heute begegnete mr bei meinem Händler ein sehr eigenartig aussehender Wagen (Fleischmann 875715). Mein Händler bemerkte mein Interesse und meinte "Weisst Du, was das für ein Wagen ist?" Ich musste komplettes Nicht-Wissen eingestehen. "Tja," meinte er, "auf so eine Idee konnten nur Schweizer kommen."
Es ist ein - den Begriff hatte ich noch nie gehört - Tunnelputzwagen. Da er meine heute ebenfalls erworbene Liliput B 3/4 (ja, der Elefant von Märklin wird schön, aber andere Mütter haben auch schöne Töchter, in diesem Fall mit LoPi 4.0 an Bord [Nr. L 131955]) perfekt ergänzt, musste ich ihn natürlich mitnehmen, aber meine Suche nach Details zum Einsatz dieser Fahrzeuge war vergeblich.
Warum putzt man Tunneldecken?
Ich kann mir nur vorstellen, dass man damit den Russ beseitigen wollte, ehe er womöglich zu grösseren Klumpen zusammenbackt, die dann natürlich eine gewisse Gefahr darstellen könnten, wenn sie herunterfallen.
Meine Fragen an Euch: - Gab es so etwas wirklich nur in der Schweiz? - Ist meine Erklärung, warum es diese Wagen gab, halbwegs plausibel?
ich habe schon Bilder eines Tunnelputzwagens aus dem Bereich des Deutschen Reiches (Epoche 2) gesehen. Sowas gab es also auch in Deutschland. Als Begründung stand damals, daß der Ruß entfernt werden mußte, den Dampflokomotiven beim Befahren des Tunnels hinterliesen. Angeblich, weil dieser in Verbindung mit Feuchtigkeit dem Mauerwerk der Tunnelröhre irgendwie geschadet hat. Wobei mir das nicht so recht einleuchten will. Vielleicht weis jemand Näheres?
Moin Also der Rauch enthält Schwefel. Dieser lagert sich ab und bildet mit der Feuchtigkeit eine Säure und die frisst das Mauerwerk auf. Fragt mal euren Schornsteinfeger [emoji15]
Das Modell [87 4008] erschien als Sondermodell 2007 aus Anlaß des Gotthardtunnel-Jubiläums, Neuheiten-Prospekt 2007 letzte Seite.
Schon irgendwie "putzig" dieser Putzwagen .
Gruß klein.uhu
| : | ~ analog
Gruß von klein.uhu Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. (Sokrates) Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Fantasie ist unbegrenzt. (Einstein)
Zitat von Zheobitt Fragt mal euren Schornsteinfeger [emoji15] ...
... und Ruß ist auch eine Brandgefahr.
Gruß klein.uhu
| : | ~ analog
Gruß von klein.uhu Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. (Sokrates) Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Fantasie ist unbegrenzt. (Einstein)
Das Modell [87 4008] erschien als Sondermodell 2007 aus Anlaß des Gotthardtunnel-Jubiläums, Neuheiten-Prospekt 2007 letzte Seite.
Schon irgendwie "putzig" dieser Putzwagen .
Gruß klein.uhu
Merci, klein.uhu,
für den Bild-Link - was die Leute damals alles fotografiert haben ... 87 4008 ist eine leider nur in DC erhältliche Zugpackung, bestehend aus einer Lok und diesem Wagen. 87 5715 (meine Version) ist der Wagen solo. Da Du ja offenbar die Kataloge aus dieser Zeit hast: Kannst Du bitte auch noch mal nachsehen, ob es die Zugpackung auch in AC gab?
Meines Wissens nicht, das Sondermodell tauchte im letzten echten Fleischmann-Katalog auf, wie oben genannt. Im Jahr drauf gab es vermutlich keinen Fleischmanns-Katalog aus Nürnberg mehr, ich habe den noch nirgends gefunden. Das war zur Zeit des Verkaufs an die Modellbahn GmbH.
Falls jemand aus dem Jahr nach 2007/2008 einen Katalog hat, wäre eine Rückmeldung interessant.
Es soll aber laut Gockel eine AC-Version in der Schweiz gegeben haben, Umbauer oder Lieferant ist mir nicht geläufig. Ob mit Lok oder nur der Wagen? Keine Ahnung!
Gruß klein.uhu
| : | ~ analog
Gruß von klein.uhu Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. (Sokrates) Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Fantasie ist unbegrenzt. (Einstein)
Mir scheint, mich zu erinnern gelesen zu haben dass die Puztaktion mit der Elektrifikation zu tun hatte, in der Art " putzen bevor die Verankerungen für die Fahrleitung in der Gewölbe montiert wurden".
Gründe dafür sind oben angeführt worden (Korrosion, Brandgefahr).
In den langen steile Tunnel am Gotthard war nur bedingt möglich, in den Tunnels nicht zu Feuern, was entspechende starke Ablagerungen als Folge hatte
Zitat von B VI....87 4008 ist eine leider nur in DC erhältliche Zugpackung, bestehend aus einer Lok und diesem Wagen. 87 5715 (meine Version) ist der Wagen solo. ....ob es die Zugpackung auch in AC gab?
Hallo, Chris!
Ich bin zwar nicht der Gefragte , habe aber im Netz Folgendes gefunden: Das AC-Set hat die Nr. 84 4008. Aktuelles Angebot bei roundhouse.ch für den Wagen aus dem Set.
Das Schornsteinfegen im Tunnel kann man getrost vergessen! Zu keiner Zeit hat sich so viel Ruß im Tunnel gesammelt, daß sich daraus eine Brandgefahr ergeben hätte. Das gehört wohl eher zu den Märchen!
Die Fahrzeuge waren auch nicht zum Putzen gedacht, sondern als Meßwagen. Man kontrollierte, ob sich das Tunnelprofil veränderte. Denn jede Veränderung ist eindeutig ein Zeichen für eine Instabilität. Egal ob größere Teile ausgebrochen sind oder sich gar die Tunnelwand nach innen gewölbt hat oder was auch immer, war und ist ein Alarmzeichen. Lose Ausmauerungen hat man natürlich bei der Befahrung dann auch entfernt. Dazu konnte man vom Fahrzeug aus über die Bühne auch alle Tunnelwände incl. des Tunneldeckengewölbes besichtigen und ggf. dort arbeiten ausführen.
Zur Dampflokzeit mußte man noch keine Tropfsteinzapfen entfernen, denn die wurden ziemlich gründlich durch den Abdampf der Loks weggeblasen. Allenfalls in 2 gleisigen Tunneln auf der Gefällseite wird man ab und an mal die Kalksteine wegschlagen. Heute ist das allerdings häufiger nötig, zumal die Zapfen auch Überschläge zur Fahrleitung herbeiführen können.
Wer schon mal mit einer Dampflok durch einen Tunnel gefahren ist, der seit Jahrzehnten nicht mehr vom Kalk befreit wurde, wird sich sehr sicher an die nachfolgende Reinigung von Lok und Zug erinnern Die Menge an kleinen Sintersteinen ist wirklich gewaltig, die da nicht nur durch den Führerstand fliegen.
Die Fahrzeuge waren auch nicht zum Putzen gedacht, sondern als Meßwagen. Man kontrollierte, ob sich das Tunnelprofil veränderte. ...
Moin Klaus,
Wenn Du Dir das oben verlinkte Original-Vehikel mal angesehen hättest, dann würdest Du kaum auf die Idee kommen, das als "Tunnelmesswagen" anzusehen. Wie sollte man was mit Reisigbesen messen? Dieses Gefährt war wohl einzigartig und existierte in grauer Eisenbahnvorzeit. Hier nochmals das Foto vom Vorbild: https://pics.ricardostatic.ch/ImgUsers/2...42558_5_Big.jpg
Tunnelbrände zur Dampflokzeit, nicht zu heutigen Zeiten des Museumsdampfbetriebes, hat es meines Erachtens schon gegeben. Ich meine mal einen Bericht über einen Brand im Kaiser-Wilhelm-Tunnel bei Cochem (dem früher längsten Tunnel in D) gelesen zu haben, finde den aber im Moment nicht.
Gruß klein.uhu
Nachtrag: der Kaiser-Wilhelm-Tunnel war es wohl doch nicht. Den Bericht habe ich gefunden, nichts von einem Brand.
| : | ~ analog
Gruß von klein.uhu Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. (Sokrates) Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Fantasie ist unbegrenzt. (Einstein)
Klaus3 hat geschrieben: Das Schornsteinfegen im Tunnel kann man getrost vergessen! Zu keiner Zeit hat sich so viel Ruß im Tunnel gesammelt, daß sich daraus eine Brandgefahr ergeben hätte. Das gehört wohl eher zu den Märchen!
Auch das stimmt nicht so ganz! Der 3575 m lange Schlüchterner-T hatte Kamine oder Schornsteine - wenn ich mich recht erinnere waren es 4 Stück. Sie sollten die Abgase und den Abdampf der Loks, die besonders in Richtung Fulda mit voller Leistung bergauf fahren mussten, ins Freie abführen." Bahnamtliche Schornsteinfeger" hatten dafür zu sorgen, dass diese Kamine frei waren, wohl weniger von Ruß sondern eher von Nestern, Tierkadavern und sonstigem Unrat. Nach der Elektifizierung der Strecke 3600 sind die Kamine abgebaut worden.
auch beim Cochemer Kaiser-Wilhelm-Tunnel war eine Rauch-Ableitungsanlage eingebaut. Ich war Ende der 60er Jahre bei der Bundes-Luftwaffe dort stationiert und unsere Kasernenanlage befand sich oberhalb von Cochem am Rande der Eifel. Bei einem Spaziergang in die Umgebung ist mir dann irgendwo weitab von jeder Ansiedlung ein Bauwerk aufgefallen, das wie eine kleine Fabrik aussah. Auf Nachfrage bei einem Ortskundigen wurde mir geagt, daß es sich um eine Entlüftungsanlage für den Tunnel handelt, die ziemlich genau über der Tunnelmitte lag. Ob es das Gebäude heute noch gibt?
Zitat Wenn Du Dir das oben verlinkte Original-Vehikel mal angesehen hättest, dann würdest Du kaum auf die Idee kommen, das als "Tunnelmesswagen" anzusehen. Wie sollte man was mit Reisigbesen messen?
Sorry, hätte ich wohl tun sollen
Mit dem Putzen gebe ich Dir bei dem Reisigbündeln natürlich recht. Aber ich habe immer noch arge Zweifel, daß man damit wirklich Ruß entfernt hat. Hat denn keiner einen Opa bei der Bahn? Es geht so viel Wissen in so kurzer Zeit verloren, es ist ein Jammer!
Wenn man sich das Bild ansieht erkennt man die am meisten eigeschlagene Fahrtrichtung. Die rechten Besen sind deutlich dreckiger als die linken Besen. Das spricht schon für Rußentfernung. Schönen Gruß Maik
Die Lok basiert auf Fleischmanns "Anna" (Ursprungs-Art. 4000) - Umbauberichte dazu gibt es u.a. hier oder hier. Die größte Herausforderung dürfte die Schleiferbefestigung sein.
Zitat von mobazWenn man sich das Bild ansieht erkennt man die am meisten eigeschlagene Fahrtrichtung. Die rechten Besen sind deutlich dreckiger als die linken Besen. Das spricht schon für Rußentfernung. Schönen Gruß Maik
dass man Tunnel geputzt hätte wäre mir auch neu, und die erwähnten Kamine dienten ja dem Abzug der (giftigen) Rauchgase und nicht dem Ruß heizen war im Tunnel eh verboten so sehr viel Ruß wird da auch gar nicht angefallen sein
Die gezeigte Konstruktion wirkt schon sehr ... improvisiert, bei regelmäßigem Bedarf hätte man da ganz sicher etwa "richtiges" gebaut. Ich vermute auch daß das Teil einer einmaligen Aktion diente, vielleicht eben einer technischen Untersuchung des Tunnels oder der Elektrifizierung
Zitat von Ulf325 ........................ heizen war im Tunnel eh verboten ...................
Hallo Ulf325,
das war aber zumindest in dem weiter oben genannten Cochemer Tunnel (damals der längste Tunnel in Deutschland) nicht zu umgehen, wenn da eine 44er mit einem 1000 Tonnen-Güterzug durchmußte. Und das kam mehrmals täglich vor.
Zitat von Arnodas war aber zumindest in dem weiter oben genannten Cochemer Tunnel (damals der längste Tunnel in Deutschland) nicht zu umgehen, wenn da eine 44er mit einem 1000 Tonnen-Güterzug durchmußte. Und das kam mehrmals täglich vor.
Das würde mich wirklich wundern, weil es mehrere Aspekte gibt die das Ganze gefährlich machen. Kohlenmonoxid, Flammrückschläge usw. Und 4 km ohne Heizen sollte eine 44er mit ihrem Riesen-Rost locker schaffen
PS: das galt auch für den Cochemer Tunnel:
Zitat von WikipediaDie Fahrt über die Moselstrecke führte auch durch den 4,2 km langen Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Für die Durchfahrt dieses langen Tunnels galten besondere Regeln. So durfte innerhalb des Tunnels die Tür zur Feuerbüchse auf der Lokomotive nicht geöffnet werden.[2] Der Heizer warf also beim Durchfahren von Bullay zum letzten Mal vor der Tunneldurchfahrt Kohle nach.