Liebe Glaskastenfans,
ich finde dieses Maschinchen der BR 98.3 sehr "schnuckelig" - hab' da so 'ne Meise: Ich mag gern sehr große Loks (45, E 50, V 300 und V 320), aber auch sehr kleine (Köf II, Köf III - und eben den Glaskasten).
Vor einem guten Jahr konnte ich aus einer Erbschaft einen nagelneuen, nie gelaufenen analogen Glaskasten 3387 erwerben. Der Umbau von Märklin analog auf Märklin digital erschien mir eher trivial - aus derselben Erbschaft hatte ich eine analoge Fleischmann-65 018 erworben (als Zweileiter-/DC-Variante) und erfolgreich umgebaut.
Aber wie sagt schon der Lateiner: Errare humanum est . Der Umbau gestaltete sich deutlich kitzliger als ich dachte - meine Hochachtung vor den Stummis, die diesen Winzling sogar mit Sound ausgestattet haben ist nochmals gestiegen.
Vor allem aber habe ich einiges falsch gemacht - oder zumindest falsch angefangen. Ich möchte hier darüber berichten - vielleicht hilft es dem einen oder anderen von Euch, der auch mal einen Glaskasten "mal eben" digitalisieren möchte.
Fehler 1:
Einige Zeit nach dem Erwerb der Lok habe ich sie zerlegt, um einen Überblick über das Innenleben zu bekommen - und natürlich über die zum Umbau benötigten Teile. Also Gehäuse abgenommen, Gewicht abgenommen, Elektronik freigelegt. Einige Fotos gemacht - und die Lok dann zerlegt in den Schrank gelegt.
Was nicht geplant war: Es hat ein Dreiviertel Jahr gedauert, bis ich mit dem Umbau angefangen habe (heute fertig geworden :)). Und ich musste feststellen, dass ich mich erst mal wieder reinfuchsen musste: Was gehört wohin? Wo ist Masse, wo ist Fahrstrom? Märklin hat genialerweise hier nicht die üblichen Kabelfarben Braun und Rot verwendet, sondern - kein Witz - 2x schwarz . Was sagt Ihr - "du hast doch die Fotos"? Prinzipiell richtig. Allerdings war mir zwischenzeitlich die Speicherkarte verreckt - weder die Kamera noch mein PC konnten sie mehr lesen. Nur Formatieren half - aber damit waren natürlich alle Fotos weg.
Lehre für die Zukunft: Keine Loks zerlegt weglegen. Entweder sofort umbauen - oder wieder komplett zusammenbauen ...
Fehler 2:
Automatisch und ohne großes Nachdenken habe ich zwei benötigte Teile als gesetzt angesehen: Einen ESU LoPi (den ich für all meine Umbauten verwende) - und Digitalbirnchen.
Und diese Teile habe ich dann auch beschafft. Und die Birnchen eingebaut. Erste große Fummelei: Es handelt sich um die Birnen 610080 mit den zwei Drahtfüßchen. Und die Anschlusskabel sind direkt an die Füßchen angelötet. Aber was soll's - wat mutt, dat mutt ...
Leider stellte ich dann fest, dass ein LoPi eigentlich ganz schön groß ist. Und zwar eigentlich ZU groß für dieses Maschinchen - jedenfalls wenn man nicht am Gewicht fräsen will. Was ich nicht wollte. Also LoPi weggelegt für andere Anwendungen. Und einen Kühn N025 beschafft (hier also "Lehrgeld" wörtlich ). Einen solchen habe ich vor Jahren bereits in mein Köf III von Roco eingebaut. Der Kühn passt nun super. Ja, ein LoPi Micro hätt's auch getan - ich brauche aber nur f0 für das Spitzenlicht, und der Winz-LoPi ist teurer.
Kühn-BA studiert. Und was steht da drin?
"Ist die Leuchtstärke der Glühbirnchen durch die Digitalspannung zu hoch, können Sie diese durch Dimmen verringern" ...
Super, wozu habe ich die Digitalbirnen dann gekauft und reingefummelt? Aber es kam noch schlimmer: Die Birnchen funzelten nur so - vor allem vorn, wo ein deutlich längerer Lichtleiter sitzt.
Immerhin sagt die Kühn-BA auch:
"Um Zusatzeinrichtungen (z. B. Dampfgenerator) mit voller Leistung anzuschließen, wird eine positive Versorgung für die Funktionsausgänge (entspricht blauem Draht bei H0-Decodern) benötigt. Diese kann mittels zweier Dioden ... erzeugt werden".
OK, OK. Also in dem Zwerg noch zwei Dioden einbauen. Hätt ich mal die Originalbirnchen 610040 gelassen ...
Lehre für die Zukunft: Einbauraum für Decoder genau prüfen, Birnentausch nicht mehr automatisch als gesetzt betrachten ...
Fehler 3:
Wohin nun mit dem Decoder? Da bietet sich die Oberseite des Motors an. Geeignet erschien mir, den Decoder hinten so einzubauen, dass die Kabel nach vorn weisen. Mit dem üblichen Doppelklebeband befestigt, Kabel verlegt und angeschlossen. Dioden eingebaut.
Ein Tipp, falls jemand auch den Kühn verwenden und den Diodentrick nutzen möchte: Die Lok hat ab Werk bereits zwei Dioden eingebaut für den Lichtwechsel. Die kann man durchaus recyceln - und sie lassen sich sogar in der Metallplatte verwenden, in die sie eingelötet sind (ich weiß allerdings die Polarität nicht mehr - das müsstet Ihr prüfen). Die Platte hält die Dioden sicher am Platz und ist dann der Anschluss für das blaue Kabel.
Lok fährt und leuchtet :). Also Gewicht aufgesetzt - geht etwas schwer. Gehäuse aufgesetzt - geht auch nur mit Nachdruck. Lok auf's Gleis. Licht leuchtet - Lok fährt NICHT. Brummt nur. Sch...
Was war passiert?
Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass ich den verd... Decoder falsch herum eingebaut hatte! Durch die Einbaulage liefen die Kabel beidseits am Motor herunter - und zwar natürlich in der vorderen Hälfte des Motors. In diesem Bereich lässt das Gewicht aber keinen Platz für Kabel . Diese werden dadurch zwischen Motor und Gewicht eingeklemmt - und sorgen so dafür, dass sich letztlich das Gehäuse nicht vernünftig aufsetzen lässt. Und hindert den Motor am Arbeiten. Dachte ich zumindest .
Was tun? Zuerst dachte ich, ich müsste doch am Gewicht fräsen, um Platz für die Kabel zu schaffen. Doch dann stellt ich fest, dass das Gewicht sogar Platz für Kabel "eingebaut" hat. Nur leider hinten am Motor - also neben dem Decoder, nicht neben den Kabeln. Siehe roter Rahmen:
Und die Decoderkabel hatte ich natürlich passend zugeschnitten (vor allem das weiße für das vordere Licht), sodass ein Umdrehen des Decoders nicht ging. Zumal ich den ja aufgeklebt hatte. Immerhin ist neben dem Decoder genug Platz im Gewicht. Und ich hatte wohlweislich die Kabel nicht auf Mindestlängen zugeschnitten. Dadurch war es möglich, die Kabel doch neben dem Decoder nach hinten zu ziehen und erst neben dem Decoder - in der Aussparung des Gewichts - nach unten. Die beiden roten (von Decoder und Diode) hab ich vor den Motor legen können, sodass sie das Gewicht nicht behinderten.
Gewicht aufgesetzt - passt ja super . Gehäuse drauf - passt auch super. Lok aufs Gleis. Hurra, sie fährt. Aber merkwürdig zäh, wie mit angezogener Handbremse. Was ist denn nun noch?!
Fehler 4:
Nun kommt der eigentliche Klopper ...
Gehäuse ab, Gewicht ab. Motor an der Schwungmasse von Hand gedreht. Immer noch zäh. Da wird doch nicht ... !?
Doch! Der Motor ist oben offen, man sieht den schräg genuteten Anker. Der ragt allerdings nicht über den Stator hinaus - davon hatte ich mich vor dem Aufkleben des Decoders überzeugt. Trotzdem hatte der Anker Kontakt zum Klebeband aufgenommen und in einem kleinen Bereich die klebende Deckschicht des Klebebands abgefräst. Diese Partikel klebten nun auf dem Anker - und ließen den Motor nur zäh drehen ...
Also Decoder mühsam - hatte das gute Tesa-Doppelklebeband verwendet - wieder abgenommen und mit Klebeband nun in zwei Streifen links und rechts der Statoröffnung wieder aufgeklebt. Die Partikel auf dem Anker ließen sich zum Glück mit der Pinzette abzupfen.
Hier sieht man die Öffnung des Motors mit den neuen Klebestreifen. Und es ist auch ersichtlich, dass der Decoder besser rechts zu passen scheint - da ist der Motor nicht mehr offen.
Decoder wieder aufgeklebt, Kabel nach rechts verschoben. Unten sieht man die beiden Dioden mit dem blauen Anschluss.
Lehre für die Zukunft: Möglichst keine offenen Motoren mehr verwenden ...
Und nun: Ende gut, alles gut. Das Schätzchen läuft sehr gut. Wermutstropfen allerdings: Das vordere Licht ist immer noch deutlich funzeliger als das hintere - trotz Diodentrick.
Gruß,
Rainer