Liebe Freunde der französischen Bahnen
Heute will ich euch einen Triebwagen vorstellen, dessen AC-Umbau als sehr problematisch gilt. Ihr werdet sehen: Da ist kein Profi am Werk. Aber die Maschine fährt sehr zuverlässig auf AC, was auch der soliden Roco-Konstruktion mit hervorragendem Antrieb zu verdanken ist.
Den Umbau habe ich schon vor vielen Jahren vorgenommen, als ich noch wesentlich weniger Erfahrung als heute hatte. Aber ich würd' s heute wohl genauso machen. Ich würde aber evtl. probieren, ob ein (sehr dünner) Schleifer von Brawa oder Liliput Platz fände. Diesbezüglich besteht aber meinerseits kein Handlungsbedarf, da der Triebwagen bestens läuft. Das Roco-Modell wird aktuell wieder neu aufgelegt, falls jemand dieses typische französische Gefährt auch auf seiner AC-Anlage verkehren lassen möchte.
Der X2800 war für Nebenbahn-Dieselstrecken konstruiert worden. Er ist relativ stark motorisiert, sodass er sich auch auf Steilstrecken zuhause fühlte. Bis vor Kurzem war er noch selten im Planeinsatz (z.B. auch zwischen Besancon und dem schweizerischen Le Locle), heute dürfte das wohl nicht mehr der Fall sein. Im Grossbetrieb kamen fallweise mehrere Varianten von Beiwagen zum Einsatz (gibt es auch im Modell von Roco und Jouef - früher Lima), die jedoch allesamt keinen Führerstand aufwiesen. Somit musste der Triebwagen am Endbahnhof umgesetzt werden, oder am anderen Zugende war ein weiterer Triebwagen gekuppelt. War oft auch ein anderer Typ, z.B. der X2200, den es schon von Lima Italy gab und der in vielen Farbgebungen von Hornby Jouef wieder erschienen ist (übrigens mit erstklassigem Antrieb - stark verbessert gegenüber Lima).
Mit angehängtem Beiwagen in Farbgebung Midi-Pyrénées, einem ziemlich seltenen Lima Modell. Ich habe mich im Interesse der Betriebssicherheit für einen grossen Kuppelabstand entschieden, weil der Triebwagen sehr lang ist und an den Stirnseiten weit "überhängt".
Hauptproblem beim Umbau des Roco X2800 ist der sehr knappe Platz unter dem Drehgestell, wobei der Drehgestellboden obendrein aus Metall ist. Mit etwas weichem Kunststoff abschleifen kommt man hier also nicht weiter. Deshalb kommt bei meinem Umbau ein Schleifer aus dünnem Federbronze-Blech zum Einsatz. Eine professionelle Befestigung bringe ich bei Metalluntergrund nicht zustande, sodass - wieder einmal - Sekundenkleber der Retter in der Not war. Diesem Schleifer"konzept" kommt sehr entgegen, dass das Roco-Modell über dem Antriebs-Drehgestell mit sehr viel Gewicht ausgestattet ist. So kann man den Schleifer derart biegen, dass der Anpressdruck recht gross ist (Kontaktsicherheit kann sonst bei solchen Federbronze-Lösungen schnell einmal ein Problem sein), ohne dass es den Triebwagen auf Weichen aus den Schienen hebt. Manche mögen meine Schleifer-Lösung als unprofessionelles Gebastel abtun; Tatsache ist aber, dass sie sich im Fahrbetrieb bestens bewährt. Gelegentlich muss man halt damit rechnen, dass der Schleifer abbricht (meist beim Verstauen in der bzw. Entnehmen aus der Verpackung). Dann klebt man ihn halt einfach wieder an, und gut ist. Präventiv empfiehlt es sich, das Modell beim Verstauen in der OVP im Bereich des Schleifers sorgfältig mit einer Plastikfolie zu umwickeln und das Modell an dieser Folie aus der Verpackung herauszuheben. Seit ich das mache, hat sich bei mir kein Schleifer mehr gelöst. Aber das passiert bestimmt wieder mal. Damit muss man leben, wenn man diesen denkbar einfachen, aber eben unprofessionellen Umbau realisieren möchte.
Der Schleifer aus Federbronze. Weiter sieht man die KKK aus der Werkstätte von smd models, mit der ich den Triebwagen zusätzlich ausgerüstet habe. Infos dazu weiter unten.
Der äusserst platzsparende Federbroze-Schleifer von der Seite.
Im Innern sind wie gewohnt die Anschlüsse der Radschleifer von TRKR (bzw. rot) auf TRKL (bzw. schwarz) umzulöten; das Kabel vom AC-Schleifer kommt an den ehemaligen TRKR-Anschluss. Darauf gehe ich in diesem Rahmen nicht näher ein. Ich weise aber darauf hin, dass das Öffnen des Modells hier die Demontage einer Dachabdeckung erfordert, worauf eine Schraube zum Vorschein kommt. Das ist nicht so typisch bei Roco, aber in der Betriebsanleitung eindeutig beschrieben. An den Radsätzen habe ich nichts geändert; auf C-Gleis ergeben sich keinerlei Probleme.
In meinem älteren Modell hat es eine 8-polige NEM-Schnittstelle; ob das bei den aktuellen Modellen geändert wurde, entzieht sich meinen Kenntnissen. Ich habe - als Analogfahrer - einen FRU von Uhlenbrock in die Schnittstelle eingesteckt. Auch hier habe ich auf Toleranz gegenüber schlechtem Kontakt geachtet; ein FRU ist diesbezüglich im Analogbetrieb sehr viel weniger anfällig als ein Dekoder. Das Resultat: grossartige Fahreigenschaften auch bei langsamster Geschwindigkeit. Die Roco-Motorisierung macht einfach nur Freude. Der Auslauf bei Stromunterbrechung ist ausgesprochen lange.
Das Roco-Modell hat auf einer Seite keine KKK. Werkseitig ist die Montage einer Roco-KK (mit Drehpunkt-Lagerung) zwar vorgesehen, aber der Kupplungsabstand wird unansehnlich gross. Ein französischer Kleinbetrieb (http://www.smd-productions.fr) schafft Abhilfe. So kann man den Triebwagen auf beiden Seiten freizügig mit Beiwagen oder weiteren Triebwagen kuppeln. Die Konstruktion lässt breite Wahlmöglichkeiten für den individuell bevorzugten Kuppelabstand. Das ist bei diesem sehr langen Triebwagen wertvoll. Dabei sind im Umbau-Kit auch (beim Roco-Modell fehlende) Rangier-Trittstufen, die das Modell optisch stark aufwerten.
So kommen AC-Bahner auf einfache Weise zu einem französischen Dieseltriebwagen, dessen Umbau eigentlich als fast unmöglich gilt. Bei Bedarf stehe ich gern für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung.
Beste Grüsse
ETR