Hallo zusammen,
Spiel-Sessions mit unserer Spur-0-Blecheisenbahn haben bei meiner Frau und mir eine gewisse Tradition. Die meiste Zeit des Jahres verbringt die Blecheisenbahn, die zum größten Teil von 1931-33 stammt, in unserer Wohnzimmervitrine. Doch zu besonderen Anlässen wird sie da herausgeholt und für einen Nachmittag aufgebaut, möglichst an immer verschiedenen Orten.
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Eine Anmerkung (19.6.2019): Weihnachten und Ostern, oder auch mal mitten in den Sommerferien, bauen wir immer wieder etwas Temporäres auf, und zwar zu einem speziellen Thema. Dann gibt es hier einen neuen Bericht. In den vergangenen Jahren hatten wir folgende Themen auf der "Teppich"-Anlage, die einfach unten angehängt werden:
- Weihnachten ganz in Blech (2015),
- Ostern ganz in Blech (2016),
Das war noch in diesem Thread: viewtopic.php?f=64&t=132005.
Hier geht es weiter:
- Mit alter Spur 0 durch den Rasenmäherdschungel (Sommer 2016)
- Wir bauen ein Atomkraftwerk (Weihnachten 2016)
- Über den Dächern von Nizza (Weihnachten 2017)
- Forget Brexit ! (Weihnachten 2018)
- und Weihnachten 2019 ? Nein, da sind wir umgezogen. Doch dann:
- Durch das wilde Balkonesien (Sommer 2020)
- Mit dem Chasseur Noir auf Spur-0-Balkon-Safari (Sommer 2021)
- Die Eisenbahn-Sommerakademie (Sommer 2021)
- Bio-Bahning mit dem Chasseur Noir (Sommer 2022)
- Im Betriebswerk des Chasseur Noir (Winter 2023)
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Auch diesmal (Sommer 2016) haben wir beide hart angepackt und weder Kilometer noch Strapazen gescheut, um mit der Blecheisenbahn zu spielen. Diesmal ging es in den Garten meines alten Papas, der Geburtstag hatte. Weitab vom Schuß draußen auf dem Lande pflegt er eine kleine stille Gartenanlage. Unter hohen Lorbeerhecken, hinter Himberen, Brennesseln und Farn, zwischen flechtenbewachsenen Brunnen und Steinskulpturen liegt dort ein selten gemähter Rasen, auf dem (und unter dem) Schnecke und Maulwurf zu Hause sind. Herrlich zum träumen und spielen.
Wir wussten, dieser Ausflug würde ein Abenteuer werden. Der Rasenmäher wurde hervorgeholt und angeworfen. Mit der Gartenschere musste ich die Trasse für die Blechgleise durch das Gestrüpp freischneiden. Über Maulwurfshügel und knorrige Baumwurzeln ging es, und die Kontaktstifte der Blechgleise wehrten sich beim Zusammenstecken wie immer standhaft gegen jeden Kontakt. Die Sonne brannte von einem stahlblauen Himmel, die Luft war drückend heiß. Dampfschwaden zogen aus dem feuchten Tal zu uns den Hügel hinauf. Schweißtreibend, aber gutes Fotowetter, sagte ich. Am Horizont wuchs eine hohe Gewitterfront, und bald, in 1 oder 2 Stunden, würde es sicher in Strömen regnen. Rumpelte es schon in der Ferne, oder war es bloß ein vorbeifahrender LKW ? Eile schien geboten, um nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren zu müssen.
Den ersten Schienenkreis rund um ein Blumenrondell hatte ich ziemlich schnell aufgebaut. Die kleine Lok fuhr auf Anhieb. Allerdings waren die Gleise auf dem noch immer etwas feuchten, frisch geschnittenen Gras bald rutschig, und der Zug hatte auf dem welligen Terrain mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen. Aus diesem Grund ließen wir es in Sachen Zugbildung auch mit einem leichten Güterzug aus 2 Wagons bewenden.
Ab und zu hatte ich Entgleisungen. Das lag am holprigen Untergrund, und weil kleine Grasbüschel dem Zug im Weg waren. Aus diesem Grund konnte ich auch nicht die übliche Kameramitfahrt durchführen. Der Kamerawagen wäre an der nächsten Ecke umgekippt.
Immerhin, Spur 0 ist elektrisch äußerst tolerant. Wackelkontakte gab es erstaunlich wenige. Allein die offene Bauweise des Motors der Lokomotive machte den Lokführerdienst ein wenig fummelig. Da musste ich schon mal Grasschnitt vom Motoranker abwickeln oder vom Kollektor abkratzen. Die Lok sammelte das unterwegs fleißig ein. Keine Sorge, das ist alles solide Echtblechkonstruktion aus der französischen Kolonialzeit. Sogar in den Mangrovensümpfen entlang des Mekongs, auf tropischen Vulkaninseln im Indischen Ozean und in den staubigen Tälern des Rif-Gebirges mussten sich damals Markenspielwaren aus unserem Nachbarland bewähren.
Natürlich gibt es auch wieder ein Video:
Zum Abend war nach ausgiebiger Fahrt und mancher provisorischer Bastelei - auch Brunnen und Wassermühlen entlang der Bahnstrecke haben wir zum Laufen bekommen - alles schön sauber geputzt und in der Kiste verstaut. Der Rasen gehörte wieder Regenwurm, Nacktschnecke, Amsel und Rotkehlchen. Alle Beteiligten warteten nun schweißgebadet darauf, dass die Dusche im Haus wieder frei würde. Das drohende Gewitter hat sich übrigens einfach so verzogen. Alles nur Theaterdonner. Und wenn der Abend nicht so kurz gewesen wäre, dann säßen wir noch jetzt bei unseren Weingläsern und würden die nächste Eisenbahn-Expedition planen.
Hans Martin & Manu
Edit: Keine Macht dem Fehlerteufel !
