Hi,
ich kann die Fragestellung sehr gut nachvollziehen. Als ich nach 40 Jahren einfach mal wieder meine Bahn aufbauen wollte dachte ich noch nicht an Digitalisierung, ich wollte einfach nur alles wie damals haben. Als mir aber klar wurde dass mein in Kindheitstagen unerfüllbarer Traum - mehrere Loks auf einem Stromkreis unabhängig voneinander steuerbar - Realität werden könnte mit Digitaltechnik war der Entschluss zum Umstieg gefallen.
Allerdings brauchte ich nicht mal einen Tag um über die käuflichen Produkte den Kopf zu schütteln. 3-stellige Summen für.... so etwas, nein danke.
Ich habe mir dann mein eigenes System aufgebaut. Für mich kam nur DCC in Frage, also habe ich DCC++ als Zugsteuerung aufgebaut (keine 30€ inkl. Gehäuse). Das ist auch nur dem geschuldet dass ich bisher keine Lust hatte auch noch Lokdecoder zu entwickeln - irgendwann will man ja auch mal fahren.
Bei Zubehördecodern sah das anders aus, so einer ist in einem Tag entwickelt inkl. Platine. Vorteil meiner Lösung: vom Gleis getrennte Signalübertragung, auf Wunsch auch per WLAN steuerbar, programmierbar. Der Decoder ist diagnosefähig (ähnlich wie vom Kfz bekannt). Kosten liegen bei 6€, der Decoder hat 4 Ausgänge mit denen 2 Magnetartikel (Signale, Weichen) oder eben 4 Ausgänge wie Motoren oder LEDs gesteuert werden können. Funktionen sind derzeit Signale, Weichen und diverse Lichteffekte. Verdrahtungsaufwand ist ein 6-pol- Flachbandkabel von einem Decoder zum anderen (Bustopologie, druchfgeschleift für einfache Verdrahtung). Zudem habe ich einen Verteiler entwickelt (5€ der 6 Zubehördecoder verbinden kann.
Zuerst habe ich RocRail eingesetzt - ein Krampf (aber irgendwann will man ja auch mal fahren). Aber parallel habe ich einen Server entwickelt welcher eine beliebige Anzahl Clients verwalten kann. Der Server läuft auf meiner Synology NAS, die war halt schon da. Ein rPI, bPI, Windows-Server o.ä. ginge natürlich ebenso. Der Server übernimmt zentral die Ansteuerung der DCC++-Station, koordiniert die Client-Befehle (sequncing, synchronization) und übernimmt z.B. die Speicherung (Persistierung) des Zustands der Anlage nach jeder Änderung (also nach jedem Befehl). Beim Einschalten der Anlage stellt der Server dann den letzten Zustand wieder her, d.h. alle Weichen liegen wie zuvor, alle Züge fahren (oder stehen) wie zuvor.
Als Clients habe ich eine Web-Anwendung programmiert welche eine kompfortable graphische Benutzerschnittstelle bietet. Das ist beim Fahren ok, beim Schalten von Weichen oder anderen Verbrauchern komfortabel und beim Programmieren ist es ein Traum. Keine Bitrechnerei mehr, kein Nachschlagen in Bedienungsanleitungen von Decodern, einfach Häkchen setzen bzw. Werte eintragen und fertig.
Die Clients sind per WLAN mit dem Server verbunden. LAN ginge technisch auch, macht aber keinen Sinn da der Server 2 Etagen entfernt steht.
Da das Fahren über Handy oder PC nicht unbedings meins ist habe ich mir noch einem Fahrregler gebaut (ca. 20€, über die Hälfte fürs Gehäuse). Der bindet sich auch über WLAN an und hat neben einem OLED-Display einen Inkrementalencoder der mir haptisch sehr gut gefällt gegenüber Poti oder - ganz widerlich in meinen Augen - Schieberegler auf einem Display der über Finger (Handy) oder Maus (PC) bewegt wird. Der Fahrregler steuert eine beliebige Anzahl Loks, es gibt Presets auf der Tastatur für 3 Loks (frei definierbar). Licht, Fahrtrichtung, Telex-Kupplungen können über Menü oder Tastatur ausgelöst werden.
Was die gemeinsame Übertragung von Energie und Signalen angeht, beim Einstieg in die Digitaltechnik dachte ich auch dass das problematisch sei. Aber inzwischen denke ich da anders. Zumal ich meine Anlage inzwischen so im Griff habe dass bei Kontaktproblemen an den Gleisen (die liegen noch unbefestigt, sind 40 Jahre alt und in (sau)mäßigem Zustand) eben auch die Loks langsamer fahren aber immer noch alle Befehle einwandfrei empfangen. Ach ja, ich verwende genau eine Einspeisung. Auch das ist ja in den Augen vieler Leute Frevel.
Es geht also einiges im Moba-Bereich. Man muss es eben einfach mal machen. Wenn man nur den Meinungen anderer Leute hinterherläuft wird man auch nur bestenfalls soweit kommen wie diese gekommen sind aber keinen Schritt weiter. Und was ich bei diesen Leuten inzwischen nur noch schmunzelnd zur Kenntnis nehme ist die Schwerstbedenkenträgermentalität gegenüber Neuerungen. Das ist natürlich in der Gesellschaft ohnehin verankert, erscheint mir im Moba-Bereich aber noch um einiges stärker vertreten. Im Gegensatz dazu steht dann wieder das Festhalten an bestehender Technik, selbst wenn man damit noch so viele Probleme hat (ob technisch bedingt oder durch Fehlbedienung bzw. Betreiben außerhalb der Spezifikation soll hier mal egal sein). Mir erscheint das so als ob man da lieber bei der Technik bleibt in die man sich eingearbeitet hat statt auf Neues zu setzen und damit wieder am Anfang zu stehen. Menschlich verständlich aber letztlich ein Innovationskiller da auch Hersteller nun mal auf die Akzeptanz ihrer neuen Technik angewiesen sind.
Gruß