Modell-Archäologie: Meine aller ersten „Fahrzeug-Patinierungen“
Hallo Moba-Gemeinde,
ich möchte einmal darüber berichten, wie ich 1951 „aktiv mit der Patinierung von Fahrzeugen“ begonnen habe.
Damals in Sachsen wohnhaft, bekam ich zu Weihnachten 1949 meine erste elektrische Modelleisenbahn, eine Trix Express mit einer Lok, fünf Güterwagen und drei Nachbildungen von Donnerbüchsen. Eisenbahnen waren zu dieser Zeit wenige Jahre nach dem Krieg absolut kein Thema und mein Vater erzählte mir wesentlich später, dass er diese von einem Studenten abgekauft hat, der Benzin für sein Motorrad benötigte. Benzin kostete damals auf den Schwarzmarkt in der sowjetischen Besatzungszone ca. 10 Mark der Liter, sofern Benzin überhaupt beschaffbar war. (Der durchschnittliche Monatsverdienst eines Industriearbeiters lag damals bei ca. 250,00 Mark!)
Modelleisenbahnen gehörten einerseits zur absoluten Mangelware, andererseits besaßen zu dieser Zeit andere Probleme einen weitaus höheren Stellenwert, zumal es ja noch nicht einmal ordentliche Wohnungen gab. Insofern waren Modelleisenbahnen sehr rar und so gut wie nicht erhältlich, zumal es ja alles "Vorkriegsware" war und an eine Produktion in großen Stückzahlen in diesem Teil Deutschlands zumindest 1949 nicht zu denken war. Bereits zwei Jahre später erhielt ich dann ebenfalls wieder zu Weihnachten drei grüne Schnellzugwagen aus Aluminiumguss. Der Hersteller ist mir unbekannt, diese stammten jedenfalls von einem "Sächsischen Kleinserien Hersteller" und waren aus eingeschmolzenen Flugzeug Aluminium hergestellt. Diese grünen Schnellzugwagen sind unter äußerst schwierigen Verhältnissen 1951 im Rahmen eines "Tauschgeschäftes" beschafft worden. Später, bereits in der Bundesrepublik wohnhaft, erzählte mir mein Vater, dass er auch dafür 20 ltr Benzin von der Wismut/Roten Armee "verschoben" hatte. Mein Vater war damals Fuhrparkleiter bei der Wismut und saß somit an der Quelle.
Als jedenfalls mein Vater 1952 irgendwann vom Dienst kam, bekam er fast einen Herzkasper, als er in meinem Eisenbahnzimmer die drei Schnellzugwagen erblickte. Ich hatte in einer amerikanischen Autozeitschrift gesehen, dass dort ein Zug abgebildet war, der ähnlich der wesentlich später durch die SNCF beschafften INOX Schnellzugwagen, ganz in silbrigen Metall in einer herrlichen Landschaft unterwegs war. Schnell reifte daher in meinem Kopf der Gedanke, dass ich solche Wagen auch haben musste.
Ich griff also zu einer silbrigen Farbe für Ofenrohre und "malte" die drei Schnellzugwagen mit "Ofensilber" an. Da dabei natürlich auch die Fensterflächen etwas mit Farbe wegen des viel zu großen Pinsels bedacht wurden, versteht sich von selbst. Mein Vater muss wohl bei dem Anblick derart geschockt gewesen sein, dass eine gewisse Zeit verstrichen war, bis ich kräftig eins gescheuert bekam.
Dies fand ich eigentlich nicht so schlimm, obwohl ich sonst nie verprügelt wurde, aber dass ich mit meiner geliebten Eisenbahn 14 Tage nicht spielen durfte, schließlich wurde zudem noch meine neue Gützold 42 weggeschlossen, das war für mich fast eine Gottesstrafe. .
In diesem Sinne grüßt.....
vps