfan , 16.10.2015 21:56

Hallo,
vielen herzlichen Dank für eure fachkundigen Erklärungen. Ich habe bereits nach der AC-Version gesucht leider nichts gefunden
Des weiteren werde ich noch bei einem Freund nachfragen, da sein Vater sich sehr gut damit auskennt . Ebenfalls danke für euer Lob! Ich werde noch einen Tread zum Umbau und zu meiner MoBa machen.

Beste Grüße
Edi


 
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