RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#1 von nachtlicht , 17.07.2017 02:37

Hallo zusammen,
wahrscheinlich gehöre ich ja zu einer schützenswerten Minderheit, die sich damit beschäftigen eine digitalgesteuerte Anlage mit Märklin M-Gleisen zu bauen. Inzwischen habe ich ca. 80 Meter Gleise verlegt und die Züge fahren sehr zuverlässig und vollautomatisch mit Rocrail Steuerung. Eine sehr wichtige Voraussetzung dazu war, ohne grosse Mehrkosten jede Menge Kontaktgleise herzustellen - denn diese sollen absolut zuverlässig anzeigen, wo ein Zug gerade fährt. Nachdem ich diese Methode fast 100mal angewendet habe, habe ich nun ein paar Fotos gemacht die vielleicht den einen oder andern anregen das selber auch mal auszuprobieren. Vorteil: (fast) keine Kosten, wenig Arbeitszeit (ca 10 min pro Gleisstück), kann fast überall (auch bei Weichen!) eingesetzt werden.
Die Kontaktgleise werden via S88 Rückmelde Module (ohne weitere Kabel oder Stromversorgung) ausgelesen. Pro Kontaktgleis braucht es also nur genau ein Kabel zum S88 Modul, und sonst nix.

Hier mal das Material und Werkzeug dass man dazu braucht. Sieht viel aus, aber die meisten Bastler haben das ja schon daheim (edit: OOPS - dazu kommt noch der Dremel oder Proxxon mit dünner Trennscheibe!!) ...


Zunächst muss man ein Schienenstück auftrennen (mit eben erwähnter Trennscheibe). Eine Länge von 3 Schwellen reicht hier völlig aus. Achtung: zum nächsten Schienen-Ende sollten noch mindestens drei Schienenklammern verbleiben. Bei gebogenen Gleisen immer die Innenschiene auftrennen!


Dann vorsichtig mit dem Taschenmesser die Schienenklammern aufbiegen und das Schienenstück herausnehmen. Ein Stück schwarzen Schrumpfschlauch (Durchmesser 3mm) abschneiden. Am besten geht es wenn der Schrumpfschlauch einen mm kürzer ist als das Schienenstück.


Wichtig ist jetzt, die Schienenklammern mit einer kleinen Zange weiter zurückzubiegen und zwischen den Schienenklammern die Schwellen ein wenig niederzudrücken. Ich mache das mit einem Metallstift der genau zwischen die Klammern passt, einem Hammer und einem kleinen Holzstück dass ich unter die Schiene lege (das Holz darf den Mittelleiter nicht berühren sonst wird dieser verbogen!): 2-3 vorsichtige Hammerschläge genügen!


Probeweise kann man das Schienenstück nochmal in die Position legen. Es sollte ein wenig tiefer liegen als die Schienen rechts und links!


Nun wird das Schienenstück in den Schrumpfschlauch gesteckt und mit dem Heissluftföhn bei ca. 150 Grad festgeschrumpft.
Als nächstes ein Stück Kabel 0.14mm2 (am besten lang genug dass es bis zum nächsten S88 Rückmeldemodul reicht!!) auf ca. 10mm abisolieren, verlöten und die Spitze schräg abschneiden. So kann man das Ende in das Loch am Schienenstück hineinstecken (nur stecken, nicht löten).


Nun wird noch ein 2mm Loch in den Gleiskörper (randseitig!) gebohrt und entgratet bevor das Kabel durchgezogen wird.


Anschliessend setzt man das Schienenstück (im Schrumpfschlauch) wieder in die richtige Position (mit Abstand zu den Schienen rechts und links), zieht das Kabel komplett durch das Loch und drückt die Schienenlaschen mit der kleinen Zange vorsichtig fest. Wichtig: nicht zu fest drücken, sonst wird der Schrumpfschlauch durchgetrennt und es gibt wieder eine leitende Verbindung zum Gleiskörper!


Zum Schluss noch mit einem Cutter den oberen Teil des Schrumpfschlauches oberhalb der Schienenklemmen über die ganze Länge vorsichtig abschneiden (Achtung: Finger müssen aus der "Schusslinie" sein, man rutscht leicht mal ab...). Hierbei merkt man den Vorteil wenn der Schrumpfschlauch etwas kürzer ist als das Schienenstück. Mit dem Messgerät prüfen ob das Schienenstück nun wirklich korrekt isoliert ist.


Hier das fertige Ergebnis - am Beispiel einer Bogenweiche!


johnjeanb und gebhard haben sich bedankt!
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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#2 von rmayergfx , 17.07.2017 10:14



Danke für die Bilder. Ich würde auf jeden Fall vor dem aufziehen und schrumpfen des Schlauches das blaue verzinnte Kabel am Schienenfuß anlöten und dann das gesamte fertige Bauteil mit dem Heissluftföhn behandlen. Da nach dem Schrumpfen eine Seite des Schlauches aufgetrennt wird, geht da etwas Stabilität verloren, mit einer Lötung ist man da immer auf der sicheren Seite.

mfg

Ralf


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#3 von nachtlicht , 17.07.2017 10:50

Hallo Ralf, danke für das schnelle Feedback!
Die M-Gleis Schienen sind ja hohl. Ich stecke das Kabel in das winzige Loch direkt in die Schiene (deshalb vorher an der Spitze schräg abschneiden !). Da die Litze durch das vorher angebrachte Lötzinn relativ steif ist, kann das Kabel nicht mehr herausrutschen wenn es im Schlitz zwischen den beiden Schienenstücken liegt.

Gruss,
Christian


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#4 von silz_essen , 17.07.2017 11:15

Hallo zusammen,

die Idee ist sehr gut. Ich würde allerdings die Schienenlücken mit Zweikomponentenkleber ausgiessen, da Schienen auf längere Dauer das Bestreben haben zu wandern.

Gruß
Martin


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#5 von nachtlicht , 17.07.2017 15:36

Danke Martin, dieser Tipp gefällt mir!


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#6 von X2000 , 18.07.2017 17:00

Die Idee ist in der Tat so ok aber das isolierte Stück sicher deutlich zu kurz. Für Belegmeldungen nehme ich in der Regel 50cm Gleis.


Gruß

Martin


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#7 von nachtlicht , 18.07.2017 23:46

Hallo X2000

Ich benutze die Kontaktgleise nicht als Gleisbelegtmelder sonder als Rückmelder, also als Signalgeber dass ein Zug in an dieser Stelle eingetroffen ist. Bei Rocrail werden diese Signale als "enter" bzw. "in" für die Blockbelegung genutzt. Da macht es auch gar nichts wenn ein Rückmelder mehrmals "feuert" weil mehrere Wagen über das Kontakgleis fahren.

Bei dieser Anwendung reichen diese kurzen Kontaktstücke völlig aus.
Alternativen wären Reedkontakte oder Hallsonden.

Gruss
Christian


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#8 von X2000 , 19.07.2017 10:42

War mir so nicht bekannt. Für mein WDP geht das so nicht.


Gruß

Martin


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#9 von Arpke , 14.03.2018 18:47

Hallo Christian,

ich will an meiner C-Gleis-Bahn die alte Märklin Drehscheibe anflanschen.
Genau so eine Beschreibung zum Selbstbau habe ich gesucht, da ich ebenfalls mit Rocrail fahre und den alten Teil mit M-Gleis bestücken will.

Ich habe bei meiner aktuellen Bahn Märklin C-Gleise als Kontaktgleis verwendet und unmittelbar vor Weichen platziert.
Rocrail bremst die Loks mit eingeschaltetem BBT (ab ENTER) so, dass sie definitiv nach wenigen cm auf dem 2. Kontaktgleis (IN) stehen bleiben, wenn sie das Kontaktgleis berührt haben.

Frage: Hast Du immer nur so ein kurzes Kontaktgleis gebaut, auch da, wo die Züge volles Tempo fahren?

Gruß
Norbert


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#10 von nachtlicht , 21.03.2018 23:39

Hallo Norbert,

Ja, diese kurze Strecke reicht bei mir völlig aus um ein zuverlässiges Rückmeldesignal zu erzeugen, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Es reicht für Rocrail ja, wenn der Kontakt nur ein paar ms überbrückt ist.
Allerdings braucht es für den Kontakt bei mir Radsätze OHNE Haftreifen. D.h. bei mir fahren die Loks - soweit möglich immer so, das "vorne" eine oder zwei Achsen ohne Antrieb bzw. ohne Haftreifen laufen. Sonst kann es sein dass die Lok z.B. etwas zu weit in Richtung der nächsten Weiche fährt.

zur Info: auf meiner Anlage habe ich ca 150 Rückmelder auf HSI-S88 (3 Stränge) und alle funktionieren problemlos. Die Züge fahren zwar kaum schneller als massstäbliche 80 km/h (alles kurvenreiche Strecken ...), aber ich denke dass die Kontaktgleise auch bei höheren Geschwindigkeiten noch funktionieren würden.

Gruss,
Christian


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#11 von digitalo , 22.03.2018 08:11

Moin Christian

Coole Sache . Ich hab das mal meinem Bookmarks hinzu gefügt. Da M-Gleise mittlerweile fast nichts mehr kosten und den Markt fluten ... ist das doch wie geschaffen für einen Schattenbahnhof.
Vielen Dank für die Idee.

Viel Erfolg auch weiterhin


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#12 von MarttiM , 15.03.2019 22:59

Hallo,

Meine deutschen Schreibfähigkeiten sind so limitiert, dass ich nichts in diesem Forum geschrieben habe. Ich mache jedoch jetzt eine Ausnahme, weil dieser Beitrag für mich von großem Nutzen war. Bereits meine erste Unternehmen lieferte ein gutes Ergebnis. Auf derselben Straße habe ich fünf weitere M-Gleis Kontaktschienen hergestellt. Herzlich Dank nachtlicht!

- Martti M.


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#13 von MarttiM , 17.03.2019 20:44

Hallo,

Da ich den vorherigen Eintrag geschrieben habe, muss ich wohl auch meine Variante der oben genannten Methode zu dokumentieren.

Anstatt das Verbindungskabel in das kleine Loch oben in der Schiene einzuführen (was leicht schief gehen kann), stelle ich es unter das Schienenteil, bevor ich den Schrumpfschlauch aufzuheize. Dadurch wird das Kabel nett und sicher mit das Schienenteil verbunden.

Um das Kabel von den Schienen ausführen, benutze ich eines der kleinen Löcher, die M-Gleis unter den Schienen hat. Ich muss nur das Schienenbett auch an der Vorderseite des isolierten Schienenstücks absenken, um Platz für das Kabel zu schaffen und das Loch etwas zu verbreitern. Das Ergebnis ist sehr ordentlich und das Kabel ist nahezu unsichtbar.

- Martti M.


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RE: Märklin M-Gleis: Kontaktgleise selber bauen

#14 von nachtlicht , 27.04.2019 02:26

Hallo Martti,

Sorry - sehe Deinen Beitrag erst jetzt ...! Es freut mich dass die Anleitung Dich inspiriert hat. Varianten und Verbesserungen sind immer willkommen!
Hier noch ein Tipp:
Wenn Du das Kabel ca. 1cm abisolierst und dann mit wenig Lötzinn versiegelst, dann wird das nackte Ende hart, aber immer noch dünn genug um in das kleine Loch in der Schiene zu passen (ich schneide mit dem Seitenschneider die Spitze noch schräg ab, damit es besser hinein rutscht). Der Vorteil ist, dass es so nicht mehr versehentlich herausgezogen werden kann, nachdem man das Schienenstück wieder festgeklammert hat.

Ich habe mit dieser Methode inzwischen ca. 100 Rückmelder gebaut!

Gruss und viel Spass,
Christian


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