Zwei Probleme standen am Beginn dieses Projekts. Jeder kennt die Problematik schlecht erhaltener Blechwagen. Die Wagen gingen entweder durch rauhe Kinderhände, oder wurden über die Jahre hinweg falsch gelagert. „Schlieren“, also Unterrostungen des Lacks, sind besonders bei diesen Wagen der Serie 346 von Märklin ein Ärgernis. Das erfordert besondere Aufmerksamkeit beim Kauf über Onlineauktionshäuser. Sind doch die Schlieren auf Fotos oft nicht sichtbar – das liegt am Lichteinfall beim Fotografieren.
Andererseits war es bei Märklin über die Jahrzehnte Unsitte, meist keine kompletten Wagenserien anzubieten. Man braucht alte Märklin-Kataloge nur mit solchen bspw. von Roco oder Liliput vergleichen, wo meist alle Einzeltypen einer Serie aufgelegt wurden. Bei Märklin kamen oft sogar nur Einzelwagen auf den Markt – vor allem bei internationalen Vorbildern. Eine Unsitte, die u.a. auch bei Fleischmann verbreitet war. Am häufigsten fehlten die gemischtklassigen Wagen. Hier bietet es sich dann an, die fehlenden Varianten durch Umbau bzw. Umlackierung selbst zu erstellen.
Es gibt auch kommerzielle Anbieter aus Baden-Württemberg, die solche Wagen für den Weiterverkauf restaurieren und umlackieren. Allerdings entstehen dort überwiegend Phantasielackierungen – obwohl es sich bei den Wagen der Serie 346 ja um konkrete Modellnachbildungen auf dem damaligen Stand der Großserientechnik handelt. Die Preise sind für diese Wagen auch recht hoch angesetzt – was angesichts des Arbeitsaufwands nicht verwundert und auch gerechtfertigt ist, zumal der Anbieter damit ja auch noch Geld verdienen muß.
Für meinen Geschmack sind Phantasielackierungen eher weniger etwas, mich reizt da eher die Ergänzung der vorhandenen Serienmodelle durch die fehlenden Varianten. Außerdem spielte ich schon länger mit der Idee, Blechwagen umzulackieren. Davor waren bereits mit Straßenbahnmodellen sowie dem Umbau von Kunststoffwagen von Fleischmann Erfahrungen im Fahrzeugbau gesammelt worden. Ich entschied mich dann, mit den fehlenden Varianten der 346er Schürzenwagen in der blauen F-Zug-Lackierung zu beginnen. Hier brachte Märklin zwar einen Wagen jeweils 1. und 2. Klasse heraus, jedoch fehlte der gemischtklassige Wagen ebenso wie der Packwagen.
Sofern die benötigten Sependerwagen noch nicht vorhanden sind, steht die Beschaffung an. Leider werden für diese Wagen oft nach wie vor Preise aus allseits bekannten „Preiskatalogen“ aufgerufen, die mit der Realtität wenig zu tun haben. Sogar dann, wenn sich das Modell in einem schlechten Zustand befindet. Diese „Sammlerpreise“ sind ein echtes Ärgernis für alle, die sich mit älterem Märklin-Material befassen. Auf Ebay wird man dann meist in Auktionen fündig. Man sollte beim Kauf unbedingt darauf achten, daß trotz schlechten Lackzustands noch alles dran ist - also keine Trittstufen abgebrochen sind oder Teile fehlen. EIne weit verbreitete Krankheit bei diesen Wagen sind auch fehlende Halteklammern an den Dächern. Notfalls einfach beim Verkäufer nachfragen.
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Als erster Arbeitsschritt steht die Zerlegung der Wagen an. Drehgestelle werden demontiert und in ihre Einzelteile zerlegt. Diese werden dann grundgereinigt. Die Radsätze können instandgesetzt und weiterverwendet werden, wenn sie nicht ausgeschlagen sind und noch rund laufen. Schmutz, Rost und Oxidationsschichten lassen sich mit den Glasfaserradierer entfernen. Bei schlecht erhaltenen Radsätzen empfiehlt sich ein Tausch. Fündig wird der preisbewußte Modellbahner bei Tomschke. Dazu aber später mehr. Jetzt geht es an die Zerlegung der Wagenkästen. Zunächst werden die Faltenbälge demontiert, um sie separat aufzuarbeiten.
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Dann entfernt man die Fensterscheiben und löst den Wagenkasten vom Wagenboden. Hierfür sind die Laschen am Wagenboden nach oben zu biegen. Insgesamt sind zehn Laschen aufzubiegen. Dann kann man den Wagenkasten vorsichtig vom Wagenboden abziehen. Beim Aufbiegen der Laschen bitte mit Vorsicht arbeiten – nur soweit wie unbedingt nötig biegen. Auf dem Bild sieht man einen Wagen in ordentlichem Zustand, bei dem das Drehgestell lediglich zu Demonstrationszwecken demontiert wurde. Es gibt bei diesen Wagen zwei Varianten der Drehgestellbesestigung - beim Wagen auf dem BIld mit einer Zylineransatzschraube, die zweite Variante mit einem Sprengring.
Als nächster Arbeitsschritt steht das komplette Entlacken der Dächer, Wagenkästen und Wagenböden an. Ich habe hierfür Nitroverdünnung genommen. Der Außenlack löste sich je nach Wagen teilweise recht gut, zeigte sich teilweise aber hartnäckig. Als besonders hartnäckig erwies sich hierbei jedoch der Innenlack. Nach dem Entlacken ist man aber längst nicht fertig, handelt es sich bei den berüchtigten Schlieren doch um Rostspuren, die man beseitigen muß. Ich habe sowohl mit Schleifpapier feiner Körnung, als auch mit Dremel-Drahtbürsten gearbeitet. Vor allem der Sitzwagen erforderte wegen seiner vielen Schlieren einen erhöhten Bearbeitungsaufwand. Ich habe meinen Wagen dann noch etwas „Ruhezeit“ – einige Tage – „gegönnt“. Grund: es können Stellen nachrosten, die man dann nochmls nachbearbeiten muß.
Das Ergebnis konnte sich dann sehen lassen, Rohlinge in einem mehr oder weniger neuen Zustand.
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Zum Entlacken wäre evtl. auch Sandstrahlen sinnvoll – allerdings verfüge ich nicht über die entsprechende Ausrüstung. Vielleicht findet sich ja ein Forumsmitglied, das hier den Interessierten weiterhelfen könnte.
Die Teile gingen nun zum Lackieren. Weiter geht es dann im zweiten Teil des Umbauberichts.
Gruß
Florian