Nach meinen Beobachtungen gehören Eilzüge nicht gerade zu den Stars auf Modellbahnanlagen, obwohl fast alle einschlägigen Hersteller entsprechende Wagen im Angebot haben oder hatten. Dabei sind Eilzüge recht dankbar: Mit knapp 25 cm maßstäblicher Länge sind sie relativ kurz. Schon vier oder fünf Wagen ergeben einen vorbildgerechten Zug. An ihre Zuglokomotiven stellen sie keine besonderen Ansprüche. Hier meine Beispiele, zunächst die typischen.
Der Bekannteste. Eilzugwagen Bauart 30 – Lok 144 081-7 – D-Zug-Wagen Bauart 28 als Verstärkung – Gepäckwagen wohl ebenfalls Bauart 30 – Lok und Wagen von Märklin
Der weniger Bekannte. Schürzen-Eilzugwagen – Lok 117 012-5 – Lok von Roco, Wagen von Piko Die Schürzen-Eilzugwagen wurden Anfang der 1940er Jahre in geringerer Stückzahl von der DRG in Dienst gestellt..
Der Pionier. Doppelstock-Wagenpaar der ehemaligen Lübeck-Büchener-Eisenbahn – 1936 in Dienst gestellt, Ausmusterung 1977-1979 – Zuglok 216 005-9 – Ein zweites Wagenpaar konnte ich bislang noch nicht ergattern. Deshalb dient einstweilen ein BDm als Verstärkungswagen. Den unterschiedlichen Längenmaßstab habe ich toleriert – Lok und BDm von Roco, Doppelstock- Wagen von Lima
Der Experimentelle. 1950 ließ die DB drei unterschiedliche 22,4 m lange Doppelstockwagen bauen, die zunächst blau, später grün lackiert waren. Einer der Wagen hatte einen Speiseraum mit Küche, der bei einem Umbau entfiel. Mitte der 1970er Jahre wurden die Wagen ausgemustert. In den letzten Jahren wurden sie in NRW im Eilzugdienst eingesetzt. Da zu jener Zeit auch die V160 010 dort stationiert war, habe ich sie mal als Zuglok vorgesehen, obwohl das tatsächlich wohl kaum der Fall gewesen sein dürfte (Man muß sich halt nach der Decke strecken.) Als Verstärkungswagen ist ein BR4ymg beigestellt; auch diesmal habe ich den unterschiedlichen Längenmaßstab toleriert. Lok von Märklin, Doppelstockwagen von Heris, Halbspeisewagen von Roco
Der Resteverwerter. Irgendwo habe ich gelesen, daß in den ersten Nachkriegsjahren zeitweise zwei Altenberger Personenwagen – ursprünglich gebaut für die Müglitztalbahn – im Raum Frankfurt eingesetzt wurden. Das trifft wohl auch auf die V 140 zu. Ich habe daraus einen kurzen Zug gebildet, den ich mal als den untypischten Eilzug bezeichnen möchte. Lok und der beigestellter PwPosti 32 stammen von Märklin, die Personenwagen von Liliput.
Der Alpine. 1930 stellte die DRG für den Karwendel-Express dreizehn speziell für die Bedürfnisse des Tourismusverkehrs angepasste Wagen in Dienst. Bei der Fahrzeugparade zur Hundertjahrfeier der deutschen Eisenbahn in Nürnberg 1935 war ein Vier-Wagen-Zug mit der E 04 022 vertreten. Ich kann hier leider nur die E 04 017 anbieten. Bei der DB wurden die Wagen in grüner Lackierung bis etwa 1970 im Eilzugdienst eingesetzt. Lok von Märklin, Wagen von Liliput
A propos Eilzug, ich eile jetzt zu meinem abendlichen Bierchen.
Schöne Beispiele, allerdings fehlen mir da noch zwei Dinge: Die "lose Schüttung" und die Mitteleinstiegswagen.
Zunächst aber einmal zu den Doppelstockwagen. - Die von der Bundesbahn neu gebauten Wagen liefen zunächst blau lackiert als Dreiergruppen zwischen Bremen und Hamburg. Soweit ich mich erinnere bespannt mit der darum ebenfalls blauen 03.10. Später dann in grün mit Dieselloks und einem Mitteleinstiegs-Steuerwagen hinten dran. Zum Ende ging es in die Eifel meine ich, wo dann gleich fünf Wagen zusammen eingesetzt wurden (der sechste diente als Reserve). Da die Wagen inzwischen keine erste Klasse mehr hatten, kam hier noch ein rein erstklassiger Eilzugwagen Ayse 604 (ex A4ys-30) dazu. - Die LBE-Wagen blieben ihrer Stammstrecke Hamburg-Lübeck treu, wobei diese Strecke schon in den 1950er für ihre "tägliche Völkerwanderung" bekannt war ("HL" wird nicht ohne Grund manchmal auch als "Hamburg Land" interpretiert), was zu mehr als ausgewachsenen Zügen führte. Diese Züge bestanden meist aus einem DAB6, einer V 200.0 und dann am anderen Ende der Lok (!) einem ganzen Heer Mitteleinstiegswagen, vermutlich auch dort mit einem Steuerwagen endend. Als die Dostos ihre eigene Wendezug-Fähigkeit verloren haben, hat man dann auch an dem Ende Mitteleinstiegs-Steuerwagen verwendet. Es gab aber auch Züge, wo die DAB6 in ganzen Horden von klassischen Eilzugwagen eingereiht waren.
Dann habe ich oben bereits die "lose Schüttung" erwähnt, da habe ich ein Foto aus Münster 1960: http://www.eisenbahnstiftung.de/images/b...alerie/2321.jpg …abgesehen von dem französischen TEE sehen wir da einen Eilzug nach dem Muster "6 Wagen aus 6 Bauarten". Ganz hinten mit dem eckigen Dach vermutlich ein B4ü-28, dann ein Hecht, dann ein nicht näher erkennbarer B4ye, der schon eben erwähnte A4ys, ein Nachkriegs-B4ye (ohne Dachluke und mit WC in der Wagenmitte) und ein B4yg.
Allgemein hat die Bundesbahn für Eilzüge neben den eigentlichen Eilzugwagen auch veraltete Schnellzugwagen verwendet. In Schnellzüge selbst hat die DB eigentlich immer nur die drei neusten Generationen verwendet, die vierte als Verstärker. - Hechte (Gruppe 23) von Anfang an nur Verstärker, zumal die Wagen eh selten waren. - Gruppe 29 mit Auslieferung der Gruppe 53 nur noch Verstärker. - Gruppe 35 mit Auslieferung der Gruppe 61. - Gruppe 39 mit Auslieferung von IC-Wagen. - Gruppe 53 mit Auslieferung der Bpmz/Apmz 123/Bvmz. - Gruppe 61 (inzwischen zu IR-Wagen umgebaut) seit es hinreichend ICE gibt. …und mit Auslieferung der IC2 werden wohl die ursprünglichen IC-Wagen zu Verstärkern und die IR-Wagen ganz verschwinden.
Gruß Kai
Güterwagen in H0 aus allen Epochen zum Angucken. Ep.3-Anlage in N zum Fahren.
vielen Dank für Deinen Beitrag! Ganz kurz meine Anmerkungen zu Deinen "Defiziten":
Es ist richtig, daß die Mitteleinstiegswagen als Ersatz für ältere Eilzugwagen gedacht waren. Ich selbst habe sie allerdings noch in den Leichschnellzügen - Zuggattung LS - erlebt. Bei meinen Modellzügen habe ich sie als Vorgänger der Silberlinge bei den Nahverkehrszügen, den Regionalbahnen und den Regional-Express-Zügen eingeordnet.
Unter dem Stichwort "Lose Schüttung" wären sicherlich noch wesentlich mehr Eilzüge zu bilden. z. B. indem man den unterschiedlichen Wagen Nummern zuordnet und sie dann zu meinetwegen Fünf-Wagen-Zügen auszuknobeln. Verschiedene Wagenarten machen einen Zug sicherlich interessant, aber irgendwann wiederholt sich ja doch Alles.
Unterschiedliche Wagenreihungen finde ich z. B. auch bei internationalen Fernzügen sehr reizvoll.
Man kann das wohl sehen wie man das will: Sortenreine Züge sehen irgendwie uniform aus. Beinahe wie ein ICE heute. Realisitisch sind solche Züge dann eher wenige. Es gab solche, aber das waren vergleichsweise wenige.
Bei den internationalen D-Zügen kam dann ja noch das Durcheinander der Farben dazu – während Eilzüge ja grün, grün oder grün waren. Die EuroCity waren dann später schon wieder recht uniform, auch wenn die orange C1-Lackierung nicht wirklich funktioniert hat – ich suche immer noch einen Zug, der tatsächlich von verschiedenen Bahnen und trotzdem durchgehend orange war
Sehr einfarbig waren die TEE, die ja meist feste Zugpendel waren. Beim InterCity kamen dann schon vereinzelte Fehlfarben oder Unordnung dazu, um dann beim D-Zug (auch national!) komplett verloren zu gehen – statt Blockbildung gab es Kurswagengruppen, durch die auch mal "WR D A" aneinander hängen konnte. Und das in grün, blau, blau/beige, Pop und DSG-rot.
Gruß Kai
Güterwagen in H0 aus allen Epochen zum Angucken. Ep.3-Anlage in N zum Fahren.
Kurswagen gab es auch bei Eilzügen, z.T. sogar internationale, mir fällt der Eilzug Münster-Amsterdam ein, der in Enschede ein paar niederländische Wagen bekam.
Peter
Spur N Digital Selectrix/DCC Spur 1 Teppichbahning Selectrix/MM
ZitatZunächst aber einmal zu den Doppelstockwagen. - Die von der Bundesbahn neu gebauten Wagen liefen zunächst blau lackiert als Dreiergruppen zwischen Bremen und Hamburg. Soweit ich mich erinnere bespannt mit der darum ebenfalls blauen 03.10. Später dann in grün mit Dieselloks und einem Mitteleinstiegs-Steuerwagen hinten dran. Zum Ende ging es in die Eifel meine ich, wo dann gleich fünf Wagen zusammen eingesetzt wurden (der sechste diente als Reserve). Da die Wagen inzwischen keine erste Klasse mehr hatten, kam hier noch ein rein erstklassiger Eilzugwagen Ayse 604 (ex A4ys-30) dazu.
Zu Beginn liefen die blauen Doppelstockwagen im Eilzugdienst zwischen Dortmund und Frankfurt, wie angegeben mit den blauen 03.10, die extra für diesen Dienst ihre blaue Farbgebung erhielten. 1953 wurden die Wagen nach Hamburg umbeheimatet, zwischen 1953 und 1957 (genauere Daten habe ich bis heute nicht gefunden) wurden sie in grün umlackiert. Die blauen 03.10 blieben am Rhein.
H0 2-Leiter, größtenteils (leider noch) DC, teilweise DCC, Epoche 2 und 3 DRG/DB und SBB H0 2-Leiter, DCC, USA Transition Era ATSF und UP IIm "private Privatbahn" und D&RGW
Die 3 blauen doppelstockwagen aus den 50gern sind bei mir auch unterwegs und die eilzugwagen mit den doppeltüren an den enden (roco 64006 u.a.) stehen bei mir beleuchtet und bevölkert immer auf der im b au befindlichen anlage: viewtopic.php?f=15&t=140152&start=125#p1635602
obwohl "untypischer Eilzug" im Titel steht, vermisse ich in den bisherigen Beiträgen ein Beispiel dafür. Das mag auch daran liegen, dass die Bundesbahn (DB) gerne Personenzüge als Eilzug - also mit einem "E" vor der Zugnummer - bezeichnete, wenn dieser nicht an allen Stationen (Milchkannen) der Strecke fahrplanmäßig halten musste. So kenne ich Eilzüge auf der Strecke Hude - Nordenham, die mit VT 98 - Garnituren gefahren wurden. Es muss so um 1960 gewesen sein, als es einen solchen Zuglauf gab, der mich von Nordenham über Rodenkirchen - Brake - Hude - Bremen Hbf - Verden/Aller - Nienburg/Weser - Leese-Stolzenau bis nach Minden (Westf) ohne umzusteigen brachte. Ein echter "Weserexpress" war das; über 170 km in fast 4 Stunden! Da sparte man glatt eine Stunde Reisezeit gegenüber einer damals üblichen Verbindung mit 3 mal Umsteigen in Hude, Bremen und Nienburg.
1971 wurden die 3yg langsam seltener, so dass zunehmend auch im Nahverkehr Drehgestellwagen eingesetzt wurden – vor allem die 4yg. Dazu aber wie schon von Schwanck gesagt: Oft war der Eilzug nur dadurch definiert, dass er nicht an jeder Milchkanne hielt; da gab es wohl sogar Züge, die auf manchem Abschnitt wie ein Nahverkehrszug und später dann wie ein Eilzug agierten.
Gruß Kai
Güterwagen in H0 aus allen Epochen zum Angucken. Ep.3-Anlage in N zum Fahren.
nicht nur "agierten", sondern auch entsprechend benummert waren. Michael Meinhold hat im Lauf der Jahre einige solche Züge in der Miba dokumentiert.
Freundliche Grüße Erich
„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“ Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.