Hallo, liebe Leser!
Eigentlich bin ich rundum zufrieden, wenn meine Loks ordentlich fahren. Aber manchmal überkommt es mich doch und ich denke, da könnte noch ein bisschen mehr sein, z.B. Geräusche. Die Modelleisenbahnindustrie in Deutschland fährt dabei aber erstaunlich eingleisig, nämlich fast nur digital gesteuert mit Schienenstrom. Ansätze gibt es zwar, und ich kenne einige schöne Akkuloks mit wirklich gutem Sound, aber das ist immer recht aufwendig und unterliegt einigen Einschränkungen oder erfordert professionelle Hilfe.
Deshalb habe ich mir diesen Herbst versuchsweise eine der, bei britischen Gartenbahnern recht beliebten, MyLocoSound-Soundkarten gekauft und sie versuchweise in meinen Waldbahn-Dreikuppler "UDOLIA" eingebaut.
Da ich die Lok nicht von Anfang an ausreichend für solche Einbauten vorbereitet oder geplant hatte, sah der Einbau etwas nach kreativem Chaos aus, ist aber eigentlich recht einfach.
Der Lautsprecher wurde an der Führerstandsdecke angebracht und die Platine auf dem Scheitel der Feuerbüchse.
Der eigentlich recht großzügige Innenraum im Führerstand sieht nun schon recht beengt aus.
Da jetzt alle geplanten Einbauten drinnen sind, konnte ich endlich auch die noch fehlenden Gewichte anpassen und einbauen.
Diese Outdoor-Soundkarten sind erfreulich einfach gehalten, einfach per Schraubklemmleiste anzuschließen und zu bedienen, natürlich (den britischen Gepflogenheiten entsprechend) besonders für Akkubetrieb gedacht und bieten ein paar interessante Einstellungsmöglichkeiten. Beispielsweise kann bei 18 der 21 verfügbaren Dampfpfeifen nochmal die Tonhöhe variiert werden. Hierbei merkt man aber schon die Spezialisierung der australischen Entwicklerfirma auf den englischsprachigen Markt, denn es sind viele verschiedene Pfeifen für englische und amerikanische Lokomotiven dabei, aber keine "typisch Deutsche". Bei Wald-, Feld- und Wiesenbahnen, sowie bei Dieselloks dürfte das nicht so ins Gewicht fallen, aber für klassische DR- oder DB-Dampfloks dürfte da nichts dabei sein.
Alle Einstellungen erfolgen über eine Infrarot-TV-Universal-Fernbedienung, über die die Sounds auch (zu Testzwecken) manuell ausgelöst werden können. Es können verschiedene Sounds und Konfigurationen ausgewählt werden (Dampfpfeife, Glocke (oder kurzer Pfeiflaut), Trillerpfeife (wahlweise Kombinationen mit "all aboard"-Ruf), Luftpumpe, Injektor, Kohleschaufeln, Überdruckventil) und zu diesen Sounds verschiedene Einstellmöglichkeiten ausgewählt werden (Zylinderhähne offen falls gewünscht nach kürzerem oder längerem Halt, Luftpumpe nach dem Anhalten, Überdruckventil bei kurzem oder längerem Halt, Injektor/Kohleschaufeln einzeln oder abwechselnd im Intervall...).
Das klingt erstmal interessant für mich, denn ich möchte ja individuelle Einstellungen. So hat meine Waldbahnlok keine Glocke und das Kohleschaufeln brauche ich bei einer holzgefeuerten Lok nicht, den Injektor aber schon. Die Luftpumpe brauche ich wiederum bei den handgebremsten Fahrzeugen nicht.
Der Abdampfschlag (2 verschiedene Sounds zur Auswahl, einstellbar für 2, 3 und 4 Zylinder) klingt für mich brauchbar. Bei gleichmäßiger Fahrt wird der Regler auch mal geschlossen, ebenso beim Verlangsamen. Die Empfindlichkeit lässt sich in 5 Stufen einstellen (von Regler oft geschlossen bis ständiger Abdampfschlag). Einstellen und Anpassen muss man die Startspannung des Sounds, also die Spannung bei der die Räder sich zu drehen beginnen und der Abdampfschlag beginnen soll. Dies erfolgt erfreulich einfach mit der Fernbedienung.
Dann muss in der einfachen AUTOMATIK-Einstellung noch die Geschwindigkeit der Abdampfschläge auf eine mittlere Fahrgeschwindigkeit abgestimmt werden (dazu Loktriebwerk laufen lassen und die Soundgeschwindigkeit mit den Kanal+/- Tasten so einstellen, das in etwa die vorbildgetreuen 4 Schläge pro Radumdrehung herauskommen). Da diese Automatik Motorspannungsabhängig ist, hat sie so ihre Tücken. Bei ebenen Strecken (wie sie für handgesteuerte Echtdampfloks bevorzugt werden) dürfte es wenig Probleme geben, aber bei Steigungsreichen Strecken kommt es mitunter zu wahrnehmbaren Sprüngen und Diskrepanzen, wenn der Abdampfschlag sich beschleunigt oder verlangsamt, ohne erkennbare Geschwindigkeitsänderung der Lok.
Natürlich kann auch ein Taktgeber angeschlossen werden, der dann sicherlich bessere Ergebnisse liefert.
Beim akustischen Rollenlassen der Lok (also Fahrt mit geschlossenem Regler) kann auch ein Gestängeklappern in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen eingestellt werden. Dieser Fahrmodus ist aber auch in der höchsten Empfindlichkeitsstufe nur schwer kontrollierbar.
Die beiden Glockentypen (Messing oder Bronze) klingen leider beide sehr amerikanisch (große Glocke) und gehen meiner Meinung nach eigentlich nur für Oldtimer mit handbedienter Glocke, da es immer 2 aufeinander folgende Schläge sind und kein kontinuierliches Läuten, wie man es für das typische Läutewerk einer deutschen Dampflok gerne hätte. Einzelschläge (Muster: X - X -) oder Dauerbetrieb (Muster: X - X - - - - - - X - X - - - - - - X - X - - - - - -...) können eingestellt werden.
Was ich völlig abgewählt habe ist das Bremsgeräusch. Ich möchte zwar bei meiner Waldbahn nicht das vielfach bei hiesigen Gartenbahnen zu hörende "D-Zug-Kreischen" der Druckluftbremsklötze, aber das auf der Karte verwendete Geräusch kann ich in keiner Weise mit Eisenbahnbremsen assoziieren. Also habe ich diese Option abgeschaltet, denn das geht ja, wie bereits erwähnt, recht einfach.
Nach ein paar Probefahrten, hier mein bisheriges Fazit:
Wunderbar einfaches Konzept und robuste Technik mit einfacher Bedienung. Dafür alle Daumen deutlich hoch!
Der Abdampfschlag klingt, wie gesagt, brauchbar, die anderen Geräusche klingen leider mitunter etwas synthetisch.
Leider würde auch der etwas rauschige Gesamtsound in Deutschland wohl nicht den Zusatz "Premium" erhalten, da ist man hier im Premiumsegment doch anderes gewohnt. Im Freilandbetrieb geht es (bei Dampfloks rauscht und zischt ja immer was), aber man merkt schon, wenn das Rauschen plötzlich weg ist, weil das Geräusch zu Ende ist.
Wenn man ein einfaches Geräuschmodul benötigt, ist der MyLocoSound keine schlechte Wahl, zumal er auch analog (Schalter, Taster, Reed-/Magnetschalter) oder digital betrieben werden kann.
Ich werde mir wohl als nächstes vom Weihnachtsgeld einen Dieselsound zum Testen für die HF130C oder den Triebwagen holen. Ansonsten bleibt mein Plan bestehen, auch an eigenen Soundlösungen herumzutüfteln.
Hier noch ein kurzer Freihandzusammenschnitt einer Probefahrt:
Einen schönen 3.Advent wünsche ich euch allen und bleibt gesund
Tobias, der Waldbart