RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#1 von Langsamfahrer , 04.10.2020 10:59

Hallo in die Runde!

Mein Fahrzeugpark stammt von etlichen Herstellern und ist auf Märklin-Gleise (C und K) ausgerichtet.
Die Probleme mit der Radsatz-Geometrie sind mir klar, da mache ich Justage bzw. Radsatz-Tausch.

So langsam gehe ich daran, die Fahrzeuge zu digitalisieren; ich will nur DCC nutzen.

Bei Wagen sind meine Forderungen niedrig, es geht nur um Innen- und ggfs. Schluss-Beleuchtung.
Die Wagen sind natürlich nicht vorbereitet (haben keine Schnittstelle), also werde ich sie wohl "fliegend" verkabeln.
Dafür reichen sehr einfache (also preisgünstige) Funktionsdecoder mit ein bis vier Ausgängen (ohne Schnittstelle, nur Lötpads).

Das Problem kommt, wenn ich die Wagen auf fremden Anlagen mit Analog-Betrieb einsetze: Da gibt es Umschalt-Impulse.
Mit welchen Spannungen muss ich bei halbwegs aktuellen Trafos rechnen?

Anders gefragt: Es gibt relativ günstige Funktionsdecoder mit 24 V Spannungsfestigkeit - reicht das aus?

Oder gibt es einfache Schutzschaltungen, die nur nach "innen" wirken (also die Spannung am Decoder begrenzen), ohne "außen" aufzufallen (durch kurzschluss-ähnliche Ströme)?

(Bei Lokdecodern stellt sich die Frage nicht: entweder können sie AC-Analog-Betrieb, oder sie dürfen nicht auf solche Anlagen.)

Mich interessieren auch Eure praktischen Erfahrungen, gern mit Pro- oder Contra-Aussagen zu Decoder-Herstellern und -Modellen.

Vielen Dank für alle Tipps!
Herzliche Grüße
Jörg


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#2 von alexus , 04.10.2020 13:35

Hallo Jörg

Das ist wohl egal ob Lok- oder Funktionsdecoder. Die Spannungsfestigkeit sollte immer auf den maximalen Wert berechnet werden.
Nominelle Spannung 24V, im Leerlauf auch bis zu 27V, davon die Spitzenspannung ( x Wurzel 2) sind dann rund 38V, plus ein bisschen Reserve wären 40V. Bei meinem Nachbarn mit alten Trafos waren es mit einem Gleichrichter und Siebelko sogar 42V
Darauf würde ich alle Decoder, wenn auch analoger Wechselspannungsbetrieb gewünscht ist, auslegen. Z. B. halten ESUs meist nur bis zu 35V aus, Tams rät bei Decodern ganz ab, Zimo hat ein paar im Programm mit bis zu 50V.


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#3 von JoWild , 04.10.2020 13:48

Hallo
Mit modernen weißen Märklin-Fahrgeräten sind die 35V eingehalten, da absolut nicht mehr als 24 V effektiv wegen Spielzeugzulassung herauskommen dürfen --> 33,94 V. Mit blauen ist da ein gewaltiges Problem. Auch ältere fremde elektronische Fahrgeräte sind da problematisch. Mein schönes ROCO ASC 1000 ist da z.B. unbrauchbar, weil Umschaltimpulsspannung zu hoch und der Impuls zusätzlich zu kurz --> schaltet nicht um und "grillt" sensible Decoder.


Ich wünsche allen Freude an ihrer Modellbahn
Joachim


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#4 von SAH , 04.10.2020 13:59

Moin Joachim,

trotzdem sind 35VAC viel zu wenig!
Auch mit den modernen "weißen" Trafos, also 66470 sind schon Dekoder gegrillt worden.
Überschlagsrechnung: 24V Nennspannung ×1,41 +10% = 33,9V +3,4V = 38,3V.
Das muss mindestens ausgehalten werden.
Im Zusammenhang mit alten Trafos sollten es 45V (6173 usw) bzw. 50V (6177 usw.) sein.

Wer sich nicht zutraut, das Typenschild zu lesen, dem bleibt entweder kompletter Austausch gegen nrue Trafos oder Verzicht auf den Betrieb.


Mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#5 von Langsamfahrer , 08.10.2020 21:44

Nochmal Hallo!

Vielen Dank in die Runde für die hilfreichen Antworten.

Dem Hinweis von Alexander folgend, habe ich mir die Zimo-Decoder näher angesehen:
- Die Spannungsfestigkeit wird in den Übersichts-Tabellen nicht genannt, nur in den Bedienungsanleitungen.
- Unter den Funktionsdecodern werden für MX685 .. MX689 AC-Umschaltimpulse bis 50V angegeben.
- Unter den Lokdecodern werden für MX630 .. MX634 AC-Umschaltimpulse bis 50V angegeben.
(Die Decoder mit Sound habe ich nicht beachtet.)

Vorsicht: In der Übersicht ist auch der MX623 mit 50V angegeben, bei den Daten nicht mehr. Ich habe per Mail bei Zimo gefragt und als Antwort "MX623 nur bis 35V" erhalten, die Übersicht werden sie korrigieren.

Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob ich "auf Nummer sicher" gehe und 50V-Decoder nehme, "auf Risiko" mit 35V-Decodern (Trafo gut anschauen) oder den Einsatz auf Analog-Anlagen doch ausschließe (dann reichen 24V). Zumindest habe ich jetzt die Info.

Gute (Modell-) Fahrt für Euch alle!
Jörg


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#6 von Railwolf , 09.10.2020 08:53

Hallo Jörg,

Zitat

"auf Risiko" mit 35V-Decodern (Trafo gut anschauen)



hast du dies richtig gelesen?

Zitat

trotzdem sind 35VAC viel zu wenig!
Auch mit den modernen "weißen" Trafos, also 66470 sind schon Dekoder gegrillt worden.
Überschlagsrechnung: 24V Nennspannung ×1,41 +10% = 33,9V +3,4V = 38,3V.
Das muss mindestens ausgehalten werden.



Trafo anschauen reicht nicht, du müßtest auch sicherstellen, daß primärseitig nie mehr als 230V eingespeist werden. Da sind aber 10% Toleranz nach oben (und unten) gesetzlich erlaubt und werden auch von den Elektrizitätslieferanten durchaus genutzt, so daß du die von Stephan-Alexander angegebenen 38,3V als Entscheidungsgrundlage nutzen solltest, wenn du nicht im Schaltkasten deines Hauses einen Spannungsbegrenzer hast. Davon gehe ich nicht aus.

Anderenfalls ist das "Risiko" eher eine Gewißheit; die einzige Unsicherheit bliebe, wie lange der Decoder mitspielt.


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#7 von Langsamfahrer , 10.10.2020 15:36

Hallo Wolf,

Du hast recht.
"Gut anschauen" sollte die blauen ausschließen, aber das ist zu wenig.

Damit wird der Decoder-Markt recht eng - oder ich muss auf den Analog-Einsatz verzichten.

Danke für die Erinnerung!
Jörg


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#8 von Scheppi , 04.11.2020 12:56

Hallo Jörg,

ich leide auch unter Decodersterben bei AC Betrieb. Und gleich vorne weg auch bei den weißen M-Trafos sterben die ESU Lopis.
Inzwischen habe ich einen Tipp zur Abhilfe erhalten welchen ich leider noch nicht umsetzen konnte.

Ich zitiere jetzt mal was mir geschrieben wurde:

Es besteht nun die Möglichkeit, eine sog. bidirektionale Suppressordiode zwischen die Ausgänge "rot" und "braun" (bzw. 0 und B) eines jeden verwendeten Trafos zu schalten. Geeignet ist der Typ 1,5KE33CA (identisch 1N6283CA ). Diese Dioden sind z.B. hier oder hier verfügbar. (Das soll jetzt keine Werbung für die betr. Anbieter sein sondern ledigl. 2 mögliche Bezugsquellen nennen.)

Wichtig bei der Bestellung ist es, unbedingt auf den Zusatz CA zu achten. Nur dies sind die bidirektionalen Typen!

Die genannten Suppressordioden 1,5KE33CA begrenzen die vom Trafo abgegebene Spitzenspannung auf etwas mehr als ihren Nennwert von 33 V. Dieser Spannungsnennwert ist unbedingt einzuhalten. So hat es sich gezeigt, dass 1,5KE30CA (30 V) bereits eine zu starke Begrenzung der Ausgangsspannung des Trafos verursacht, sodass diverse Decoder den Umschaltimpuls nicht mehr erkennen. Hingegen begrenzt 1,5KE36CA (36 V) nicht mehr stark genug. Es droht wieder die Gefahr des Decodertodes.

Die mechanischen Umschaltrelais von analogen Märklin Loks funktionieren auch mit der Begrenzung durch die Suppressordioden einwandfrei.

Im normalen Fahrbetrieb (ohne Umschaltimpuls) führen die Dioden 1,5KE33CA keinerlei Begrenzung der Ausgangsspannung des Trafos durch, erwärmen sich also nicht. Zu beachten ist jedoch, dass die Suppressordioden sehr heiß werden können, wenn sie zu lange mit dem Umschaltimpuls gequält werden!


Ich halte diese Idee für praktikabel und preiswert. Bei nächster Gelegenheit versuche ich damit einen Decoder zu rösten. gehe aber davon aus dass dies nicht mehr passieren wird.

Grüße
Markus


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RE: Welche Spannungsfestigkeit ist für den AC-Umschaltimpuls nötig (bei Funktionsdecodern)?

#9 von alexus , 04.11.2020 13:33

Hallo Markus

Ich hab für meinen Nachbarn das mit den Dioden mal nachgebaut und am Oszi angeschaut.
Die Sinuswellen werden sauber bei 33V abgeschnitten. Allerdings laufen rund 1A dann über die Dioden, die werden wirklich sehr heiß. Ist eher „quick and dirty“ ops: ops:
Trafo war ein 6631, mit 220V auf dem Typenschild, ohne Dioden 39V Spitze, bei 27V effektiv Umschaltspannung.
Durch die Belastung mit den Dioden sinkt die effektiv Umschaltungspannung auf 26V.
War ganz spannend das auszuprobieren, man ist ja neugierig.

Tante Edit: Mit Decodern hab ich das noch nicht getestet.


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#10 von SAH , 04.11.2020 15:06

Moin Alexander (@Alexus),

diese Supressordiode habe ich erfolgreich an meinen Trafos Typ 6173 eingesetzt.
Wenn die Heiß werden sollten, dann entweder weil Du zu lange bruzzelst oder Du nutzt einen trafo, der 36Veff abgibt (6177).
Im normalen Betrieb sichern Die sehr gut ab.

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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