Hallo,
ich möchte meine etwas anders geartete Anlage vorstellen und hoffe auf nicht allzu viel Spott.
Zur Vorgeschichte:
Etwa 1948/49 habe ich meine erste Lok (RM 800, die fährt heute noch digitalisiert) mit einem Güterwagen, einem einfachen Oval und einem von meinem Vater selbstgebastelten Trafohäuschen mit Festspannungen bekommen.
Mitte der 1950er gab's eine Platte (3 x (2 x 1 m)).
Es folgten nach dem Schulabschluß viele Umzüge, immer wieder Auf- und Abbau - meist als Teppichbahn , inzwischen waren rollendes Material und Schienen langsam angewachsen. Irgendwann Ende der 1960er habe ich von einem amerikanischen Bekannten, der in die USA zurückkehrte, 6 Loks, viele Wagen und jede Menge Schienenmaterial für den damals schon sagenhaften Preis von DM 100.- gekauft. Als die Digitaltechnik auf den Markt kam, war ich als einer der ersten mit dem ICE Experimental dabei. Während langer Zwischenräume lagerte die Bahn im Keller oder einer Garage. Einen echten stationären Aufbau gab es nicht. Aber immer wieder in den folgenden Jahrzehnten habe ich, wenn das Geld reichte, mir das zugelegt, was mir gefiel - immer im Hinterkopf: „Eines Tages baust du eine richtig schöne Anlage“.
Friedlich nebeneinader und so gar nicht epochenrein sind heute ICE Experimental neben dem Big Boy und die „Schöne Württembergerin“ (BR 18.1) neben einer Amtrak GG1 oder einem Krokodil zu finden, weil die mir eben gefallen !
Wünschenswertes, Randbedingungen:
2011, nachdem das Renteneintrittsalter schon längst überschritten war, habe ich mit dem Bau dieser Anlage begonnen.
Ich wollte, daß möglichst viel Bewegung auf der Anlage herrscht, und das wollte ich auch beobachten können. Außerdem sollten alle im Laufe der Jahre angesammelten Schätzchen in Erscheinung treten können sowie die vorhandenen Platten in einem räumlich begrenztem Umfeld Verwendung finden. Deshalb der Verzicht auf Landschaftsbau, aber auch, weil es mir nicht so liegt.
In einem Automatikbetrieb sollten möglichst alle Loks im Einsatz sein und möglichst lange Züge, +/- 3 m, sich bewegen können. Die Fahrstraßen sollten auf einfache Weise gegeneinander verriegelbar sein. Die beiden Bahnhöfe sollten in das Blocksystem integriert sein.
Die Anlagenplatte war in früheren Jahren um 3 weitere Teile, 1 x (2 x 1 m) und 2 x (2 x 0,5 m), gewachsen. Es stand ein Kellerraum zur Verfügung, in dem ich diese Platten als eine Einheit von ca. 4 x 2,5 m unterbringen konnte. Eine U- oder L-Form oder eine andere Konstellation war durch die räumlichen Randbedingungen nicht möglich. (Da diese Abmaße für das Arbeiten in Plattenmitte nicht gerade günstig sind, habe ich mir im Bedarfsfall mit einer aufgebockten Alu-Gerüstbohle beholfen). Um fast alles unterbringen zu können, habe ich das Layout wirklich bis an die Ränder der Platte ausgereizt.
Es sollten die größtmöglichen Gleisradien Verwendung finden.
Technische Details:
Layout/Gleisplan:
Für Interessierte hier die Wintrack Gleisplandatei:[attachment=0]Anlage Goldbach700 zusätzlich lange Abstellgleise Grundplatte und zusätzliche Gleise Hochbahnhof.tra[/attachment]
Bau der Anlage:
Bilder der Anlage:
Gleisanlage:
• Grundidee: Großes, doppelgleisiges Oval mit Durchgangsbahnhof (10 Gleise) mit 2 Abstellgleisbereichen und Kehrschleifen auf der Grundplatte sowie Hochbahnhof (6 Gleise) mit Nebengleisen
• Kleines doppelgleisiges Oval,welches das große zweimal kreuzt, auf der Grundplatte
• 2 Rangierbereiche mit Kehrschleifen auf der Grundplatte
• Ovallänge je nach Fahrstraßen ca. 51 – 62 m
• Gleislänge in den Bahnhöfen min. 3,50 m bis ca. 3,90 m
• gesamte verlegte Gleislänge: 219,5 m
• max. Höhenunterschied 0,36 m, mittlere Steigung 1,7 %, maximale Steigung 3 %
• Märklin M und K
• Gleisradius mindestens Parallelkreis (M) oder Normalkreis II (K), Ausnahmen: Bogenweichen, Rangierbereiche
• Weichen, DKW, Dreiweg (größtenteils digital): 65
• Signale (digital): 32
• Entkupplungsgleise: 18
• die absturzgefährdeten Streckenteile sind mit durchsichtigen PET-Streifen als Leitplanken versehen
Gesteuert wird die Anlage mit :
• Märklin 6021 (dient nur zur Versorgung der angeschlossenen Peripheriegeräte): 2 Fahrpulte 6080, 3 Memories 6043, 6 Keyboards 6040, 2 Booster
6015, 6017
• Diodenkaskaden für Langsamfahrstrecken talwärts und vor Signalen, Selbstbau
• Stop/Go Fernsteuerung der 6021, Selbstbau
• Lokdecoder: Märklin 6080, 6081, Lopi 4.0,
• Signal-, Magnetartikel-, Rückmeldedecoder, Gleisbesetztmelder: IEK oder Märklin
• bis zu 18 Loks/Züge können sich gleichzeitig im Automatikbetrieb steuern, vor Bahnhöfen wartende, aus dem Oval kommende Züge fahren in
frei gewordene Gleise ein; je nach geschalteter Fahrstraße umfahren die Züge zusätzlich zum großen Oval einmal die Bahnhofsanlage auf der
Grundplatte
• zwischen den Bahnhöfen befinden sich in jeder Fahrtrichtung 2 Blocksignale, Blockabschnittlänge je ca. 7,5 m. Die Bahnhöfe sind mit allen
Gleisen voll in das Blocksystem integriert
Rollendes Material:
• Alle Loks (29) sind meist von mir selbst digitalisiert und wo nötig auf 3-Leiter umgebaut. Fabrikate: Märklin, Roco, Trix International und
Rivarossi; Märklin ICE Experimental und Roco Vt11.5 jeweils mit 8 Zwischenwagen (Decoder bei beiden Zügen in Zugmitte untergebracht, Vt11.5
auf 2 Glockenankermotore umgerüstet)
• Wagen (59 Personenwagen, 144 Güterwagen): Märklin, Roco, Rivarossi (auf Kurzkupplung umgebaut, siehe hierzu auch:
viewtopic.php?f=27&t=134636 ), Trix, Lima, Electrotren
Elektrik:
• 8 Ringleitungen 2,5 mm², (2 x Booster, 2 x Langsamfahrt, 2 x Masse, 18 V AC, 8-16 V AC)
• Verbindungen über Quetsch-Abzweigverbinder
• Diodenkaskade für einstellbare Langsamfahrt für 2 Boosterkreise: Selbstbau
• Stop-/Go Fernsteuerung der 6021: Selbstbau
• Rückmeldedecoder mit CAT 5 Patchkabeln angeschlossen
Platte und Rampen:
• 4,10 x 2,60 m, Sperrholz auf fahrbarem Untergestell, belegt mit 3 mm Ewifoam PU-Kork
• Auffahrtsrampen z. T. CNC gefräst, Brückenpylon CNC gefräst
• Stützpfeiler der Rampen in Klemmschellen gelagert, dadurch trotz Neigung der Rampen in die Senkrechte ausrichtbar und seitlich verschiebbar,
am Fuß mit Rampa-Muffen M4 zur Befestigung auf der Platte
PC Programme:
• Gleisplanung: Wintrack 10.0, Gleisrechner 3.3
• Auffahrtsrampen, Brückenpylon: QCAD 3.3 (Shareware)
• Schaltpläne: ProfiCAD 8.3.4 (Freeware)
Noch ein paar Details/Anmerkungen:
• Um die Flexgleise oder auch andere wirklich gerade zu verlegen, habe ich zwei U-Profile aus Alu von ca. 1 m Länge eingesetzt. Die offene Seite
des U paßt mit ihren angeschrägten Kanten genau zwischen die Außenschienen und man kann die Gleise richtig gut ausrichten
• Die Klemmschellen für variablem Durchmesser sind handelsübliche Befestigungselemente für PG-Elektroinstallationsrohre, sehen zwar ein wenig
wuchtig aus, aber für diesen Zweck ideal
• Die Quetsch-Abzweigverbinder (obwohl Billigware) geben einen einwandfreien Kontakt mit geringem Übergangswiderstand
Danke an:
• Ralf Poloczek, GF der Fa. IEK (http://www.iek.de/), für viele gute Ratschläge und Auskünfte rund um die Modellbahn-Digitaltechnik sowie allen
Modellbahnfreunden im Stummiforum für ebensolche
• Von höchstem Wert finde ich die Seiten „Modellbahn Tipps & Tricks“ von Friedel Weber in der Moba (http://www.moba-tipps.de/); ein Muß für
jeden, der eine Anlage plant
• Steffen Kampfmann, GF Kampfmann Inneneinrichtungen (http://www.kampfmann.info/Seiten/Impressum.html), 63776 Mömbris, für das tolle
CNC-Fräsen des Brückenpylonen
• Roland Heim, GF Schreinerei Heim GmbH (http://www.heim-goldbach.de/) 63773 Goldbach für das Ausplotten der Rampenschablonen
• Janine Wachter und Stephan Jungkunz, Fa. Ewifoam ( http://www.ewifoam.de/de/ueber-uns/unternehmen ), die sich nicht zu schade waren,
nach Resten zu suchen
Ohne die Mithilfe und Unterstützung meiner Frau Uschi hätte alles nur halb so viel Spaß gemacht. Danke für viel Verständnis !
So, ich hoffe, daß ich mit der Präsentation dieser Art Anlage nicht nur viel Kopfschütteln hervorgerufen habe. Natürlich wäre es in mancherlei Hinsicht vorzuziehen gewesen, über 200 m Gleise auf einer großzügigeren, geometrisch anders gestalteten Anlage unterzubringen. Aber das war nicht möglich.
Mir macht es einfach Spaß, zu sehen, wie die Züge sich bewegen, wie das Ablaufprogramm in Kombination mit der Hardware - beinahe halbwegs „intelligent“ - Fahrwege sucht, Kollisionen vermeidet (einer der Hauptgründe, warum ich bei 6021 und den Memories mit ihrer Verriegelungstechnik geblieben bin), Befehlen gehorcht und alles wieder in den sicheren Bahnhöfen landen läßt (von kleineren Zwischenfällen natürlich abgesehen, ganz ohne die geht’s wohl nicht). Die Rangierbereiche mit den Kehrschleifen und Entkupplern sowie die z. T. langen Abstellgleise geben Raum für alle möglichen Operationen außerhalb des Automatikbetriebes.
Viele Grüße aus Unterfranken
Joern