Hallo,
ich möchte - auch wenn es schon etwas länger her ist - etwas zu den Anlagen-Beweggründen von Rolf sagen:
O.k. wir steigen jetzt hier tief in die MoBa-Psychologie ein, aber wenn wir nach Gründen suchen, wer wie und wann mit der MoBa anfängt, müssen wir das wohl tun.
Ich glaube, dass Rolf die "selbstdarstellerische Komponente" unseres Hobbys doch sehr überschätzt.
Auch wenn ggfs. in der jüngeren Generation durch die sozialen Medien dies immer mehr im Kommen ist und eine Narzistische Ader mittlerweile zum guten Ton gehört ( sonst bekommt man ja überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr ), ist das bei der MoBa eher die Ausnahme als die Regel, jedoch natürlich das, was öffentlich sichtbar ist (die anderen sind ja samt und sonders versteckt auf Kellern und Dachböden... wie heißt es so schön bei B. Brecht: "...die im Dunklen sieht man nicht...!").
Wenn ich mich hier im Forum ( was ja schon nicht mehr repräsentativ ist, denn hier geht ja doch schon wenigstens ein bißchen ums "Zeigen" ), sind die meisten der präsentierten Anlagen für einen Einzelspieler konzipiert, geplant und gebaut, meistens wird der ganze zur Verfügung stehende Platz ausgenutzt, hier ist dann gar kein Raum für "Besuch" ( Stummibesuche werden allerdings als großes Highlight zelebriert, ich denke, dass ist aber mehr die Freude des persönlichen Kennenlernens - statt des doch eher unpersönlichen Umgangs hier im Netz - geschuldet, als einer selbstdarstellerischen Pose ).
Voraussetzung für unser Hobby ist eine wie auch immer geartete Faszination für das Thema Eisenbahn. Und hier gibt es reale Vorbilder, die uns prägen.
1. die reale Bahn
In den letzten 50 Jahren mit dem Sterben der Neben- und Schmalspurbahnen ( zumindest in unsererm Raum, in der Schweiz sieht das noch anders aus! ) reduziert sich das Vorbild zunehmend auf die große Regelspur-Bahn und hier auch noch auf die zweigleisige elektrifizierte Hauptstrecke.
2. Auch Eisenbahnmuseen / Museumsbahnen gibt es mehr in Regelspur als in Schmalspur und dann auch nur noch regional begrenzt. Wir können von Glück sagen, dass sich diese in touristischen Zentren ( für Schmalspur Rügen, Harz etc.; aber wahrscheinlich gerade da, weil hier Publikum vorhanden ist ) erhalten haben, die dann als Multiplikator für Eisenbahn-Begeisterte dienen können...
Wenn wir uns jetzt vor Augen führen, dass der Wunsch nach einer Modellbahn-ANLAGE möglicherweise nicht der primäre Auslöser für die MoBa-Begeisterung ist ( mal von Besuchern des 3. MiWuLA und ähnlicher Schau-Anlagen abgesehen: "Das will ich auch!" ), sondern die Begeisterung für das Vorbild ( Lok oder Zug; das kann alles mögliche sein: Ästhetik, Kraftentfaltung, Faszination der Technik, Sound, Romantik, Kindheitserinnerungen usw. ) und das daraus resultierende Modell, dann entsteht daraus der Anreiz, genau dieses Modell in einer für dieses Modell typischen Umgebung sehen zu wollen ( "artgerechte Haltung" ).
Wenn es sich um mehr als ein Modell handelt, wird daraus unter Umständen dann eine komplexe Anlage mit Haupt- und Nebenbahn.
MAINSTREAM ergibt sich damit nicht daraus, zu bauen, was alle anderen sehen wollen, sondern dass wir unsere Modelle dort sehen wollen, wo sie in Wirklichkeit fahren ( oder fuhren )!Apropos Mainstream: Du wirst niemanden hier in Europa für den Bau einer Anlage mit dem Thema
"Zahnradstrecke einer bolivianischen Wald-Bahn" begeistern können, zumindest niemanden, der keinen persönlichen Bezug dazu hat; das ist tatsächlich etwas für Ausstellungen, weil es eben heraussticht aus der Masse, "exotisch" im wahrsten Sinne des Wortes ist.
Ausblick für die Zukunft:Wenn wir diesen Gedanken weiterverfolgen, bedeutet das, dass das
Hauptbahnthema im Bereich der Modellbahn immer mehr zunehmen wird, da mittlerweile die alternativen Vorbilder für die junge, nachrückende Generation fehlen. Damit wird auch klar, dass das Segment der
Heimanlagen und möglicherweise auch
der großen Spuren ( die ja, wie von Rolf schön dargelegt, hauptsächlich Nebenbahn- und Schmalspurthemen aufgreifen, Ausnahme vielleicht Mä-Spur 1 ) immer weiter ins Hintertreffen gerät und das
Teppichbahn-Segment boomen wird, da nur hier die aktuellen Züge in Länge und Maßstäblichkeit ( Radien ! ) abgebildet werden können.
Jeder Vollsortimenter ( MäTrix, Roco, neuerdings auch Piko ) hat deshalb ein Bettungsgleis am Markt.
Den großen Herstellern kann diese Entwicklung nur recht sein, da dadurch viel mehr Gleis- und Rollmaterial an den Mann gebracht werden kann, und sie befeuern diesen Trend durch ihre Werbung auch noch.
Die Hersteller der kleinen Spuren von H0-abwärts haben gar kein Interesse, Rangieranlagen oder shelf-layouts zu propagieren, auf denen eine winzige Rangierlok nur eine handvoll Wagen herumschubst, deshalb zeigen die Massen-Hersteller in ihren Prospekten viel lieber Ganzzüge mit Doppeltraktionen.
Zu den
Heim-Modulen möchte ich sagen, dass ich da keinen wirklichen Nutzen sehe:
Jedem steht es frei, so zu bauen, wie er mag, selbstverständlich auch in Modulen, Segmenten etc., etc. Auch wären sämtliche Hybrid-Formen denkbar (
Hybrid ist ja auch das neue Zauberwort
).
Moba ist immer ein Kompromiss, die Frage ist halt, worin der Kompromiss besteht:
Die Heimanlage ist immer irgendwie räumlich begrenzt, d.h. der Kompromiss besteht in der Streckenführung, ggfs. über mehrere Ebenen zur besseren Raumausnutzung, steilen Weichen, engen Radien usw... dafür kann die Landschaft nach eigenen Wünschen gestaltet werden.
Der Modulbauer setzt sich über diese Grenzen hinweg, baut großzügig, vorbildnah, mit der Einschränkung, dass er das "Spielen" mit den Modulen nur wenige Tage im Jahr wirklich durchziehen kann, auf den Fahrtagen/Modultreffen nämlich.
Teppichbahner gehen den Kompromiss der weitgehend fehlenden Landschaft/Ausstattung ein, dafür können sie grozügige Streckenführung mit öfteren Aufbauten kombinieren.
Es ist also eine Mentalitäts-Frage und der Äußeren Umstände, welcher MoBa-Typ bevorzugt wird.
Was jetzt Tausch-Module/-Segmente bei der Heim-Anlage betrifft, so kann das jeder frei für sich entscheiden, Möglicherweise wäre das eine gute Idee für den von Dir, Rolf, skizzierten Bau-Typen, der sich langweilen würde, wenn die MoBa fertig ist...
Nicht weit verbreitet ist diese Idee, weil sie nur aufwändig zu verwirklichen ist, genaue Voraus-Planung voraussetzt und ggfs. Einschränkungen in der Streckenführung ( Einplanung des Modulkastens in den Unterbau, Modul-Übergänge usw. ) nach sich zieht.
Wenn Du mit einem anderen Heim-Anlagen-Modulbauer die Module tauschen willst, bist Du ganz schnell bei einem Regelwerk, ähnlich ausufernd wie bei Fremo, weil die Kompatibilität sich ja nicht nur auf die Stirnbretter und die Gleislage bezieht, die
Integration in eine Anlage erfordert noch viel mehr Akkuratesse beim Bau, sollte es nicht nur um ein
Anbau- sondern um ein
Einbau-Segment gehen, denn noch Schotterfarbe, Grasfasern, Landschaftsbau, Elektrik...
Gruß
uLi