Moin Stummis
Für meinen seit langem im Aufbau befindlichen Durchgangsbahnhof hatte ich für beide Enden der Bahnsteiggleise je ein Entkupplungsgleis vorgesehen. Das Ziel ist, sowohl einen Loktausch vornehmen zu können, als auch eventuell einen Kurswagen abzuhängen.
Da ich mir die Mühe mache Tillig Elite Gleise auf Mittelleiter umzubauen, kam aus optischen Gründen keine Entkuppler von der Stange in Frage. Zunächst dachte ich an die Repa Entkuppler, aber die für AC angedachte Lösung mit der recht grossen Metallplatte stellte mich auch nicht zufrieden. So liess ich die Entkuppler zunächst mal weg, und baute die Gleisanlagen des Bahnhofs weiter und verschob das Problem auf später.
Allerdings hatte ich schon bei der Gleisplanung die Idee, die Entkuppler in einem Bohlenüberweg zu tarnen und sah beim zur Zeit langsam vorangehenden Aufbau der Bahnsteigkanten Absenkungen für diese Bohlenwege vor.
Nun habe ich kürzlich mit dem Prototypen des Bohlenweges aus Nußbaumfurnier begonnen und spontan beschlossen, gleich die Entkuppler mit zu testen.
Aufgrund der mittlerweile vorliegenden sehr positiven Erfahrung mit zahlreichen Servoantrieben für Weichen, war für mich klar es mit einem selbstgebauten Entkuppler mit Servoantrieb zu versuchen.
Die Kriterien waren folgende:
- Möglichst einfacher nachträglicher Einbau in eingeschotterte Glese
- betriebssichere Stromversorgung für durchfahrende Züge
- sicherer Entkuppelvorgang
- keine Kurzschlussgefahr bei Massekontakt älterer Wagen mit Metallfahrwerk oder metallenen RELEX-Kupplingen, oder falls der Entkuppler mal eine Achse "erwischt"
Letztendlich entstand folgende Lösung:
Um eine sichere Stromübertragung zu bekommen, wurde die Entkuppelbohle aus einem Messing-Doppel-T-Profil 3x2mm gebaut.
In der Mitte wurde eine Seite auf 3mm Länge flach gefeilt und in die so entstandene Aussparung ein Messing Vierkanthohlprofil 3x3mm stumpf aufgelötet. Dieses muß nicht unbedingt genau mittig in Längsrichtung sitzen, sondern kann auch geringfügig aussermittig der Entkupplerbohle liegen. Aussschlaggebend ist einerseits, wo man am Gleis günstig eine Bohrung anbringen kann (zwischen zwei Schwellen) und wie genau nachher die Entkupplerbohle im sichtbaren Bereich ausgerichtet sein soll. Das Bohlenprofil muß an den Enden an der Oberseite noch um 45° angeschrägt werden um ein sicheres Auflaufen des Mittelschleifers zu erreichen. (Soll ausserdem die beim Vorbild vorhandene längere Bohle zur Abweisung von herunterhängenden Kupplungen darstellen)
Unten wurde das Vierkantrohr mit einer Querbohrung zur Aufnahme des Stelldrahtes versehen und ein Kabel zur Stromübertragung angelötet.
In die Platte wurde zwischen zwei Schwellen ein 5,5mm Loch gebohrt und ein 5x5mm Messing Vierkanthohlprofil eingedrückt. Kleben war nicht mal nötig, da das ganze recht stramm in der Bohrung sitzt,
jetzt muß nur noch der vorher gefertigte Entkuppler eingesteckt werden, und optisch in der Mitte mit Holzfurnier vergleidet werden, wobei dieses so dünn geschliffen werden muß, dass die hochstehenden Teile des Doppel-T-Profils sicher über seine Oberfläche hinausragen, damit die Stromversorgung des Mittelschleifers gewährleistet ist. Das sieht dann so aus (Auf dem Bild ist das Furnier auf der Linken Seite noch etwas zu lang):
Unter der Platte wurde dann ein Servo angebaut, wobei ich hierzu die rustikale aber preisgünstige Methode der Befestigung mit Lochbändern anwende.
Das ganze sieht dann so aus:
Zur Ansteuerung des Servos habe ich erstmals einen Digikeijs Servodecoder DR4024 verwndet, da dieser einen zusätzlichen frei programmierbaren Schaltkanal pro Servo hat, für den es unter der Artikelbezeichnung DR4102 kleine Relaismodule gibt, die ich direkt mit kurzen blanken Drähten an die entsprechenden Ausgänge des Decoders gehängt habe.
Über diese Relaismodule wird beim Anheben der Entkupplungsbohle die Fahrstromverbindung zur Entkupplungsbohle ausgeschaltet, um die eingangs erwähnten möglichen Kurzschlüsse mit masseführenden Teilen an Wagen und Loks zu vermeiden.
Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass der Programmiervorgang des unter der Platte eingebauten DR 4024 im Vergleich zu meinen bei den Weichen verwendeten mbtronik Servodecodern eher unpraktisch ist, allerdings ist der Decoder deutlich günstiger, so daß ich daher die häufige Turnerei unter die Anlage zähneknirschend hin nahm. Auch ist dier gesamte Programmiervorgang eher umständlich, da teilweise über Lokadresse 9999 und Teilweise über Fahrbefehle. Auch scheint mir, dass die Freiheitsgrade bei der Programmierung der Servopositionen geringer sind als bei mbtronik.
Trotzdem funktioniert er nach einer deutlich längeren Rumprobiererei, als der gesamte mechanische Bau des Entkupplers gedauert hat jetzt zu meiner Zufriedenheit.
Insgesamt habe ich zwei Prototypen gebaut, die jetzt sehr gut funktionieren, so daß ich mit dieser Bauweise alle Bahnhofsgleise ausstatten werde.
Hier noch zwei Handyfotos in angehobenem und abgesenktem Zustand:
Zum Schluss noch ein Video von einem Entkuppelvorgang
Noch eine schöne Restadventszeit und viele Modellbahngeschenke zu Weihnachten wünscht Euch
Philipp