Hallo ins Forum,
nachdem ich so nett gefragt wurde, möchte ich Euch verraten, was in Lichterfelde West gerade passiert Für größere Vorhaben fehlt mir die Zeit, weshalb ich mir ein überschaubares Projekt auswählen mußte, mit dem ich mich auch beschäftigen kann, wenn ich mal nur eine Stunde zur Verfügung habe. Es ist also auch nichts Weltbewegendes.
Schon vor Jahren wurde ich in den Zeitschriften auf den polnischen Hersteller Stangel aufmerksam. Der hat Lasercut-Bausätze nach preußischen Vorbildern im Programm, von denen es ja dort noch reichlich gibt. Besonders hatte es mir die "Pension zum Adler" angetan, ein ockerfarbenes Eckhaus mit mutig roten Fensterlaibungen und Schieferdach. Seht hier: https://www.stangel.eu/sklep/spur-h0/pension-zum-adler/ Das Haus paßt gut nach Lichterfelde, finde ich. Den Bausatz hatte ich bestellt; den Bezahlvorgang mit der Auslandsüberweisung habe ich als mühsam in Erinnerung (geht heute bestimmt einfacher).
Als der Bausatz dann kam, war ich erst einmal enttäuscht, denn so sah das aus (rote Pfeile von mir):
Wie sich herausstellte, handelte es sich nur um ein Halbreliefmodell, also ein Haus mit halber Tiefe und ohne gestaltete Rückwand. Das war mir so nicht aufgefallen, ich hatte wohl nicht genau genug hingeschaut (oder gelesen). Vor allem aber habe ich damit nicht gerechnet, weil es sich ja um ein Eckhaus handelt. Wie soll man ein Halbrelief - Eckhaus auf der Anlage überhaupt einsetzen? Von außen um eine Ecke der Rückwand? Das finde ich auch heute noch merkwürdig.
Und dann hat mich folgendes ratlos gemacht:
Wie man sieht, sind die Bauteile alle nicht koloriert, nicht einmal die Dachplatten Im ersten Moment wußte ich nicht richtig, was ich damit anfangen soll und habe den Bausatz erst einmal beiseite gelegt.
Als mir der Bausatz bei meiner Aufräumaktion wieder in die Hände fiel, waren rund vier Jahre vergangen. Auf einmal hatte ich Lust, die Herausforderung anzunehmen und habe mit dem Bau begonnen. In der ausführlichen und in holprigem Deutsch verfaßten Bauanleitung heißt es, der Bau des Eckhauses sei "nicht schwierig, man muß einfach Bauanleitung lesen, Reihenfolge während der Montage beachten und den Bemerkungen des Herstellers folgen" Na dann!
Mit einem Halbreliefmodell wollte ich mich allerdings nicht abfinden. Wenn auch die Rückwände nicht gestaltet werden müssen, so sollte das Haus wenigstens über die ganze Tiefe verfügen, sonst sieht das nicht gut aus. So habe ich die Giebelwände durch Pappen in gleicher Stärke "verlängert":
Die Paßgenauigkeit der Teile ist sehr gut, allerdings ist das Material eine mehrschichtige Pappe, und die Schichten neigen dazu, an spitzen Enden auseinanderzugehen. So lassen sich spitze Enden manchmal nicht mehr in die dafür vorgesehenen Aufnahmen einstecken. Die Anleitung empfiehlt, den Korpus des Gebäudes mit Strühfarbe zu färben, was ich auch versucht habe. Es war aber nicht möglich, einen passenden Farbton zu finden, und so kam letztlich der Pinsel zum Einsatz. Hier sieht man den Korpus im Rohbau, farblich behandelt:
Davor liegt der Bogen mit den Fenstern. Das ist ein Material mit selbstklebender Rückseite, so daß man die zwei Teile der Fenster einfacher aufeinanderkleben kann. "Fertige Fensterrahmen mit beliebiger Farbe anstreichen" empfiehlt die Anleitung. Dabei ist allerdings Vorsicht angesagt, damit man die filigranen Details der gelaserten Rahmen nicht zukleistert. Ich habe eine Sprühfarbe von Revell genommen. Die ist nicht empfehlenswert, der Sprühnebel ist zu grob. Aber das war nicht mehr zu ändern.
So ist der Stand der Dinge am heutigen Nachmittag:
Trotz aller Mühe macht mir der Bau Spaß und er ist wieder einmal ein Beleg dafür, wie vielseitig das Modellbahnhobby ist. Inzwischen habe ich auch herausbekommen, was meiner Meinung nach das Problem der Lasercutbausätze ist: die Laser schneiden Material nur bis zu einer bestimmten Stärke. Dadurch ist es nicht möglich, stärkere (dickere) bzw. dreidimensionale Bauteile herzustellen. Das geht nur, indem mehrere Schichten ausgelasert und dann aufeinandergeklebt werden. Das bewirkt an vielen Stellen einen nicht unerheblichen Mehraufwand beim Zusammenbau. Die Fensterlaibungen snd ein Beispiel dafür und auch die abgestuften Stützen des Erkers. Insoweit haben traditionelle Bausätze aus Polystyrol Vorteile.
Sobald der Bau weiter fortgeschritten ist, berichte ich wieder.
Einen guten Start in die Woche wünscht
Sebastian