RE: Fehlender Nachwuchs

#76 von Frank 72 , 21.06.2018 13:30

[quote="Viet Bui" post_id=1845029 time=1529579626 user_id=28555]
Obwohl die Deutsche Bundesbahn die Eisenbahn in Deutschland schrittweise abschaffte,
[/quote]
In der ehem. BRD, Viet, nur in der ehem. BRD. Bei der Reichsbahn sah das schon ganz anders aus. Hier wird sehr einseitig immer nur von der Bundesbahn ausgegangen - gibt ja auch noch andere Ecken auf dem Globus.

Ansonsten sehe ich das auch so. Meine Modellbahnerkarriere begann im frühen Grundschulalter (genaueren Zeitpunkt weiß ich nicht mehr) mit einem Lima Start-Set in H0. Zuvor hatte ich keinerlei Kontakt zur Modellbahn und auch nicht wirklich zur großen Eisenbahn (sicherlich habe ich damals schon ab und zu einen echten Zug fahren gesehen - mehr aber auch nicht).
Erinnern kann ich mich noch, dass zu meinen ersten Loks eine DB-Elok BR 151 und eine V188 gehörten. Und an blaue und grüne Reisezugwagen kann ich mich noch erinnern. Alles Bundesbahn-Fahrzeuge. Zu den Dingern hatte ich als Berliner keinerlei Bezug, bei uns fuhren eher rote und orange Dieselloks der Reichsbahn rum. Und der Bahnverkehr im damaligen West-Berlin hielt sich in extrem engen Grenzen. Als Kind habe ich Bahnanlagen meist stillgelegt und zugewachsen erlebt.
Soviel zum Thema "Kinder wollen das, was sie auch draußen sehen".


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#77 von Analogbahner , 21.06.2018 13:44

Egal, ob früher alles besser war oder nicht, eins ist noch anzumerken: Kinder hatten viel mehr die Gelegenheit, überall reinzuschnuppern. Ich habe neben dem Bahndamm gespielt und bin NICHT überfahren worden. Man konnte häufig mitfahren, durfte mal anfassen oder hinter die Kulissen schauen. Das Erlebnis war viel mehr aus erster Hand als heute aus dem Internet. Deshalb glaube ich - weil Kinder durch "Begreifen" intensiver lernen -, dass diese unmittelbare Erfahrung die Liebe zu einem Beruf oder das Interesse an einer Sache erst geprägt hat. Bei denjenigen, die von Vornherein kein Interesse zeigen, hilft auch das nicht, aber bei den "angefixten" bildet sich oft eine lebenslange Affinität aus. Die Zeiten waren nicht so reglementiert - wer kommt heute "mal eben" in ein Flugzeugcockpit oder darf einen Bagger steuern? Das ist heute kaum vorstellbar. Wenn ich spielende Kinder auf alten Fotos in oft gefährlicher Umgebung sehe, würden Helikoptereltern schreiend hin- und herrennen...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#78 von BernhardI ( gelöscht ) , 21.06.2018 13:51

[quote="Viet Bui" post_id=1845029 time=1529579626 user_id=28555]Die Tatsache, dass die Deutsche Bundesbahn die Eisenbahn in der Fläche komplett einstellen wollte, wird sehr großzügig ignoriert.[/quote]

Nicht unbedingt, aber diese Tatsache wird dem Einfluß einer ominösen "Lobby" zugeschrieben, die mutwillig die Eisenbahn zugunsten des Straßenverkehrs zerstören wollte. Dahinter steht ein Obrigkeitsdenken, als könnten irgendwelche Politiker oder Beamte Veränderungen aufhalten, die sich nunmal durch die technische und wirtschaftliche Entwicklung ergeben. Daß es nicht gerade hilft, wenn ein Verkehrssystem von einer Behörde betrieben wird, kam und kommt erschwerend hinzu.

Es stimmt, die moderne Eisenbahn begünstigt das Interesse des Nachwuchses nicht weniger als die Bahn damals. Merkwürdig ist vielmehr die verbreitete Verachtung der heutigen Bahn unter Eisenbahnfans und Modellbahnern. Außer den Fans von Mittelaltermärkten kenne ich kein Hobby, das derart alte Zeiten verklärt und verehrt.


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#79 von Frank 72 , 21.06.2018 13:57

@Analogbahner: Könnte auch daran liegen, dass mittlerweile eh vieles viel "theoretischer" geworden ist. Wie bereits erwähnt: Ohne Wisch-Geräte und Internet geht heute nix mehr. Und praktisch arbeiten wollen auch nur noch die wenigsten. Handwerksbetriebe und auch so Unternehmen wie die DBAG finden keinen Nachwuchs mehr, während die Kiddies lieber studieren gehen.

Noch was zum Bezug Vorbild - Modell bei Kindern: Auf den Modellbahnausstellungen beobachte ich immer wieder, dass den Kindern meist schnuppe ist, welche Fahrzeuge auf den Anlagen ihre Runden drehen. Da begeistert ein dampfgeführter Schnellzug genauso wie ein ICE.
Die kleinen Kinder, die bis jetzt an meiner Anlage waren, haben bisher auch noch nicht die eingesetzten Fahrzeuge moniert. Und bei mir fährt nur Material, das die Kinder bei der echten Bahn definitiv nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Fanden sie trotzdem toll.


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#80 von Erich Müller , 21.06.2018 15:00

[quote="Viet Bui" post_id=1845029 time=1529579626 user_id=28555]
Insofern liegt Erich Müller falsch, denn die Deutsche Bundesbahn legte zahlreiche Strecken gegen den entschiedenen Widerstand der Kommunal- und Landespolitik still.
[/quote]

Bundesbahn unterliegt Bundesminister und damit Bundespolitik.
Hast du nicht gelernt in der Schule: "Bundesrecht bricht Landesrecht"?
Sehr interessant in dem Filmbeitrag ist übrigens, dass der Plan von Minister Leber eben jene wirtschaftlich und nicht politisch gelenkte Bahn sein sollte, die du so favorisierst - und wobei du übersiehst, dass die Entwicklungen, die du so begrüßt, nicht der Änderung des Rechtsstatus' der bundeseigenen Eisenbahn zu verdanken ist, sondern der Verlagerung der Kompetenz für den regionalen öffentlichen Personenverkehr auf die Länder.

Was den Nachwuchs angeht sagst du nichts anderes als ich.

Und ich hab da noch so einen Gedanken: was wegbricht, ist vor allem dem Spielbahner-Bereich zuzuordnen. Quasi Breitensport. Der wird ja auch in Foren gern sehr abfällig betrachtet.
Wo wäre der Fußball, wenn seit 20 und mehr Jahren die Profis hingingen und den Kindern in der D- und C-Jugend klarmachten, dass das, was sie da machen, vielleicht Bälle treten ist, aber kein Fußball?
Vielleicht müssen wir "alten Herren" da auch unser Nostra Culpa bekennen, dass wir mit unseren hohen Ansprüchen und unserer Arroganz so einige vergrault haben, die kein Miniatur-Wunderland und keine Mini-Bundesbahn bauen wollten, sondern einfach nur ein paar Züge fahren lassen und Spaß dran haben. Und wenn es eine BR 89 mit drei TEE-Wagen ist.


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#81 von KLVM , 21.06.2018 23:48

[quote="Erich Müller" post_id=1845056 time=1529586032 user_id=26147]
Und ich hab da noch so einen Gedanken: was wegbricht, ist vor allem dem Spielbahner-Bereich zuzuordnen. Quasi Breitensport. Der wird ja auch in Foren gern sehr abfällig betrachtet.
Wo wäre der Fußball, wenn seit 20 und mehr Jahren die Profis hingingen und den Kindern in der D- und C-Jugend klarmachten, dass das, was sie da machen, vielleicht Bälle treten ist, aber kein Fußball?
Vielleicht müssen wir "alten Herren" da auch unser Nostra Culpa bekennen, dass wir mit unseren hohen Ansprüchen und unserer Arroganz so einige vergrault haben, die kein Miniatur-Wunderland und keine Mini-Bundesbahn bauen wollten, sondern einfach nur ein paar Züge fahren lassen und Spaß dran haben. Und wenn es eine BR 89 mit drei TEE-Wagen ist.
[/quote]

Den fett markierten Satz könnte man sich ja fast überlegen, in seine Signatur zu übernehmen...

Irgendwie hast du recht. ich habe das Gefühl, dass das Modellbahnhobby in den 1980ern und 1990ern vielerorts zunehmend dogmatischer und verbissener betrieben wurde.

Oval Bäh!
R1 Bäh!
Märklin Bäh!
Roco Toll
Diorama Toll
Sämtliche Nieten nachgebildet und Sack mit 20 Zurüstteilen beigelegt Toll
Maßstäblicher H0-Haltepunkt als 3 m -Diorama Toll

Es wird von einigen Meinungsführern sehr elitär betrieben, was zusammen mit den Preisen eben dann doch abschreckt. Der Fun-Aspekt ist irgendwie auf der Strecke geblieben. Wenn man sich da z.B. andere Hobbys anschaut, z.B. die RC-Szene mit den Indoor-Autos Miniz:
https://www.youtube.com/watch?v=1nWeU72_wC4

Die Modelle sind schick und fein bedruckt, Streckenführung und auch Kurvengeschwindigkeiten aber alles andere als Maßstäblich. Egal, es soll ja schließlich Spaß machen. Wenn man sich hingegen eine auf reinen Spaß getrimmte Modellbahnanlage hinstellt, kommt man hingegen nach meinem Gefühl bei einigen schnell in Verruf...

Deswegen bin ich auch froh, dass quasi als Gegenbewegung zu dem ganzen elitären Landschaftsbauen, Teppichbahning und Retro-Anlagen immer mehr im Kommen sind. Ein Teppichbahnevent sollte die Kids mehr anziehen als irgendein Modultreffen.


Ich mag kein Streumaterial.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#82 von Viet Bui ( gelöscht ) , 22.06.2018 01:32

[quote="Erich Müller" post_id=1845056 time=1529586032 user_id=26147]
Bundesbahn unterliegt Bundesminister und damit Bundespolitik.
Hast du nicht gelernt in der Schule: "Bundesrecht bricht Landesrecht"?[/quote]
Guten Abend zusammen, Guten Abend Erich,

ich glaube vielmehr, dass Du den Artikel 31 GG nicht im Sinne unserer Verfassungsväter und -mütter interpretiert hast. Es handelt sich schließlich nicht um eine Vorschrift (z.B. „[den] Dienst mit der dem Wesen des Eisenbahnbetriebs entsprechenden Raschheit, aber ohne Überstürzung, auszuführen.“), die keinerlei Fragen offen lässt. Das Auswendiglernen von Rechtsgrundsätzen in der Schule ist das eine, aber erst an der Universität habe ich gelernt, so etwas einzuordnen und zu interpretieren. Denn Artikel 30 GG besagt, dass das Erfüllen von Staatsaufgaben und das Ausüben von staatlichen Befugnissen grundsätzlich Ländersache ist. Meiner Meinung nach muss den Artikel 30 GG und den Artikel 31 GG stets im Zusammenhang mit Artikel 71 GG (ausschließliche Gesetzgebung) und Artikel 73 GG (konkurrierende Gesetzgebung) sehen. Würde man den Artikel 31 GG isoliert betrachten und genau das tust Du, dann könnten wir den föderalen Bundesstaat, wie er im Artikel 20 Absatz 1 (zumal Artikel 20 GG im Gegensatz zum Artikel 31 GG durch Artikel 79 Absatz 3 geschützt ist) festgelegt ist, abschaffen. Zum einen ist der klassische Verkehr im Sinne von Transport nicht in der ausschließlichen Gesetzgebung aufgeführt, sondern in der konkurrierenden Gesetzgebung, zum anderen sind im Rahmen von Bundesgesetzen die Zuständigkeiten für den Verkehr recht genau definiert. Ein weiteres Beispiel ist die Landesverteidigung: Artikel 87a Absatz 1 GG regelt unmissverständlich die Zuständigkeiten, so könnte auch das Land Bayern per Gesetzesbeschlusses seines Landtags keine eigene Verteidigung aufstellen und das scheitert nicht am Artikel 31 GG, sondern eben am Artikel 71 GG.
Im Sinne der konkurrierenden Gesetzgebung unterlag die Deutsche Bundesbahn nicht unumstößlich dem Bund. Denn wenn der Bund auf eine weitergehende Gesetzgebung verzichtete, konnten dies die Länder tun.

So taugt der Hinweis auf Artikel 31 GG nicht für Deine Argumentation. Der Bund in Form des Bundesverkehrministerium hat ja der Deutschen Bundesbahn nicht auferlegt, die Eisenbahn in Deutschland abzuschaffen. Vielmehr konnte die Bundesbahn als Sondervermögen des Bundes relativ eigenhändig agieren (zumindest in der Fläche, der ICE war ja ein politisches Projekt), die Politik hat es hingegen nicht geschafft, ordnungspolitisch einzugreifen.
Die Bundesbahn erhielt vom Bund Mittel, um die Eisenbahn in der Fläche sicherzustellen, was sie offensichtlich nur unzureichend tat, das zeigen ja die Streckenstilllegungengen, Fahrplanausdünnungen und die parallelen Busverkehre.

Ende der 80er-Jahre/Anfang der 90er-Jahre erkannte die Bundespolitik die Fehlentwicklungen bei der Deutschen Bundesbahn (die übrigens heute bei der französischen Staatsbahn zu erkennen sind). Es konnte nicht Sinn der Sache sein, dass sich die deutsche Eisenbahn auf das Flagschiff der Hochgeschwindigkeitsverkehre beschränkt hätte.
Ein zentraler Grundpfeiler der Bahnreform war deshalb auch die Regionalisierung. Der Bund überwies die Finanzmittel nicht mehr der Bundesbahn, sondern den Ländern, die ihrerseits diese Mittel zur Sicherung des Nahverkehrs als Beitrag zur öffentlichen Daseinsvorsorge einsetzen sollen. Übrigens einer der wenigen Fälle, bei der der Bund Kompetenzen an die Länder abgibt (normalerweise läuft es umgekehrt). Erstmals konnten die sogenannten Regionalisierungsmittel ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden und versickerten nicht irgendwo bei der Bundesbahn. Das hindert natürlich einige Bundesländer nicht daran, die Mittel zweckentfremdet zur Haushaltssanierung zu nutzen (wie z.B. Sachsen), während andere Bundesländer wie Baden-Württemberg erhebliche Landesmittel aufzuwenden müssen, um den Nahverkehr sicherzustellen. Schade, dass die Regionalisierungsmittel nicht zweckgebunden sind.

Wer das Geld hatte, konnte also bestimmen. Einige, aber längst nicht alle Bundesländer erkannten das Potential und bauten den Nahverkehr und damit die Eisenbahn in der Fläche wieder aus. Selbst Nebenbahnen, bei denen zu Zeiten der Bundesbahn eine Betriebsruhe am Wochenende herrschte, werden sonntags im Stundentakt bedient.
Gerade das Land Baden-Württemberg betreibt derzeit eine besonders bahnfreundliche Politik, selbst Strecken, die nur dem Museumsverkehr dienen (z.B. die Sauschwänzlebahn), werden mit Landesmitteln gefördert, um sie zu erhalten.

Erst die heutige Organisation lässt eine Beteiligung von Kommunen und Länder zu. In Baden-Württemberg finanziert das Land 50 % der Kosten zur Elektrifizierung der Südbahn, obwohl das eine bundeseigene Eisenbahn ist und damit Bundesaufgabe ist. Selbst wenn man die Elektrifizierung der Südbahn (hypothetisch betrachtet!) nach dem GVFG finanziert hätte, hätte das Land nur 40 % der Kosten zu tragen gehabt. Unter der Bundesbahn war ein solches Engagement schwierig gewesen, dazu kannst Du gerne Dr. Dieter Ludwig dazu befragen, der die Stadtbahn auf bundeseigene Eisenbahn (das Karlsruher Modell) brachte. Alternativ kannst Du auch die Beteiligten der Geißbockbahn fragen, wie schwierig es war, ihre kommunale Bahn vor dem freien Netzzugang auf die Gleise der Bundesbahn zu bringen.

Das alles hat nichts mit der Bundespolitik zu tun, nichts mit dem Bundesverkehrsminister zu tun, es war einfach der Unwillen oder die Unfähigkeit der Bundesbahn-Hauptverwaltung in Frankfurt am Main. Vieles scheiterte nicht am Bund, sondern an der Bundesbahn. Ideen gelangten selten über die jeweilige Bundesbahndirektion hinaus. Aufgrund der Bahnreform ist die Kommunal- und Landespolitik nicht mehr vom guten Willen der damaligen Bundesbahn abhängig.

Das gilt natürlich nur für den Regionalverkehr. Auch heute ist der Güterverkehr in der Fläche auf dem Rückzug, immer mehr Gütertarifpunkte werden geschlossen. Doch beim Einzelwagenverkehr ist der LKW günstiger, schneller, flexibler und teilweise sogar umweltfreundlicher. Hier möchte die Bundespolitik ordnungspolitisch eingreifen und die Trassengebühren für den Schienengüterverkehr senken.
Genauso im Fernverkehr, auch wenn so viele wie noch nie Züge des Fernverkehrszüge nutzen: Hier zieht sich DB Fernverkehr aus dem Nachtzug- und Autozugverkehr zurück, hier hätte der Bund als Eigentümer strukturpolitisch eingreifen können, auch wenn das natürlich dem eigenwirtschaftlichen Prinzip widerspricht. Ich persönlich war erschrocken darüber, wie stiefmütterlich die DB den klassischen Nachtreiseverkehr behandelt. Genauso hat sich der Fernverkehr teilweise aus der Fläche zurückgezogen (obwohl es nach wie vor „Heckeneilzug“-Intercity-Züge gibt), davon können die Wirtschaftsunternehmen aus Heilbronn und der Hohenlohe ein Lied singen. Die hiesige IHK fordert seit Jahrzehnten Fernverkehr...

Nochmal zurück zum Thema

Nochmal ein schönes Beispiel:
Während Generationen von Schulkindern zwischen 1969 und 1996 mit dem Bus von Dettenhausen, Weil im Schönbuch und Holzgerlingen zu den weiterführenden Schulen nach Böblingen gefahren sind (weil die Bundesbahn den Verkehr angeblich mangels Rentabilität eingestellt hatte), können die Schüler seit 1996 Dank des Engagement von Kommunen und Land wieder mit dem Zug zur Schule fahren. Die Strecke wird derzeit elektrifiziert, weil man Zuwächse auf über 10.000 Fahrgästen am Tag auf den 17 Kilometern der Schönbuchbahn erwartet.
Unter denjenigen, die mit dem Bus zur Schule fahren mussten, finden sich eben die sogenannten „Baby-Boomern“ und trotzdem war unter ihnen die Modelleisenbahner präsenter.

Um meinen Beitrag dem eigentlichen Thema wieder anzunähern, ich glaube vielmehr, dass die Modelleisenbahn Opfer des Strukturwandels ist. Die Intermodellbau in Dortmund ist laut eigener Darstellung die weltgrößte Messe für Modellbau und Modellsport. 2018 wurden an vier Messetagen 77.000 Besucher gezählt, weniger als bei einem Heimspiel des BVB Dortmunds (im Schnitt fast 82.000 Fußballfreunde). Zu den fünf Messetagen der „Gamescom“, der weltgrößten Messe für Computer- und Videospielen, kommen dagegen 350.000 Besucher. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Modelleisenbahn einen schwierigen Stand hat.

Ich denke, dass sich auch die Hersteller Gedanken machen und entsprechende Produktstrategien verfolgen. Aber alleine das Angebot begeistert den potentiellen Nachwuchs nicht. Ist eine Dampfsonderfahrt? Oder wenn ein enges Familienmitglied Eisenbahner ist? Vielleicht ist es die bloße Existenz der Eisenbahn, mit der man täglich fährt oder die an einem jeden Tag vorbeifährt?

Am Tag der Wissenschaft an der Universität werden wir auch den kleinen Besuchern unsere Modelleisenbahn zeigen. Auf diese werde ich besonders Acht geben, vielleicht lässt sich das ein oder andere Kind für die Modelleisenbahn begeistern. Ich werde auch Buch führen, wer denn aktiv Modelleisenbahn betreibt und wer eine Modelleisenbahn besitzt. Die Ergebnisse werde ich dann im Forum präsentieren.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#83 von Frank 72 , 22.06.2018 02:43

77000 in vier Tagen? Na, da kackt die Intermodellbau im Vergleich zur Modell Hobby Spiel ja ganz schön ab.
Wie wir dieses Jahr seit langem mal wieder auf der Intermodellbau waren, fiel uns gleich die Altherren-Lastigkeit auf. In Leipzig sieht man überwiegend Familien. Ist dann wohl doch ein regionaler Unterschied.


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#84 von Erich Müller , 22.06.2018 09:28

[quote="Viet Bui" post_id=1845188 time=1529623931 user_id=28555]
Zum einen ist der klassische Verkehr im Sinne von Transport nicht in der ausschließlichen Gesetzgebung aufgeführt, sondern in der konkurrierenden Gesetzgebung,
[/quote]

Falsch Art. 73 GG Satz 6 in der Fassung von 1949, Abs. 1 Satz 6a in der aktuellen Fassung unterstellt die bundeseigenen Eisenbahnen wie auch den Luftverkehr (der auch aktuell in Satz 6 steht; Luftverkehr und Eisenbahn wurden 1993 in getrennte Sätze formuliert) der ausschließlichen Gesetzgebung des Bundes.

Und da wir uns ja beide einig sind, dass die große Bahn nicht für unser Thema hier verantwortlich ist, sei dieser Exkurs als t: dann hier abgeschlossen.


Freundliche Grüße
Erich

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RE: Fehlender Nachwuchs

#85 von katzenjogi , 22.06.2018 11:04

Hallo zusammen!

Im Prinzip ist es ganz einfach, warum der Nachwuchs fehlt. Einem immer größer werdenden Anteil an der Bevölkerung fehlt einfach das Geld. Als ich mir den ersten PC gekauft habe, bezahlte ich 3999 DM für einen 486 mit einem 14" Monitor. Das war 1993. Was hätte man damals für das Geld an Modellbahnmaterial kaufen können?

Heute bekommt man für 500-600 Euro einen kompletten PC mit Monitor, der bei richtiger Hardwarekonfiguration durchaus auch aktuelle Spiele in niedriger Auflösung wuppen kann. Und was bekommst Du da an Sachen für eine Modellbahnanlage?

PC oder Spielekonsole brauchen kaum extra Platz. Ein Schreibtisch ist ja praktisch in jedem Haushalt vorhanden und ein Fernseher sowieso. Da muss ja auch kein Mensch mehr als 1000 Euro für ein gutes Gerät ausgeben, außer man will mit 4K und OLED Technik vor seinen Nachbarn angeben.

Und wie schon geschrieben - in den fünfziger und sechziger Jahren waren die Traumberufe noch Lokführer oder für die mit höheren Ambitionen Pilot. Aber heute? Die Bahn wurde kaputt gespart und genießt kein hohes Ansehen mehr in der Bevölkerung. Handwerkliche Berufe sind auf dem Rückzug - zumindest was die Interessenten dafür betrifft. PC oder Smartphone sind sowieso in den meisten Haushalten schon vorhanden und werden dementsprechend genutzt.

Da hat es die Modellbahn eben schwer - man muss geduldig sein, Zeit und Geld investieren, die Technik regelmäßig warten, und die Elektronik ist leider nicht so langlebig, wie beispielsweise beim PC gewohnt. Und sie ist nicht Out Of The Box. Was ja bei vielen Spielekonsolenfans als Vorteil ihres Hobbys genannt wird. Anschließen und gleich loslegen ist nicht bei einer Modellbahnanlage. Die erfordert Zeit und Planung. Und die meisten sind nicht mehr bereit, Zeit zu investieren.

Liebe Grüße

Jürgen


Und wenn ihr mal ehrlich seid, die meisten von uns sind doch mehr oder weniger zu ihrem Glück gezwungen worden. Entweder weil irgendjemand in der Verwandtschaft ein Start-Set geschenkt hat oder selbst eine Modellbahnanlage hatte.


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#86 von Jandrosch ( gelöscht ) , 22.06.2018 11:20

Wow, wenn jetzt noch jemand ´ne Doktorarbeit darüber verfasst ...................... das würde bestimmt ein Bestseller.

Hoffentlich ist das Sommerloch bald zuende und die hier eingebrachte Energie fließt wieder in das wirkliche Thema Eisenbahn bzw. Modellbahn hier im Forum ein.


Jandrosch

RE: Fehlender Nachwuchs

#87 von Genua , 22.06.2018 11:26

Bei all der hier vorherrschenden Theorie wird einem ja ganz schwummrig. Aber in der Theorie sind meistens alle ganz vorne mit dabei.
Deswegen möchte ich einfach mal - ganz wertfrei - fragen, wer von denen an diesem Thema Beteiligten zusammen mit seinen Kindern (bzw. im modellbahnfähigen Alter befindlichen Nachwuchs) an der Modellbahn spielt oder baut?

Schöne Grüße
Henning


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RE: Fehlender Nachwuchs

#88 von Erich Müller , 22.06.2018 12:37

Hallo Henning,

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Deswegen möchte ich einfach mal - ganz wertfrei - fragen, wer von denen an diesem Thema Beteiligten zusammen mit seinen Kindern (bzw. im modellbahnfähigen Alter befindlichen Nachwuchs) an der Modellbahn spielt oder baut?



*meld* ich.


Freundliche Grüße
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RE: Fehlender Nachwuchs

#89 von Analogbahner , 22.06.2018 13:09

Wir auch (siehe mein Link zu früheren Teppichbahnen in der Signatur).

Aber fehlendes Geld ist bestimmt einer der Hauptgründe - neben der Digitalisierung des Menschseins ...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#90 von BernhardI ( gelöscht ) , 22.06.2018 13:21

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Deswegen möchte ich einfach mal - ganz wertfrei - fragen, wer von denen an diesem Thema Beteiligten zusammen mit seinen Kindern (bzw. im modellbahnfähigen Alter befindlichen Nachwuchs) an der Modellbahn spielt oder baut?



Ich auch, mein Jüngster macht noch mit. Allerdings mehr spielen wir mehr als wir bauen.

Übrigens fehlt das Geld am wenigsten. Davon haben die Leute, auch der Nachwuchs, mehr denn je (abgesehen davon, daß man heute dank Modultreffen und Fahrtagen intensiv modellbahnern kann, ohne auch nur eine Lok, geschweige denn eine Anlage zu besitzen).

Und die Bahn besitzt ein recht hohes Ansehen beim Nachwuchs, anders als bei vielen alten Modellbahnern.

Grüße,
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#91 von Family-MoBahner , 22.06.2018 13:59

Zitat
Deswegen möchte ich einfach mal - ganz wertfrei - fragen, wer von denen an diesem Thema Beteiligten zusammen mit seinen Kindern (bzw. im modellbahnfähigen Alter befindlichen Nachwuchs) an der Modellbahn spielt oder baut?


Ich auch. Und auch mehr spielen als bauen!


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#92 von Analogbahner , 22.06.2018 14:57

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Bei all der hier vorherrschenden Theorie wird einem ja ganz schwummrig. Aber in der Theorie sind meistens alle ganz vorne mit dabei.
Deswegen möchte ich einfach mal - ganz wertfrei - fragen, wer von denen an diesem Thema Beteiligten zusammen mit seinen Kindern (bzw. im modellbahnfähigen Alter befindlichen Nachwuchs) an der Modellbahn spielt oder baut?

Schöne Grüße
Henning


Man darf sich ruhig über Theorien lustig machen und darüber, dass alles nichts bringt. Aber wenn Newton nicht über den Apfel nachgedacht hätte (was bekanntermaßen nur eine Anekdote ist), dann hätten wir viele Erkenntnisse nie gewonnen. Ich finde, es ist legitim, darüber zu schwafeln, weil es erst dadurch ins Bewusstsein rückt und eingefahrene Strukturen im Denken auch schon mal offenkundig werden. Wenn wir nie über etwas sinnieren, bleibt alles so gut oder schlecht wie es ist, aber wir ändern es auch niemals. Dann haben wir die "Beste aller möglichen Welten" und die haben wir wirklich nicht...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#93 von Bo-Bo , 22.06.2018 15:04

Hallo zusammen,

mal eine blasphemische Zwischenfrage: Wer von den hier versammelten Wort- und Lautstarken würde denn seinem Nachwuchs, oder dem anderer Familienmitglieder, oder gar dem der Nachbarn erlauben, auf dem dreidimensional fein nachgebildeten Altar des paradiesischen Modellbahnhimmels seine Heiligtümer in Form einer 01 und eines ICE zusammencrashen zu lassen, weil´s so tierischen Spaß macht!? Wer würde es denn gestatten, dass tapsige Hände nach einem Waggon greifen, nur um ihn mit einem R2D2 aus Plüsch zu beladen - auch wenn dabei die Oberleitung, ein Wasserkran oder die Nachbildung der mechanischen Drahtzuleitungen kolateral oder sogar unrettbar beschädigt würden?

Will sagen: so lange wir Erwachsene unsere Modelleisenbahn als zu schützenden und zu bewachenden Wertgegenstand betrachten (Beleg sind allein die schieren Materialschlachten und auch das professionell eingeschlagene Niveau sowie der verbissene Ernst, mit denen das Hobby betrieben wird - als allein für Erwachsene bestimmtes Hobby betrieben wird), so lange geben wir selbst dem Nachwuchs wohl kaum eine Chance, für den Spaß und Spielen und Zusammen-etwas-Machen im Vordergrund stehen.

Viele Grüße, Jens


Kaltental: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=154197

Ukrainenburg: viewtopic.php?f=15&t=146361


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#94 von Genua , 22.06.2018 18:37

Schön geschrieben Jens

Jochen, wo genau habe ich mich denn lustig gemacht oder geschrieben, dass das nichts bringt?
Zum Thema Theorien und Geschwafel: es geht hier doch immer noch darum, den Nachwuchs zur Modellbahn zu bringen. Daher meine Frage, wer mit eben diesem Nachwuchs spielt und baut. Mit den ganzen Theorien kann der Nachwuchs nichts anfangen, mit plastischem Planen, Mitbauen, Mitspielen schon. Dafür muss man natürlich eine Anlage haben, diese planen, oder zumindest Teppichbahning betreiben

Schöne Grüße
Henning


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RE: Fehlender Nachwuchs

#95 von Analogbahner , 22.06.2018 19:47

Henning, ich hab deinen Beitrag so verstanden, auch wenn du es nicht explizit formuliert hast: diese ganze Rumfachsimpelei hat keinen praktischen Wert und "in der Theorie sind meistens alle ganz vorne mit dabei", was für mich heißt: reden können sie alle viel, nur bringt das nichts.
Ist ja nicht böse gemeint. Ich spekuliere auch mal gerne über Dinge, die für andere offensichtlich oder unnötig scheinen.

Wenn Mitspielenlassen denn so einfach wäre. Bei den meisten, die eine Anlage zu Hause stehen haben, werden die Kinder damit ja in Berührung gekommen sein. Dass sich der Vater im Keller einschließt und geheime Eisenbahn-Mutationen ausbrütet, halte ich nicht für wahrscheinlich. Dann müssten alle Kinder, die "mitspielen" dürfen, ja auch automatisch affin für die Modellbahn sein. Oder ein Großteil davon wenigstens werden. Also wären das quasi ALLE Kinder von ALLEN Modellbahnern... Ist das wirklich so? Ich glaube, nein. Das Desinteresse besteht nämlich bereits vorher, und zwar durch die genannten Gründe, wie Playstation, Internet oder vollgestopfter Terminkalender (Chinesisch, Ballett, Geige und Judo, z.B. - um das mal provokant zu sagen...). Deshalb finde ich das Spekulieren nicht blöd, weil davon auch die weitere Entwicklung unseres Hobbys abhängt.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#96 von 6achser ( gelöscht ) , 22.06.2018 20:00

Moin,

mein Sohn ist seit jüngster Kindheit in das Hobby Involviert. Er hatte erst eine kleine Märklin Platte für sein Zimmer und später eine Spur N Anlage. Als ich von Märklin auf DC umgestiegen bin war die Freude groß, er störte sich schon sehr früh am Mittelleiter.

Wir mussten uns nur bei einem einigen, er steht auf E-Traktion, ich auf Diesel.

Epoche war auch klar alles ab 5-6, und "schwarze Wasserkocher" sind verboten.

Zum austoben bauen wir uns Doiramen, die werden schön durch detailiert und werden wenn wir keine Lust mehr drauf haben verkauft.

Zum fahren gibts die Teppich/ Garten Bahn.




ich konnte immer feststellen, das der Nachwuchs keine Lust auf das Hobby hat wenn man ihnen alles vor diktiert. So erlebt im hisigen MoBa Verein, dort gibt es nur die "gut alte Zeit" und natürlich Märklin, alles andere wird nicht tolleriert. Das hat vielen Kindern und Jugendlichen die Lust verhagelt, wie man mich behandelt hat, als ich bekannt gab das ich das System wechsel will ich hier garnicht beschreiben. Und das ist der nächste Punkt, diese massive verbortheit einiger MoBa Kollegen.

Ich könnte jetzt noch Seitenweise weiter berichten, aber dazu hab ich keine Lust.

MfG

Andre


6achser

RE: Fehlender Nachwuchs

#97 von Krokodil , 22.06.2018 22:04

Das Nachwuchsproblem ist hausgemacht. Dank der vielen Nietenzähler gibt es nur noch wenige robuste Modelle, die man auch dem Nachwuchs anvertrauen könnte.

Dazu kommt das leidige Preisproblem, Viele Jahre lang hat man sich jeweils 5% und mehr Preiserhöhung gegönnt. Heute ist der Gegenwert der Modellbahn fragwürdig, ein lumpiges einfaches Plastik- Güterwägelchen in H0 kostet 30 bis 50€, es ist kein Problem 500€ auszugeben nur für ein kleines Tütchen Gleise und Zubehör.

Dann sollte man sich mal überlegen, wie interessant so eine Startpackung ist. Man kann einen Zug im Kreis fahren lassen. Wie lange ist das interessant? Das lockt heute niemanden hinterm Ofen vor!

Weiterer Punkt: Platzproblem - Wohnraum in Städten ist knapp und teuer. Wer hat da Platz für eine fest aufgebaute Anlage?

Dann der Stellenwert der Eisenbahn allgemein. Wer will sich denn ein Modell von einer Bahn ins Zimmer holen, die laufend verspätet ist, oft ausfällt, oft schmuddelig ist und weniger Komfort bietet als ein Bus? Auch der "Nachwuchs" ist nicht blöd.


Niemals ein selbstfahrender Tender mit geschobenem Plastik auf meiner Anlage!

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RE: Fehlender Nachwuchs

#98 von Viet Bui ( gelöscht ) , 22.06.2018 22:22

Guten Tag „Krokodil“,

Zitat von Krokodil im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Das Nachwuchsproblem ist hausgemacht. Dank der vielen Nietenzähler gibt es nur noch wenige robuste Modelle, die man auch dem Nachwuchs anvertrauen könnte.

Jetzt sind die Nietenzähler wieder Schuld. Du tust so, als gäbe es deswegen keine robusten Einstiegsmodelle mehr. Nur weil ich mir eine BR 146.2 von Brawa (UVP 255 € ohne Geräuschfunktionen) kaufe und nachfrage, hindert das Piko offensichtlich nicht, ein vereinfachtes Modell der BR 146.2 für 90 € anzubieten.
Außerdem geht es nicht darum, dass sich junge Modelleisenbahner die Modelleisenbahn nicht mehr leisten können (keine Frage, das ist auch ein Problem), sondern dass sich der potentielle Nachwuchs noch nicht einmal für das Hobby Modelleisenbahn interessiert.

Zitat von Krokodil im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Dann der Stellenwert der Eisenbahn allgemein. Wer will sich denn ein Modell von einer Bahn ins Zimmer holen, die laufend verspätet ist, oft ausfällt, oft schmuddelig ist und weniger Komfort bietet als ein Bus?

Nachdem ich lang und breit erklärt habe, warum die Bundesbahn dann doch nicht so glorreich war wie es einige hier kundtun, müssen andere Gründe gesucht werden, warum die moderne Eisenbahn nicht als Vorbild für den potentiellen Modellbahn-Nachwuchs taugt.
So, „Krokodil“, offensichtlich gehörst Du zu den Autofahrern, die oben genanntes behaupten, ohne jemals einen Zug von innen gesehen zu haben. Die Statistiken sagen da nämlich genau das Gegenteil. Steigende Fahrgastzahlen würde es wohl nicht geben, wenn die Züge angeblich oft ausfallen, angeblich laufend verspätet seien und angeblich oft schmuddelig seien. Genauso bist Du uns einen Beleg für Deine Behauptung schuldig, warum ein Bus bequemer als ein spurgeführtes Verkehrsmittel sein soll. Die Umstellung von Bus auf Schiene führt zu Fahrgaststeigerungen von mehr als 100 % (vgl. Kehl).
Bei so viel Realitätsverweigerung schüttle ich nur noch den Kopf.

Damit Du mal siehst, wie eine Bahn von innen aussieht, zeige ich Dir mal ein Bild der hiesigen S-Bahn:



Die Züge der Schwarzwaldbahn sind außen wie innen gepflegt und keinesfalls schmuddelig:



Hier nochmal Daten zur Pünktlichkeit und zu Zugausfällen aus Baden-Württemberg. Von laufend verspätet und oft ausfallend kann überhaupt nicht die Rede sein:





Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#99 von Family-MoBahner , 22.06.2018 22:42

Kurzer Realitätscheck: Zwei meiner Söhne fahren regelmäßig von und zur Schule mit der Bahn. Da fallen tatsächlich sehr oft Züge aus (zuletzt öfter wegen technischer Probleme). Und anders als im S-Bahn-Paradies Feinstaubkessel, wo schon nach spätestens 30 Minuten die nächste kommt, fahre ich dann 40 km zum Abholen, da der nächste Zug auf dem Land oft erst 2 Stunden später fährt!
Schmudellig: Mögen auch viele Züge heute sauberer sein als zu meiner Schulzeit. Die Landbahnhöfe (Tübingen, Horb, Balingen, Rottenburg) sind - v.a. innen - Orte des Grauens, der Schmudelligkeit ... Und die Gesellschaft, die man da öfter hat, stellt sogar mir als Erwachsenem nicht selten die Haare. Das erlebe ich natürlich nicht an den geleckten S-Bahn-Haltepunkten zwischen Eutingen und Stuttgart, die ich auch gut kenne.
Nett auch Dein Bild des Innenlebens einer S-Bahn. Wer das für Komfort hält, war offenbar schon länger nicht mehr per Reisebus unterwegs, auch wenn dort die Gurtpflicht nervt. Und wer, wie ich, mehr als 100 kg Lebendgewicht mitbringt, tut sich auf den m.E. steinharten (die Holzsitze mancher Museumsbahn sind nicht unbequemer - da waren die Donnerbüchsen, selbst die Schienenbussitze im BR 798 um Klassen bequemer) Einzelsitzchen im Zug inzwischen so schwer wie in den Luftsardinenbüchsen mit denen viele heute zum Urlaubsort jetten.

Realitätsverweigerung geht nicht nur in eine Richtung ... auch wenn ich meine, dass das alles nur ganz wenig mit der MoBa-Begeisterung von alt oder jung zu tun hat, wie ich schon mehrfach schrieb.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
Family-MoBahner
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Registriert am: 25.07.2008


RE: Fehlender Nachwuchs

#100 von Viet Bui ( gelöscht ) , 22.06.2018 22:50

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Nett auch Dein Bild des Innenlebens einer S-Bahn. Wer das für Komfort hält, war offenbar schon länger nicht mehr per Reisebus unterwegs, auch wenn dort die Gurtpflicht nervt. Und wer, wie ich, mehr als 100 kg Lebendgewicht mitbringt, tut sich auf den m.E. steinharten (die Holzsitze mancher Museumsbahn sind nicht unbequemer - da waren die Donnerbüchsen, selbst die Schienenbussitze im BR 798 um Klassen bequemer) Einzelsitzchen im Zug inzwischen so schwer wie in den Luftsardinenbüchsen mit denen viele heute zum Urlaubsort jetten.


Guten Abend Sven,

DB Regio hat im württembergischen Landesteil Probleme mit der Qualität, die Werkstatt in Ulm ist auch völlig überlastet, so dass Privatbahnen bei der Instandhaltung aushelfen. Außerdem wird in Zukunft der Stundentakt landesweiter Standard sein.

Im direkten Vergleich zum heiligen ET 420 ist der ET 430 ein herausragend komfortables S-Bahn-Fahrzeug. Man bedenke, dass die durchschnittliche Fahrt in der S-Bahn kürzer ist als die Reise mit dem Reisebus.
Ich kenne nicht nur den 2,5-Minuten-Takt im Feinstaubkessel, alle meine Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, auch der Urlaub wird umweltfreundlich mit der Bahn angetreten. Ich kenne die Vorzüge, aber auch die Schattenseiten zur Genüge.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

   

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