Hallo werte Modellbaukollegen,
am Dienstag in unserem Garten ... ich kratze gerade in den Rabatten. Da höre ich plötzlich eine bekannte Stimme: "Hallo, ich bin's mal wieder ..."
Oh je, den kenne ich, das heißt Bastelarbeit ...
"Du hast lange nix mehr gebaut und es gibt noch so viel zu tun!"
Und ich denke noch so, eigentlich, ist es gar nicht gut, wenn man Stimmen hört. Aber das ist eine Ausnahme. Mein Mobavirus meldet sich ... :D
"Da liegt doch diese BR 38 aus dem letzten Jahr in ihrer Kiste herum. Du weißt doch, dieses günstig erworbene Sturzopfer. Das wolltest Du doch umbauen. Mach es ..."
Ja aber da ist noch die Fräse und der Aufzug, die Anlage ... und nicht zuletzt der Garten.
"Mach es einfach. Der Garten wird von allein grün. Die Terrasse ist sauber, die Zufahrt ist von sprießendem Kraut befreit, die Beete sind gekratzt ... so als kleines, nettes Zwischenprojekt ... so ein wenig Fliegenhaare durchbohren und eine Halskette daraus machen ..."
Häh ... was will ich mit einer Halskette aus Fliegenhaaren. Virus, bist Du krank? Aber so zwischendurch was schönes Kleines ... nichts groß Kleines ... nee, was klein Kleines ... hm ... nicht schlecht. Was will man machen, ich beuge mich dem Basteltrieb. Der Virus hätte sowieso keine Ruhe gegeben. Ich bin ein bedauernswertes Opfer der Infektion. :D Immerhin gibt es gleich ein paar Bilder von einer Lok und nicht von artfremden Fräsen oder so. Und das VGSH ist auch dabei.
Wo ich gerade die Fräse erwähne ... die Post:
[quote="N Bahnwurfn" post_id=1962387 time=1554925036 user_id=14972]... Die Fräßspäne kenne ich jedenfalls. Davon ist immer der ganze Tisch voll, wenn unser Enkel mit dem fressen fertig ist ...
[/quote]
@Peter
Diese Frässpäne kenne ich. Die Woche vor Ostern hatten wir Oma- und Opadienst bei meiner Tochter. Die lieben Kleinen ...
Zitat von Schwellenzähler im Beitrag #2067
... Eine absolut grundsolide Konstruktion, an der du mit Sicherheit viele Jahre Freude haben und und mit bestimmt mit allerlei " Leckerli " von der Fräßtafel beglücken wirst! ...
@CarstenBoh ... so ein Lob von einem Werkzeugprofi ... das freut mich. Ich hoffe, es klappt wirklich alles so wie erwartet. Ich bleibe optimistisch ...
Zitat von Bremsklotz im Beitrag #2068
... ein Maschinenbauer könnte das nicht besser ...
@FrankHm ... das wage ich zu bezweifeln. Mir fehlt es oft an speziellem Präzisionswerkzeug. Ich habe ja schon eine ganze Menge, aber ich stoße immer wieder an meine Grenzen. So einiges kann man ausgleichen, aber nicht alles. Aber für meine Zwecke sollte es genügen.
Zitat von inet_surfer88 im Beitrag #2069
... wie, was??? Noch bis zum Sommer und das wars dann???? ...
@RüdigerDu machst Dir wirklich Sorgen ... nee jetzt ... Du glaubst doch nicht, dass es mir 10 Minuten langweilig wird. Für die Liste reicht wohl ein zweites Leben nicht aus. Und anschließend fällt mir bestimmt jede Menge ein. Hoffentlich spielt meine Gesundheit noch ein wenig mit ...
Zitat von Barbara13 im Beitrag #2070
... und jetzt gespannt wie ein Flitzebogen was du damit zaubern wirst ...
@MichaelEin wenig wirst Du die Spannung noch halten müssen, aber dann gibt's kein halten mehr. :D Ich habe so viele Ideen ... von Weichenbau bis ... ja bis ... noch viiiiel mehr. :D Selbst meine Frau hat schon Bedarf angemeldet.
[quote="giesl ejektor" post_id=1965815 time=1555877642 user_id=21341]... Du bist für mich im Forum sicherlich einer der vielseitigsten und komplettesten Modell- und Maschinenbauer! ...[/quote]
@LutzDu meinst, der Typ, der sich am meisten hier im Forum zerfusselt hat.

Hm ... ich habe da keinen Überblick ... aber es könnte was dran sein ... ich kenne keinen, der so viele Projekte am Start hat

Aber vielen Dank für das dicke Lob. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
@AllSo, jetzt wird gebaut, und zwar Eisenbahn. Das ist der Patient ... jedenfalls der kranke Fuß. Und daneben ist gleich die Prothese aus Messingguss zu sehen:

Dieses Exemplar einer Fleischmann BR 38 mit der Betriebsnummer 38 2667 stammt wahrscheinlich aus einer analogen Startpackung von 2008. Es ist eine seltenere Version mit zwei Domen und dem vom Hersteller überarbeiteten Fahrgestell. Die altbekannten Probleme dieser Modellreihe sind nie richtig angepackt worden. Die Detaillierung ist zwar nicht schlecht und für die inzwischen betagte Grundkonstruktion sogar prima, aber es gibt genug Luft nach oben und Raum für Bastelspaß. Da ist z.B. das fehlende Rohrgedöns unter dem Fahrerhaus ... also das Bremslastventil und der Injektor. Diese Teile gibt es als Messingguss von KH-Modellbau. Sie liegen bereits neben dem Krankenbett der Lok. Hier und da will ich ein paar Anbauten anfertigen, einen Decoder einsetzen, das Getriebe umbauen, die Stromabnahme verbessern, Lokpersonal einsetzen, den Lok-Tenderabstand via einfacher Federmechanik verkürzen ... die Liste ist lang. Der Virus sollte nach der Aktion wieder ruhig sein. Falls nicht, könnte ich noch den Motor gegen ein fünfpoliges Exemplar austauschen, eine Schwungmasse drehen, das Drehgestell und den Tender beschweren, das Drehgestell und die Lokfront überarbeiten, etwas Dreck nachbilden ... na Virus ... tolle Aussichten. Fangen wir mal an.
Die neuen Rangiertritte wollten nicht zum noch intakten Exemplar passen. Ein einfaches Aufkleben des Ersatzes schied aus.

Die originalen Tritte sind laut Vorbildfotos ziemlich klein. Nach den mir vorliegenden Fotos gab es verschiedene Versionen. Hm ... ich entschloss mich, das bruchgefährdete Bein ebenfalls abzukneifen und mir komplett neue Messingtritte anzufertigen. Ich lötete also zwei Tritte an einen 1x1 Millimeter Messingwinkel und klebte den fertigen Ersatz unter die vorbereitete Lokfront. Die Optik entspricht nicht ganz dem Original, dafür sitzt der Ersatz absolut stabil an Ort und Stelle.

So, Reparatur erledigt, Lok wieder zuschrauben, fertig. Neee ...die Virusprovokation saß. Scharfer Protest ... es sollte weitergehen. :D
Wenn Lokpersonal mitfahren soll, müssen sie auch was zu tun haben. Es fehlt auf dem Kessel die Nachbildung des Stellgestänges zum Dampfdom. Sowieso ist der Kessel der BR 38 reichlich mit allen möglichen Leitungen und Rohren bestückt. Fleischmann hat alle Anbauten angespritzt. Das entspricht nicht mehr den Möglichkeiten moderner Werkzeugtechnik. Aber alle Anbauten nachbilden ... was für ein Aufwand. Virus ... allenfalls später, jetzt nicht! Grummel ... moser ... nachgeb. Aber die vier markanten Stellstangen und vlt. noch der am Kessel entlangführende Handlauf.
Fangen wir mal an. Die Drähte müssen ja irgendwo enden und befestigt werden. Ich entschied mich zum Bohren feiner 0,3 mm Löcher genau in die Mitte der Ventile. Eine gewisse Herausforderung mit dem Handbohrer. Mit der Maschine traute ich mich nicht. Bei den winzigen Bohrern fehlt dann einfach das Gefühl ... da sind die Löcher:
Volltreffer, mitten rein. Lob mich selbst ... riecht da was. :D Jedenfalls gleich ein paar Drähtchen reingesteckt:

Nicht nur die Wurst hat zwei Enden, die Drähtchen auch. Also mussten noch auf jeder Seite zwei Löcher in die Fahrerkabine gebohrt werden. Auch nicht so ganz einfach, denn die Stelldrähte sollten später gerade dem Kessel folgen. Es blieben an der Kabinenfront nur zwei Stellen ober- bzw. unterhalb des Guckfensterchens für das Lokpersonal. Dann liefen die Drähte nicht mehr genau parallel. Das musste ich später durch leichtes Verbiegen korrigieren. Die wirkliche Herausforderung stellte aber die Halterung der Stelldrähte auf dem Kessel dar. Ein winziges Bauteil im Submillimeterbereich ... von Hand Löcher in Fliegenhaare bohren. Mein Virus war begeistert ... ich mehr so skeptisch. Aber es hat geklappt, sogar auf beiden Seiten:

Das Dingens wollte aber nicht auf den Stelldrähten entlang rutschen, sondern bestand auf einer ordentlichen Hochzeit mit den Stelldrähten. Die Lötlehre bestand aus einem einfachen Klötzchen mit Sägeschnitt zur Positionierung des Halters:

Und siehe da, mein Virus behielt recht. Alles verlief bis zu diesem Zeitpunkt besser als erwartet:

Irgendwas ist ja immer. In dem Augenblick, wo ich die Drähte mit Seku-Kleber einsetzen wollte, klingelte der Paketbote. Für diese Klebearbeit mit Nadel und Kleber braucht man eine ruhige Hand. Und Patsch, die Konzentration war weg. Ich hau daneben, ein dicker Klecks auf dem Dom. Schreck ... abwischen ... ich greif das Gehäuse ... ein unbemerkter Klecks am Finger ... noch ein Patzer auf dem Windleitblech. Nee ... schrei ... Virus Du PIIIIEP ... erst mal zur Haustür und das Paket entgegen nehmen. Darauf hatte ich mich ja gefreut:

Da steht das Ding ... was drin ist, wird noch nicht verraten. Nee, erst mal Schadensbegrenzung:

Mit Geduld und Spucke, Holzstäbchen und Cuttermesser gelang die Operation ... puh, beinahe hätte ich das unschuldige Virus erwürgt. Und was dann ... kein Basteldruck mehr ... nee ... alles wieder gut. Auch auf der anderen Seite musste übrigens auch überschüssiger Kleber von den Drähten geschabt werden:

So, das war der Stand von gestern Abend. Heute weckte ich erst einmal das Lokpersonal und holte es aus der Schachtel. Mein Meister und der Heizer waren noch etwas grummelig, denn sie waren von den Herstellern mit einem Hochglanzanzug auf die Welt gekommen. In der dunklen Kiste war ihnen dieser Umstand gar nicht aufgefallen. Aber nun im hellen Licht der Bastellampe ...
Also bekamen die beiden einen neuen Überzug aus Mattlack. Sie sind beide zum Einbau fertig. Die Anbauteile am Lokgehäuse trocknen nach der Farbdusche ebenfalls vor sich hin. Die Messingteile habe ich übrigens nicht vorlackiert, sondern brüniert. Das Verfahren hat sich bei mir bestens bewährt.
Fortsetzung folgt ...
LG
Hubert