Liebe Stummis,
ich bin in einigen Threads schon nach meinem Anlagen-Thread gefragt worden. Leider musste ich die Frager enttäuschen, da ich meine Moba nicht mehr besitze.
Warum dann dieser Thread?
Ich treibe mich nun seit einigen Monaten im Stummiversum herum, poste auch meine Gedanken und Vorschläge zu verschiedenen Anlagen - manche nennen mich daher auch "Dauernörgler" und sehen in mir einen "Nietenzähler", aber auch ich habe nur mit Wasser gekocht und war mit meinen Arbeitsergebnissen alles andere als zufrieden.
Eine Neuausrichtung auf ein anderes Hobby und zuletzt auch geänderte Lebensumstände veranlassten mich, meine Märklin-Anlage im Jahr 2013 zu verkaufen, nachdem sie in Umzugskartons erst drei Jahre auf dem Speicher und anschließend 20 Jahre in einem wohltemperierten Keller lagerte...
Heute habe ich beim Blättern im meiner Fotosammlung die einzigen Fotos gefunden, die von meiner 1980er Anlage existieren, ich möchte sie Euch nicht vorenthalten.
Ein paar Fakten zur Anlage aus dem Gedächtnis:
Meine Anlage Nr 3 war in O-Form gebaut und maß etwa 4 x 3m, in der Mitte eine ca. 2x0,80m große "Lücke" für den Bediener.
Schattenbahnhöfe gab es keine, dazu reichten weder Gleis- noch Rollmaterial. Es gab jedoch im Tunnel einen Abschnitt, in welchem pro Fahrtrichtung ein Zug geparkt werden konnte. So konnte wenigstens ein Zug komplett im Tunnel verschwinden und an der Tunnelausfahrt tauchte ein anderer auf. Das war schon die ganze Abwechslung.
Der rechte Anlagenteil wurde vom Bahnhof Lindental dominiert. Der Bahnhof verfügte über drei Bahnsteige und war ein Inselbahnhof wie der Bahnhof Bingerbrück. Es gab eine Zufahrtsstraße mit Parkplatz vor dem Bahnhofsgebäude. Davor wiederum lagen ein kleiner Güter- und Verschiebebahnhof, sowie ein BW mit dem 6-ständigen Lokschuppen von Vollmer. Demzufolge durfte die "Krachwanze" - nämlich die Märklin Drehscheibe (mein größter Fehlkauf) - nicht fehlen.
Die Drehscheibe funktionierte zwar gut, aber sie hatte einen dermaßen lauten Motor, dass ich sie spätabends nicht mehr nutzen konnte, ohne meine im Zimmer darüber schlafende Mutter zu wecken.
Warum ein sechs-ständiger Lokschuppen, wenn man gerade soviele Loks besitzt, um alle Stände zu füllen? Weil ich geplant hatte, noch einige Dampfer und rote Dieselloks nebst passenden Waggons zu beschaffen. So wollte ich auch endlich die alten Donnerbüchsen durch Umbauwagen ersetzen aber es reichte nur für zwei Umbauwagen und die Donnerbüchsen blieben auf der Anlage - es kam mir der "Bund" dazwischen.
Die Gleise des Bahnhofs Lindental mündeten in drei Tunnel - rechts die Hauptstrecke mit abzweigender Nebenstrecke und Endbahnhof im Schnee, links ein längeres Ausziehgleis und das Gleis im mittleren Tunnel mündete im Berg in die Hauptstrecke. Nur so ließ sich die Einfahrt in den "Güterbahnhof realisieren.
Die Nebenstrecke "Altenstein" führte in einer Gleiswendel nach oben und endete im linken Anlagenteil am Bahnhof "Altenstein" im Schnee. Diese Strecke befuhr eine 212 mit zwei dreiachsigen Umbauwagen von Rocco und eine BR74 mit vier Donnerbüchsen.
Zur Gestaltung der Winterlandschaft wurden mit einem Gipsüberzug versehene Styroporplatten verwendet. Auch die Dächer wurden mit einer Gipsschicht versehen. Das ganze wurde anschließend mit gesiebter Speisestärke bestreut - was im Nachhinein keine gute Entscheidung war, da nach einem Jahr allerlei Kleingetier (besonders ca. 1mm kleine Käfer) sich daran labte.
Auf jeden Fall erzielte ich einen leichten Glitzereffekt und die Landschaft war "schneeweiß" und nicht "gipsgrau".
Das Schienenmateriel wurde, wie von Bernd Schmied in einem seiner Bücher (allerdings für K-Gleise) angeregt, mit weißer Plakafarbe behandelt. Es gab kaum Rost- und keine Kontaktprobleme.
An Lokomotiven basaß ich eine V200, eine BR38 (P8) mit Wannentender (die jetzt bei meinem Onkel in der Vitrine steht), die oben erwähnte 212 , eine BR01, eine BR74 und noch eine Tenderlok, dessen Baureihe ich nicht mehr weiß. Es war die Märklin 3029.
So und nun die paar Fotos, die ich vorhin abfotogafiert habe (Beschreibung unter den jeweiligen Fotos):
Islandmoos-Bäume zieren die Landschaft, für etwas (für damalige Verhältnisse) "besseres" fehlte mir das Geld. Aber es reichte wenigstens, um die M-Gleise einzuschottern (lose geschüttet). Am Stellwerk die oben erwähnte Märklin 3029 Tenderlok, zu der ich kein Vorbild kenne. Der DRG-Güterwagen mit Bremserhaus war schon etwas zaghaft gealtert worden.
Blick über den Lokschuppen auf das Bahnhofsgelände. Links der "Güterbahnhof", in der Mitte ein Personenwagen-Abstellgleis und rechts des Bahnhofgebäudes die Bahnsteige. Dazu die unmaßstäblich riesigen Laternen von Märklin (links des Wasserturms) und Vollmer (am Bahnsteig). Die Stützmauer der Bahnhofszufahrt war mit Faller Stein-Pappe verkleidet. Rechts steht an Gleis 3 ein Zug mit Donnerbüchsen (Märklin 4000) zur Ausfahrt bereit, während die BR74 mit einem Wendezug aus zwei Silberlingen den Bahnhof verlässt.
Die 212 setzt im Bahnhof Altenstein um. Selbst die Autos vor dem Bahnhof waren verschneit. Sie mussten schon länger so dastehen, da es keine Fahrspuren gab :D
Die Spannvorrichtungen für die Stelldrähte der Weichen stehen zu weit vom Gleis entfernt und "unmotiviert" in der Landschaft herum - und keine Schneeflocke darauf (ich hatte halt kein Auge für derartige Details).
Im Tal rechts sieht man das Dach des Faller 283 Schwarzwald Hauses, daneben blühende Obstbäume. Die Straße aus Schaumgummi ist von der Rolle, und überquert einen Bach, der von einem Wasserfall genährt wird. Der Wasserfall bestand aus transparenter Frischhaltefolie mit Uhu beträufelt und mit Gischt aus weißer Plakafarbe versehen. Leider habe ich kein Foto davon, denn er sah wirklich gut aus - auch für heutige Verhältnisse.
Natürlich durften auch nicht die seinerzeit typischen Flaschenputzerfichten fehlen, die nicht nur diese grauselige Form besaßen, sondern auch viel zu klein waren.
Der steile Berghang entstand aus alten Stofffetzen, die mit Gips bestrichen und farblich behandelt wurden.
Die Felsen wurden aus PU-Schaum (Bauschaum) gebaut:
Eine etwas dickere Wurst Bauschaum im Zickzack auf ein Brett geschäumt und gewartet, bis er auseinandergegangen und durchgehärtet ist. Nach dem Abtrennen vom Brett bricht man den Schaumblock in kleine Stücke und mauert sie mit Gips zu einer schön unregelmäßigen Felswand. Mit Gips überzogen und einem harten Borstenpinsel die langsam aushärtende Gipsschicht mit Struktur versehen. Anschließend farblich behandeln.
Vor lauter Ungeduld habe ich dann mit dem Felsbau aufgehört, daher das etwas "lappige" Aussehen der "Felswand" unterhalb des Absatzes oberhalb der Bildmitte. Am rechten Rand dieser "Lappenwand" sieht man den Übergang zu den Bauschaum-Felsen.
Ein Gleis der Zufahrt zur Drehscheibe wurde um eine Gleisbaustelle erweitert. Durch Zufall war ich über das entsprechende Preiser-Set gestolpert und musste mein werden. Dazu den Wicking Radlader, der so richtig schön speckig glänzt. Das Altern des Schienen-Fuhrparks und der Autos befand sich zu jener Zeit im Anfangsstadium.
Im Hintergrund wartet die 01 mit einem 1:100 D-Zug auf die Abfahrt. Natürlich waren die Bahnsteige immer zu kurz und jeder Millimeter wurde ausgenutzt - egal, wo das Signal stand.
Auf diesem Bild erkennt man außerdem, wie grobkörnig der Schotter ist. Die Farbe orientierte sich am Schotterbett der M-Gleise, zu mehr reichte meine damalige Fantasie noch nicht.
Das letzte Bild zeigt noch einmal den "Güterbahnhof" mit den drei Tunnelausfahrten im Hintergrund. Die P8 steht zur Bekohlung links am wie geleckt aussehenden Vollmer Kohlebansen. Gut erkennt man auch die grässlichen Märklin Leuchten. Rechts vorne wird der Gepäckwagen Märklin 4003 beladen. Beim Anblick des Berges schüttelt es mich - sowas grauenhaftes habe ich damals verbrochen. Die braune Farbe ist übrigens Abtönfarbe.
Rechts des Kohlebansens umfährt eine BR74 den Kohlebansen zum nächsten Einsatz. Der vierachsige Niederbordwagen wurde ebenfalls etwas gealtert, aber auch eine gewisse Staubschicht lässt sich nicht verbergen.
Weiter mit Teil 2...