Hallo Fritz,
Zitat von Riedenburgfritz
Ich glaube, daß die blanken Gestänge eher ein Wunschtraum der Modellbahner sind. Die Treibstangen bestanden aus Eisenguß, der mit größter Wahrscheinlichkeit schon allein aus Kostengründen und weil es auf die Betriebsfähigkeit keinen Einfluß hatte, nicht so fein nachgearbeitet wurde, daß er glänzte. Auch wenn sich das Personal mehr als pflichtgemäß gekümmert haben sollte, dürfte eine brünierte Ausführung im Modell der Wahrheit am nächsten kommen.
Vorsicht, "glauben" bedeutet nix wissen!
Treibstangen aus Eisenguß? Wer hat Dir denn den Bären aufgebunden?
Die waren bei der K.Bay. damals samt und sonders aus Stahl geschmiedet, gefräst, abgezogen, geläppt und poliert. Die Bearbeitung hatte dabei nichts mit dem äußeren Erscheinungbild zu tun - Polieren und Läppen war als Korrosionsschutz gedacht - ähnlich wie heute bei der Herstellung hochwertiger Messer.
Stahlguss mit den gewünschten Eigenschaften kam erst nach 1890 auf, Maffei und Krauss arbeiteten aber bei solch hoch belasteten Teilen bis in die 1920er Jahre im Schmiedeverfahren.
Zitat von Riedenburgfritz
Auch das Farbfoto (Link im Beitrag von Miachel K) zeigt ein dunkles Gestänge einer Museumslokomotive.
Kunststück - die Lok wurde ja auch schon seit Urzeiten nicht mehr geputzt.
Zitat von Riedenburgfritz
Bei den s/w-Fotos kann ich auf den Gestängen keinen Glanz erkennen, im Gegensatz zum Kessel oder zum Tender.
hmm..denk mal nach: bayrische Lokomotiven waren dunkelgrün und schwarz lackiert, die Radspeichen der B VIer auf den Bildern sicher grün, Kessel ebenfalls, beim Rahmen muss es schwarz oder ebenfalls grün sein (hängt davon ab, wann lackiert wurde und welche Lackierungsvorschrift da gerade galt). Wenn die Steuerungsteile so hell und kontrastreich davor herauskommen, sind sie entweder weiß oder hellgrau lackiert oder eben metallisch blank. Lackiert wurden sie sicher nicht - was bleibt denn dann noch übrig?
Im Übrigen gab es bei der K.Bay.Sts.B. Vorschriften zur Lokomotivpflege - wöchentliches Waschen und aufpolieren der Messingteile inbegriffen. Die Zeit dazu war da, auf eine tatsächliche Stunde Fahrzeit kamen mehr als zwei zur Auf- und Abrüstung und Pflege. Dazu war der Großteil der Lokomotiven an Stammbesatzungen vergeben, schau Dir halt mal Bilder aus der Zeit an. Lokomotivführer sind häufig an den Taschenuhren mit Kette zu erkennen - weißes Hemd mit Vatermörder und Fliege, Weste und Sakko - kein Blaumann, da hatte die Lok sauber zu sein, sonst sorgte der "Meister" schon dafür, dass sein Heizer tätig wurde.
Es gab aber auch Ausnahmen - muss ich zugeben: berüchtigt für schmutzige Lokomotiven war München (Central) - weil eben dort Loks nicht mit Stammbesatzungen, sondern "wild" gefahren wurden und deshalb tatsächlich oft die Zeit zur Pflege der Lok fehlte.
Eine dreckige Lok konnte aber einer Besatzung auch schnell mal das "Genick brechen" - ich kenne ein Dokument, in dem sich ein wg. einer dreckigen Lok strafversetzter Münchner Lokführer per Eingabe verzweifelt bemühte, Franken wieder verlassen zu dürfen.
Also kein Vergleich zu dem Zustand in dem sich Dampflokomotiven zur Ende der DB oder DR Zeit präsentierten.
mfg
Thomas