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Prost!
Ich hab mich endlich mal aufgerafft, mich auch hier anzumelden. Was Ihr im Stummiforum so alles zeigt, verschlägt einem ja oft den Atem vor Neid. Da will ich garnicht mithalten. Aber vielleicht doch ein bissle mitreden. Ideen habe ich bei Euch nämlich schon so einige bekommen. Danke dafür!
Ich hab in den letzten 30 Jahren schon so einige "Anlagen" angefangen, aber bin nie weit gekommen. Diese Erkenntnis hat mich im wahrsten Sinne des Wortes zurück auf den Teppich gebracht. Inzwischen habe ich ein paar Kisten Trix C-Gleis zur Verfügung und wenn es sich ergibt, dann bau ich für ein paar Tage was auf dem Boden auf. Dann können auch mal lange Garnituren verkehren.
Aber irgendwie will man ja doch was Stationäres haben. Da ich keinen eigenen Raum dafür habe, außerdem in den letzten Jahren ein paarmal umgezogen bin (und wer weiß...), sollte es eine Anlage oder ein Diorama sein, welches auch mal umziehen kann und wenig Platz weg nimmt. Nebenbahnidylle würde sich anbieten! Nun bin ich aber leider eher so der Bahnhofshallen- und Fernzug-Fetischist. Auf nem Bahnhof muss es stinken! Und da muss irgendwo Taubenkacke dabei sein. Und so weiter...
Deshalb: Internationale Bahnatmosphäre auf kleinstem Raum. Wie man nun einen EC sinnvoll in einem Bahnhöfle mit einem oder zwei Gleisen begründet, ist die Frage. Und bei dieser Frage kommt mein Hirn seit Jahren auf die gleiche Antwort:
Ein Hafenbahnhof, an dem Bahnreisende auf Fähren und Linienschiffe umsteigen können.
Deshalb hab ich mir die Geschichte einer fiktiven Hafenmetropole im Deutsch-Schweizerisch-Französisch-Italienischen Grenzgebiet ausgedacht. Außer "Freibourg" ist mir halt kein dümmerer Name eingefallen. Diese Stadt liegt an einer hügeligen Küste (Genua hat mich vor ein paar Jahren mal schwer beeindruckt), deshalb liegt der wichtigste Hauptbahnhof etwas erhöht über der Altstadt. Damit Reisende zu den Linienschiffen gelangen können, beschloss die Stadt den Bau einer Verbindungsbahn zum Personenhafen.
Diese eingleisige Strecke windet sich durch die hügelige Stadtlandschaft, über Viadukte, zwischen hohen Häusern hindurch und durch Tunnel. Unterwegs gibt es ein paar Haltepunkte und ein BW mit Ausweichmöglichkeit. An den Endstationen gab es lediglich Stumpfgleise. Der Betrieb erfolgte schon bald mit straßenbahnähnlichen E-Triebwagen.
Kurz darauf wurde das Hafengelände erweitert und schnell erwuchs der Wunsch, Güterwagen vom Hbf zum Hafen durchlaufen zu lassen. Also wurde das Stumpfgleis neben dem Hbf verlängert und mit den Gleisen der Staatsbahn verbunden. Neben dem BW wurde ein kleiner Rbf errichtet. Da war Platz zwischen zwei Tunneln. Aus topografischen Gründen musste die Zufahrt zum Hafen und den dortigen Gleisanlagen so gelegt werden, dass das Bahnsteiggleis des damals noch winzigen Hafenbahnhöfchens als Ziehgleis genutzt werden muss.
Das weiter steigende Verkehrsaufkommen, sowohl im Passagier- als auch im Güterverkehr, machte eine zweite Erweiterung der Gleis- und Abfertigungsanlagen nötig: Für die hafenseitige Endstation wurde neben einem zweiten Stumpfgleis ein prächtiges, klassizistisches Empfangsgebäude errichtet. Zum Hafen hin zeichnete es sich durch eine mehrere Stockwerke hohe, triumphbogenartige Glasfassade aus.
Im Laufe der Zeit verkehrten die Elektrotriebwagen mit mehreren Beiwagen, konnten aber das Passagieraufkommen trotzdem nicht mehr bewältigen. Auch wurde das Umsteigen am Hbf als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Einzelne Fernzüge sollten bis zum Hafen durchgebunden werden. Dazu waren jedoch die Bahnsteige etwas zu kurz. Zur Strecke hin verlängern war wegen des Tunnels schlecht möglich. Da aber im Hafen sowieso eine neue Mole geplant war, wurde kurzerhand der Glasbogen in der Fassade des EG´s geöffnet und die Gleise über die Straße hinweg auf die Mole verlängert.
Heutzutage ist der Bahnhof "Freibourg - Linienschiffhafen" sowohl für den städtischen Nahverkehr aus den verschiedenen französischen, italienischen, schweizerischen und deutschen Vororten, als auch nach wie vor für den internationalen Fernverkehr (TGV, ICE, Nachtzüge, Kreuzfahrt-Zubringer etc.) von Bedeutung. Auch der Güterverkehr im Hafen ist noch nicht totgesagt!
Somit habe ich einen Bahnhof, in dem jederzeit alles auftauchen kann worauf ich Lust habe. (Auf Fahrleitungssysteme nehme ich keine Rücksicht, und wenn ich irgendwann mal RENFE-Zeug habe, dann nehm ich nichtmal mehr auf Spurweiten Rücksicht ops: )
Das Betriebskonzept ist einfach: Die zwei Bahnsteiggleise führen über eine Bogenweiche zusammen und gleich wieder über eine zweite Weiche in zwei spiegelverkehrte Stumpfgleise am Hinterrand des Schreibtisches. Umgesetzt wird per Hand. Der Betrachter erlebt sozusagen nur die eine Hälfte des Rangiergeschehens, die andere Hälfte findet hinter der Bühne statt.
Soweit klang das für mich alles plausibel. Nun weiß ich aber, dass ich erstens vielleicht in zwei Monaten etwas ganz anderes bauen will und ich zweitens nicht viel Geld ausgeben will für Dinge, die ich möglicherweise bald wieder abreisse. Also muss der Anlagenbau nicht nur schnell gehen. Er muss auch nicht nur kostengünstig sein. Nein, er muss beides sein. Da ich als Kind schon fasziniert war von den Architekturmodellen im Büro des Vaters eines Freundes und ich auch schon oft gemerkt habe, dass ich Modellbahnanlagen im halbfertigen Zustand, bzw. Gebäuden aus Pappe für Stellproben, eine gewisse Ästhetik nicht absprechen kann, hab ich versucht aus der Not eine Tugend zu machen. Die unteren Bilder zeigen also keine "Platzhalter" für Stellproben. Das Diorama soll in dieser rohen Papp-Optik bleiben. Natürlich ist noch längst nich alles fertig. Die Mole links fehlt noch. Die Gebäude rechts sind aber schonmal soweit okay und bleiben so. Wahrscheinlich
Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber für meine Spinnereien bietet diese Art der Ausgestaltung genug Freiraum für die richtige Atmosphäre. Ich hoffe, die kommt in den Bildern rüber, auch wenn sie nur mit dem Händi aufgenommen wurden.
Grüßle
P.S.: Die Taubenkacke mach ich als allerletztes!