RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#1 von Entenkoepfer ( gelöscht ) , 17.12.2017 17:48

Moin Stummis

Für meinen seit langem im Aufbau befindlichen Durchgangsbahnhof hatte ich für beide Enden der Bahnsteiggleise je ein Entkupplungsgleis vorgesehen. Das Ziel ist, sowohl einen Loktausch vornehmen zu können, als auch eventuell einen Kurswagen abzuhängen.
Da ich mir die Mühe mache Tillig Elite Gleise auf Mittelleiter umzubauen, kam aus optischen Gründen keine Entkuppler von der Stange in Frage. Zunächst dachte ich an die Repa Entkuppler, aber die für AC angedachte Lösung mit der recht grossen Metallplatte stellte mich auch nicht zufrieden. So liess ich die Entkuppler zunächst mal weg, und baute die Gleisanlagen des Bahnhofs weiter und verschob das Problem auf später.
Allerdings hatte ich schon bei der Gleisplanung die Idee, die Entkuppler in einem Bohlenüberweg zu tarnen und sah beim zur Zeit langsam vorangehenden Aufbau der Bahnsteigkanten Absenkungen für diese Bohlenwege vor.
Nun habe ich kürzlich mit dem Prototypen des Bohlenweges aus Nußbaumfurnier begonnen und spontan beschlossen, gleich die Entkuppler mit zu testen.

Aufgrund der mittlerweile vorliegenden sehr positiven Erfahrung mit zahlreichen Servoantrieben für Weichen, war für mich klar es mit einem selbstgebauten Entkuppler mit Servoantrieb zu versuchen.

Die Kriterien waren folgende:

  • Möglichst einfacher nachträglicher Einbau in eingeschotterte Glese
  • betriebssichere Stromversorgung für durchfahrende Züge
  • sicherer Entkuppelvorgang
  • keine Kurzschlussgefahr bei Massekontakt älterer Wagen mit Metallfahrwerk oder metallenen RELEX-Kupplingen, oder falls der Entkuppler mal eine Achse "erwischt"


Letztendlich entstand folgende Lösung:

Um eine sichere Stromübertragung zu bekommen, wurde die Entkuppelbohle aus einem Messing-Doppel-T-Profil 3x2mm gebaut.
In der Mitte wurde eine Seite auf 3mm Länge flach gefeilt und in die so entstandene Aussparung ein Messing Vierkanthohlprofil 3x3mm stumpf aufgelötet. Dieses muß nicht unbedingt genau mittig in Längsrichtung sitzen, sondern kann auch geringfügig aussermittig der Entkupplerbohle liegen. Aussschlaggebend ist einerseits, wo man am Gleis günstig eine Bohrung anbringen kann (zwischen zwei Schwellen) und wie genau nachher die Entkupplerbohle im sichtbaren Bereich ausgerichtet sein soll. Das Bohlenprofil muß an den Enden an der Oberseite noch um 45° angeschrägt werden um ein sicheres Auflaufen des Mittelschleifers zu erreichen. (Soll ausserdem die beim Vorbild vorhandene längere Bohle zur Abweisung von herunterhängenden Kupplungen darstellen)



Unten wurde das Vierkantrohr mit einer Querbohrung zur Aufnahme des Stelldrahtes versehen und ein Kabel zur Stromübertragung angelötet.



In die Platte wurde zwischen zwei Schwellen ein 5,5mm Loch gebohrt und ein 5x5mm Messing Vierkanthohlprofil eingedrückt. Kleben war nicht mal nötig, da das ganze recht stramm in der Bohrung sitzt,



jetzt muß nur noch der vorher gefertigte Entkuppler eingesteckt werden, und optisch in der Mitte mit Holzfurnier vergleidet werden, wobei dieses so dünn geschliffen werden muß, dass die hochstehenden Teile des Doppel-T-Profils sicher über seine Oberfläche hinausragen, damit die Stromversorgung des Mittelschleifers gewährleistet ist. Das sieht dann so aus (Auf dem Bild ist das Furnier auf der Linken Seite noch etwas zu lang):



Unter der Platte wurde dann ein Servo angebaut, wobei ich hierzu die rustikale aber preisgünstige Methode der Befestigung mit Lochbändern anwende.
Das ganze sieht dann so aus:



Zur Ansteuerung des Servos habe ich erstmals einen Digikeijs Servodecoder DR4024 verwndet, da dieser einen zusätzlichen frei programmierbaren Schaltkanal pro Servo hat, für den es unter der Artikelbezeichnung DR4102 kleine Relaismodule gibt, die ich direkt mit kurzen blanken Drähten an die entsprechenden Ausgänge des Decoders gehängt habe.



Über diese Relaismodule wird beim Anheben der Entkupplungsbohle die Fahrstromverbindung zur Entkupplungsbohle ausgeschaltet, um die eingangs erwähnten möglichen Kurzschlüsse mit masseführenden Teilen an Wagen und Loks zu vermeiden.
Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass der Programmiervorgang des unter der Platte eingebauten DR 4024 im Vergleich zu meinen bei den Weichen verwendeten mbtronik Servodecodern eher unpraktisch ist, allerdings ist der Decoder deutlich günstiger, so daß ich daher die häufige Turnerei unter die Anlage zähneknirschend hin nahm. Auch ist dier gesamte Programmiervorgang eher umständlich, da teilweise über Lokadresse 9999 und Teilweise über Fahrbefehle. Auch scheint mir, dass die Freiheitsgrade bei der Programmierung der Servopositionen geringer sind als bei mbtronik.
Trotzdem funktioniert er nach einer deutlich längeren Rumprobiererei, als der gesamte mechanische Bau des Entkupplers gedauert hat jetzt zu meiner Zufriedenheit.

Insgesamt habe ich zwei Prototypen gebaut, die jetzt sehr gut funktionieren, so daß ich mit dieser Bauweise alle Bahnhofsgleise ausstatten werde.

Hier noch zwei Handyfotos in angehobenem und abgesenktem Zustand:





Zum Schluss noch ein Video von einem Entkuppelvorgang



Noch eine schöne Restadventszeit und viele Modellbahngeschenke zu Weihnachten wünscht Euch

Philipp


pasc hat sich bedankt!
Entenkoepfer

RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#2 von klein.uhu , 17.12.2017 18:06

Gratuliere Philipp,

Geniale Idee und Umsetzung, saubere Arbeit, gute Beschreibung - und braucht vor allem auch nicht allzuviel Platz unter der Trasse.


| : | ~ analog

Gruß von klein.uhu
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RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#3 von Moba600 , 17.12.2017 19:14

Hallo Philipp,
das ist echt super geworden. Auch ich habe eine Entkuppler mit einem Servo selbst gebaut. Ich kann die Arbeit dahinter sehr gut nachvollziehen. Als Platte habe ich allerdings ein Stück Plexiglas genommen. Auch sehr schön erklärt.
VG
Moba600


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Gruß Lucas


Moba600  
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RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#4 von rwd , 17.12.2017 23:53

Hallo Phillip,
klasse Arbeit und tolle Dokumentation der Asuführung.
Beim Betrachten der Bilder ist mir aufgefallen, dass die Bohle zum Entkuppeln sehr weit angehoben wird. Ist das in dem Ausmaß wirklich erforderlich? Auf dem Video sieht man, dass die BR 95 die Nachlaufachse angehoben bekommt.


Allen Lesern ein freundliches "Bleibt Gesund und habt weiter viel Freude am gemeinsamen Hobby"

Rudolf
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RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#5 von Entenkoepfer ( gelöscht ) , 18.12.2017 06:22

Zitat von rwd
Hallo Phillip,
klasse Arbeit und tolle Dokumentation der Asuführung.
Beim Betrachten der Bilder ist mir aufgefallen, dass die Bohle zum Entkuppeln sehr weit angehoben wird. Ist das in dem Ausmaß wirklich erforderlich? Auf dem Video sieht man, dass die BR 95 die Nachlaufachse angehoben bekommt.

Moin rwd

Tja. Das mit der Höhe ist tatsächlich eine Frage der Justage. Für Märklin KK ist es nicht notwendig, so weit hoch zu gehen. Ich hatte als extremeren Testkandidaten einen alten Rocowagen, dessen Entkupplungsdorn ich vor 35 Jahren gekürzt hatte, da er damit an den Pukos der M-gleis Weichen hängen blieb. Bei diesem versuchte ich auch die Kupplung möglichst hoch anzuheben.
Auf dem Video habe ich dann das Anheben der Achse auch bemerkt, Mittlerweile bin ich nochmals unter die Ablage geturnt um den Programmierknopf zu drücken......
Jetzt geht er um ein Weniges weniger hoch.
Es stellt sich in diesem Zusammenhang ja eigentlich auch die Frage nach der richtigen Länge der Bohle. Auch hier kann man eventuell etwas kürzen. Dann ist aber größere Genauigkeit beim rangieren gefordert.

Gruß

Philipp



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Entenkoepfer

RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#6 von Entenkoepfer ( gelöscht ) , 18.12.2017 13:13

Zitat von klein.uhu
Gratuliere Philipp,

Geniale Idee und Umsetzung, saubere Arbeit, gute Beschreibung - und braucht vor allem auch nicht allzuviel Platz unter der Trasse.




Zitat von Moba600
Hallo Philipp,
das ist echt super geworden. Auch ich habe eine Entkuppler mit einem Servo selbst gebaut. Ich kann die Arbeit dahinter sehr gut nachvollziehen. Als Platte habe ich allerdings ein Stück Plexiglas genommen. Auch sehr schön erklärt.
VG
Moba600



Hallo klein.uhu und Moba600

Danke für Eure positive Einschätzung!

Mir geht es ja immer so daß ich auf den (gnadenlosen) Bildern erst sehe, was alles nicht stimmt, wie z.B. die unebene Bahnsteigkante, Krümel und Klebstoffusseln etc...

Schöne Grüße

Philipp

.




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Entenkoepfer

RE: Servo Entkuppler für Mittelleiter eine kleine Bastelei

#7 von gerhard1963 , 18.12.2017 13:49

Hallo
Da möchte ich mal als Anregung einige Bilder von meinen vor ca. 30 Jahren gebauten Entkupplern zeigen. Da ich diese aber quasi nie benötigte habe ich sie dann später wieder ausgebaut. Daher kann ich nur noch ausgebaute Teile Zeigen.

Der verwendetet Hubmagnet kann natürlich heute gegen einen Servo getauscht werden.
Als Entkupplerbohle wurde ein Stück Gleisausschnitt verwendet. Dieser ist liegt im abgesenkten zustand auf 2 Messingauflagen im Gleisausschnitt auf, und somit ist der Mittelleiter durchgänig unter Strom. Beim Entkuppeln wird der Mittelleiter getrennt, was ja vor allem früher bei Blechwagen wichtig war.

Dazu habe ich den Mittelleiter von einem Gleis entfernt, und die Unterseite fürs löten blank geschliffen. Nun wurde das vorbereitete Messingblech mit dem Mittelleiter verlötet. Danach wurde der Mittelleiter drumherum abgetrennt, und alles saubergemacht. Dann wurden die Schwellen des Opfergleis wieder eingeklipst, und verklebt, und zugeschnitten. Anschließend wurde der Schwellenzwischenraum mit Styroplast verkleidet.
Als Verbindung zum Hubmagnet wurde in dessen Hubstößel eine Bohrung für ein Kunststoff Rundmaterial eingebracht.
Nach dem einkleben des Kunststoffes im Stößel und der Kupplungsbohle, konnte Die Kupplungsbohle von oben in das vorbereitete Gleis eingelegt werden. Danach wurde von unten der Spulenkörper des Hubmagnet eingeführt und festgeschraubt. Zur Hubbegrenzung wurde von unten gegen das Trassenbrett ein Stück Kork eingeklebt.















Gerhard
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gerhard1963
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