Hallo Stefan,
hier einige Antworten zu Deinen Vorbildfragen (ich bin Lokführer im Nahverkehr):
Zitat von stefankirner
1) Stimmt es, daß an einem Bahnhofsgleis das über eine Weichenstrasse mit mehreren Abzweigungen, in ausfahrender Richtung, die Lichtsignale HP0 und HP2 (Langsamfahrt) darstellen. D.h. kein HP1?
Natürlich. Der Zug muß auf der Weichenstraße mit engen Radien und Gegenkurven langsam fahren, damit er nicht entgleist.
Zitat von stefankirner
2) Stimmt es, daß an einem anderen Gleis des gleichen Bahnhofs, in dem ausfahrende Züge auch über die Weichenstrasse, aber in gerader Richtung der Weichen fahren, die Signalbilder HP0 und HP1 zeigen?
Natürlich. Es handelt sich in diesem Fall
a) entweder um das durchgehende Hauptgleis; also dasjenige Gleis, welches vom Einfahrsignal bis zum Einfahrsignal der Gegenrichtung durch den Bahnhof führt, ohne daß Weichen in abzweigender Stellung befahren werden;
b) oder um ein anderes Hauptgleis, von welchem der Fahrweg geradeaus auf das Gleis einer anderen Strecke führt; z.B. eine von der Hauptbahn abzweigende Strecke.
Zitat von stefankirner
Wenn 2 stimmt, heißt das dann daß das Viesmann(Block)signal 4011 (HP0, HP1) für die Bahnhofsgleise mit gerader Ausfahrrichtung (gerade Fahrt über alle Weichen) verwendet werden kann.
N E I N ! Dieses Signal ist ein Blocksignal, d.h. es macht nur eine Ja/Nein-Aussage: "Zug darf fahren", oder "Zug muß halten". Das gilt nur für einen Zugfolgeabschnitt der freien Strecke!
In Bahnhöfen gibt es aber mehr Fahrmöglichkeiten; deswegen wird ein Hauptsperrsignal verwendet; viessmann-Art.-Nr. 4013. Hier sind Zugfahrten (Hp1, Hp2) und Rangierfahrten (Hp0+Sh1) möglich. Auch in Gleisen, in denen immer Hp2 angezeigt werden muß (s.o.), wird dieses Signal aufgestellt, damit der Bahnhof einheitlich ausgerüstet ist. Am Signal kann dann Hp1 nicht gezeigt werden - ganz einfach.
In einfachen Betriebssituationen steht ein dreibildriges Signal am Ausfahrgleis. Bei viessmann gibt es die Art.-Nr. 4012, aber das ist eigentlich ein Einfahrsignal; für die Verwendung als Ausfahrsignal fehlt eine zweite rote Lampe links oben als "Notrot" oder "Nebenrot". Bei einem Ausfall der Stellwerkstechnik, insbesondere der normalen Stromversorgung, zeigt diese rote Lampe ein ständiges, nicht schaltbares Hp0, um die anschließende Strecke vor Zugfahrten zu schützen. Es erlischt erst, wenn die Bleibatterien im Stellwerk leer sind, also nach einigen Tagen. Bis dahin ist der Schaden hoffentlich repariert .
Für Modellbahnzwecke kann man dieses Signal trotzdem verwenden, aber Du hast ja 7 Bahnhofsgleise, Dein Bahnhof ist schon zu groß für diese Sparlösung.
Als Beispiel Ausfahrsignal N3, Gleis 3, Bahnhof Mayen Ost:
Zitat von stefankirner
Bin für alle Tips dankbar. Das M-Signalbuch hat mich hier leider nicht weiter gebracht.
Das ist auch nicht verwunderlich. Es handelt sich ja nur um ein Anschlußbuch der im Sortiment angebotenen Signalmodelle - und nichts anderes.
Wenn Du das Signalbuch, also die DS 301, lesen möchtest: hier der Link zur Downloadseite der DB für die wichtigsten Dienstvorschriften.
Das Signalbuch findest Du an 7. Stelle:
"Signalbuch (DV/DS)
Dateiformat: ZIP
Dateigröße: 3,09 MB
ZIP herunterladen"
Bereich ex-DB (Westen): DS 301
Bereich ex-DR (Osten): DV 301
Das gemeinsame Signalbuch ist uninteressant, weil total durcheinander und deshalb zu verwirrend.
Noch etwas allgemeines zum Begriff "Bahnhof":
- er reicht von Einfahrsignal bis Einfahrsignal (alles, was zwischen den Einfahrsignalen der beiden Richtungen liegt, ist "Bahnhof")
- die Bauwerke heißen "Empfangsgebäude", "Bahnsteig" {Personenverkehr}; "Güterabfertigung", "Laderampe" und "Freiladegleis" {Güterverkehr} sowie "Stellwerk" und ggfs. "Bahnmeisterei" {interne Aufgaben}
- als Gleise gibt es
-- die durchgehenden Hauptgleise der freien Strecke und ihre Fortsetzung in den Bahnhöfen (dieser Bandwurmsatz ist amtlich und steht in der Fahrdienstvorschrift)
-- sonstige Hauptgleise
-- Nebengleise
Hauptgleise werden planmäßig (d.h. nach einem vorher festgelegten Fahrplan) von Zügen befahren, sie müssen also mit Hauptsignalen ausgerüstet sein.
Nebengleise führen zu den Güterverkehrsanlagen und haben Sperrsignale, wenn sie in Hauptgleise münden (immer, Sicherheit!) oder auch Wartezeichen ("W"), wenn sie in andere Nebengleise münden oder bei mechanischen Stellwerken; bei Drucktasten-Stellwerken (Lichtsignale) bekamen auch Nebengleise Sperrsignale ("Schotterzwerg" Sh0/Sh1) spendiert.
Einfahrsignale müssen Hp2 anzeigen können, weil die Fahrt ja nicht geradeaus führen muß, sondern auch in ein anderes Hauptgleis gehen kann, z.B. wegen einer Überholung.
Wenn ein Ausfahrsignal Hp0+Sh1 für Rangierfahrten zeigen kann, muß an der Stelle, von der die Rangierabteilung wieder zurückfahren soll, ein Sperrsignal Sh0/Sh1 aufgestellt werden, damit der Fahrdienstleiter den Rangierern die Zustimmung zur Rückfahrt erteilen kann. Bitte nicht vergessen
Stumpfgleise werden am Prellbock immer mit einem Signal gesichert, damit Lokführer und Rangierer den Standort des Prellbocks erkennen können (nachts!) bzw. sich orientieren können:
- Hauptgleis mit Prellbock (z.B. Kopfbahnhof oder Einfahrt in ein Stumpfgleis): mit Sh2-Scheibe
- Nebengleise: mit Formsignal Sh0
Du solltest von Deinen 7 Gleisen mindestens 2 oder 3 Gleise als Nebengleise bauen, damit der Güterverkehr eine Chance hat. Die Güterverkehrsanlagen waren in der Blütezeit der Bahn immer umfangreicher als die Anlagen für Personenverkehr!
WICHTIG: Bei mechanischen Stellwerken sind die Signal- und Sicherungsanlagen sehr umfangreich und kompliziert; es wurde nur das Nötigste eingebaut. Ausfahrten also nur in das Gleis der gewöhnlichen Fahrtrichtung (=rechts)! Gleiswechselbetrieb (GWB) gab es erst mit Lichtsignalen, und das auch nur auf ausgewählten Streckenabschnitten. Die Verkehrsmenge an sich spielte dabei keine Rolle: selbst auf der Rheinstrecke (links und rechts) gibt es keinen durchgehenden GWB, und die Moselstrecke hat überhaupt keinen, sondern nur SFB (Signalisierter Falschfahrbetrieb, Signal Zs8), und beides sind stark befahrene Hauptabfuhrstrecken.
Die Einzelheiten gehen noch tiefer in die Materie, aber mit diesen Infos kannst Du schon ganz ordentlich loslegen.
Viele Grüße zurück, und viel Spaß beim Bauen