Guten Tag, die Herren!
Wer sich für die Epochen I & II erwärmt, stellt recht schnell fest, daß das Angebot (verglichen mit den Epochen III und IV) recht dünn ist. Im Grunde gilt immer noch die Regel der Umsetzbarkeit aus den 80ern: Hat ein Vorbild die Epoche III der DB lebend erreicht, besteht eine gute Chance auf ein H0-Modell, welches dann auch in DRG- und Länderbahnlackierung erscheinen kann.
Entsprechend modern ist dann das Fahrzeugangebot. Späte Länderbahnloks, die meisten preußischen Heißdampfer wie S 10, P 6, P 8, P 10, G 8, G 10, G 12 und auch T 8 bis 18 gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Natürlich kann man damit schon eine Länderbahnanlage ausstatten. Aber, für die Generation Schneeflocke übersetzt, wäre das dann eine Gegenwartsanlage, auf der nur Schienenfahrzeuge ab Baujahr 2005 fahren. Nun hat sich die Situation in den letzten Jahren etwas gebessert, nicht zuletzt Dank Brawa gibt es inzwischen auch eine Reihe Naßdampfloks.
Und damit bin ich schon beim Thema, den preußischen Naßdampfloks bzw. Modelle nach Vorbildern, welche vor 1900 gebaut wurden. Mit dem Thema habe ich mich schon seit 2000 befaßt, allerdings war damals das Thema noch ein reines Kleinseriengebiet. Mein Interesse kam auch daher, daß ich mir zu dieser Zeit bestimmte Fahrzeuge nicht mehr ansehen konnte. „Moralisch verschlissen“ trifft es ganz gut, in jeder Zeitschrift, auf jeder Ausstellung die übliche P 8 oder G 8 von GFN; von DB V 200 und Konsorten mag ich gar nicht erst anfangen.
Zu der Zeit trennte ich mich dann von fast allen Dampfern und fuhr zuhause nur noch elektrisch, einzig eine S 10.1 und eine G 10 überlebten die Säuberungsaktion. So konsequent blieb ich aber nicht. Interessant finde ich derzeit Loks mit tiefliegenden Kesseln und Naßdampf ab 1885, also Normal- und Verbund-Lokomotiven. Natürlich ist das wieder ein typisches Randgruppenthema mit all seinen Problemen. Dazu kommt noch, daß die Qualität der Kleinserienbausätze von M&F sowie Model Loco (wie ich hier erfahren mußte) viel Raum für Kreativität läßt.
Interessant wurde es, als Piko die G 7.1 als Hobby-Version auf den Markt brachte. Ich war sehr angetan von dem Modell, andere bemängelten die fehlende Heusinger-Steuerung oder den nackten Kessel und erkundigten sich nach Weinert-Teilen zum Nachrüsten. Oder sie überlegten, das Gehäuse der alten G 8.1 (Sind ja beide in der BR 55 eingeordnet!) aufzusetzen, etc, pp.
Zweifellos hat die G 7.1 von Piko eine Reihe von kritikwürdigen Punkten:
Der Kessel hat für die Krawallfraktion einen Betonsockel, die Lokräder sind wegen der AC-Bahner geradezu winzig ausgeführt (1050 statt 1350 mm), verschiedene Bauteile sind erst als Knospen zu erahnen, Esse und Dampfdom sind wegen der Kinderhände zu massiv ausgeführt.
Dem gegenüber stehen einige echte Vorzüge:
Der Achsstand der Lok stimmt, weil die Räder zu klein ausgeführt wurden (Nicht wie bei M&F, wo trotz RP25 der Achsstand viel zu groß ist), die Hauptabmessungen stimmen auch, der Tenderantrieb ist gut gelungen, bietet gute Fahreigenschaften und öffnet Horizonte für weitere Umbauten.
Ich habe mich ziemlich schnell mit der G 7.1 angefreundet, nicht nur weil ich das Potential der Maschine erkannt habe, sondern auch weil ich im Rahmen meiner handwerklichen Möglichkeiten zu vorzeigbaren Ergebnissen kommen kann.
Das Ziel war also, mit überschaubarem Aufwand und der Verwendung anderer Teile um die G 7.1 und den Triebtender 3T12 einen variantenreichen Fahrzeugbestand zu schaffen. Nicht alles ist gelungen, aber das mag der Leser dann beurteilen. Alle Maschinen haben RP25, Decoder und sind ohne Kurzkupplungskulissen unterwegs.