Hallo zusammen,
bevor ich wieder auf den Dachboden zum Basteln verschwinde, möchte ich wie versprochen beginnen, etwas über die Ideen hinter meiner Epoche-3-Anlage zu berichten.
Irgendwo in der Modellbahnliteratur habe ich gelesen, eine Modellbahn sollte so aussehen, als wäre sie mit dem Spaten aus der realen Welt herausgestochen worden. Das ist ein hoher Anspruch, der sich allein schon durch die unvermeidlichen Kürzungen kaum umsetzen lässt. Durch die vielen Grenzen, die das angestrebte Herausstechen mit sich bringt, habe ich dann recherchiert, wie ein Grenzland überhaupt bezeichnet wird. Schnell stieß ich dann auf das alte Wort "Mark", was ich natürlich schon oft gehört hatte. aber nie dessen Bedeutung gekannt hatte. Seltsamerweise war das der Ausgangspunkt für meine Anlagenideen.
Ich stellte mir vor, was ein Grenzland in der Geschichte alles erlebt haben könnte ... Einwanderungen aus umliegenden Gegenden, Vielfalt durch unterschiedliche Einflüsse aber auch das Bestreben, einen Kern zu behalten und leider wahrscheinlich auch Grenzkonflikte inkl. kriegerischer Auseinandersetzungen. Das mag für die Planung einer Modellanlage etwas weit her geholt sein, aber ich brauche das, um meine Fantasie in Schwung zu bringen. Schließlich prägt nicht nur die Landschaft die Menschen, das gilt auch umgekehrt.
Somit überlegte ich mir, in welcher Art Stadt / Dorf leben diese Menschen, was denken sie. Möglicherweise suchen sie zunächst einmal Schutz ... es gibt also eine ordentliche Stadtmauer. Sie sind auch offen, interessiert und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Dennoch entwickeln sie ein konservatives Beharrungsvermögen, eine Tendenz, Traditionen und das Erreichte zu bewahren. Sie verstehen zu feiern, das Leben zu genießen ... dazu brauchen sie einen entspr. Platz, einen Markt oder sowas ... aber wenn man dort nicht geboren ist, braucht es eine ganze Weile, um voll dazu zu gehören.
Und schon waren die beiden Orte geboren. Bad Dachstein repräsentiert mit seiner stolzen Stadtmauer und dem romantischen Stadtkern den konservativen Teil der Mark Michingen. Dennoch sind sie Kurstadt geworden mit viel Fremdenverkehr und Tourismus ... also gastfreundlich und offen. Das hat nun wieder Einfluss auf die Bahnanlage und das Bahngebäude. Sie muss die Menschenströme aufnehmen und repräsentativ begrüßen.
Anders der Ort Rhodenhausen. Ursprünglich ein kleines Kaff ... eine Rodung im Wald mit ein paar ärmlichen Behausungen. Wir ahnen es schon ... daher der Ortsname. In Rhodenhausen macht sich aber schnell der Einfluss der prosperierenden Großstadt Klustal bemerkbar ... modellbahntechnisch der SBF. Es gibt nur noch wenige Reste der ursprünglichen Bebauung und alles soll etwas städtischer wirken ... obwohl Rhodenhausen selbst auch ein Kaff geblieben ist Die Einwohner betrachten den Rest der Mark Michingen als rückständig und speziell die Bad Dachsteiner als ein wenig tölpelhaft ... wie's bei den Lokalpatrioten halt oft so ist. Schließlich enden an IHREM Bahnhof die moderne Elektrifizierung Richtung Klustal und danach qualmt und dieselt es ... baah! Jedenfalls verbindet die Bahn diese beiden Punkte.
Es gäbe über die Mark Michingen noch mehr zu berichten ... besonders über das Güteraufkommen. Aber ich will mich nun auch nicht länger davor drücken, warum ich den Namen Michingen gewählt habe. Er steht als Andenken für meinen mit 18 Jahren tödlich verunglückten jüngsten Sohn Michael ... von allen Michi genannt. Tja, nun ist es raus und ich sitze hier ziemlich traurig ...
Nun wisst Ihr auch den Grund für die lange Bastelpause und den Dornröschenschlaf meiner Anlage. Ich weiß nun aus eigener Erfahrung, die Zeit heilt gar nichts. Es ist harte Arbeit. So, und jetzt gehe ich basteln ...
LG
Hubert