vielen dürfte die Werbebroschüre bekannt sein, in der die Firma Märklin ihr neues Produkt, den "Soft-Drive Sinus", umwirbt. Dabei wird, wie bereits vor Jahren im Katalog mit dem Sinus1-Motor auch mit Diagrammen geworben, denen leider mal wieder wichtige Angaben (wie z.B. Zahlenwerte oder welcher Motortyp der "konventionelle" Motor sein soll) fehlen. Am meisten irritierend jedoch ist die Art der Diagramme, welche nun gar nicht typisch am Drehmoment (üblicherweise werden Drehzahl, Leistung und Wirkungsgrad als Funktion des Drehmoments bei konstanter Spannung aufgetragen) sondern an der Drehzahl sich orientieren (wohl ebenfalls bei konstanter Spannung). Da frage (nicht nur) ich mich, was soll das? Abgesehen davon, daß selbst der alte Sinus nur teilweise eine Verbesserung gegenüber den "alten" Motoren darstellt. Hätte man da nicht auf dem Boden bleiben sollen und die "normale" Auftragungsweise wieder verwenden können? Und wiederum wird von der Motorenleistung auf die Leistungsersparnisse für den Transformator geschlossen, ohne auf den riesigen Anteil der von der Elektronik verschluckten Leistung hinzuweisen. (>60% ) Für welche Zielgruppe ist diese Broschüre gedacht, für Menschen, die es nicht nachprüfen können/wollen? Für meinen Teil fühle ich mich hier "ein wenig" veräppelt!
diese Broschüre ist klar an den "typischen Deutschen" gerichtet. Der braucht ein Diagramm, das ihm genau zeigt, daß er das richtige gekauft hat/kaufen wird. Ob die Aussage in dem Diagramm richtig oder falsch ist, ist dabei völlig überflüssig. Man hätte genauso gut auch zwei Bilder mit spielenden Kindern abdrucken können: die einen spielen mit einer altherkömmlichen Lok und sehen total unglücklich aus, und auf dem anderen Bild lachende Kinder mit der SDS-Lok. Die Aussage ist etwa genauso informativ.
#3 von
kopfbahnhof
(
gelöscht
)
, 01.10.2007 12:52
Zitat von silz_essenHallo Stefan-Alexander,
diese Broschüre ist klar an den "typischen Deutschen" gerichtet. Der braucht ein Diagramm, das ihm genau zeigt, daß er das richtige gekauft hat/kaufen wird. Ob die Aussage in dem Diagramm richtig oder falsch ist, ist dabei völlig überflüssig. Man hätte genauso gut auch zwei Bilder mit spielenden Kindern abdrucken können: die einen spielen mit einer altherkömmlichen Lok und sehen total unglücklich aus, und auf dem anderen Bild lachende Kinder mit der SDS-Lok. Die Aussage ist etwa genauso informativ.
Gruß Martin
Genau so ist es. Ist ein uebliches Werbemittel zur Vermeidung sog. kognitiver Disonanzen. Wenn man es objektiv betrachtet (was viel zu wenige tun) ist das einfach Bauernfaengerei.
Zitat von silz_essen diese Broschüre ist klar an den "typischen Deutschen" gerichtet. Der braucht ein Diagramm, das ihm genau zeigt, daß er das richtige gekauft hat/kaufen wird. Ob die Aussage in dem Diagramm richtig oder falsch ist, ist dabei völlig überflüssig. Man hätte genauso gut auch zwei Bilder mit spielenden Kindern abdrucken können: die einen spielen mit einer altherkömmlichen Lok und sehen total unglücklich aus, und auf dem anderen Bild lachende Kinder mit der SDS-Lok. Die Aussage ist etwa genauso informativ.
Genau so ist es. Ist ein uebliches Werbemittel zur Vermeidung sog. kognitiver Disonanzen. Wenn man es objektiv betrachtet (was viel zu wenige tun) ist das einfach Bauernfaengerei.
ganz so einfach ist es nicht, weil: die alten Diagramme sind tatsächlich nachvollziehbar: man schaue sich das Wirkungsgraddiagramm im Katalog an und vergleiche mit dem erzeugten Diagramm aus: 39370.1:a_1 mit 37532.1:a_1 (AC analog) in meinen Wirkungsgradtabellen mit den Angaben "effektive Klemmenspannung". Damit habe ich zumindest für Interessierte den -Effekt erreicht.
Zitat von kopfbahnhof Wenn man es objektiv betrachtet (was viel zu wenige tun) ist das einfach Bauernfaengerei.
Muss nicht unbedingt sein, es kann auch was Wahres dran sein. Nur so dargestellt wie in der Brochure, ist das absolut nichtsaussagend.
Jetzt stellt sich die Frage: ist es nichtsaussagend weil das für die Mehrheit zu kompliziert wäre oder weil tatsächlich nichts dahinter steckt?
Ich finde den SDS spitze, aber sicher nicht wegen den Grafiken, sondern wegen dem Fahrgefühl. OB er jetzt weniger Strom zieht oder effizienter arbeitet oder mehr Drehmoment hat, keine Ahnung.
Zitat von supermoee Jetzt stellt sich die Frage: ist es nichtsaussagend weil das für die Mehrheit zu kompliziert wäre oder weil tatsächlich nichts dahinter steckt?
oder ist es Nichtsaussagend, weil man ausgerechnet die schlechtestmögliche Kombination Motor/Dekoder/System für den "herkömmlichen" Motor ausgewählt hat?
Zitat von SAHAm meisten irritierend jedoch ist die Art der Diagramme,...
...die - sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht - in ähnlicher Form schon verwendet wurden, um den analogen Fünfsterne-Antrieb anzupreisen. Sieh es doch positiv: Hier gibts wenigstens bunte Bildchen. Andere werben mit "bis zu xx% mehr von was-auch-immer", was noch weniger aussagt.
Gerade die Sinus-Werbung hat mich zu meinen Loktests veranlaßt, weil mir keiner sagen konnte/wollte ob das stimmt.
Gerade die Sinus-Werbung hat mich zu meinen Loktests veranlaßt, weil mir keiner sagen konnte/wollte ob das stimmt.
mfG. SAH
Da ich den Beitrag wieder gelöscht habe (kam mir im Nachhinein nicht besonders aussagekräftig vor), schreibe ich jetzt kurz was:
Ich sehe die nur als bunte Bildchen an, in denen der neue Antrieb gut aussehen soll. Es steht nichts über den Gegenpart, die genauen Versuchsbedingungen und die Bedeutung des Gewinns für den normalen Betrieb. Aber eigentlich keine schlechte Idee, da nachzuhaken, ich habe das flüchtig betrachtet und das wars.
das ist wohl ähnlich zu sehen wie das, was man manchmal dem Chef abliefern muss.
Meine Kollegen und ich haben das mal das CMBS*-System genannt. Manchmal hilft sogar nur das CMBBS**-Prinzip.
Oft kommt eben nicht der weiter, der schlicht und verständlich seine Pluspunkte herüberbringt, sondern der, der selbst heiße Luft mit viel Drumherum wirkungsvoll zu präsentieren weiß.
* Chef muss Bilder sehen ** Chef muss bunte Bilder sehen
Zitat von silz_essen ist das nicht die Aussage der neuesten IBM-Werbung, wo die Mitarbeiter während der Präsentation des Vorgesetzten Heiße-Luft-Worte-Bingo spielen?
Ich kenne nur "Bullshit-Bingo" von Dilbert und Co.
Ich habe bis zu dem Zeitpunkt wo der Kompaktsinus o. auch "Magersinus" am laufenden Meter verflucht und verdammt wurde, noch nie auf die Motorisierung eines Modells geachtet. Für mich war erstmal nur die optische Ausführung und das "Rating" in meiner Wunschliste ausschlaggebend. So kam ich dann mehr durch Zufall zu all den Motorvarianten, die das Hause Märklin in den letzten 30 Jahren so auf den Markt brachte bzw. in die Modelle einbaute. Und ich bin bis heute noch damit zufrieden, da ich meine Eisenbahn immer noch aus einer ideellen Ecke betrachte.
@ Hendrik, ich stimme Dir voll und ganz zu - habe selbst lange genug die Fälscherei mitgemacht und die Chefs bei Laune gehalten. Die ganzen Diagramme sind verschwendeter Platz im Layout, der lieber für Anlagenbilder o. sonstiges anheimelndes genutzt werden sollte.
Den Softdrive Sinus habe ich jetzt in meinem aktuellen Krokodil drin und das Teil läuft wie das Messer durch die weiche Butter. Da hat mich aber kein Meßwert oder Diagramm, sondern das überaus positive Echo überzeugt.
Mit kennlinienfreien Grüßen
Johannes
Typischer Märklin-Chaot - Epochenfrei und Grenzenlos!
Hallo Über die "wahren Werte" des neuen Motorsystems wird ohnehin kein Wort verloren! Denn auch bei Trix wird der Softsinus "heiß" beworben.Es steht aber nirgendwo bei Trix,daß die Sinus-modelle im Analogbetrieb wegen Null-Auslauf unbrauchbar sind?(E steht nur dabei:selbverständlich auch analog einsetzbar) mfg
Zitat von MünchHallo Über die "wahren Werte" des neuen Motorsystems wird ohnehin kein Wort verloren! Denn auch bei Trix wird der Softsinus "heiß" beworben.Es steht aber nirgendwo bei Trix,daß die Sinus-modelle im Analogbetrieb wegen Null-Auslauf unbrauchbar sind?(E steht nur dabei:selbverständlich auch analog einsetzbar) mfg
Das ist dann noch ein neues "Feature". Zumindest die vonmir getesteten Sinus1-Loks haben Auslauf, zwar nicht ganz so viel wie die älteren Modelle aber deutlich mehr als die HLA-Modelle im Analogbetrieb.
mfG. SAH
PS: Und die Angabe "langlebig" im Prospekt ist mit dem Begriff "Kugellager" nicht vereinbar.
Zitat von silz_essenist das nicht die Aussage der neuesten IBM-Werbung, wo die Mitarbeiter während der Präsentation des Vorgesetzten Heiße-Luft-Worte-Bingo spielen?
Hallo Martin,
da kann ich nicht mitreden. Die Werbung kenne ich nicht.
Die CMBS-Taktik kursiert unter diesem Namen schon seit einigen Jahren immer wieder erfolgreich im Kollegenkreis.
Wenn ein Kollege ankommt und sowas sagt wie "Sch...e! Ich soll für XYZ eine ansprechende Präsentation zu ZYX machen. Hat einer eine Idee wie ich damit mehr als eine Seite voll kriege?" Aus irgendeiner Ecke kommt dann garantiert: "Denk an CMBS!!"
Zitat von Sator wie kommst du zu der Aussage, dass sich Kugelager und langleblig widersprechen?
die Wälzkörper (Kugeln) wirken wie kleine Mahlkörper, die die Welle langsam aber sicher zermahlen und dagegen gibt es keine Abhilfe. Dies ist im hydrodynamischen Betrieb nicht der Fall für Flüssigreibung. Außerdem wird für Kugellager stets eine Lebensdauer (10000 bis 100000 Stunden) angegeben, für die o.g. hydrodynamisch betriebenen Lager nicht.
Sofern allerdings der technisch nicht sinnvolle Langsamstfahrdrang besteht, ist natürlich das Kugellager evtl (aber nur evtl.) sinnvoller, da in diesem Falle keine Flüssigreibung im hydrodynamischen Getriebe stattfinden kann. Die Übergangsdrehzahlen für die Läuferwellen liegen bei ca. 50 bis 80 Hz bei den klassischen Märklingetrieben.
Zitat von Hendrik Albrecht Meine Kollegen und ich haben das mal das CMBS*-System genannt. Manchmal hilft sogar nur das CMBBS**-Prinzip. * Chef muss Bilder sehen ** Chef muss bunte Bilder sehen
dann hatte ich wohl einen etwas anderen Chef. Wer bei ihm mit CMBS kam, den hat er mit "schwafeln sie nicht!" bedacht. Beim Versuch mit CMBBS gab er eine Empfehlung zur Ausbildung als Maler.
im Prinzip hast du natürlich recht. Ich sehe aber die Aussage langlebig und Kugellager im Bezug auf eine Modelleisenbahn als 100% richtig an. Begründung: Flüssigschmierung bei einem Gleitlager in der Modelleisenbahn bedeutet regelmäßige gute Wartung -> sonst ist der Abrieb der Lagerwelle ungleich höher als bei einem Kugellager Wir sprechen hier ja nicht von z.B. einer Kurbelwelle im Auto, Schiff oder einer Lagerung einer Dampfturbine -> Bei diesen Beispielen wird ja auch eine Druckumlaufschmierung verwendet.
es kommt natürlich darauf an, für wen man sowas macht. Wenn ich mit meinem Teamleiter ein Problem bespreche, dann geht es um klare Fakten. Der ist ja auch in der Materie drin, wenn auch kein "Kämpfer an der Front" mehr.
Wenn aber z.B. die Geschäftsführung wissen will "Was machen die da eigentlich", dann komme ich ohne (bunte) Bildchen kaum aus. Und wenn unser Abteilungsleiter dann noch z.B. den Vertrieblern unser Tun nahebringen soll oder ich der GF eine Präsentation "mit den wichtigsten Eckpunkten" einen Überblick verschaffen soll, dann kann ich nicht mit Fachjargon ins Detail gehen.
Zitat von Sator im Prinzip hast du natürlich recht. Ich sehe aber die Aussage langlebig und Kugellager im Bezug auf eine Modelleisenbahn als 100% richtig an. Begründung: Flüssigschmierung bei einem Gleitlager in der Modelleisenbahn bedeutet regelmäßige gute Wartung
Dann ist diese Aussage ein Zugeständnis an den Zeitgeschmack, nachdem immer weniger Menschen bereit sind, die Modelle auch zu warten.
Zitat von Sator -> sonst ist der Abrieb der Lagerwelle ungleich höher als bei einem Kugellager
Dies ist wohl ebenfalls ein Zugeständnis, nachdem eine zügige Fahrt "nicht mehr" so gefragt ist. Und genau dies kritisiere ich auch, da ich nicht nur an die eigene Bequemlichkeit denke, sondern an wirkliche Langlebigkeit.
zu Kugellagern werden folgende nominelle Lebensdauern angegeben: Personenwagen 25000 Stunden Güterwagen 35000 Stunden Loks 20000 - 40000 Stunden Kleinmotoren (kleiner 4kW) 4000 - 8000 Stunden Elektrische Kleingeräte im Haushalt 1000 bis 2000 Stunden.
Demzufolge müßten die SDS-Kugellager bei schätzungsweise 4000 Stunden liegen.
Zum Vergleich: Lebensdauer eines Bürstensatzes ca. 200 Stunden Lebensdauer eines Stromwenders (Kupferblech) ca. 5000 Stunden Lebensdauer der Läuferwelle über 20000 Stunden