Da darf man einen Raum nutzen, 3,98 m x 3,15 m und bekommt die Einschränkung: „Aber nur an der Wand lang, 60 bis 70 cm tief...“ Und dann hat der Raum blöderweise noch eine Tür.
Da ich gerne Züge fahren sehe, der Platz aber eine Bearbeitung eines Bahnhofsthemas mit langen Weichen und langen Zügen nicht zulässt, war ein wenig Beschränkung gefragt. Ich beschloss also, auf der einen Seite des Raumes einen Schattenbahnhof mit Fiddleyard unterzubringen und auf der anderen Seite des Raumes nur eine zweigleisige Hauptstrecke. So ganz ohne Bahnhof. Als Aktionelement ist dort ein Abzweig enthalten, von dem eine eingleisige Strecke zu einem kleinen Nebenbahnhof geht. So ganz ohne geht es also doch nicht. Um einen Ringverkehr zu ermöglichen, wird die Tür mit einem klappbaren Streckenabschnitt überbrückt. Der sichtbare Teil der Strecke hat einen Gleisabstand von 46 mm und Radien von 1200 und 1246 mm. Da sehen auch maßstäbliche Schnellzugwagen nicht schlecht aus. An der Abzweigstelle sind Roco-Weichen mit 10° Abzweigwinkel verbaut. An der Gleisverbindung mussten die Weichen gekürzt werden. Die Strecke wird später elektrifiziert.
Der Schattenbahnhof verfügt über je 3 Richtungsgleise und zwei Wendezuggleise. Außerdem sind ein Umsetzgleis für Fahrzeuge der Nebenbahn und ein paar Abstellgleise vorhanden. Die Nutzlängen der Gleise sind 311 cm, 253 cm, 246 cm und in der Gegenrichtung 272 cm, 243 cm und 245 cm. Das genügt für Züge mit 8-9 Schnellzugwagen. Jeder Zug hat sein festes Gleis, von dem er per Tastendruck abgerufen werden kann. Somit sind 5 Zugfahrten in jede Richtung möglich. Dadurch, dass wir Rechtsverkehr haben, ist ein Gleiswechsel auf der Brücke erforderlich. Anders ließ sich der Einfahrbereich des Schattenbahnhofes rechts nicht gestalten, weil ich eigentlich Bogenweichen vermeiden wollte. Sollte nun das innere Bogengleis auf der rechten Seite der Anlage durch einen Bauzug belegt sein, können die Züge, die von links kommen, als Falschfahrt die Baustelle passieren. Zusätzlich erhält das äußere rechte Bogengleis noch ein Deckungssignal der Abzweigstelle. Dieses kann manuell auf „Halt“ gehalten werden. Somit werden alle Fahrzeuge gezwungen, anzuhalten. Das hat den Sinn, eine Soundlok beim Halten und Anfahren genießen zu können. Einsehbar von der Hauptstrecke ist ein Abschnitt von rund 4 Metern.
Vom Abzweig geht es auf eine Rampe zum Endbahnhof. Diese Rampe ist voll einsehbar und so kann eine Zugfahrt von der Ausfahrt des Schattenbahnhofes bis zum Endbahnhof komplett verfolgt werden. Der Zug legt dabei ziemlich genau 10 m zurück. An bestimmten Stellen im Endbahnhof sind Magnete unter dem Gleis angebracht, um Fahrzeuge, die mit Kadee-Kupplungen ausgerüstet sind, berührungslos entkuppeln zu können. Auf der Nebenbahn verkehren ein Triebwagen, ein Personenzug und ein Güterzug mit wechselnder Zusammenstellung. Gleismaterial im sichtbaren Bereich Roco-Line, im Schattenbahnhof Piko-A. Piko würde ich beim nächsten Projekt aber nicht mehr benutzen, da mir die Weichen zu steil sind.
Gesteuert wird mit itrain, wobei ich davon nur die Logik nutze. Also automatisierter Betrieb auf der Hauptstrecke und manuell eingefädelte Fahrten auf der Nebenbahn. So kann auf Knopfdruck eine Fahrstraße vom oder zum Endbahnhof eingestellt werden und den Zug fährt man dann manuell. Die Fahrstraße muss dann auch wieder aufgelöst werden. Eine Zugfahrt vom Schattenbahnhof zum Endbahnhof inklusive Umsetzen der Lok dauert bei vorbildlichen Geschwindigkeiten gut 5 Minuten. Gleisradius der Nebenbahn ist 888 mm. Es wurden 10°-Weichen verbaut. Die DKW in der Einfahrt hat Schutzweichenfunktion, weil dahinter das Gefälle mit 40 Promille beginnt. Sie hat auch tatsächlich schon einen Unfall verhindert...
Das Abstellgleis dient zum Abstellen der Personenzuggarnitur, aber auch als Aufstellgleis für Güterzüge. Anders können nicht alle Ladestellen und der Anschließer bedient werden. Etwas Gehirnschmalz erfordert das Umsetzen des Güterzugbegleitwagens bei Dampfbetrieb, weil er ja prinzipiell hinter der Lok läuft. Der Rest des Nahgüterzuges ist gemischt, so dass sich der Rangierer einen Kopf machen kann, wie er die Wagen mit möglichst wenigen Rangierfahrten einsammelt oder verteilt.
Im Fiddleyard ist das anders gelöst. Da ist das Ziehgleis so lang, dass der Güterzugbegleitwagen und die Zuglok passen. Dort steht immer ein zweiter Güterzugbegleitwagen drauf. Fährt ein Güterzug ein, kuppelt er zuerst den Zug vom Pwg ab und drückt den Zug zurück. Dann wird der Pwg abgekuppelt und stehen gelassen. Beim Vorziehen nimmt die Lok den dort bereits wartenden Pwg mit und setzt ans andere Ende des Zuges oder der Zug wird neu zusammengestellt. Somit ist nicht immer der gleiche Pwg unterwegs. Auch kann die Lok getauscht werden. Kommt der nächste Zug, schiebt die Lok den auf dem Einfahrgleis stehenden Pwg mit auf das Ziehgleis und das Prozedere beginnt von vorn. Bei Dieselbetrieb bliebt der Wagen dort einfach stehen.
Die Anlage ist seniorengerecht aufgebaut, die Verkabelung erfolgte von oben. Die Gleise im Endbahnhof liegen derzeit provisorisch, da die finale Position der Entkupplungsmagnete noch nicht festgelegt wurde.
Auf eine Wendel wurde verzichtet, so dass der Endbahnhof nicht allzu hoch über dem Schattenbahnhof liegen kann. Um Eingreifen zu können, wurde der Endbahnhof am hinteren Anlagenrand angeordnet und die Landschaft und Ausgestaltung auf lose aufgelegten Brettchen im Vordergrund. Durch die Blende mit der Beleuchtung entsteht eine Art Bühne, auf der die Bahn eine untergeordnete Rolle spielen wird, da es mir auf das Fahren der Züge ankommt und nicht auf den Rangierbetrieb.
Aktueller Stand ist, dass die Technik funktioniert und die ersten Bahnsteigteile im 3D-Drucker erzeugt werden. Eine grobe Vorstellung von der Landschaft habe ich auch schon, traue mich aber da noch nicht so richtig ran.
Viele Grüße
Mario