Hallo Forum,
dies ist die Geschichte einer großen Liebe zur Eisenbahn . OK, OK, bin nicht der einzige mit diesem Faible ...
Wann diese Liebe genau begann, weiß ich nicht mehr. Der Start der "praktischen Anwendung" dieser Liebe war wohl Weihnachten 1967.
Ich hatte in der Adventszeit einen Spielwaren-Prospekt in die Finger bekommen. Da waren schöne Züge abgebildet - von Fleischmann, Märklin und Trix (letztere hatten damals noch nix miteinander am Hut). Wenn ich mich richtig erinnere, gefiel mir der Zug von Fleischmann am besten; also schrieb ich ihn auf meinen Wunschzettel.
Mein Vater ging zu Spielwaren Roskothen in der Essener Innenstadt (diese Firma ist leider längst Geschichte) und ließ sich beraten. Als Resulat dieser Beratung bekam ich zu Weihnachten eine Zugpackung geschenkt - Märklin 3203 . Eine Dampflok BR 24, je ein Bananenwagen, Niederbordwagen und Esso-Kesselwagen, dazu 12 gebogene Gleise 5100 (R1) und zwei gerade Gleise. Um das ganze zum Laufen zu bringen, bekam ich als Dreingabe noch den 16 VA-Trafo, bei dem man zum Umschalten auf das hintere Ende des roten Drehknopfs drücken musste.
Danach gab es etliche Jahre erst mal Teppichbahn im Kinderzimmer. Der Fundus wuchs - ein zweiter Trafo, Schienen, Weichen. Eine BR 89 (3000), der Vorläufer der "KLVM" (3029), eine BR 23 (3005). Letztere hatten mein Bruder und ich uns "je zur Hälfte" (incl. bildlicher Darstellung im Wunschzettel) zu Weihnachten gewünscht - und zwar 1971. Das war das Jahr, in dem diese vollwertige Version der BR 23 wieder ins Märklin-Programm zurückgekehrt war - vorher hatte es einige Zeit nur die abgespeckte 3097 gegeben, bei der u. a. die Hälfte der Heusinger-Steuerung fehlte (sie hatte nur Treib- und Kuppelstangen wie die BR 89). Es kam, wie es kommen musste: Mein Vater ließ sich eine 3097 andrehen - in einer auf 3005 umgenummerten Verpackung . Zum Glück konnte er sie problemlos untauschen ...
Irgendwann - wieder zu Weihnachten - kam die E 63 (3001) dazu. Auch die hat ihre besondere Geschichte: In dem Jahr sollten wir in der Schule im Rahmen einer Deutscharbeit einen Weihnachtswunsch beschreiben. Ich beschrieb die E 63 - und bekam für diese Arbeit eine 1 !
Mit unserer Teppichbahn konnten mein Bruder und ich im Laufe der Zeit richtig "Betrieb machen". Highlight aus dieser Zeit: Der eine von uns bestellte Güter mit einer Morseanlage aus dem KOSMOS-Elektromann, die der andere dann per Güterzug lieferte :).
Als wir Jungs größer wurden, durften wir eine "richtige" Modellbahn auf dem Dachboden bauen - in U-Form, und erstmals mit Oberleitung (zunächst der von Märklin mit den aus Blech ausgestanzten Fahrdrähten; später schon der Einstieg in Sommerfeldt). Daran wurde jahrelang gebastelt, etwa bis zum Ende der Schulzeit.
Nach dem Abitur lag die Moba erstmal brach - zu viel anderes um die Ohren: Bundeswehr, Studium, Frau für's Leben finden ...
1990 haben die Frau für's Leben und ich unser Häuschen gekauft - mit einem schönen großen Kellerraum, der mich sofort wieder von der Modellbahn träumen ließ. Im selben Jahr starb mein Vater, und ein Jahr später hat meine Mutter mein Elternhaus verkauft. Also war erstmal wochenlang "Moba aus Dachboden ausbauen" angesagt.
Bald darauf begann auch die Planung der neuen Anlage. Das "Gerüst" stand relativ schnell. Als Bestandteile der Anlage sollten entstehen
- Ein Kopfbahnhof mit Güterabfertigung
- Ein Dampflok-Betriebswerk mit Drehscheibe und Ringlokschuppen
- Eine lange, zweigleisige Paradestrecke
- Und last, not least natürlich ein Schattenbahnhof.
- Das ganze sollte digital betrieben werden.
Nicht unwichtige Randbedingung: Spielen sollte das ganze in Ep. III. Die ersten Loks waren sowieso aus dieser Zeit (alle bisher genannten). Inzwischen waren auch einige Loks mit Computernummer hinzugekommen - 103, 104, 110, 194, 216 und 260. Es lag also nahe, exakt für 1968 zu planen - das Jahr, in dem die Computernummern eingeführt wurden. Seitdem achte ich bei den Triebfahrzeugen, die ich beschaffe, sehr genau auf deren Lebenszeit: Alle meine Loks und Triebwagen müssen "in echt" das Jahr 1960 noch erlebt haben, und die jeweilige Baureihe muss spätestens 1968 in Dienst gestellt worden sein. Also 103 ja, aber nur Vorserie (mit einer Reihe Lüftungsgitter), 151 nein; 216 ja, 218 nein; und auch keine 59.0, obwohl ich diese Sechskuppler schon faszinierend finde.
Nachdem die Planung recht konkret geworden war, wurde eine Stellprobe vorgenommen:
Die Gleise und die Brücke rechts an der Wand symbolisierten bereits die Paradestrecke.
Nun ging's an die Planung des Unterbaus. Ich hatte einen ausgezeichneten Draht zum Konstruktionsleiter meiner Firma und sprach diesen daher bezüglich einiger statischer Fragen an. Und der Kollege war so angetan, dass er mir anbot, die Statik für mich zu berechnen - wozu ich natürlich nicht nein sagte. Seine erste Empfehlung war: Nehmen Sie kein Holz für den Unterbau, nehmen Sie - Aluminium !
Hier ist die Berechnung unseres Konstruktionsleiters, die ich im Original bis heute aufbewahrt habe:
Als Ergebnis bekam ich die Empfehlung, Alu-Vierkantrohr 100 x 40 x 3 (alle Angaben in mm) zu verwenden. Ich habe natürlich erst mal kräftig geschluckt - aber als sich herausstellte, dass das ganze durchaus bezahlbar war, stand mein Entschluss fest. Und ich habe bis heute nicht bereut, Alu verwendet zu haben - und bin dem Kollegen sehr dankbar.
An dieser Stelle ein Wort zu den Fotos, die ich hier einbaue: Ich habe den Bau meiner Anlage akribisch dokumentiert - in Form von Papierbildern 9 x 13 cm. (Fast) alles, was ich aus dieser Zeit zeige, ist eingescannt - die neu erstellten Digitalfotos erkennt ihr an der besseren Qualität (und am Datumsstempel).
Aber weiter im Text. Die Planung für den Unterbau sah folgendermaßen aus:
Und natürlich war auch ein detaillierter Gleisplan erforderlich, den ich "zu Fuß" mit der Märklin-Schablone erstellt habe:
Wie Ihr seht, alles in Bleistift - nicht so besonders gut zu erkennen.
Die Anlage wird mit Win DigiPet gesteuert - und auf dem Gleisplan aus der Software ist mehr zu erkennen:
Sogar schon die ersten Änderungen: Ganz unten die beiden grünen Striche links und rechts deuten an, dass ich an diesen Stellen noch Schutzweichen eingebaut habe.
Jetzt geh ich erstmal Abendbrot essen.
Fortsetzung folgt!
Gruß,
Rainer