Zitat
Zur Preußenzeit liefen die meisten Wagen ohne seitliches Hoheitszeichen oder Falls doch eine die Königskrone und der Adler vorhanden Waren dann aber ohne Schriftzug der Bahngesellschaft.
Von 1897 bis zum Ende des ersten Weltkrieges hieß die Staatsbahn K.P.u.G.H.St.E., danach bis 1920 P.St.B oder die Fahrzeuge trugen noch die früher, vor der Verstaatlichung üblichen seitlichen Hoheitszeichen.
Während der Preußenzeit war Frankfurt eine preußische Stadt im Großherzoglich Hessen Nassauer Staatsgebiet.
Seit 1897 war die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staatseisenbahn kurz K.P.u.G.H.St.E die Staatsbahn dieser Region, bis sie mit Ende des ersten Weltkrieges in die Preußische Staatsbahn überging.
Der Direktionssitz war damals noch in Darmstadt/Hessen.
Moin Ingo,
Das oben gesagte stimmt allenfalls näherungsweise, mit Blick aus den USA ist die deutsche Kleinstaaterei aber auch verwirrend:
1. Die Abkürzung K.P.u.G.H. ((Königlich preußische und großherzoglich hessische Eisenbahn-Verwaltung) galt nur für die 1897 geschaffene, gemeinschaftliche preußisch-hessische Direktion MAINZ (zu der auch der großherzoglich hessische Landesteil Starkenburg mit der Landeshauptstadt Darmstadt gehörte). Die Direktion Mainz umfasste (etwa) das heutige Rheinhessen (gehört heute zu Rheinland-Pfalz) mit der heutigen Landeshauptstadt und damaligem Direktionssitz Mainz, Hessen südlich des Mains (Starkenburg) und einige Gebiete im Rheingau mit der (heutigen) hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden (sic!), NICHT aber Frankfurt und die gebiete nördlich davon. NUR diese preußisch-hessische Direktion Mainz führte das Doppelwappen (preußischer Adler und hessischer Löwe).
2. Die Abkürzung K.P.E.V. findet sich auf Personenwagen der übrigen 20 preußischen Direktionen von Königsberg im Nordosten bis Saarbrücken im Südwesten. Personenwagen trugen IMMER ein Wappen mit Krone, Adler (Mainz: Doppelwappen) und dem Schriftzug K.P.E.V. (Mainz: K.P.u.G.H)
Ein paar Beispiele (aus dem Konrad, hier nur zu Veranschaulichungszwecken)
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C 3 Erfurt 1132 nach MBl I 19 von 1896
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D3 Danzig 2744 nach MBl Ib 11 von 1904
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Hier mal ein Stadtbahnwagen (der ist älter als die Märklin-Modelle)
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Und - last but not least - einer aus der Gemeinschaftdirektion Mainz mit Doppelwappen: AB3 Mainz 430 nach MBl I 10 von 1891
Alle mit Wappen, der Schriftzug befindet sich in der Fahne unterhalb des Wappenschildes.
3. Historische hessische Fürstentümer (nur die größeren, etwa 1815-1946):
- Herzogtum Nassau, Hauptstadt Wiesbaden, 1866 preußisch, 1946 Bundesland Hessen,
- Großherzogtum Hessen Darmstadt, Hauptstadt Darmstadt, nie preußisch, 1946 größtenteils im Bundesland Hessen aufgegangen, außer Rheinhessen, das kam zu Rheinland-Pfalz (französische Zone),
- Kurfürstentum Hessen-Kassel, 1866 preußisch, 1946 Bundesland Hessen,
- Freie und Reichsstadt Frankfurt am Main, 1866 preußisch, 1946 Bundesland Hessen.
4. Frankfurt am Main war nie vom Großherzogtum Hessen-Darmstadt umschlossen. Es trifft zwar zu, dass der Hessen-Darmstädtische Landesteil Oberhessen (etwa die Wetterau und Gießen) nördlich an Ffm angrenzen. Aber sowohl im Westen (ehemaliges Herzogtum Nassau) als auch im Osten (Hanau, Bebra Fulda, vormals zu Hessen-Kassel) grenzen Landstriche an Ffm, die gleichfalls 1866 preußisch geworden waren.
5. Die Direktion Frankfurt am Main gab es durchgehend NEBEN der Direktion Mainz (und Kassel weiter nördlich). Gelegentlich wurden die Direktiongrenzen mal verschoben, insbesondere nach dem 2. WK. In den 1970ern wurden die Direktionen Mainz und Kassel aufgehoben, ein erheblicher Teil ihrer Strecken ging auf die Direktion Frankfurt über.
Alle Klarheiten beseitigt? Zugegeben, die hessischen Lande wurden in den letzten 150 Jahren kräftig durcheinander gewirbelt. Und bei der Bahn nochmal wieder anders...
Beste Grüße
Mark
der seit 28 Jahren (mit Unterbrechungen) in unterschiedlichen hessischen Städtchen und Städten wohnt, seit einiger Zeit kurz hinter der Frankfurter Stadtgrenze.