Hallo André,
Der Start deines Planungsthreads ist jetzt schon wieder ein paar Monate her, allerdings möchte ich es mir gerade angesichts des langsam aber deutlich in Richtung kälterer Jahreszeiten deutenden Wetterlage doch nicht nehmen lassen, nochmal etwas Fremd-Input zu liefern. Sollten dein Planungen bereits abgeschlossen sein, dann lege diesen Vorschlag einfach in der Akte "Irgendwann" ab, wenn ich jedoch vielleicht noch etwas kreativen Input liefern kann, hätten wir ja beide was gewonnen.
Zu meinem Entwurf ist zuerst zu sagen, dass ich versehentlich von einer Länge von 2,00m statt der angegebenen 2,24m ausgegangen bin, was ich jedoch im Rückblick als gar nicht so verkehrten Fehler betrachte, da so noch etwas Streckungspotential oder Freifläche für schöne Schneelandschaften entsteht.
Da ich von ebendiesen 2m ausging, lag für mich ein modularer Aufbau nahe, da sich so jede schöne Bahnhofsidee in ein größeres Modularrangement einbetten lässt, was den Spielspaß exponentiell steigen lässt und vielleicht auch zur ein oder anderen Modellbahnerbekannschaft führt. Wie für Module üblich, habe ich meine Planung also der m.W. weitestverbreiteten Norm unterzogen, die bei einer Modulbreite von 50cm eine mittige Gleislage vorschreibt.
Der Gleisplan hat kein reelles Vorbild, was daher rührt, dass ich keinen Vorbild-Bahnhof kenne, der sich auf 2m darstellen lässt, ohne einer gewissen spielerischen Attraktivität zu ermangeln. Da der Ansatz nun also eher in Richtung Mini-Max oder wenigstens Mini-Midi (soll ja nicht zu voll werden) geht, habe ich mir erlaubt, deinen Wunsch von der Arena für den Bullen aus dem Harz miteinzubeziehen. So wird aus einem einfachen, industriearmen, Nebenbahnhof im landschaftlich geprägten Nirgendwo ein Übergangsbahnhof mit interessanten Möglichkeiten der Interaktion zwischen den beiden Spuren. Dieses Szenario ist jetzt freilich für das Weserbergland eher untypisch und passt eher in Richtung BaWü oder noch viel mehr nach Sachsen oder, dann auch mit passender Spurweite, nach Thüringen, wo es ja wohl ein recht ausgedehntes 1000mm-Netz gab. Aufgrund der zu prognostizierenden Parallelexistenz von Westdieseln und der Ost-Neubaudampflok empfiehlt es sich allerdings eh nicht allzu sehr, die Schrauben geographischer Authentizität zu fest anzuziehen.
Hier nun zuerst der Vorschlag, danach einige erläuternde Worte dazu.

Wir befinden uns wie schon gesagt im Endbahnhof einer eher kleinen Nebenbahnstrecke, die von einer Großstadt aus in die Prärie führt, wohin es die möglichst kostengünstige Trassierung erlaubt. Die Bahn könnte einem Flusstal gefolgt sein, was sich nun hier allerdings so verengt, dass ein Weiterbau auf der Normalspur nicht mehr machbar war. Deshalb findet hier das Umsatteln auf die Schmalspur statt. Diese Strecke führt zu einer Kleinstadt, von der ein weitläufiges Schmalspurnetz ausgeht. Diese Strecke stellt nur eine der vielen Anbindungen des Netzes an die Normalspur dar und ist aufgrund der verkehrstechnischen Ungünstigkeit, in diesem Bahnhof erst auf die Normalspur-Nebenbahn und nicht auf eine bedeutendere Strecke zu treffen, nur zweite Wahl. Demenstprechend sind die Gleisanlagen sehr bescheiden gehalten. Der anfallende Güterverkehr auf der Schmalspur besteht lediglich aus dem Stückgut, was auf der Strecke eingesammelt wird, daher lohnt sich auch kein Rollbockbetrieb, sondern das Stückgut wird in der Verladehalle am rechten Bahnhofsende direkt von Schmal- auf Normalspur- G-Wagen umgeschlagen. Ansonsten verfügt der Bahnhof auf Schmalspurseite über eine kurzes Ladegleis (der Stummel, der von der Schmalspureinfahrt nach oben abzweigt) und einen kleinen Güterschuppen, der allerdings so unbedeutend und dünn frequentiert ist, dass er ganz schlicht ans Ausziehgleis angegliedert ist. Her werden nur selten Güter, die wirklich nur von hier nach irgendwo auf der Schmalspurstrecke sollen oder umgekehrt, gelagert, beispielsweise die typische Milchkanne, die per Bahn einen Teil des Weges zum ortsansässigen Molkereibetrieb zurücklegt oder die Landmaschine, die aus der weiten Welt angeliefert und hier auf die Schmalspur umgeladen wird, um noch die letzten Meter bis zu ihrem Besitzer zurückzulegen.
Auf der Normalspur bieten sich die "üblichen Verdächtigen" des Gütereinzelwagenverkehrs der Nachkriegszeit an: eine kombinierte Kopf- und Seitenrampe ermöglicht das Entladen von Straßenfahrzeugen und das Beladen mit Holz. Am Güterschuppen, der an das Empfangsgebäude angegliedert ist, besteht die Möglichkeit, einen G-Wagen mit dort Eingelagertem zu bestücken oder den eventuell im Personenzug mitgeführten Packwagen seiner Beladung zu entledigen. Weiter links auf diesem untersten Gleis besteht auch die Möglichkeit, an einer Art Ladestraße (man könnte auch sagen "Dreck mit ebener Oberfläche") Stückgut direkt vom LKW oder Pferdefuhrwerk in den G-Wagen zu verladen oder einen aus der weiten Welt angelieferten O-Wagen, der in sich den Brennstoffvorrat für den örtlichen Kohlenhändler birgt, zu leeren. Dabei sollte man darauf achten, dass für die Fahrgäste eine Möglichkeit bleibt, zu den Bahnsteiggleisen 2 und 3 durchzulaufen (das gab es übrigens früher wirklich ab und zu, beispielsweise im Bahnhof Boppard-Buchholz (hier dazu mehr)).
Ein weiterer Kunde für Kohle ist in diesem Bahnhof der Lokschuppen, der eine interessante Besonderheit aufweist, denn die technischen Einrichtungen (Bekohlung, Wasserkran, Untersuchungsgrube, Werkstatt) lassen sich von beiden Spurweiten benutzen. Mir ist keine dementsprechende Vorbildsituation bekannt, aber es gibt meines Erachtens doch ein durchaus interessantes Bild und lässt sich ganz wundervoll als Rechtfertigung des Dreischienengleises benutzen. Wichtig wäre hierbei dann, dass sowohl Normal- als auch Schmalspurbahn von der gleichen Gesellschaft betrieben würden, denn eine gemeinschaftliche Nutzung durch zwei Bahngesellschaften würde ja eine unbürokratische Lösung erfordern und wir sind ja schließlich immer noch bei der Eisenbahn 
Kurz zum Betriebsablauf:
Dieser bietet gelegentlich Raum für einiges an koordinativem Gehirnschmalz. Generell ist Gleis 1 (direkt am EG) für die Güterwagenbe- und -entladung reserviert, daher sollten die Personenzüge der Normalspur auf Gleis 2 einfahren, welches eine Nutzlänge von ungefähr 75cm aufweist, wie du dir das ja auch vorgestellt hattest. Nun kann ein mitgeführter Packwagen mithilfe eines oder mehrerer Handkarren entladen und dann das Gepäck zum Gepäckschalter im EG geschleppt werden. Nun setzt die Lok über Gleis 3 um und kann nach Bedarf Wasser oder auch Kohle fassen. Dann kann der Schmalspurzug einfahren und die Lok ebenfalls ihre Vorräte auffüllen (sobald die Normalspur da fertig ist) und dann umsetzen. Wenn der Schmalspurzug als PmG (Personenzug mit Güterbeförderung) verkehrt, kann je nach Bedarf und Wagenreihung dann auch das Rangiergeschäft abgewickelt werden. Zwischenzeitlich kann die Normalspurlok je nach Zugbildung noch einen Güterwagen entweder an- oder abhängen. Danach läutet die Abfahrtszeit und beide Züge können den Bahnhof wieder verlassen.
Auf der Normalspur bietet es sich zusätzlich an, einen reinen Güterzug verkehren zu lassen, der alle dort be- und entladenen Wagen einsammeln und dafür neue zustellen kann. Hierbei ist es sinnvoll, dass gerade kein Schmalspurzug im Bahnhof ist, damit auch Gleis 3 zum Rangieren frei ist, sonst wird es etwas eng.
Zur Modellbahntechnik:
Ich empfehle hier wärmstens, gleich mit digital zu planen, das spart ärgerniserzeugenden Verkabelungsaufwand gerade am Dreischienengleis. Ich habe mich bei den Gleissystemen bei verschiendenen Herstellern bedient. Die Dreiwegweiche in der Einfahrt ist von Roco, die restlichen Normalspurgleise sind Tillig Elite, einfach weil es so ein optisch ansprechendes Gleissystem ist und Weichen mit Zungen, die gebogen, nicht geknickt werden, schon eine arg feine Sache sind. Auch der Dreischienenanteil ist Tillig, von wem auch sonst, im Schmalspurteil sind dann auch noch eine Bemo Rechtsweiche und eine DKW verbaut. Der durch die Dreiwegweiche, das Dreischienengleis und die beiden DKWs gedrungene Eindruck lässt sich durch Andeutung ensprechender geographischer Gegebenheiten durchaus rechtfertigen, für die sich besonders im Hintergrund noch einiges an Platz findet (Felswand, Stützmauer, Böschung...). Dem entspricht auch die durch die Flexgleise sehr lebendige Gleisgeometrie, die dem Bahnhof die starre Statik nimmt und ihn wie ins Tal hereingequetscht wirken lässt.
Die Normalspurstrecke ließe sich eventuell mit einem Einfahrsignal absichern, ansonsten sollte die sicherungstechnische Ausstattung eher dem Verkehrsaufkommen entsprechend dünn sein. Auf der Schmalspur empfiehlt sich der Zugleitbetrieb, der zu Sicherung lediglich eine Trapeztafel benötigt, und einen Fernsprechkasten zur Kommunikation mit dem Zugleiter der Strecke sowie mit Weichenschlössern gesicherte Weichen (so wird das auch heute noch z.B. bei der Preßnitztalbahn praktiziert).
Noch ein letztes: Auch die Ausgangsseite der Schmalspurbahn lässt sich als Modulübergang gestalten, das Gleis liegt bei der üblichen Modulbreite von 30cm 15cm von der Bahnhofsoberkante des Bahnhofs entfernt.
So viel zu diesem Vorschlag, wie gesagt, wenn ich noch etwas Inspiration (auch nach 2 Monaten und 2 Tagen) liefern konnte, wäre ich schon ganz glücklich.
Grüße von der KBS661,
Wolfslokfuehrer