Moin Kollegen,
zur weiteren Recherche habe ich herausgefunden, daß der Bahnsteig im vorderen Teil zum Prellbock hin überdacht war.
Für eine eiserne Strebenkonstruktion ähnlich wie in Plön oder früher auch in Eutin, gab es am Strandbahnhof keine Rechtfertigung, zu dem sollte ein Material verwendet werden was niedrige Kosten und der salzhaltigen Luft bei Sturm bestehen konnte, Eisen und Stahl schied deshalb aus, übrig blieb Holz.
Für rein hölzerne Bahnsteigbedachungen aus der Preußenzeit fielen mit nur drei Bahnhöfe in Norddeutschland ein, die solche Bahnsteigbedachungen noch nutzten, Allesamt sind es Stationen der Hamburger S-Bahn:
- Bahnhof Othmarschen
- Bahnhof Bahrenfeld
- Bahnhof Rothenburgsort
Von letzterem stammte das Foto.

Bahnhof Rothenburgsort Linie S 2 bzw. S 21
Links neben dem heutigen Bahnsteig, wo sich jetzt ein Gebäude befindet, befand sich bis in die 1960er Jahre ein weiterer Bahnsteig der Hamburger Hochbahn AG.
Im Zuge der Trümmerbeseitigung nach dem Krieg, wurde die alte Hochbahntrasse abgebrochen und rückgebaut und die durch den Feuersturm 1944 verformten Viadukte nicht wieder aufgebaut.
Die von der DB AG frisch sanierte Bahnsteigbedachung stammte noch aus der Kaiserzeit. Sie läßt sich somit als Studienbeispiel aber auch zum Nachbau verwenden.
Über die damals verwendete Bemalung ließe sich dann streiten, da habe ich dann bestimmt viele künstlerische Freiheiten?
@ Thomas,
Der Ort ist kein Geheimnis, "eingefleischte" LBE Kenner wissen es wohl längst, daß ich mich mit dem Travemünder Strandbahnhof, vor dessen Umbau und Erweiterung im Jahr 1912/13 beschäftige.
Als im Jahr 1883 die Bahnstrecke um nur etwa 800 m zum Strandbahnof verlängert wurde, mußte eine Wassernahmemöglichkeit geschaffen werden, der Strandbahnhof lag außerhalb der maximalen Reichweite der Speisewasserbefüllung von Lübeck aus.
Eine Meerwasserentsalzungsanlage wird erst rentabel, wenn große Mengen an Salz gewonnen werden.
In Sidepfannen wird das Meerwasser gekocht und der aufsteigende Wasserdampf als Destilat aufgefangen.
Als Nebenprodukt fällt Salz an.
Zum Betrieb wird aber Kohle in großen Mengen benötigt.
Ein Brunnen in Strandnähe böte die Gefahr auf Salzwasser zu stoßen.
Es sollte eine preiswerte Lösung her.
Man erwägte auch den Einsatz von Hilfstendern oder Wasserzügen aus Lübeck, betrieblich gesehen zu teuer.
Die preiswerteste Lösung war ein Regenauffangbecken, dieses mußte aber relativ großflächig sein, durfte aber auch nicht zu groß ausfallen, um der natürlichen Verdunstung entgegenzuwirken.
Man entschied sich für ein Wasserbecken mit Saugstellenschächten im Bahnhofsbereich.
Lokomotiven konnten dann mit Hilfe der Injektorpumpe sich ihr eigenes Speisewasser abpumpen.
Zunächst entwidmete nur die einheimische Bevölkerung, später auch aus Lübeck anreisende Gäste, das Wasserbecken als Badeanstalt.
Die LBE duldete dies in der ersten Zeit, sah dann aber eine zusätzliche Einnahmequelle und stellte Schwimmeister ein, durch die eingesammelten Eintrittsgelder konnten dann Brunnenbohrungen vorgenommen werden, was auch der Verbesserung der Wasserqualität diente, der sich häufig verändernde Wasserstand mußte von den Badegästen aber akzeptiert werden. Ein Tiefbrunnen versorgte das Wasserbecken nun kontinuierlich mit Speisewasser, welches mit einem Windmotor = Windrad mit Pumpe gefördert wurde.
Die Lokomotivreichweite wird an zwei Faktoren gemessen:
- Wie lange reicht der Brennstoffvorrat?
- Wie lange reicht das Speisewasser?
Natürlich gibt es immer eine "eiserne" Reserve, diese darf möglichst nie angegriffen werden.
Nicht jede Bahnstation braucht deshalb auch Einrichtungen
zur Versorgung von Lokomotiven.
Mal eben irgendwo einen Wasserbehälter hinzustellen geht auch nicht so einfach, denn dieser muß auch mit Wasser versorgt werden.
In der Epoche I gab es nur wenige Möglichkeiten, Wasser zu fördern.
Natürlich mit einer Pumpe aber wie wird diese angetrieben?
Mit Windkraft, Dampfkraft oder Elektrzität?
Können wo möglich natürliche Quellen genutzt werden?
Langt die Neigung der Zuleitung auf auf große Entfernungen aus Wasserbehälter oder Wasserbecken zu füllen?
Alles das muß vor dem Bau einer Eisenbahn evaluiert und erschlossen werden, ggfs. später auch noch gebaut werden.
Das heutige Namibia war zur Kaiserzeit das Terretorium der Deutsch Süd-West Afrikanischen Kolonie.
Dort gibt es einen schmalen bewohnbaren Küstenstreifen mit einer von Nord nach Süd etwa 150 Km breiten Sandwüste and daran sich anfügenden Steppen- und Graslandschaft bishin zu einem Gebirge an dessen westlicher Seite gutes Farmland vorhanden ist.
Die deutschen Eisenbahningenieure hatte damit verschiedene Erschließungsprobleme.
In Küstennähe und Hafennähe gab es nicht genügend Speisewasser für Loks.
Das wenige Trinkwasser reichte zur Lokomotivversorgung nicht aus.
Ergiebige Brunnenanlagen gab es erst in etwa 300 bis 400 Km Entfernung zur Küste.
Man erwägte die Einschiffung von Speisewasser aus dem über 1000 Km entfernten Kapstadt, die Kosten pro Qubikmeter hätten sich damals schon auf satte 4000 RM belaufen, mit einer Meerwasserentsalzungsanlage auf gerade Mal die Hälfte, was man auch letzlich machte.
In Travemünde wurde der Aufbau einer Meerwasserentsalzung sogleich verworfen, keinem Seebadegast wäre es zuzumuten gewesen an Kohlehalden entlangflanieren zu sollen, um vom Bahnhof zum Hotel in Strandnähe zu gelangen.
Über die Umwelt machte man sich damals eher keine besonderen Gedanken und Sorgen, doch man fuhr ins Seebad, um sich von industriellen Städten zu erholen.