Schon recht früh wurden erste Fernbahnen in Deutschland gebaut. Die erste Fernbahn Leipzig - Dresden wurde ab 1839 betrieben. Dazu wurden dann auch Durchgangszüge mit entsprechenden Wagen gebaut. Auf diesen Teil möchte ich hier nicht eingehen. Da gibt es meines Wissens nach auch kaum Großserienmodelle. Daher nun ein Sprung an das Ende des 19. Jahrhunderts.
Die preußischen Staatseisenbahnen führten 1890 erstmal den Drehgestellwagentyp ein, der ab dann bei den deutschen Eisenbahnen als D-Zugwagen bekannt wurde. Diese Wagen kombinierten einen Seitengang mit Abteilen. Dieses Konzept wurde von Edmund Heusinger von Waldegg angeregt und zunächst in dreiachsigen Wagen realisiert.
Die Abteilwagen wurden zunächst nur für die Polsterklassen (1. und 2. Klasse) gebaut. Derartige Wagentypen wurden dann auch von anderen Länderbahnen gebaut. Bei diesen ersten Wagen waren die Aufbauten aus Holz, das von außen verblecht war. Die Rahmen der Wagen wurden durch ein Sprengwerk verstärkt. Die beiden Einstiege an den Wagenenden wurden zurückgesetzt. Die Übergänge sind durch Faltbälge geschützt. Die meisten Wagen wurden als vierachsige Wagen ausgeführt. Eine kleinere Anzahl bekam dreiachsige Drehgestelle. Diese wurden überwiegend für besondere Einsätze wie Speise-, Schlaf- oder Salonwagen verwendet, da die schwereren Drehgestelle eine bessere Laufruhe hatten.
Die einzelnen Länderbahnen haben diese Wagen mit besonderen Eigenheiten versehen.
Preußische Wagen
Die preußischen Wagen konnten an den Oberlichteraufsätzen erkannt werden.
Die Wagen liefen in der Regel auf preußischen Regeldrehgestellen. Ab 1909 wurde das Schwanenhalsdrehgestell entsprechend amerikanischem Vorbild beschafft.
Nach den Wagen mit Holzaufbau wurden ab 1912 dann bei der KEPD genietete Probewagen eingeführt, die dann ohne Sprengwerk auskommen konnten.
C4ü pr09, 018 005 Hmb, Heimatbahnhof Hamburg Altona, AW Neumünster, Unt Nms 14.10.52, 68 Plätze 3. Klasse, flaschengrün, Fleischmann 5683
BC4üw pr09, 014 798x Hmb, Heimatbahnhof Hamburg Altona, AW Neumünster, Unt Nms 5.11.52, 21 Plätze 2. Klasse und 32 Plätze 3. Klasse, flaschengrün, Fleischmann 5682
WLAB4ü pr01, 30247 DSG, Fleischmann 5634
WR4ü-pr04, DSG_P, 798 DSG, Fleischmann 5681
Pw4ü pr04; 0107 155 Hmb; 18.09.52; Hamburg-Altona / Hamburg / AW Neumünster; Gruppe 4; km/h 120; Packwagen Ladung 10,0 t, 30,40 qm; Fleischmann 5680
Wagen anderer Länderbahnen
Zunächst wurden in Sachsen und Bayern dreiachsige Wagen gebaut. Allerdings gingen auch diese Länder dann zum Bau von Drehgestellwagen über.
In Baden und Württemberg entstanden ebenso derartige Wagentypen. Je nach Länderbahngesellschaft hatten auch diese Wagen ein charakteristisches Aussehen. Bei den sächsischen Wagen fehlte beispielsweise die Überdachung der Einstiegstreppen.
Die badischen Wagen sind grundsätzlich noch wie die früheren preußischen Wagen gebaut.
AB4ü, 15 805 Sbr, Liliput L38481
12.04.56; Saarbrücken Hbf / AW Saarbrücken; Plätze 100 ; 22 / 24; Gruppe 05 +
B4üw, 19 781 Kar, Liliput L384701
Heimatbahnhof Karlsruhe Hbf, AW Karlsruhe, Gruppe 05, 12.4.56, Plätze 48
Pw4ü 107 891 Kar, Liliput L384901
12.04.56; Mannheim Hbf / AW Karlsruhe; Packwagen Ladung 10,0 t, 27,9 m2
Ab 1911 wurden die ersten D-Zugwagen von der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen gebaut. Wagen dieser Variante wurden bis 1918 hergestellt. Dieser Wagentyp war einer der ersten deutschen Schnellzugwagen, die in Stahlgerippebauweise gebaut wurden.
C4üe, 18 221 Stg, Heimatbahnhof Stuttgart Hbf, AW Cannstadt, Unt Ct 10.6.52, 72 Plätze 3. Klasse, Roco 45496
ABC4üe, 14 911 Stg, Heimatbahnhof Stuttgart Hbf, AW Cannstadt, Unt Ct 13.4.53, Roco 45495
C4üwe; 14 936x Stg; 31.07.54; Stuttgart / AW Opladen; Plätze 64; Roco 44538
Deklassierter Wagen
C4üw; 18 219 Stg; 31.07.54; Stuttgart / AW Opladen; Plätze 72; Roco 44536
Ihre Blütezeit erlebten die Württemberger Wagen bei der DRG in den 1920er und 1930er Jahren. Hier wurden die Fahrzeuge auch im internationalen Verkehr mit den Zielen wie Triest, Mailand, Zürich, Straßburg, Nancy, Paris oder Amsterdam eingesetzt.
Die meisten Wagen gelangten nach dem zweiten Weltkrieg zur DB. Dabei wurden die Wagen sogar noch in internationalen Zügen nach Zürich eingesetzt. Bei der DB wurden diese Wagen der Verwendungsgruppe 05 zugeteilt. Einer dieser Schnellzugwagen wird in Luxemburg noch als Museumswagen erhalten.
Die Vorbildbeschreibung der Württemberger D-Zugwagen basiert auf Beschreibungen der Firma Roco.
Echte eigene vierachsige Schnellzugpackwagen wurden in Württemberg nicht gebaut. Statt dessen wurden preußische Konstruktionen beschafft.
Pw3i wü20a, 117 142 Ffm, Roco 44543;
Gießen Hbf / Frankfurt / Kassel; Ladung 7,0 t, 24,4 m2
Diese Wagen wurden ab der DRG-Zeit auch außerhalb von Württemberg eingesetzt.
Preußische Stahlwagen
Nach den Wagen mit Stahlgerippe war der nächste Schritt der Bau von genieteten Stahlwagen bei denen die Wände ebenfalls aus Stahl hergestellt sind. Derartige Wagen wurden ab 1912 für die preußischen Staatsbahnen gebaut. Die Bauzeit dieser Wagen war bis 1921. Aufgrund der höheren Stabilität des Stahlaufbaus konnte das Sprengwerk unter dem Wagen entfallen. Fast 1000 Wagen der "Eisernen Bauart" wurden geliefert.
A4ü-15, 13 982 Ffm, Brawa 2446
19.12.56, Frankfurt (M) Hbf / AW Frankfurt, Sitzpätze 42
Die preußischen Wagen mit Holz- und Stahlaufbau bildeten die zahlenmäßig größte Gruppe an Wagen in der Zeit der Deutschen Reichsbahn (Gesellschaft) und der jungen DB. Daher waren solche Wagen sehr häufig in Zügen.
Interessant ist auch die Episode der dreiachsigen Drehgestelle. Preußische Wagenmodelle mit derartigen Drehgestellen hatte Fleischmann. Diese Drehgestelle waren schwerer und liefen ruhiger. Hauptsächlich Salonwagen, Speise- oder Schlafwagen wurden damit ausgerüstet.
Allerdings waren diese dreiachsigen Drehgestelle auch teuer und konnten sich daher bei den einfachen D-Zugwagen nicht durchsetzen.
Edit: C4ü pr09 korrekt eingetragen, Danke Mark!
Fotos zweier weiterer Württemberger Wagen eingestellt.