ich hätte gern mal ein paar anhaltspunkte, welche güterwagen ein "must have" für mein thema sind. Zeitlich gesehen ab 1978 (Brawa Telefonzelle am EG).
Angenommen ein ehemaliger Kleinbahn Endpunkt (Kleinstadt -5 tsd einwohner ) der nun von der DB bedient wird. Welche Arten von Gütern wurden wie angeliefert.
soll ich jetzt mal ganz ketzerisch sein? Ein Endbahnhof einer Stadt unter 100.000 Einwohnern wurde in den späten 1970er Jahren gar nicht mehr von der DB im Güterverkehr angefahren. Das machte auch damals schon der LKW. Ich glaube andersherum wird ein Schuh daraus: Wir denken uns eine schöne Industrie für die Stadt aus. Mein Lieblingsbeispiel ist immer eine Schraubenfabrik. Da wird mit Klmms und Rs Wagen Draht in Form von Coils angeliefert. Dazu kommt Verpackungsmaterial entweder in G-Wagen oder in Containern. Abgefahren werden die Schrauben dann fein säuberlich verpackt in Pappkartons. Diese befinden sich dann wieder in G-Wagen oder in Containern. Schrott wird einmal wöchentlich mit einem E-Wagen abgeholt. Schmierstoffe für die Maschinen wird entweder in kleinen Mengen in Fässern in einem weiteren G-Wagen geliefert oder bei größeren Mengen in einem 2achsigen Kesselwagen. Diese Idee kann man beliebig auf andere Industrien sinngemäß anwenden: Schuhindustrie (Leder rein, fertige Schuhe raus), Schlachthof (Tier rein, Bratwurst und Kotlett raus) etc.
ZitatEin Endbahnhof einer Stadt unter 100.000 Einwohnern wurde in den späten 1970er Jahren gar nicht mehr von der DB im Güterverkehr angefahren.
Dann müssen wir hier im Allgäu wirklich noch in den 60er Jahren sein.
Also Güterverkehr gibt es auch in ländlichen Gebieten, ein Ballungsraum oder eine Großstadt ist da absolut keine Voraussetzung.
Was natürlich angeliefert wird hängt ganz von der Industrie ab. Wenn ich nun mal von der KBS971 (Teilstück MM-MLI) ausgehe, die ja wirklich sehr ländlich ist, aber dennoch eine Hauptstrecke, fallen mir folgende Punkte ein:
Memmingen (45.000) - Rohstämme --> Snps* Buxheim (3000)- versch. Schiebewandwagengattungen --> Wellpappe Aitrach (2500)- Snps und diverse Gaskesselwagen --> Rohholz und Gas Altmannshofen (ca 500) - Tanklager Rohöl --> Kesselwagenzüge mit 22 Wagen täglich bis zu 4/5 Stück* Unterzeil (500-1000)- Wagen für Holzschnipsel Leutkirch (6000)- Schiebewandwagen für Küchenarbeitsplatten
*heute noch in Betrieb die andren sind zwischen 1997 und 2005 aufgelöst worden. In Klammern steht die ca. Einwohnerzahl.
#4 von
Modellbahner Arnold
(
gelöscht
)
, 15.10.2007 17:37
Hallo,
Ende der siebziger Jahre auf auf den Bundesbahngleisen noch recht viel los was den Einzelwagenverkehr angeht. Nehmen wir mal an, Dein Ort hat zwar nur 5000 Einwohner, ist aber ein zentraler Verkehrspunkt für umliegende Gemeinden. Weiterhin befindet sich ein zentrales größeres BayWa oder Raiffeisen (jenachdem wo es spielt) Lager am Bahnhof.
Ladestraße:
Der örtliche Brennstoffhändler bezieht regelmäßig Kesselwagen mit Heizöl, Drehschieber-Selbstentladewagen -> Fcs mit Kohle, Flachwagen mit palletierten Brikets und ab und zu einen offenen Zweiachser mit Koks in loser Schüttung.
Umliegende Forstbetriebe liefern Stammholz an was in entsprechende Wagen verladen wird.
Am Ende der Ladestraße hat ein großer Baustoffhändler seinen Stützpunkt in Form von transpotablen Zementsilos wo er den in den bekannten Ucs angelieferten Zement zwischenlagert. Kieslieferungen in Fcs werden sofort abgefahren. Ab und zu kommen palletierte Steine -> Ziegel, Kalksandstein usw. auf Flachwagen oder in Schiebewandwagen
Landhandel
Hier wird alles mögliche angeliefert, mögliche Wagen wäre:
- Gedeckt: palletierter Ware, Kartons, Kisten, Fässer, Saatgut in Säcken - Offen (ev. mit Plane): Baustoffe, Hölzer - Kessel: Düngemittel in Chemiekesselwagen, Heizöl - Flachwagen: Landmaschinen entladen auf der Rampe an der Ladestr. - Tds mit Saatgut lose
Güterschuppen
Kleinere Gewerbe und Handwerksbetriebe liefern Waren an bzw. erhalten Produktionsmittel.
Zu beachten wäre nur, daß dieses Güteraufkommen nicht täglich ist, sondern sich auf das gesamte Jahr verteilt und saisonale Schwerpunkte hat.
erstmal vielen dank an alle für die zum teil sehr umfangreichen antworten. platzbedingt hab ich nur ladestraße und güterschuppen. damit lässt sich ja nun aber trotzdem schon einiges bewältigen.
wie wurden kesselwagen und ucs an der ladestraße entladen?
vielleicht noch als anregung für andere. in meiner heimatstadt (bad wildungen) wurde z.b. granulat für die kunststoffindustrie in wechselbehältern angeliefert und vom bhf aus mit lkws zur fabrik gefahren.
das örtliche gaswerk hatte irgendwannmal ein stück feldbahngleis zur laderampe (kohle?)
Kartoffeln in Kühlwagen (Verkauf direkt aus dem Güterwagen!)
Reet in gedeckten Ostblock-Vierachsern
Saatgut in gedeckten Zweiachsern
Bundeswehr-Uniformen in gedeckten Zweiachsern
Landmaschinen auf Kbs-Rungenwagen
Stammholz auf Transwaggon-Rungenwagen-Doppeleinheiten
Bemerkenswert ist, dass das Verkehrsaufkommen auf der Strecke Flensburg-Weiche - Süderbrarup 1981 durch ein Werk für Milchpulverprodukte (Verladung in Schiebewandwagen) in Kappeln sogar noch anstieg, so dass die jahrelang gewohnte Kleinlok der BR 333 durch eine 260 und später 212 ersetzt werden musste.
Servus, was mir grad noch einfällt, das weitverbreitete Gerücht, das in der Epoche 5 immer weniger Güterverkehr unterwegs ist, ist schlicht falsch. Allein letztes Jahr ist der Güterverkehr um rund 8% gestiegen.
zur Entladung von Kesselwagen kann ich nichts sagen. Aber Kds/Ucs wagen wurden mittels Druckluft und Schlauch in LKWs umgeladen. Die Druckluft wurde dabei auf dem LKW erzeugt (mit Kompressor). Ein sehr schönes Bild ist Beispilesweise in dem miba-Buch "Güterwagen, Band 2, Gedeckte Güterwagen, Sonderbauarten" (leider zurzeit scheinbar vergriffen) enthalten.
das sind 3.8x mehr Tonnen als 1950, und immerhin noch 1.5x mehr als 1970
Zitat von E 70.2Trotzdem ist der Güterverkehr bei der Bahn verglichen mit der Epoche 3 nur ein Bruchteil...
Die Antwort lautet am Beispiel der Schweiz: nein
Natürlich muss man dabei im Auge behalten, dass der Güterverkehr auf den Schienen sich klar vom Einzelwagen- oder sogar Stückgutverkehr auf den Kombinierten Verkehr verlagert hat. Aber die Rationalisierung war insofern nötig, als dass es heute möglich ist einen auf die Kundenbedürfnisse angepassten rationellen Güterverkehr anzubieten. Die Eidgenossen haben in vielen Abstimmungen immer wieder ihre Treue zur Bahn gezeigt und sich auch in verkehrspolitischen Abstimmungen zur Bahn bekannt (1987 Bahn 2000, 1992 NEAT, 1994 Alpeninitiative... ) Der Güterverkehr ist natürlich auf der Strasse im Vergleich zur Schiene um ein Vielfaches mehr gewachsen! Aber gerade im Transitverkehr hat die Schiene 2005 einen Anteil von 70% geschafft!
Mehr Zahlen gibt es beim Informationsdient für den öffentlichen Verkehr http://www.litra.ch
Gibt es solche Zahlen auch für Deutschland, Österreich... : Mich würde der Vergleich sehr Wunder nehmen!!!
Wenn man mit diesen Zahlen mal rechnet, dann kann man aus den Tonnen-Kilometern von 2005 (rund 11'300 Mio tkm) erst mal 11'300'000'000 tkm machen, und diese dann durch 90 t (für einen modernen Vierachser) teilen ==> 125'555'555 km und dann durch die Distanz Erde - Mond (384'000 km) teilen ==> 327x kommt man damit mit einem modernen Vierachser von der Erde zum Mond - oder man kann mit einem Zug von 327 Vierachsern von der Erde zum Mond fahren.
Zitat von silz_essen Ein Endbahnhof einer Stadt unter 100.000 Einwohnern wurde in den späten 1970er Jahren gar nicht mehr von der DB im Güterverkehr angefahren. Das machte auch damals schon der LKW.
Gruß Martin
Hallo!
Da hast Du Dich um mindestens 15 Jahre vertan. Das richtige Drama begann am 1.1.1994 und endete in einer Bahn, die lautstark eine LKW Maut forderte und gleichzeitig die Infrastruktur für den Einzelwagenverkehr vernichtete.